Spurgeon, Charles Haddon - Ein Brunnen lebendigen Wassers - Anhang. Gebete.

Spurgeon, Charles Haddon - Ein Brunnen lebendigen Wassers - Anhang. Gebete.

Vor einer Predigt über Kol. 3. 1-2, am 28. März 1880.

Unser Vater! wir dürfen dich mit diesem teuren Namen nennen, denn wir fühlen den kindlichen Geist in uns. Wir haben eine ernste Liebe zu dir und ein unbedingtes Vertrauen auf dich, und wir wünschen, in allen Dingen dir gehorsam zu sein und deine Ehre zu suchen. All unsere Zuversicht ist auf dich gestellt seit dem Tage, wo du uns lehrtest, an Jesum Christum zu glauben und jetzt bist du alles in allem für uns, du bist unsere Fülle, und wir verlieren uns selber und finden uns selber vollständig in dir.

Wir möchten heute Morgen zu dir kommen auf dem Wege, den du vorgezeichnet hast und durch den Geist, den du gegeben, dazu in Stand gesetzt, möchten wir mit dir reden. Vater, es betrübt uns immer, wenn wir mehr oder weniger gegen deinen heiligen Willen handeln; es betrübt uns, zu denken, dass wir dich betrüben. Unsere innigste Sehnsucht ist, ganz vollkommen zu sein. O, wie wünschen wir, dass wir es wären! Wir hassen jeden falschen Weg und jede Sünde und wünschen von ganzer Seele, von der Herrschaft aller Sünde erlöst und hineingeführt zu werden in die selige Freiheit vollständigen Gehorsams gegen Gott.

Du weißt, Herr, denn du erforschest das Herz und prüfest die Nieren der Menschenkinder - du weißt, wir können mit Wahrheit sagen, falls wir nicht in einer sehr großen Täuschung befangen sind, dass wir wünschen, deine Ehre unter den Menschenkindern zu fördern, und dass wir nichts für Reichtum halten, als das, was uns reich in Gott macht; nichts für Gesundheit, als das, was vor dem Höchsten gesund ist - Heiligkeit vor deinen Augen, und dass wir nichts für rein halten, als das, was du gereinigt hast und nichts für gut, als das, worauf dein Segen ruhet. Doch, Herr, obgleich es so ist, obgleich unsere Seele durch deinen Geist nach Heiligkeit strebt, ist ein Tod in uns, die alte Natur, welche gegen unser Leben kämpft, und die Glieder unseres Leibes verbinden sich oft mit der inwendigen, verderbten Natur, uns irre zu führen. Wir schwingen nach der Seite der Heiligkeit und scheinen dann, gleich einem Pendel, nach der andern Seite zu schwingen. Wir fühlen uns deshalb elend und rufen dich an, uns zu befreien. O, dass du uns befreien wolltest!

Wir danken dir, dass Jesus uns den Sieg gibt, aber wir sehnen uns, diesen Sieg in unserem Innern beständiger zu empfinden völliger uns desselben zu erfreuen. Wir möchten tief im Staube vor dir liegen wegen der Sünde, und doch zu gleicher Zeit uns freuen über den großen Sündenträger, dass die Sünde uns nicht zugerechnet wird, dass sie hinweggetan ist durch sein teures Blut, dass wir angenommen sind in dem Geliebten. Aber selbst dieses befriedigt uns nicht, wir verlangen nach dem Werk des Heiligen Geistes in unserem Innern, bis Satan unter unsere Füße getreten und die Sünde völlig vernichtet ist.

Herr, du kennst das Seufzen unseres Herzens; unsere Gebete können es nicht ausdrücken, aber wir preisen dich, dass Einer da ist, der uns vertritt mit unaussprechlichem Seufzen, der mit uns ist und in uns wohnet und der nach deiner Verheißung immer bei uns sein soll. Wir werden überwinden, wir werden den Sieg gewinnen, wir werden uns über diese Niedergeschlagenheit unseres Geistes erheben, wir werden die Zweifel überwinden und die Befürchtungen und Anfechtungen unseres Herzens, wir werden überwinden, denn Christus geht voran und der Sieg liegt in seinem Kreuze, und wir sind dessen gewiss und deshalb wollen wir schon jetzt beginnen, das Siegeslied zu singen, und sprechen: „Gott sei gedankt, der uns allezeit Sieg gibt in Christo“.

Zu dieser Zeit möchten wir dich bitten, uns heimzusuchen mit deinem Heile. Herr, wir alle bedürfen der Erneuerung, der Erfrischung, der Wiederbelebung; aber einige deiner Kinder sinken sehr tief durch leibliche Schwachheit oder geistiges Leiden, sie liegen ganz im Staube. Aber Herr, wenn unsere Seele am Staube klebt, so kannst du uns nach deinem Worte noch lebendig machen, und wir bitten dich, diesen Tag zu einem rot angestrichenen in unserer Erfahrung zu machen. Mögen wir unsere Jugend erneuen, möge die erste Liebe zu uns zurückkommen, möge die Freude unserer ersten Tage uns wieder verliehen werden, möge der kindliche Glaube, mit dem wir die ersten Schritte auf Christum richteten, uns jetzt wiederum gegeben werden, und mögen wir lernen in dem Herrn zu ruhen und geduldig auf ihn zu harren.

Herr, unser Gott, wir bitten dich, blicke auf die Verzagten und auf die, welche durch Trübsal ermattet sind. Bringe zurück von Basan, ja, bringe dein Volk aus der Tiefe des Meeres herauf. Verwandle unsere Klage in einen Reigen; ziehe uns den Sack aus und gürte uns mit Freude; nimm unsere Seufzer hinweg und fülle unsern Mund mit Gesang, und lass dies einen hellen Freudentag sein und eine Zeit der Speisung von des Bräutigams eigener Hand, und lass unsern Geist sich freuen in ihm mit unaussprechlicher Freude und voller Herrlichkeit.

Willst du auch, großer Vater, zu dieser Zeit deine Gemeinde heimsuchen mit großer Huld, und wie du uns diese vielen Jahre lang reichen Segen gegeben, so gib uns nun ein neues Zeichen, eine neue Gnadenheimsuchung. Herr, du gibst nicht immer Sommerwetter dem Felde der Natur, sondern der Frühling kommt heran und der Sommer kehrt wieder. O, gib uns als Gemeinde Sommerwetter. Möge eine große Wiederbelebung der Religion in all ihren Gliedern stattfinden und besonders in den Seelen derer, die kalt oder gleichgültig gegen heilige Dinge werden. Wo immer ein laxes Leben, ein loses Halten der teuren Wahrheit ist, wo die Welt sich einschleicht mit ihren verderblichen Einflüssen; wo irgendeine Sünde ist, die unser Auge nicht sieht, die dein Auge aber erblickt, da nimm sie hinweg. Fülle die ganze Gemeinde mit Einigkeit, mit Liebe, mit Leben, mit Kraft.

Wir danken dir für die vielen, die frisch von der Welt zu uns kommen. Gott sei gedankt für Neubekehrte, lass sie wie frisches Blut in den Adern der Gemeinde sein, diese lebendig erhalten und sie tätig erhalten und lass den Geist des Herrn herabkommen auf Pastoren, Älteste und Diakonen, Sonntagsschullehrer und Arbeitende und Leidende, und lass die ganze Gemeinde lebendig werden. Ja, und nicht diese Gemeinde allein, sondern auf alle kleinen Hügel Zions lass den Regen von oben kommen. Suche die Gemeinden auf dem Lande heim mit deinem Segen. Lass alle Gemeinden in fremden Ländern auch von diesem selben Tröster besucht werden, und lass hellen Sonnenschein nach dem Regen zu deiner ganzen Kirche kommen in diesen dunklen und traurigen Tagen. Möge die Zeit kommen, wo die Vögel singen und die Turteltaube sich hören lässt in unserem Lande!

Und o, während du dies tust, blicke auf Sünder! O, blicke auf Sünder! Wenn du dein Volk segnest, so machst du es zum Segen. Wenn die Kirche kräftig ist, wenn dein Volk dich lobt, dann wird die Erde ihr Gewächs geben, dann werden alle Völker dir auch danken, denn die Freude Zions ist die Freude der ganzen Erde; wenn der Herr sein Volk froh macht, so macht er die Erde still sitzen und ruhen, oder selbst wenn sie tobet, so ist doch eine Zeit des Heils da, eine Zeit des Einsammelns der Verborgenen, und der Name Christi ist glorreich. Aber, Herr, es ist gerade jetzt ein großer Tumult in der Welt; wir bitten dich, lenke alles zu deiner Ehre. Gib, dass die besten Ziele des Fortschrittes, der Wahrheit und der Gerechtigkeit gefördert werden, und lass es immer noch gesehen werden, dass der Herr regiert. Selbst wenn die Menschen sich gegen die Wahrheit auflehnen und empören, so fördere du doch deine Sache, durch Unglück und Niederlage, wenn es sein muss, oder durch Glück und Erfolg. Lass dein Reich kommen, o Herr, lass dein Reich kommen und lass deinen Willen getan werden auf Erden, wie er es im Himmel wird, so sollen unsere Herzen singen mit dem Engelchor und froh sein mit allen Erlösten vor dem Throne, weil Gott verherrlicht wird. Dies ist der größte Wunsch unserer Seele, dass Jesu Name hoch erhoben werde und sein Thron unter den Menschen errichtet zum Lobe der Herrlichkeit seiner Gnade. Und nun sei dem Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste Ehre, wie es am Anfang war, jetzt ist, und sein soll von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Vor einer Predigt über 1. Joh. 4, 10., am 30. Januar 1887.

Glorreicher Gott! viele von uns können dich loben, weil sie dich kennen. Es gab eine Zeit, wo wir in deiner Welt lebten, aber den Schöpfer nie erkannt hatten. Wir hatten Teil an deiner Fürsorge, aber wir kannten nicht den Fürsorgenden. Wir gingen auf und ab im Sonnenlicht, aber wir waren blind. Es waren Stimmen rund um uns her, aber wir waren für alle geistlichen Dinge taub. Und einige von uns lebten Jahre lang in dieser Weise. Einige hier sind heute Abend noch so. Sie kennen Gott nicht, und sie wünschen auch die Erkenntnis deiner Wege nicht. Sie können viele Dinge sehen und verstehen, aber sie wünschen nicht, ihn zu kennen, in dem sie leben, weben und sind. Es war ein glücklicher Tag für uns, als du in der Unumschränktheit deiner Liebe auf uns blicktest und uns durch deine Gnade beriefest. Da begann das tote Herz zu schlagen. Da kam Licht in das verdunkelte Auge und da wandten wir uns zu dir. Es war die beste Entdeckung, die wir je gemacht hatten, als wir fanden, dass ein Gott da sei, bereit uns zu hören, willig auf unser Schreien zu achten. Aber Herr, zuerst verursachte diese große Entdeckung uns viel Schmerz, denn wir fanden in unserem Herzen eine Feindschaft wider dich, eine Entfremdung von dir und wir fanden, dass wir dich betrübt, dass wir deinen Geist durch Sünde erzürnt hatten. Wir bewundern dich nur umso mehr deswegen, denn wir würden nichts um einen Gott geben, der nicht die Sünde hasste. O mit welcher Ehrfurcht fielen wir zu deinen Füßen, selbst als wir dich in Donnertönen sprechen hörten und sagen: „Welche Seele sündigt, die soll sterben.“ Als deine Gnade uns wirklich dahin gebracht, dich zu erkennen, unterwarfen wir uns ehrfurchtsvoll deiner Gerechtigkeit, schrecklich wie sie war. Wir fühlten, dass wenn unsere Seelen zur Hölle gesandt würden, die Gerechtigkeit es nur billigen könnte. O Gott, wir gedenken daran, wie wir zu deinen Füßen lagen. Unsere Gedanken waren wie Messer, die unser Herz durchschnitten, und dann kamst du zu uns und ließest uns deine Liebe erkennen. O, gesegneter Tag, an dem du dich offenbartest, in die seidenen Gewänder der Liebe gekleidet! Als wir sahen, dass Jesus starb, damit wir leben möchten, dass das Kreuz der beste Beweis göttlicher Liebe sei, da blickten wir auf Jesum, der an unserer Statt litt. Wir vertrauten auf die große Versöhnung, und wir fanden Frieden. O, was sollen wir davon sagen? Unsere Seele singt bei der Erinnerung an diesen Frieden, der nie von uns genommen worden ist. Viele Tage sind vergangen, seit wir ihn zuerst kannten und viele Veränderungen haben wir gesehen, aber wir haben nie Christum fahren lassen, und er hat uns nie fahren lassen, und hier sind wir noch immer, um zu weinen zum Lobe der Barmherzigkeit, die wir gefunden haben, und andern zu sagen, wenn wir Odem haben zum Reden, dass der Herr ein großer, sündenvergebender Gott ist. Es ist niemand ihm gleich, der um Jesu willen Übertretung, Missetat und Sünde verzeiht und die Schändlichsten der Schändlichen an sein Herz schließt und keinen hinausstößt, der zu ihm kommt, der sogar den Lästerer und den Trunkenbold aufnimmt, ja, die allerschlimmsten, und sie von ihren blutroten Sünden wäscht und sie weißer macht als frischgefallenen Schnee. O Herr, wir wünschen zuweilen, dass wir singen könnten wie die Cherubim und Seraphim. Dann wollten wir dich besser preisen. Doch, so wie es ist, sind menschliche Stimmen alles, was wir haben, aber sie sollen gebraucht werden zum Preise der freien Gnade und der sterbenden Liebe“, der wir alles danken was wir haben und je zu haben hoffen.

Nun Herr, segne heute Abend dein Volk. O mein Herr, segne diese teuren Freunde, von denen ich eine Zeitlang getrennt gewesen bin. Segne und fördere sie. Lass die, welche deinen Namen fürchten, fröhlich in demselben sein, während wir heut Abend predigen. Lass die, welche wirklich dein sind, eine freudenvolle und glückliche Stunde haben. Mögen sie sich in der großen Liebe Gottes freuen und lass ihre Seelen überfließen vor Wonne bei der Erinnerung daran.

Aber o, wir bitten dich besonders, errette Seelen heute Abend. Erstatte die zehn stummen Sabbate. Gib uns heute Abend zehnmal so viel - nein, es muss elfmal so viel sein, wir können nicht dies eine Mal verlieren. O, gib uns elfmal so viel Segen, als wir je zuvor gehabt haben. Mögen viele, viele, viele aus der Finsternis in das wunderbare Licht versetzt und aus dem Gefängnis in die Freiheit Christi geführt werden.

Herr, es sind einige hier, die uns viele Male gehört haben, und doch hast du nicht wirksam zu ihren Herzen gesprochen. O, sprich heute Abend. Nimm sie in deine Hand, großer Herr. Sie sollen willig gemacht werden am Tage deiner Kraft. O, dass dies der Tag deiner Kraft wäre! Es sind andere da, denen dies Haus ganz fremd ist und vielleicht auch das Evangelium fremd. Möge der neue Ton an ihr Herz schlagen! Von dem Silberhorn des Evangeliums lass einen vorher unbekannten Klang zu ihnen dringen, der ihre innerste Seele rührt und lass sie darauf antworten. Heiße sie heute Abend zu Christo kommen und leben. O göttliche Liebe, ziehe sie sanft. Wirf die „Seile der Liebe“ um sie und die „Bande eines Menschen“ und ziehe sie zu dir. Junge Männer und Mädchen, ja, und alte Männer und Frauen ziehe sie zu dir, göttlicher Herr und lass viele Trophäen der Macht des Evangeliums heute Abend da sein. All unser Gebet ist nun vor dir. Wir wünschen jeden in diesem Hause errettet. Der Herr gebe es, um Christi willen. Amen.


Vor einer Predigt über Joh. 13, 1-5, am 12. Oktober 1879.

Jehovah, unser Gott! du liebst dein Volk, du hast alle Heiligen in die Hand Jesu gelegt und hast Jesum gegeben, dass er ihnen ein Führer, ein Gebieter und ein Bräutigam sei; und wir wissen, du hörst uns gern für deine Kirche beten, denn du hast ihn lieb und du bist bereit, ihm zu geben von den Gütern und Gaben des Bundes, die du für Christum Jesum aufbehalten hast. Deshalb beginnen wir unser Gebet heute Morgen damit, dass wir dich bitten, den Weinstock und den Weinberg, den deine Rechte gepflanzt hat, anzublicken und zu besuchen. Schaue auf Zion, die „Stadt unsers Stifts“, schaue auf die, welche du erwählt hast, ehe denn die Welt gegründet ward, die Christus mit Blut erlöst hat, deren Herzen er gewonnen hat und festhält, die sein sind, obgleich sie in der Welt sind.

Heiliger Vater, bewahre die Deinen, wir bitten dich, um Jesu willen: obwohl sie in der Welt sind, lass sie nicht von der Welt sein; sondern gib, dass ein deutlicher Unterschied zwischen ihnen und der übrigen Menschheit sei. Eben wie ihr Herr heilig, unschuldig, unbefleckt und von den Sündern abgesondert“ war, so sei es mit denen, die an Christum glauben. Mögen sie ihm folgen; und mögen sie nicht die Stimme der Fremden kennen, sondern von den übrigen ausgehen und ihm folgen außer dem Lager.

Wir bitten dich heute Morgen um die Bewahrung deiner Kirche in der Welt und besonders um ihre Reinheit. O Vater, behüte uns, wir flehen dich, mit aller deiner Hut, auf dass der Böse uns nicht anrühre. Wir werden versucht werden, aber gib nicht zu, dass er uns überwinde. In tausenderlei Weise wird er Schlingen für unsre Füße legen, aber Herr, befreie uns wie einen Vogel von dem Strick des Vogelstellers. Möge die Schlinge zerrissen werden, auf dass wir entfliehen.

Lass die Kirche zu keiner Zeit verunehrt werden, sondern lass ihre Kleider immer weiß sein. Lass nicht solche in sie hineinkommen, die nicht von ihr sind, die sie schänden. O Christus, wie du über Judas seufztest, so dürfen deine Kinder zu dir rufen wegen derjenigen, die abgewichen sind in krumme Pfade hinein, damit die Sache Christi nicht verunehrt werde auf Erden. O Gott, bedecke, wir bitten dich, mit deinen Fittichen alle, die Christo angehören und behüte deine Kirche, bis er kommt, der, wie er die Seinen liebte, die in der Welt waren, sie bis ans Ende liebt.

Jeder von uns möchte dich heut Morgen bitten', dass seine Füße gewaschen werden; wir vertrauen darauf, dass du uns ein für alle Mal in dem Born, der die Sünde wegnimmt, gebadet hast. Du hast uns auch in dem Wasser der Wiedergeburt gewaschen und unser Gemüt erneuert durch Jesum Christum. Aber Herr, die tägliche Reinigung! Siehst du einen Fehler in uns! - Herr, wir wissen, dass du es tust- wasche uns, auf dass wir rein seien. Mangelt uns eine Tugend? O, gib sie, damit wir vollkommen seien zur Ehre dessen, der uns neu gemacht hat in Christo Jesu. Oder wird etwas, das an sich gut ist, bis zum Übermaß getrieben? Mäßige es, damit eine Tugend nicht die andere töte, und wir vollständig das Bild Christi seien. O Herr und Meister, du, der du einst die Füße der Jünger wuschest, sei immer noch sehr geduldig mit uns, sehr herablassend gegen unsre ärgerlichen Fehler und fahre mit uns fort, wir bitten dich, bis dein großes Werk vollendet ist und wir Brüder des Erstgeborenen sind und ihm gleich.

Gnädiger Herr, wir wünschen unser Ich in jeder Hinsicht zu überwinden; wir begehren, für die Ehre Gottes und das Wohl unserer Mitmenschen zu leben. Wir möchten, es wäre von uns wahr, wie von unserm Herrn: Andern hat er geholfen und kann ihm selber nicht helfen.“ Willst du uns besonders helfen, den Leib mit all seinen Neigungen und Lüsten zu überwinden; möge das Fleisch darnieder gehalten werden; lass keine Begierde der gröberen Art die Herrschaft über uns gewinnen, damit wir nicht entehrt und unrein werden. Und lass nicht einmal der feinsten Kraft der Natur gestattet sein, so zu wirken, dass sie der Herrschaft des Geistes Gottes in uns Eintrag tut.

O, hilf uns, nicht so leicht erregt zu werden, nicht einmal durch Schmerz; mögen wir viel Geduld haben; und lass nicht den Hinblick auf den Tod uns irgendeine Furcht verursachen, sondern lass den Geist die Herrschaft über den Körper gewinnen. Wir wissen, nichts kann dem wahren Menschen schaden den inneren, neugeborenen kann kein Schlag treffen; er soll auch nicht sterben: er ist ganz unvergänglich, lebt und bleibt immerdar in dem Leben, das in Christo Jesu ist.

Q, dass wir unser Ich völlig besiegten! besonders mache uns unempfindlich gegen Lob, damit wir nicht zu empfindlich gegen Tadel werden. Lass uns den Beifall Gottes und den unsers eignen Gewissens für völlig genug halten; und mögen wir es zufrieden sein, gnädiger Gott, die Mäkeleien unvernünftiger Menschen zu hören; ja, und die Verdrehungen unserer Worte durch unsre eignen Brüder. Wenn die, welche wir liebhaben, uns nicht lieben, so lass uns sie darum nicht weniger liebhaben; und wenn sie uns irrigerweise falsch beurteilen, so lass uns nicht hart über sie urteilen; und Gott gebe, dass wir niemals einander falsch richten. Steht nicht unser Richter vor der Türe? O, lass uns wie kleine Kinder bleiben, die nichts wissen, aber hoffen, hernachmals zu wissen, und zufrieden sind, Dinge zu glauben, die sie nicht verstehen. Herr, lass uns demütig, abhängig, doch heiter und freudig bleiben. Mögen wir stille und ruhig sein, wie ein entwöhntes Kind, aber eifrig und tätig.

Heiland, mache uns dir gleich; wir wünschen nicht so sehr zu handeln, als zu sein. Wenn du machen willst, dass wir sind, wie wir sein sollen, so werden wir handeln, wie wir sollen. Wir haben uns oft Zwang aufzulegen, um so zu sein, wie wir sollten; aber o, dass wir dir gleich wären, Jesus, so dass wir nur unsrer Natur gemäß zu handeln brauchten, um vollkommen heilig zu handeln. Wir werden niemals ruhen, bis dies der Fall ist, bis du uns innerlich heilig gemacht hast; und dann müssen ganz von selbst Worte und Taten heilig sein.

Nun, hier sind wir, Herr, und wir gehören dir an. Wir erfassten das Wort, als wir es lasen „wie er hatte geliebt die Seinen.“, weil wir die Deinen sind, darum haben wir Hoffnung. Du willst uns deiner würdig machen. Weil du uns in Besitz genommen, hoffen wir auf Vollkommenheit. Du wäscht unsre Füße, weil wir dein sind. O, wie süß ist die Barmherzigkeit, die uns erst an ihr Herz nahm, und nun fortfährt, milde mit uns zu verfahren, damit wir, nun wir Christi Eigentum geworden, so viel von Christo in uns haben mögen, dass alle es sehen können: wir sind des Herrn.

Heute Morgen möchten wir nun alle deine Heiligen vor dich bringen und dich bitten, ihnen in ihren Prüfungen und Leiden zu helfen. Einige hier, die wir kennen, haben körperliche Schmerzen, andre haben kranke Angehörige; einige haben von Armut zu leiden und sind in großer Not. Herr, wir kennen nicht die Trübsale all der Deinen, aber du kennst sie; denn du bist das Haupt, und die Schmerzen all deiner Glieder haben in dir ihren Mittelpunkt. Hilf all den Deinen bis ans Ende.

Nun bitten wir, uns den Sabbatsegen zu gewähren, um den wir schon gefleht haben; und lass ihn auf alle Kirchen unseres geliebten Landes kommen. Möge der Herr wahre und unbefleckte Religion hier wiederum neubeleben und in all den andern Ländern, wo Christus gekannt und gepredigt wird; und lass den Tag kommen, wo die Heiden bekehrt werden, wo der Halbmond Muhameds abnimmt und sich in ewige Nacht verdunkelt, und wo sie, die auf den sieben Bergen sitzt und sich an die Stelle Gottes erhebt, herabgeworfen werden wird und wie ein Mühlstein ins Meer versinket. Lass das selige Evangelium des ewigen Gottes herrschen; lass die ganze Erde seiner Ehre voll werden. O, dass wir diesen Tag erleben möchten!

Der Herr segne unser Land; habe Erbarmen mit ihm in seinem gegenwärtigen traurigen Zustande. Gott segne Ihre Majestät, die Königin, mit jeder Gnade und jedem Segen. Verleihe, dass, in deiner unendlichen Weisheit, eine Änderung im Handel und Verkehr stattfinde, so dass keine Klage und keine Not mehr sei. O, lass die Menschen deine Hand sehen und verstehen, warum dieselbe auf sie gelegt ist, damit sie sich vom Unrechttun abwenden, Gerechtigkeit suchen und dem Frieden nachjagen. Der Herr höre uns, wenn wir im Verborgenen oft zu dir schreien für dieses, unser teures Land; der Herr erhebe wiederum sein Angesicht auf dasselbe um Jesu willen. Amen.

Ende.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/spurgeon/g/spurgeon-gebete.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain