Spurgeon, Charles Haddon - Mose Entscheidung.

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Spurgeon, Charles Haddon - Mose Entscheidung.

„Durch den Glauben wollte Mose, da er groß ward, nicht mehr ein Sohn heißen der Tochter Pharaos, und erwählte viel lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben; und achtete die Schmach Christi für größeren Reichtum, denn die Schätze Ägyptens; denn er sähe an die Belohnung.„
Hebr. 11,24—26.

Im letzten Sabbat sprachen wir von dem Glauben der Rahab. Wir hatten ihres früheren, schlimmen Charakters zu gedenken und zu zeigen, dass dessen ungeachtet ihr Glaube triumphierte, sie errettete und auch gute Werke hervorbrachte. Nun ist mir der Gedanke gekommen, dass einige sagen würden: „Dieser Glaube ist ohne Zweifel sehr passend für Rahab und für Personen dieser Klasse; Leute, denen es an Tugend und an Licht fehlt, mögen dem Evangelium folgen und es mag für sie sehr angemessen und nützlich sein, aber die bessere Klasse von Menschen wird es nie annehmen.“ Ich hielt es für möglich, dass manche mit einem verächtlichen Lächeln allen Glauben an Gott verwerfen würden, als unwürdig für Personen in einer höheren Lebensstellung und von einer andren Bildungsstufe. Wir haben deshalb das Beispiel des Mose genommen, das in geradem Gegensatz zu dem von Rahab steht, und wir hoffen, dass es helfen wird, das Spötteln zu verbannen; obgleich dies in der Tat von geringer Wichtigkeit ist, denn wenn ein Mensch das Spötteln liebt, so ist es kaum der Mühe wert, fünf Minuten im Beweisführen gegen ihn zu verschwenden. Der Spötter ist gewöhnlich eine so unbedeutende Persönlichkeit, dass sein Spott unbeachtet zu bleiben verdient. Wer groß im Spötteln ist, ist zu nichts andrem gut, und man kann ihn gern in Ruhe seinen Beruf erfüllen lassen.

Mir kam auch der Gedanke, dass vielleicht einige in allem Ernst sagen möchten: „Ich bin durch Gottes Vorsehung und die Verhältnisse, in denen ich lebe, von äußerer Sünde frei gehalten worden; überdies bin ich kein Mitglied der niederen Stände und gehöre nicht zu der Klasse von Personen, deren angemessene Vertreterin Rahab sein würde. In der Tat, ich bin durch Gottes Vorsehung in eine ganz vorzügliche Stellung gesetzt, und kann ohne Eigenliebe einen höheren Charakter für mich in Anspruch nehmen.„ Es ist möglich, dass solche das Gefühl haben können, als wären sie gerade durch diese Überlegenheit im Nachteil. Der Gedanke ist durch ihre Seele gegangen: „Das Evangelium ist für Sünder; es kommt offenbar zu den vornehmsten Sündern und segnet sie. Wir geben gern zu, dass wir Sünder sind, aber vielleicht sind wir, weil wir nicht offenbar gesündigt haben, uns der Sünde nicht so bewusst, und deshalb ist unser Gemüt nicht so wohl vorbereitet, die reiche Gnade Gottes zu empfangen, die zu den Schlechtesten der Schlechten kommt.“ Ich habe einige gekannt, die fast gewünscht haben, dass sie buchstäblich dem verlornen Sohn in seinen Irrwegen glichen, damit sie ihm so mehr in seiner Wiederkehr gleichen möchten. Es ist ganz und gar ein Irrtum, mit dem sie sich quälen, aber es ist durchaus kein ungewöhnlicher. Vielleicht werden sie, wenn wir ihrer Beachtung einen der Glaubenshelden vorführen, der ein Mann von edlem Rang, hoher Bildung und reinem Charakter war, dahin gebracht werden, anders zu denken. Mose gehörte zu der edelsten Klasse von Menschen, aber er ward durch den Glauben allein errettet, gerade durch denselben Glauben, der Rahab errettete. Dieser Glaube trieb ihn zu dem treuen Dienste Gottes und zu einer beispiellosen Selbstverleugnung. Mein ernstliches Gebet ist, dass ihr, die ihr sittlich gut, liebenswürdig und gebildet seid, in der Handlung des Mose ein Beispiel für euch sehen möchtet. Verachtet nicht länger ein Leben im Glauben an Gott. Es ist das eine, was euch fehlt, das eine, was vor allem andren nötig ist. Seid ihr junge Männer von hoher Stellung? Mose war es auch. Seid ihr Männer von fleckenlosem Charakter? Er war es auch. Seid ihr jetzt in einer Lage, wo es euch viel kosten würde, eurem Gewissen zu folgen? Mose hielt sich an Den, den er nicht sähe, als sähe er Ihn, und obgleich er eine Zeitlang ein Verlierender war, ist er nun durch seinen Verlust ein ewiglich Gewinnender. Möge der Geist Gottes euch geneigt machen, dem Pfade des Glaubens, der Tugend und Ehre zu folgen, wo ihr solch einen Mann wie Mose vorangehen seht.

Wir wollen zuerst betrachten die entschiedene Handlungsweise des Mose; und zweitens die Quelle der Entschiedenheit seines Charakters — es war „durch den Glauben.„ Drittens wollen wir hineinblicken in die Schlussfolgerungen, durch welche der Glaube seine Handlungsweise leitete, danach wollen wir kurz einige praktische Lehren betrachten, welche der Gegenstand uns an die Hand gibt.

I.

Zuerst lasst uns die entschiedene Handlungsweise Mose betrachten. „Da er groß ward, wollte er nicht mehr ein Sohn heißen der Tochter Pharaos.“ Wir brauchen nicht die Geschichten zu erzählen, die von Josephus und andren alten Schriftstellern über die frühere Zeit des Mose berichtet worden, wie z. B., dass er die Krone Pharaos genommen und sie mit Füßen getreten. Dergleichen mag wahr sein; es ist ebenso möglich, dass es bloße Erfindung ist. Der Geist Gottes hat jedenfalls keine Notiz davon in der Heiligen Schrift genommen, und was Er nicht des Berichtens wert hält, brauchen wir nicht des Beachtens wert zu halten. Auch werde ich nur eben hindeuten auf Antworten, wenn gefragt wird, wie es kam, dass Mose nicht weniger als vierzig Jahre am Hofe Pharaos blieb und ohne Zweifel während dieser Zeit „der Sohn der Tochter Pharaos„ genannt wurde, und, wenn er sich nicht an sündlichen Vergnügungen ergötzte, doch jedenfalls seinen Teil an den Schätzen Ägyptens hatte. Es ist wohl möglich, dass er bis zum Alter von vierzig Jahren kein bekehrter Mann war. Wahrscheinlich war er in seinen früheren Tagen in jeder Hinsicht ein Ägypter, ein eifrig Studierender, sehr bewandert in ägyptischer Weisheit, und wie Stephanus uns in der Apostelgeschichte sagt: „Mächtig in Werken und Worten.“ Während jener frühen Zeit war er mit Philosophen und Kriegern vertraut und vergaß vielleicht in seinem eifrigen Streben seine Nationalität. Wir sehen die Hand Gottes darin, dass er vierzig Jahre am Hofe Pharaos war; was für Böses oder welche Unentschiedenheit ihn auch dort gehalten haben mag, so sehen wir doch das gute Resultat, das Gott daraus hat entstehen lassen, denn durch seine Erfahrung und Beobachtung ward er umso fähiger, ein Volk zu regieren, und ein passenderes Werkzeug in der Hand Gottes, um den israelitischen Staat in seine bestimmte Form hinein zu bilden. Vielleicht hat er während der vierzig Jahre versucht, zu tun, was sehr viele gerade jetzt erstreben, versucht, ob er nicht Gott dienen und auch der Sohn der Tochter Pharaos bleiben könnte. Vielleicht war er gleichen Sinnes mit unsren Brüdern in einer gewissen Kirche, die gegen Ritualismus protestieren, aber dennoch in dieser Kirche bleiben, die dem Ritualismus die vollste Freiheit gibt. Vielleicht dachte er, er könne an den Schätzen Ägyptens teilnehmen und doch mit Israel Zeugnis ablegen. Er wollte als Gefährte der Priester von Isis und Osiris bekannt sein, und dennoch zu gleicher Zeit redlich für Jehovah zeugen. Wenn er diese Unmöglichkeit nicht versuchte, so haben andre in allen Zeitaltern es getan. Er mag sich damit beruhigt haben, dass er so außerordentliche Gelegenheiten zu nützlicher Wirksamkeit hätte, dass er sie nicht wegwerfen dürfte, indem er sich den israelitischen Dissidenten anschlösse. Ein offenes Geständnis seiner Privatmeinungen würde ihn von der guten Gesellschaft ausschließen, und besonders von dem Hofe, wo sein Einfluss augenscheinlich groß und wohltätig war. Es ist wohl möglich, dass dasselbe Gefühl, welches noch immer so viele Leute an einem falschen Platze festhält, auf Mose einwirkte, bis zu seinem vierzigsten Jahre; aber da, als er das volle Mannesalter erreicht hatte und unter den Einfluss des Glaubens gekommen war, riss er sich von der bestrickenden Versuchung los, was, wie ich hoffe, viele unserer würdigen Brüder auch bald zu tun imstande sein werden. Gewiss, sie werden nicht immer ein Bündnis mit den Bundesgenossen Roms aufrecht halten, sondern Manneskraft genug haben, frei zu sein. Wenn Mose, da er Kind war, als ein Kind sprach und als ein Kind dachte, so gab er doch, als er ein Mann ward, seine kindischen Ideen eines Kompromisses auf; wenn er als Jüngling glaubte, einen Teil der Wahrheit verhehlen und so seine Stellung behaupten zu können, so verschmähte er doch, als er reif genug war, um die Wahrheit völlig zu kennen, jedes Kompromiss und trat kühn hervor als der Knecht des lebendigen Gottes.

Der Geist Gottes lenkt unser Auge auf die Zeit, als Mose das volle Mannesalter erreichte: das ist, als die ersten vierzig Jahre seines Lebens vergangen waren: da wollte er ohne alles Schwanken nicht mehr der Sohn der Tochter Pharaos heißen, und trat auf die Seite des verachteten Volkes Gottes.

Ich bitte euch, zuerst zu betrachten, wer es war, der dies tat. Es war ein Mann von Bildung, denn er war gelehrt in aller Weisheit der Ägypter. Jemand sagt, er nehme nicht an, dass die Weisheit der Ägypter sehr groß gewesen sei. Nein, und unsre Weisheit ist nicht viel größer. Künftige Zeitalter werden ebenso sehr über unsre Weisheit lachen, wie wir jetzt über die Weisheit der Ägypter lachen. Die menschliche Weisheit des einen Zeitalters ist die Torheit des nächsten. Die sogenannte Philosophie, was ist sie anders, als das Verbergen der Unwissenheit unter schweren Namen und die Zusammenstellung bloßer Vermutungen in sorgsam ausgearbeiteten Theorien? Im Vergleich mit dem ewigen Licht des Wortes Gottes ist alles menschliche Wissen „nicht Licht, sondern sichtbares Dunkel.„ Männer von Bildung sind in der Regel nicht geneigt, den lebendigen Gott anzuerkennen. Die Philosophie verachtet in ihrer Selbstgefälligkeit die unfehlbare Offenbarung des Unendlichen, und will „nicht an das Licht kommen, auf dass sie nicht gestraft werde.“ Zu allen Zeiten hat ein Mann, der sich selbst für weise hielt, fast immer die Weisheit des Unendlichen verachtet. Wäre er wahrhaft weise gewesen, so hätte er sich vor dem Herrn gebeugt, aber da er es nur dem Namen nach war, so fragte er: „Wer ist der Herr?„ Nicht viele Große nach dem Fleisch, nicht viele Gewaltige sind erwählt. Sprach nicht unser Herr selber, und sein Wort ist für alle Zeit: „Ich preise Dich, Vater und Herr des Himmels und der Erde, dass Du solches den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es den Unmündigen offenbart?“ Aber doch wird zuweilen ein Mann von Bildung wie Mose durch den Segen des Himmels dahin geführt, sich auf die Seite der Wahrheit und des Rechtes zu stellen, und wenn es so ist, so wollen wir den Herrn erheben!

Außerdem, dass er ein Mann von Bildung war, war er ein Mann von hohem Rang. Er war von Thermutis, der Tochter Pharaos, an Kindesstatt angenommen, und es ist möglich, obwohl wir dessen nicht gewiss sein können, dass er durch die Adoption der nächste Erbe des ägyptischen Thrones war. Es wird gesagt, dass der König von Ägypten kein andres Kind hatte, und dass seine Tochter keinen Sohn gehabt, und Mose deshalb König von Ägypten geworden wäre. Dennoch, groß wie er war und mächtig am Hofe, verband er sich mit dem unterdrückten Volk Gottes. Möge Gott es geben, dass wir viele hervorragende Männer kühn für Gott und seine Wahrheit auftreten und die Religion der Menschen verwerfen sehen; aber wenn sie es tun, so wird es in der Tat ein Wunder der Barmherzigkeit sein, denn wenige der Großen haben das je getan. Hier und da im Himmel mag ein König gefunden werden, und hier und da mag in der Kirche einer sich finden, der ein adeliges Wappen führt und betet, aber wie schwer werden die Reichen ins Himmelreich eingehen! Wenn sie es tun, sei Gott dafür gedankt.

Neben all diesem denkt daran, dass Mose ein Mann von großen Fähigkeiten war. Wir haben davon einen Beweis in der administrativen Geschicklichkeit, mit der er die Angelegenheiten Israels in der Wüste leitete; denn ob er gleich von Gott inspiriert war, so ward doch seine eigne, natürliche Fähigkeit nicht unwirksam gemacht, sondern zu Gottes Zwecken gebraucht. Er war ein Dichter: „Da sang Mose und die Kinder Israel dies Lied dem Herrn.„ Dies merkwürdige Gedicht am Roten Meere ist eine meisterhafte Ode und beweist die unvergleichliche Kunst des Sängers. Auch der neunzigste Psalm zeigt den Umfang seiner poetischen Kraft. Er war Prophet sowohl wie Priester und König in der Mitte Israels, und ein Mann, der keinem Manne nachstand, ausgenommen dem Mann, der mehr als ein Mann war. Kein andrer Mann, von dem ich weiß, kommt in der Herrlichkeit seines Charakters Christo so nahe, wie Mose es tut, so dass wir die beiden Namen zusammen verbunden finden in dem Lobgesang des Himmels: „Und sangen das Lied Mose, des Knechts Gottes, und das Lied des Lammes.“ So seht ihr, dass er ein wahrhaft bedeutender Mann war, dennoch verband er sich mit dem Volk Gottes. Es sind nicht viele, die dieses tun, denn, der Herr hat gewöhnlich das erwählt, was schwach ist, dass Er zu schänden mache, was stark ist, auf dass sich vor Ihm kein Fleisch rühme. Doch hier nahm Er, der sich erbarmet, dessen Er sich erbarmen will, diesen großen Mann, diesen weisen Mann, und gab ihm Gnade, in dem Dienste seines Gottes entschieden zu sein. Sollte ich zu einem solchen heute morgen reden, so bete ich ernstlich, dass eine Stimme aus der großen Herrlichkeit ihn zu gleich entschiedener Handlungsweise berufen möge.

Ferner erwägt, welche Art Gesellschaft es war, die Mose sich gezwungen fühlte, zu verlassen. Als er von Pharaos Hof wegging, musste er sich von allen Hofleuten und Männern hohen Standes trennen, von denen viele sehr achtungswerte Leute gewesen sein mögen. Es ist stets ein Reiz in der Gesellschaft der Großen, aber jedes Band ward von dem entschlossenen Sinn des Mose zerrissen. Ich zweifle nicht, dass ein Mann wie Mose, in aller Weisheit der Ägypter gelehrt, stets in den verschiedenen wissenschaftlichen Kreisen willkommen war; aber er gab all seine Ehren unter der Elite der Gelehrten auf, um die Schmach Christi zu tragen. Weder große Männer noch gelehrte Männer konnten ihn halten, als sein Gewissen ihm einmal den Pfad gewiesen hatte. Seid auch gewiss, dass er sich von manchem Freund losreißen mussten. Im Laufe von vierzig Jahren, muss man annehmen, hatte er Verbindungen angeknüpft, die ihm lieb und teuer waren, aber zum Bedauern vieler verband er sich mit der unbeliebten Partei, die der König niederzutreten suchte, und deshalb konnte ihn hinfort kein Hofmann als Freund anerkennen. Vierzig Jahre lang hatte er in der Einsamkeit der Wüste gelebt, und kehrte nur zurück, um das Land Ägypten mit Plagen zu strafen, so dass seine Trennung von all seinen früheren Freunden vollständig gewesen sein muss. Aber, o aufrichtige Seele, sollte es jedes teure Band zerbrechen, sollte es dich hinwegreißen von allem, was du liebst, wenn dein Gott es fordert, so bringe das Opfer sogleich. Wenn dein Glaube dir gezeigt hat, dass das Verbleiben in deiner gegenwärtigen Stellung eine Mitschuld an Irrtum oder Sünde in sich schließt, so reiß dich los, ohne weitere Unterhandlungen. Lass die Netze des Vogelstellers dich nicht halten, sondern wenn Gott dir Freiheit gibt, schwinge dich ungefesselt empor und danke Gott für Erlösung. Jesus verließ die Engel um deinetwillen; kannst du nicht die Beste der Gesellschaften um seinetwillen verlassen?

Aber ich bewundere Mose am meisten, wenn ich erwäge, nicht nur, wer er war, und die Gesellschaft, die er aufzugeben hatte, sondern die Leute, mit denen er sich verbinden musste, denn in Wahrheit, die Anhänger des wahren Gottes waren persönlich keine liebenswürdigen Leute zu der Zeit. Mose war willig, die Schmach Christi auf sich zu nehmen und die Trübsal des Volkes Gottes zu ertragen, als, wie ich wiederum zu bemerken wage, nichts sehr Anziehendes an den Leuten selbst war. Sie waren äußerst arm, sie waren im ganzen Lande als niedrige Knechte zerstreut, mit Ziegelbrennen beschäftigt, und dies Ziegelbrennen, das ihnen gerade zu dem Zweck auferlegt war, dass ihr Sinn dadurch gebrochen werden sollte, hatte sein Werk nur zu gut getan. Sie waren ganz mutlos, sie hatten keine Führer, und wären nicht bereit gewesen, ihnen zu folgen, wenn solche aufgestanden wären. Als Mose, der ihre Sache zu der seinigen gemacht hatte, sie benachrichtigte, dass Gott ihn gesandt, nahmen sie ihn zuerst auf, aber als des Propheten erste Tat Pharao veranlasste, ihre Arbeit zu verdoppeln, indem er befahl, dass ihnen kein Stroh mehr geliefert werden sollte, machten sie Mose sofort Vorwürfe; eben wie vierzig Jahre früher, als er sich bei ihrem Zank ins Mittel legte, einer von ihnen sprach: „Willst du mich auch erwürgen, wie du den Ägypter erwürget hast?„ Sie waren buchstäblich eine Herde Sklaven, gebrochen, zertreten und verzagt. Es ist eins von den schlimmsten Dingen bei der Sklaverei, dass sie die Menschen entmannt und auf Generationen hinaus unfähig zum vollen Genuss der Freiheit macht. Selbst wenn Sklaven Freiheit erlangen, so können wir nicht erwarten, sie so handeln zu sehen, wie die, welche frei geboren sind, denn in der Sklaverei geht das Eisen in die Seele und bindet den Geist. So ist es klar, dass die Israeliten keine sehr auserlesene Gesellschaft für den hochgebildeten Mose waren: obgleich ein Prinz, musste er gemeinsame Sache mit den Armen machen; obgleich ein freier Mann, musste er mit Sklaven sich befreunden; obgleich ein Mann von Bildung, musste er sich mit unwissenden Leuten verbinden; obgleich ein Mann von Mut, musste er sich mit mutlosen Leibeignen vergesellschaften. Wie viele würden gesagt haben: „Nein, ich kann das nicht tun; ich weiß, mit welcher Gemeinde ich mich verbinden müsste, wenn ich der Schrift völlig folgen und in allem dem Willen des Herrn gehorchen wollte; aber die Leute sind ja so arm, so ungebildet, und ihr gottesdienstliches Gebäude hat so gar keine architektonische Schönheit. Ihr Prediger ist ein einfacher, derber Mann, und sie selber nicht sein. Kaum ein Dutzend von der ganzen Sekte können Equipage halten; ich werde von der Gesellschaft ausgeschlossen sein, wenn ich mich mit ihnen vereinige.“ Haben wir nicht diese niedrigen Beweisgründe gehört, bis sie uns zum Ekel wurden, und doch haben sie großen Einfluss auf dies hirnlose, herzlose Geschlecht. Sind keine mehr übrig, welche die Wahrheit lieben, selbst wenn sie keine Zierraten trägt? Sind keine da, die das Evangelium mehr lieben als Pomp und Prunk? Wenn Gott einen Mose erweckt, was kümmert es den, wie arm seine Brüder sind? „Sie sind Gottes Volk,„ sagt er, „und wenn sie sehr arm sind, so muss ich ihnen umso freigebiger helfen. Wenn sie unterdrückt und mutlos sind, umso mehr Grund, dass ich zu ihrem Beistand komme. Wenn sie Gott und seine Wahrheit lieben, so bin ich ihr Mitstreiter, und will alt ihrer Seite in der Schlacht stehen.“ Ich zweifle nicht, dass Mose dies alles überdachte, aber sein Entschluss ward gefasst, und er nahm schnell seinen Platz ein.

Zu diesem allen muss noch etwas Trauriges von Israel gesagt werden, das Mose viel Schmerz gekostet haben muss. Er fand, dass unter Gottes Volk manche waren, die Gott keine Ehre brachten, und sehr schwach in ihren Grundsätzen waren. Er beurteilte nicht das ganze Volk nach den Fehlern einiger, sondern nach ihren Regeln und Einrichtungen: und er sah, dass die Israeliten mit all ihren Fehlern das Volk Gottes waren, während die Ägypter mit all ihren Tugenden es nicht waren. Nun, jeder von uns hat die Pflicht, die Geister an dem Worte Gottes zu prüfen, und dann furchtlos seiner Überzeugung zu folgen. Wo wird Christus als das Haupt der Gemeinde anerkannt? Wo nimmt man die Schrift wirklich als Glaubensregel an? Wo werden die Lehren von der Gnade bestimmt geglaubt? Wo werden die göttlichen Stiftungen verwaltet, wie der Herr sie verordnet? Denn mit diesem Volk will ich gehen, ihre Sache soll meine Sache, ihr Gott soll mein Gott sein. Wir suchen keine vollkommene Gemeinde diesseits des Himmels, aber wir suchen eine Gemeinde frei von Papsttum, Sakramentarismus und falscher Lehre, und wenn wir keine finden können, so wollen wir warten, bis wir es können, aber mit Falschheit und Pfaffentum wollen wir nie in Gemeinschaft treten. Wenn die Brüder Fehler haben, so ist es meine Pflicht, Geduld mit ihnen zu haben, und um Gnade zu beten, das Übel zu überwinden; aber mit Papisten und Rationalisten müssen wir uns nicht vereinen, sonst wird Gott es von unserer Hand fordern.

Betrachtet nun, was Mose aufgab dadurch, dass er auf Israels Seite trat. Er gab Ehre auf — „er wollte nicht mehr der Sohn der Tochter Pharaos heißen;„ er gab Vergnügen auf — denn „er wollte nicht mehr die zeitliche Ergötzung der Sünde haben;“ und nach unsrem Apostel gab er auch Reichtum auf, denn indem er die Schmach Christi auf sich nahm, entsagte er den „Schätzen Ägyptens.„ Sehr wohl, wenn es hierzu kommt, wenn ich, um Gott zu folgen und Ihm gehorsam zu sein, meine Stellung in der Gesellschaft verlieren und ein Paria werden muss; wenn ich tausend Freuden abschwören muss, und meines Einkommens beraubt werde, so müssen doch die Forderungen der Pflicht erfüllt werden. Märtyrer gaben vorzeiten ihr Leben, sind keine mehr da, die ihren Lebensunterhalt geben wollen? Wenn wahrer Glaube in eines Mannes Herz ist, so wird er nicht lange erwägen, welches von den beiden er wählen soll, Bettelarmut oder Kompromiss mit dem Irrtum. Er wird die Schmach Christi für größeren Reichtum halten, als die Schätze Ägyptens.

Betrachtet noch einmal, was Mose auf sich nahm, als er den Hof verließ. Er nahm sehr viel Leiden auf sich, denn „er erwählte viel lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden;“ und er nahm Schande auf sich, denn er „achtete die Schmach Christi für größeren Reichtum, denn die Schätze Ägyptens.„ O Mose, wenn du dich durchaus mit Israel verbinden musst, so ist keine gegenwärtige Belohnung für dich da; du hast nichts zu gewinnen, sondern alles zu verlieren; du musst es nur aus Grundsatz tun, aus Liebe zu Gott, aus einer vollen Überzeugung von der Wahrheit, denn die Stämme haben keine Ehren, noch Reichtümer zu verleihen. Du wirst Trübsal haben, und das ist alles. Du wirst ein Narr genannt werden, und die Leute werden meinen, guten Grund zu haben, dies zu tun. Es ist gerade ebenso heute. Wenn jemand hinaus außer dem Lager gehen will, den Herrn zu suchen, wenn er zu Christo außen vor dem Tor hinaus gehen will, so muss er es aus Liebe zu Gott und seinem Christus, und aus keinem andren Beweggründe tun. Das Volk Gottes hat keine Pfründen oder Bistümer anzubieten; es bittet deshalb die Menschen, die Kosten zu überschlagen. Als ein eifriger Neubekehrter zu unsrem Herrn sagte: „Meister, ich will Dir folgen, wo Du hingehest,“ erhielt er zur Antwort: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da Er sein Haupt hinlege.„ Bis zu dieser Stunde bietet die Wahrheit keine Mitgift als sich selber an, für die, welche sich mit ihr verbinden wollen. Schmähungen, Verachtung, schmale Kost, Verspottung, Verkennung — dies ist der Lohn der Überzeugungstreue; und wenn etwas Besseres kommen sollte, so darf man doch nicht darauf rechnen. Wenn jemand edlen Sinnes genug ist, die Wahrheit um der Wahrheit willen zu lieben, und Gott um Gottes willen, und Christum um Christi willen, so möge er sich an die anschließen, die gleichen Sinnes mit ihm sind; aber wenn er irgend etwas darüber hinaus sucht, wenn er wünscht, berühmt zu werden oder Macht zu gewinnen oder gutes Einkommen zu haben, so tut er besser, seinen Platz unter den feigen Schmutz-Essern, die uns umschwärmen, zu behalten. Die Gemeinde Gottes besticht keinen Menschen. Sie hat keine Geldbelohnungen anzubieten, und würde es verschmähen, sie zu gebrauchen, wenn sie sie hätte. Wenn es nicht genug Lohn ist, dem Herrn zu dienen, so mögen die, welche mehr suchen, ihre selbstsüchtigen Wege gehen: wenn der Himmel nicht genug, mögen die, welche ihn verachten, ihren Himmel hienieden suchen. Mose handelte, da er sich dem Volk Gottes anschloss, entschieden und ein für allemal, sehr uneigennützig, ohne irgend ein Versprechen von der rechten Seite oder irgend einen Freund, der ihm in der Änderung beistand; um der Wahrheit willen, um des Herrn willen entsagte er allem; zufrieden, zu dem niedergetretenen Volk Gottes zu gehören.

II.

Nun, zweitens, was war die Quelle der Entschiedenheit Mose?

Die Schrift sagt, es war der Glaube, sonst würden manche darauf bestehen, dass es die Macht des Blutes war. „Er war von Geburt ein Israelit; und deshalb,“ sagen sie, „siegten die Instinkte der Natur.„ Unser Text gibt einen ganz andren Grund an. Wir wissen gut genug, dass die Söhne gottesfürchtiger Eltern nicht durch ihre Geburt zur Anbetung des wahren Gottes geführt werden. Die Gnade fließt nicht im Blut; die Sünde mag es tun, aber die Gerechtigkeit nicht. Wer gedenkt nicht an Söhne berühmter Liebhaber des Evangeliums, die jetzt weit im Ritualismus gefangen sind? Es war Glaube, nicht Blut, was Mose auf den Weg der Wahrheit trieb. Ebenso wenig war es Exzentrizität, die ihn dazu führte, der unterdrückten Partei sich anzuschließen. Wir haben zuweilen einen Mann von Stand und Rang gefunden, der mit Personen ganz andrer Stellung und Klasse sich vergesellschaftet hatte, einfach darum, weil er sie handeln konnte, wie andre Leute, und nach seiner eignen sonderbaren Manier leben musste. Es war nicht so mit Mose. Sein ganzes Leben hindurch könnt ihr keine Spur von Exzentrizität in ihm entdecken: er war nüchtern, fest, am Gesetze haltend; wie, wenn ich sagte, er war ein konzentrischer Mann, denn sein Zentrum war am rechten Ort und er bewegte sich nach den Vorschriften der Besonnenheit. Nicht so kann seine Entscheidung erklärt werden. Er war auch nicht durch plötzliche Aufregung vorwärts getrieben, als in seiner Seele starkes patriotisches Feuer brannte, das ihn mehr eifrig als vorsichtig machte. Nein, es mag etwas Hast darin gewesen sein, dass er den Ägypter damals erschlug, aber dann hatte er vierzig Jahre darüber nachzudenken, und doch bereute er nie seine Wahl, sondern hielt sich zu dem unterdrückten Volk Gottes und wollte nicht der Sohn der Tochter Pharaos sein. Es war also Glaube, allein Glaube, der den Propheten von Sinai befähigte, seine Entscheidung zu treffen und sie auszuführen.

Welchen Glauben hatte er? Zuerst, er hatte Glauben an Jehovah. Es ist möglich, dass Mose die verschiedenen Götter Ägyptens gesehen hatte, wie wir sie jetzt sehen in den Zeichnungen, welche von ihren Tempeln und Pyramiden kopiert sind. Wir finden da die heilige Katze, den heiligen Ibis, das heilige Krokodil und alle Arten Geschöpfe, die als Gottheiten verehrt wurden; überdies gab es Scharen sonderbarer Götzen, die aus Menschen, vierfüßigen Tieren und Vögeln zusammengesetzt waren, die heute noch in unsren Museen stehen und einst die Gegenstände abgöttischer Verehrung der Ägypter waren. Mose war dieses Symboldienstes müde. Er wusste in seinem eignen Herzen, dass ein Gott war, nur ein Gott, und er wollte nichts zu tun haben mit Amun, Pthah oder Maut. Wahrlich, meine Seele schreit zu Gott, dass edle Geister in dieser Zeit der Götter von Elfenbein, Ebenholz und Silber müde werden möchten, die unter dem Namen von Kreuzen und Kruzifixen angebetet werden, und dahin kommen möchten, jene entwürdigendste und niedrigste aller Abgöttereien zu verabscheuen, in der ein Mensch einen Gott von Mehl und Wasser macht, sich davor niederbeugt und ihn dann isst. Der Satiriker sagte von den Ägyptern: „O glückliches Volk, dessen Götter in seinen eignen Gärten wachsen;“ wir können ebensowohl sagen: „O glückliches Volk, dessen Götter in ihren eignen Öfen gebacken werden.„ Ist dies nicht die niedrigste Form des Aberglaubens, die je den menschlichen Verstand herab würdigte? Die Fetischverehrung des Negers ist nicht niedriger. O, dass mutige und treue Herzen dahin gebracht würden, sich von solcher Abgötterei abzuwenden, alle Verbindung damit aufzugeben und zu sagen: „Nein, ich kann nicht und ich darf nicht. Es ist ein Gott, der Himmel und Erde machte, es ist ein reiner Geist, der alle Dinge durch die Macht seiner Stärke erhält, ich will Ihn allein anbeten; und ich will Ihn nach seinem eignen Gesetz anbeten, ohne Bilder oder andre Symbole, denn hat Er sie nicht verboten?“ Hat Er nicht gesprochen: „Du sollst dir kein Bildnis, noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, was oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott?„ O, dass Gott den Menschen Glauben geben wollte, zu wissen, dass nur ein Gott ist, und dass der eine Gott nicht mit Riten und Zeremonien, die von Menschen verordnet sind, angebetet werden will, denn Er ist „ein Geist, und die Ihn anbeten, die müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!“ Diese eine Wahrheit, wenn sie mit Kraft vom Himmel in die Herzen der Menschen käme, würde „Sankt Peters-Kirche und Sankt Pauls„ zertrümmern von ihrem obersten Kreuz bis zu ihrer untersten Krypta; denn was lehren uns diese zwei Kirchen jetzt anders als schiere, klare Abgötterei, die eine ihren Regeln nach, die andre mit Genehmigung, denn jetzt haben Männer, die offen das anbeten, was sie „die heiligen Elemente“ nennen, Erlaubnis und Freiheit, ihre Kunst in der Kirche Englands auszuüben. Jeder Mann, der seinen Gott liebt, sollte seine Kleider rein schütteln von diesen Gräueln, und ich bete zu Gott, dass wir manchen Mose finden mögen, der so tut.

Der Glaube Mose ruhte auch auf Christus. „Christus war noch nicht gekommen,„ sagt jemand. Nein, aber Er sollte kommen, und Mose blickte auf diesen Kommenden. Er drang mit seinem Auge durch die Jahrhunderte, die dazwischen lagen, und er sah vor sich den Schiloh, von dem der sterbende Jakob sang. Er kannte die alte Verheißung, die den Vätern gegeben war, dass in Abrahams Samen alle Völker der Erde gesegnet werden sollten; und er war willig, um an dem Segen teilzuhaben, seinen Anteil an der Schmach auf sich zu nehmen. Lieben Freunde, wir werden nie einen völligen Glauben an Gott haben, wenn wir nicht auch an Jesum Christum glauben. Die Menschen haben lange versucht, und eifrig versucht, den Vater ohne den Sohn anzubeten; aber es steht geschrieben, und es wird immer so sein: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ Ihr entfernt euch von der Verehrung des Vaters, wenn ihr nicht durch die Vermittlung und die Versöhnung des Sohnes Gottes kommt. Nun, obwohl Mose nicht alles von Christo wusste, was uns jetzt geoffenbart ist, so hatte er doch Glauben an den kommenden Messias, und dieser Glaube gab seiner Seele Kraft. Die Männer, die Christum Jesum, den Herrn, aufgenommen haben, sind es, die Leiden tragen können. Wenn mich jemand fragte, was die Kovenanters zu solchen Helden machte, wie sie es waren; was unsre puritanischen Vorväter furchtlos vor ihren Feinden erhielt; was die Reformatoren zum Protestieren und die Märtyrer zum Sterben trieb; so würde ich antworten, es war der Glaube an den unsichtbaren Gott, verbunden mit dem Glauben an jenen teuren Sohn Gottes, der Mensch gewordener Gott ist. An Ihn glaubend, fühlten sie solche Liebe in ihrem Herzen, dass sie aus Liebe zu Ihm tausend Tode hätten sterben können.

Aber ferner, Mose hatte Glauben mit Bezug auf das Volk Gottes. Dies habe ich schon berührt. Er wusste, dass die Israeliten Gottes Erwählte waren, dass trotz aller ihrer Fehler Gott seinen Bund mit seinem Volk nicht brechen wollte, und er wusste deshalb, dass ihre Sache Gottes Sache war und als solche die Sache des Rechtes, die Sache der Wahrheit. O, es ist etwas Großes, wenn ein Mann solchen Glauben hat, dass er sagt: „Mir gilt es nichts, was andre Leute tun oder denken oder glauben; ich werde handeln, wie Gott es von mir verlangt. Mir gilt es nichts, was meine Mitgeschöpfe mir zu tun befehlen, nichts, was die Mode sagt, nichts, was meine Eltern sagen, soweit Religion in Betracht kommt; die Wahrheit ist Gottes Stern, und ich will folgen, wohin er mich auch führt. Wenn es mich zu einem einsamen Mann macht, wenn ich Meinungen annehmen müsste, die kein andrer sonst glaubt, wenn ich ganz und gar hinaus außen vor dem Lager gehen müsste und mich von allen Bekannten losreißen, all dieses soll so unwesentlich für mich sein, wie das Stäublein in der Wage; wenn eine Sache wahr ist, so will ich sie glauben, und ich will sie vortragen und ich will für ihre Verkündigung leiden; und wenn eine andre Lehre Lüge ist, will ich mich nicht damit befreunden, nein, nicht auf einen einzigen Augenblick; ich will nicht in Gemeinschaft mit Falschheit treten, nein, nicht auf eine Stunde. Wenn ein Weg recht und wahr ist, durch Fluten und Flammen will ich ihm folgen, wenn Jesus mich führt.„ Das scheint mir der rechte Geist zu sein, aber wo findet man ihn heutzutage? Der neuere Geist murmelt: „Wir haben alle recht, ein jeder von uns.“ Wer „ja„ sagt, hat recht, und wer „nein“ sagt, hat auch recht. Man hört einen Mann mit widerlicher Sentimentalität schwatzen, die er christliche Liebe nennt: „Wohl, ich bin der Meinung, wenn jemand ein Mohammedaner oder ein Katholik oder ein Mormone oder ein Dissident ist, wenn er nur aufrichtig ist, so steht es gut mit ihm.„ Sie schließen noch nicht ganz die Teufelsanbeter, die Thags und Kannibalen ein, aber wenn die Dinge so fortgehen, werden sie dieselbe in die glückliche Familie der Breiten Kirche aufnehmen. Das ist das heuchlerische Geschwätz der jetzigen Zeit, aber ich lege mein Zeugnis dafür ab, dass keine Wahrheit darin ist, und ich rufe jedes Kind Gottes auf, dagegen zu protestieren und, wie Mose, zu erklären, dass er kein Mitschuldiger bei einem solchen Bündnis sein kann. Es ist irgendwo Wahrheit, lasst uns sie finden, die Lüge ist nicht aus der Wahrheit, lasst uns sie verabscheuen. Es ist ein Gott, lasst uns Ihm folgen, und es kann nicht sein, dass falsche Götter auch Götter sind. Gewiss, die Wahrheit ist von einigem Wert für die Menschenkinder; gewiss, es muss etwas geben, was des Festhaltens wert ist, etwas, was wert ist, dafür zu sterben; aber es scheint heutzutage nicht, als wenn die Menschen so dächten. Lasst uns Hochachtung haben vor Gottes wahrer Gemeinde in der Welt, die bei dem Wort und der Lehre der Apostel bleibt. Lasst uns sie ausfindig machen, uns mit ihr vereinen und an ihrer Seite für Gott und seine Wahrheit kämpfen!

Noch eins, Mose hatte Glauben an die „Belohnung.“ Er sprach bei sich selber so: „Ich muss vielem entsagen und darauf rechnen, Rang, Stellung und Schätze zu verlieren; aber ich hoffe, desungeachtet ein Gewinnender zu sein, denn es kommt ein Tag, wo Gott die Menschenkinder richten wird: ich erwarte einen Richterstuhl mit unparteiischer Wage, und es wird sich dann zeigen, dass die, welche Gott treu dienten, die weisen und die rechten Männer gewesen sind, während die, welche kriechend waren und sich beugten, um Behaglichkeit zu gewinnen, finden werden, dass sie die Ewigkeit verfehlt haben, während sie nach der Zeit griffen, und dass sie den Himmel um ein elendes Linsengericht verschachert haben.„ Da dies vor seiner Seele stand, konnte man Mose nicht überreden, dass er ein Kompromiss machen müsse und nicht lieblos sein dürfe, nicht andre gute Leute richten, sondern weitherzig sein solle und an Pharaos Tochter gedenken und wie freundlich sie ihn aufgezogen, und erwägen, welche Gelegenheiten er hätte, Gutes zu tun da, wo er wäre, wie er seinen armen Brüdern ein Freund sein, welchen Einfluss er über Pharao haben, wie er das Werkzeug werden könne, die Fürsten und das Volk Ägyptens auf den rechten Weg zu führen, und wie vielleicht Gott ihn so hoch gehoben hätte zu dem Zweck, dass er dort stehen solle, wer das wissen könnte, und so weiter, und so weiter, und so weiter — ihr kennt das babylonische Gerede, denn ihr alle habt die plausiblen Argumente der „Versuchung zur Ungerechtigkeit“ gelesen oder gehört, welche in diesen letzten Tagen die Menschen lehrt, Böses zu tun, auf dass Gutes herauskomme. Mose kümmerte sich um alle diese Dinge nicht. Er kannte seine Pflicht und tat sie, was auch die Folgen sein mochten. Jedes Christen Pflicht ist es, die Wahrheit zu glauben und der Wahrheit zu folgen und die Resultate Gott zu überlassen. Wer wagt dies zu tun? Der ist eines Königs Sohn. Aber wiederum sage ich es, wer wagt dies in unsren Tagen zu tun?

III.

Drittens wollen wir kurz einige der Gründe berühren, durch die Mose in seiner entschiedenen Handlungsweise bestärkt wurde.

Der erste Grund war wohl der, er sah klar, dass Gott Gott war und deshalb sein Wort halten, sein Volk aus Ägypten bringen und ihnen ein Erbteil geben musste. Nun sagte er zu sich selbst: „Ich wünsche auf der rechten Seite zu sein. Gott ist allmächtig, Gott ist wahrhaftig, Gott ist durchaus gerecht. Ich bin auf Gottes Seite, und deshalb will ich meine Wahrhaftigkeit beweisen, indem ich die andre Seite ganz und gar verlasse.„

Dann, zweitens, haben wir es in dem Text, dass er wahrnahm, wie die Vergnügungen der Sünde nur auf eine Zeitlang sind. Er sagte zu sich: „Ich mag nur eine kurze Zeit zu leben haben, und selbst wenn ich bis zu einem hohen Alter leben sollte, so ist das längste Leben doch nur kurz; und wenn ich zum Schlusse des Lebens komme, was für eine elende Betrachtung wird es dann sein, dass ich all mein Vergnügen gehabt habe, dass es alles vorüber ist und ich nun vor Gott als ein verräterischer Israelit zu erscheinen habe, der sein Erstgeburtsrecht wegwarf, um die Vergnügungen Ägyptens zu genießen.“ O, dass die Menschen alles in der Waagschale der Ewigkeit wägen möchten! Wir werden alle vor dem Gerichte Gottes stehen in ein paar Monaten oder Jahren, und denkt daran, was wir dann fühlen werden. Der eine wird sagen: „Ich habe überhaupt nie an Religion gedacht,„ und der andre: „Ich habe daran gedacht, aber nicht genug, um zu irgend einer Entscheidung darüber zu gelangen. Ich bin mit dem Strom geschwommen.“ Ein andrer wird sagen: „Ich kannte die Wahrheit gut genug, aber ich konnte die Schmach derselben nicht tragen, man hätte mich für fanatisch gehalten, wenn ich wirklich danach gelebt hätte.„ Ein andrer wird sagen: „Ich hinkte zwischen zwei Meinungen, ich hielt es kaum für gerechtfertigt, wenn ich meiner Kinder Stellung aufgeopfert hätte, um ganz und gar der Wahrheit nachzufolgen.“ Was für traurige Gedanken müssen diejenigen überfallen, die den Heiland verkauft haben, wie Judas es tat! Was für elende Sterbebetten müssen die haben, die ihrem Gewissen treulos und gegen ihren Gott unwahr gewesen sind! Aber o! mit welcher Ruhe wird der Gläubige vorwärts blicken auf die andre Welt! Er wird sagen: „Durch Gnade bin ich errettet, und ich preise Gott, dass ich es aushalten konnte, verspottet zu werden. Ich konnte ertragen, dass man über mich lachte. Ich konnte jene Stelle verlieren, ich konnte aus jener Pachtung vertrieben und ein Narr genannt werden, und es tat mir keinen Schaden. Ich fand Trost in der Gesellschaft Christi, ich ging mit allem zu Ihm, und ich fand, dass um Christi willen Schmach leiden süßer sei, als alle Schätze Ägyptens zu besitzen. Gelobt sei sein Name! Ich entbehre die Freuden der Welt, aber sie waren keine Entbehrung für mich. Ich war froh, sie zu entbehren, denn ich fand süßere Freude in der Gesellschaft meines Herrn, und nun sind die Freuden für mich aufbehalten, die niemals enden werden,„ O Brüder, ganz und gar für Christum sein, völlig mit Ihm gehen, selbst wenn es den Verlust von allem mit sich bringt, das wird sich auf die Länge doch belohnen. Es mag euch viel Schmach für jetzt bringen, aber das wird bald vorüber sein, und dann kommt der ewige Lohn.

Und dann wiederum dachte er bei sich, dass selbst die Freuden, welche eine Zeitlang währen, so lange sie währen, nicht der Freude gleichkämen, um Christi willen geschmäht zu werden. Dies sollte uns auch stärken, dass das Schlimmste von Christo besser ist als das Beste von der Welt, dass selbst jetzt wir mehr Freude als Christen haben, wenn wir aufrichtig sind, als wir durch die Sünden der Gottlosen erlangen könnten.

Ich habe zum Schlusse nur noch dies zu sagen. Zuerst, wir alle sollten bereit sein, alles um Christi willen zu verlassen, und wenn wir es nicht sind, so sind wir nicht seine Jünger. „Das ist eine harte Rede,“ sagt einer. Ich wiederhole sie dennoch, denn ein größerer Meister hat es gesagt: „Wer Sohn oder Tochter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht wert.„ „Wer nicht absagt allem, das er hat, kann nicht mein Jünger sein.“ Jesus mag nicht von euch fordern, wirklich etwas zu verlassen, aber ihr müsst bereit sein, alles zu verlassen, wenn es gefordert wird.

Die zweite Bemerkung ist diese: wir sollten den bloßen Gedanken daran verabscheuen, Ehre in dieser Welt zu erlangen dadurch, dass wir unsre Meinungen verhehlen oder Kompromisse machen. Wenn du eine Aussicht hast, hoch geachtet zu werden dadurch, dass du den Mund hältst, so sprich sogleich und laufe nicht die Gefahr, eine so unehrenhafte Ehre zu gewinnen. Wenn du Hoffnung hast, dass die Leute dich loben, weil du so nachgiebig betreffs deiner Überzeugung bist, so bitte Gott, dich wie einen Kieselstein zu machen, dass du niemals wieder weichst; denn welchen mehr verdammenden Ruhm könnte ein Mann haben, als das Lob, das er gewinnt, weil er seine Grundsätze verleugnet, um seinen Mitmenschen zu gefallen? Hiervor möge Gott uns bewahren! Die dritte Lehre ist, dass wir uns denen zugesellen sollen, die wahrhaft Gott und der Schrift folgen, auch wenn sie nicht ganz so sind, wie wir es wünschten. Der Platz für einen Israeliten ist bei den Israeliten, der Platz für einen Christen ist bei den Christen. Der Platz für einen gründlich zu Werke gehenden Jünger der Bibel und Christi ist bei andren, die dasselbe tun, und selbst wenn sie zufällig die Niedrigsten im Lande und die Ärmsten der Armen und die Unwissendsten der Ungebildetsten der Zeitperiode sein sollten, was ist dies alles, wenn ihr Gott sie liebt und sie Gott lieben? In der Wage der Wahrheit gewogen, ist der Kleinste unter ihnen zehntausend der größten gottlosen Männer wert.

Zuletzt, wir alle müssen darauf sehen, dass wir Glauben haben. Der Glaube ist die Hauptsache. Ihr könnt keinen vollendeten Charakter bilden ohne Glauben. Beginne da, lieber Hörer. Wenn du nicht an Christum glaubst, wenn du nicht an den einen Gott glaubst, möge der Herr dich bekehren und dir jetzt die köstliche Gabe geben! Versuchen, einen Charakter zu formen, der gut ist ohne eine Grundlage des Glaubens, das heißt auf Sand bauen und Holz und Heu und Stoppeln aufhäufen, die als Holz, Heu und Stoppeln sehr gute Sachen sind, aber nicht das Feuer ertragen können; und da jeder christliche Charakter Feuer zu ertragen haben wird, so ist es gut, auf dem Felsen zu bauen und mit Gnaden und Früchten solcher Art, dass sie die Prüfung bestehen können. Du wirst geprüft werden, und wenn du dich als Feigling durch die Welt geschlichen und dadurch allen Widerspruch und allen Spott vermieden hast, so frage dich, ob du wirklich ein Nachfolger des gekreuzigten Heilandes bist, der sprach: „Wer nicht täglich sein Kreuz auf sich nimmt, und folget mir nach, der kann nicht mein Jünger sein.„ Traut den ebenen Pfaden nicht, fürchtet euch vor jenem immerwährenden Frieden, von dem Christus erklärt, dass Er gekommen sei, ihn zu brechen. Er spricht: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.“ Er kam, um Feuer auf die Erde zu bringen; „und was wollte ich lieber,„ sagte Er, „denn es brennte schon.“

„Hilf mir in dem Kampfe siegen
Wider Sünde, Höll' und Welt.
Lass mich nicht danieder liegen,
Wenn ein Sturm mich überfällt.
Führe mich aus aller Not,
Herr, mein Fels, mein treuer Gott.„

Amen.

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