Spurgeon, Charles Haddon - Esra (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Esra (Andachten)

Esra 7,22

Salz ohne Maß

Salz wurde bei jedem Brandopfer, bei jedem „Feuer des Herrn“ angewendet, und wegen seiner erhaltenden und reinigenden Kraft war es ein sprechendes Sinnbild der göttlichen Gnade in der Seele. Es ist unserer ganzen Beachtung wert, dass, als Artaxerxes dem Priester Esra Salz gab, er der Menge keine Grenze setzte; und wir dürfen dessen gewiss sein, dass der König der Könige seinem „königlichen Priestertum“ die Gnade, die es zu seinem Opfer nötig hat, nicht karg zumisst. Oft kommen wir bei uns selber zu kurz, nie aber bei dem Herrn. Wer gern viel Manna sammeln möchte, darf erfahren, dass ihm soviel zu Gebote steht, als er nur immer braucht und wünscht. Es herrscht im geistlichen Jerusalem nie eine solche Teuerung, dass seine Bürger nötig hätten, ihr Brot nach dem Gewicht zu essen und ihr Wasser nach dem Maß zu trinken. Manches, was zum Gnadenhaushalt gehört, wird zugemessen; so wird uns z.B. unser Essig und unsere Galle mit solcher Genauigkeit dargereicht, dass wir auch nie einen einzigen Tropfen zuviel bekommen; aber für das Salz der Gnade ist uns keine Grenze gesteckt. „Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubt, so werdet ihr es empfangen.“ Die Eltern müssen ihren Obstteller und die Vorratskammer mit eingemachten Süßigkeiten abschließen, aber es bedarf nicht, dass sie das Salzfass unter Schloss und Riegel halten, denn wenig Kinder sind zu sehr hierauf erpicht. Ein Mensch kann wohl zu viel Geld oder zu viel Ehre haben, aber nie und nimmer kann ihm zu viel Gnade zuteil werden. Da Israel fett und satt ward, hat es Gott fahren lassen und den Fels seines Heils gering geachtet; aber es ist nicht zu fürchten, dass ein Mensch zu sehr mit der Gnade erfüllt werde; ein Gnadenüberfluss ist unmöglich. Mehr Reichtum, mehr Sorge; aber mehr Gnade, mehr Freude. Wer an Weisheit wächst, hat größere Unruhe, aber Fülle des Geistes der Gnade ist Freude die Fülle. Gläubige Seele, wirf dich nieder vor dem Gnadenthron und bitte um himmlisches Salz zu voller Genüge. Das erquickt dich in deinen Heimsuchungen, die ohne Salz ungenießbar sind; es erhält dein Herz gesund, das verfault und verdirbt, wenn es ihm an Salz mangelt; und es tötet deine Sünden, wie das Salz das Ungeziefer tötet. Du bedarfst viel; so bitte um viel, und du wirst viel empfangen; denn seine Gnade reicht, so weit der Himmel ist, und seine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

Esra 8,22

Denn ich schämte mich, vom König Geleit und Reiter zu fordern, uns wider die Feinde zu helfen auf dem Weg. Denn wir hatten dem König gesagt: Die Hand unseres Gottes ist zum Besten über alle, die ihn suchen, und seine Stärke und Zorn über alle, die ihn verlassen.

In mancher Beziehung wäre ein Geleit für die pilgernde Gesellschaft sehr wünschenswert gewesen, aber ein heiliges Schamgefühl gestattete Esra nicht, darum zu bitten. Er fürchtete, es möchte sonst der heidnische König die Bekenntnisse und Zeugnisse seines Glaubens an Gott als bloße Heuchelei deuten, oder er könnte auf die Vorstellung geraten, der Gott Israels sei nicht imstande, seine Anbeter zu beschützen. Er konnte sich nicht dazu verstehen, sich auf einen fleischernen Arm zu stützen in einer Sache, die so augenscheinlich von Gott veranlasst war, und darum zog die Reisegesellschaft ohne sichtbare Beschützung aus, und hatte keine andere Hut als den, der Schwert und Schild seines Volkes ist. Es ist sehr zu befürchten, dass nur wenige Gläubige einen so heiligen Eifer für Gottes Ehre in sich empfinden; selbst solche, die mehr oder weniger in einem Leben des Glaubens wandeln, beflecken bei Gelegenheit den Glanz ihres Christenwandels damit, dass sie menschliche Hilfe begehren. Es ist etwas so Seliges, wenn man keiner Stützen und Streben bedarf, sondern frei aufrecht steht auf dem Fels der Zeiten, gehalten vom Herrn allein. Könnten Christen in dem, was sie für den Herrn tun, noch Mithilfe von der Welt verlangen und wünschen, sobald sie dessen eingedenk bleiben, dass der Herr verunehrt wird, wenn sie für seine Sache die Hilfe der Weltmacht in Anspruch nehmen? Gleich als ob der Herr den Bedürfnissen seines eigenen Werkes nicht zu genügen vermöchte! Können wir so eilfertig bei Freunden und Verwandten Beistand suchen, wenn wir bedächten, dass der Herr verherrlicht wird durch unser festes Vertrauen auf seinen alleinigen Arm? Meine Seele, harre allein auf Gott. „Aber,“ spricht einer, „dürfen wir denn keinerlei Mittel gebrauchen?“ Ganz gewiss; aber es fehlt bei uns seltener hieran, als vielmehr daran, dass wir törichterweise auf sie vertrauen, statt auf den lebendigen Gott. Wir gehen zu weit, wenn wir alle Menschenhilfe verschmähen; aber viele versündigen sich darin, dass sie dieselbe zu hoch stellen. Lerne, mein Lieber, den Herrn verherrlichen durch Weglassen aller kreatürlichen Hilfe, wenn du mit derselben den Namen des Herrn verunehren würdest.

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