Spurgeon, Charles Haddon - Habakuk (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Habakuk (Andachten)

Hab. 1,8

„Die Wölfe des Abends.“

Die Wölfe sind des Abends, wenn sie vom Herumschweifen am Tage, vom vergeblichen Haschen nach Beute, vom Hunger gequält, bis zu rasender Wut aufgeregt sind, weit gefährlicher und raubgieriger als des Morgens. So mag wohl das zur Wut entflammte Geschöpf unsre Zweifel und Befürchtungen darstellen, die nach einem zerstreuungsvollen Tagewerk, nach Verlusten in Geschäften, vielleicht nach ungerechter und hartherziger Behandlung von Seiten unserer Nebenmenschen über uns hereinbrechen. Wie heulen da unsre Gedanken uns in die Ohren: „Wo ist nun dein Gott, dem du vertraut hast?“ Wie raubsüchtig und gierig sind diese Gedanken-Wölfe, die uns allen Trost und alle Erquickung rauben und doch nachher ebenso hungrig bleiben als zuvor. Großer Hirte, erschlage diese grausamen Wölfe des Abends, und lass Deine Schafe sich lagern auf grünen Auen an stillen Wassern, ungestört vom unersättlichen Unglauben. Wie gleichen auch die höllischen Feinde den Wölfen des Abends so sehr; denn wenn die Herde Christi von einem wolkigen und trüben Tag umgeben ist und ihre Sonne unterzugehen scheint, dann eilen sie herbei, zu verzehren und zu verschlingen, was sie erreichen können. Sie fallen den Christen kaum an im Tageslicht des Glaubens, sondern in der Dämmerung der Seelenruhe überraschen und greifen sie ihn. O Du, der Du Dein Leben dargelegt hast für die Schafe, bewahre sie vor dem Rachen des Wolfes!

Irrlehrer, die listig und unermüdlich dem köstlichen Leben aus Gott nachstellen, und die Menschen durch ihre Vorspiegelungen verlocken und dann umbringen, sind nicht minder gefährlich und abscheulich als die Wölfe des Abends. Die Finsternis ist ihr Element, Falschheit ihr Wesen, Verderben ihr Ziel. Wir sind in größter Gefahr vor ihnen, wenn sie in Schafskleider gehüllt sind. Selig, wer vor ihnen bewahrt bleibt; denn Tausende sind gierigen Wölfen zur Beute geworden, die die Herde der Gemeinde zerstört haben. Welch ein Wunder der Gnade ist es, wenn heftige Verfolger bekehrt werden, denn dann weidet der Wolf friedlich neben dem Lamm, und Menschen von grausamem, wildem Gemüt werden sanft und lenksam. O Herr, bekehre viele solche! für sie bitten wir diesen Abend.

Hab. 2,3

„Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit, und wird endlich sprechen und nicht lügen. Ob sie aber verziehet, so harre ihrer; sie wird gewisslich kommen und nicht verziehen.“

Die Barmherzigkeit mag langsam scheinen, aber sie ist sicher. Der Herr hat in unfehlbarer Weisheit eine Zeit bestimmt für das Ausgehen seiner gnädigen Macht, und Gottes Zeit ist die Beste Zeit. Wir haben Eile; die Weissagung von dem Segen erregt unsre Wünsche und beschleunigt unser Sehnen; aber der Herr bleibt bei seinen Bestimmungen. Er ist nie vor seiner Zeit; Er ist nie hinter derselben zurück.

Von dem Worte Gottes wird hier geredet als von etwas Lebendigem, das sprechen wird und kommen wird. Es ist niemals ein toter Buchstabe, wie wir in Versuchung sind zu glauben, wenn wir lange auf die Erfüllung desselben gewartet haben. Das lebendige Wort ist auf dem Wege von dem lebendigen Gott, und obwohl es zu zögern scheint, tut es dies doch nicht in Wirklichkeit. Gottes Bahnzug verspätet sich nicht. Es ist nur eine Sache der Geduld, und wir werden bald die Treue des Herrn sehen. Keine seiner Verheißungen soll unerfüllt bleiben, „sie wird nicht lügen“. Keine seiner Verheißungen soll sich in Stillschweigen verlieren; „sie soll sprechen.“ Was für Trost wird sie dem gläubigen Ohr zusprechen! Keine seiner Verheißungen wird es nötig haben, erneuert zu werden, wie ein Wechsel, der nicht an dem fälligen Tage bezahlt werden konnte - „sie wird nicht verziehen“.

Komm, meine Seele, kannst du nicht auf deinen Gott harren? Ruhe in Ihm und sei stille in Frieden.

Hab. 3,3

„Gott kam vom Mittag, und der Heilige vom Gebirge Paran.“

Majestätisch sind die Wege Gottes, denn „die Wege des Herrn sind ohne Wandel;“ wir müssen ausrufen: „Gott, Dein Weg ist heilig!“ Des Menschen Wege sind wandelbar, aber die Wege Gottes sind ewig. Es gibt der Gründe viele für diese tröstliche Wahrheit; beachten wir zunächst die folgenden: Des Herrn Wege sind das Ergebnis weiser Entschlüsse. Er ordnet alle Dinge nach dem Rat seines Willens. Des Menschen Tun ist häufig die Folge rascher Leidenschaften oder ängstlicher Befürchtungen, und hintennach kommt dann die Reue und der Schmerz; aber nichts kann den Allmächtigen überraschen, noch kann etwas anders geschehen, als wie Er es zuvor versehen hat. Seine Wege sind die Früchte eines unwandelbaren Wesens, und man erkennt in ihnen die ewigen und unabänderlichen Eigenschaften Gottes. Es sei denn, dass der Ewige selber könnte dem Wechsel unterworfen sein, müssen seine Wege, Er selbst in seinem Tun, in Ewigkeit unverändert sich gleich bleiben. Ist Er ewig gerecht, gnädig, treu, weise, liebevoll? dann müssen auch seine Wege ewiglich durch dieselben Vorzüge sich auszeichnen. Weil aber bei Gott keine Veränderung ist, noch Wechsel des Lichts und der Finsternis, so bleiben auch seine Wege ewig gleich. Es ist auch kein äußerer Grund vorhanden, der Gottes Wege beeinträchtigen könnte, denn sie sind die Wirkungen einer unwiderstehlichen Kraft. „Er stand und maß das Land, Er schaute und zertrennte die Heiden, dass der Welt Berge zerschmettert wurden und sich bücken mussten die Hügel in der Welt, da Er ging in der Welt.“ „Sonne und Mond standen still, da Er auszog, seinem Volk zu helfen, zu helfen seinem Gesalbten.“

Wer darf seiner Hand Halt gebieten oder zu Ihm sagen: Was tust Du? Aber nicht die Macht allein gibt Beständigkeit; Gottes Wege sind zugleich die Offenbarung der ewigen Grundlagen der Gerechtigkeit, und darum können sie nicht vergehen. Der Same der Gottlosen kommt um, aber die Frommen und Guten bleiben, dann das Leben, das in ihnen ist, weicht im Alter nicht von ihnen. Wir wollen heute mit Vertrauen zu unserem himmlischen Vater gehen und bedenken, dass Jesus Christus derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit; und in Ihm ist der Herr allezeit gnädig seinem Volk.

Hab. 3,19

Der Herr ist meine Kraft und wird meine Füße machen wie Hirschfüße und wird machen, dass ich auf meinen Höhen gehe.

Diese Zuversicht des Mannes Gottes kommt einer Verheißung gleich; denn das, wovon der Glaube überzeugt ist, ist der Ratschluss Gottes. Der Prophet hatte durch die Tiefen der Armut und des Hungers zu wandeln, aber er ging bergab ohne zu gleiten, denn der Herr gab ihm, dass er stehen konnte. Nachher wurde er auf die Höhen des Kampfes berufen, und fürchtete sich vor dem Hinaufgehen nicht mehr, als vor dem Hinabgehen.

Sieh! der Herr lieh ihm Kraft Nein, Jahwe selber war seine Kraft. Denkt daran: Der allmächtige Gott selber wird unsre Kraft!

Bemerkt, dass der Herr ihm auch Sicherheit der Füße gab. Die Hirsche springen über Felsen und Klippen und verlieren nie den Halt für ihre Füße. Unser Herr will uns Gnade geben, den schwierigsten Pfaden der Pflicht ohne Straucheln zu folgen. Er kann unsren Fuß den Klippen anpassen, so dass wir uns zu Hause fühlen da, wo wir ohne Gott umkommen würden.

Eines dieser Tage werden wir zu noch höheren Plätzen berufen werden. Dort hinauf sollen wir klimmen, zu dem Berge Gottes, den Höhen, wo „die Glänzenden“ versammelt waren. O, was für Füße sind die Füße des Glaubens, mit denen wir zu dem Berg des Herrn emporsteigen werden!

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