Spurgeon, Charles Haddon - Der Seelengewinner - Ermutigung für Seelengewinner.
“Liebe Brüder, so jemand unter euch irren würde von der Wahrheit, und jemand bekehrte ihn, der soll wissen, dass1), wer den Sünder bekehrt hat von dem Irrtum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen, und wird bedecken die Menge der Sünden.“
Jak. 5, 19.20.
Jakobus ist in hohem Grade praktisch. Wenn er wirklich der Jakobus war, welcher den Beinamen „der Gerechte“ hatte, so kann ich verstehen, wie er sich den erwarb, denn dieser Charakterzug zeigt sich in seiner Epistel; und wenn er „der Bruder des Herrn“ war, so tat er gut, eine so große Ähnlichkeit mit seinem großen Anverwandten und Herrn zu zeigen, der sein Amt mit der praktischen Bergpredigt begann. Wir sollten sehr dankbar sein, dass wir in der Heiligen Schrift Speise für alle Klassen von Gläubigen und Beschäftigung für alle Fähigkeiten der Heiligen haben. Es war gut, die Nachdenkenden mit reichlichem Stoff zum Denken zu versehen: Paulus hat sie damit versehen; er hat uns gesunde Lehre gegeben, die im Ebenmaß und in genauer Ordnung aufgestellt ist; er hat uns tiefe Gedanken und tiefsinnige Belehrung gegeben; er hat uns einen Blick in die Tiefen Gottes eröffnet. Kein Mensch, der zum Denken geneigt ist, wird ohne Geistesnahrung sein, so lange die Briefe Pauli noch vorhanden sind, denn er speist die Seele mit heiligem Manna. Für diejenigen, welche mehr zu mystischen Dingen neigen, hat Johannes Worte geschrieben, die von Andacht glühen und von Liebe flammen. Wir haben seine einfachen, aber erhabenen Briefe, die bei einem oberflächlichen Blick in ihren Ausdrücken für Kinder passend scheinen, aber bei näherer Prüfung sich als zu erhaben zeigen, um von den bedeutendsten Männern völlig erfasst zu werden. Von demselben Apostel mit dem Adlerauge und den Adlerschwingen haben wir die wundervollen Gesichte der Offenbarung, wo Ehrfurcht, Andacht und Einbildungskraft ihren Flug ausdehnen und Raum genug finden können.
Es wird indessen immer eine Klasse von Personen geben, die mehr praktisch als beschaulich sind, mehr tätig als phantasiereich, und es war weise, dass auch ein Jakobus da war, dem es die Hauptsache ist, „ihren lauteren Sinn zu erwecken und zu erinnern“ und ihnen zu helfen, in den Tugenden, die der Heilige Geist verleiht, zu beharren. Der mir vorliegende Spruch ist vielleicht der am meisten praktische Vers des ganzen Briefes. Die ganze Epistel ist brennend, aber dieser steigt in Flammen zum Himmel auf; er ist der Höhepunkt sowohl wie der Schluss des Briefes. Es ist kein Wort zu viel darin. Er ist wie ein bloßes Schwert, aus seiner mit Juwelen besetzten Scheide gezogen, so dass man nur die scharfe Schneide sieht. Ich wünschte, ich könnte predigen nach dem Muster dieses Spruches; und wenn ich es nicht vermag, so will ich wenigstens beten, dass ihr nach dem Muster desselben handelt. Wirkliches Leben für den Herrn Jesum tut an vielen Stellen sehr not; wir haben genug christlichen Zierrat, aber solide, alltägliche, wirkliche Arbeit für Gott ist das, was uns nötig ist. Wenn unser Leben, so ungeschmückt es auch mit den Blättern literarischer oder feinerer Talente sein mag, doch Frucht für Gott trägt in Gestalt von Seelen, die durch unsere Bemühungen bekehrt sind, so wird es gut sein; wir werden dann vor Gott stehen. in der Schönheit des Ölbaumes, welche in seiner Fruchtbarkeit besteht.
Ich möchte eure Aufmerksamkeit sehr ernstlich auf dreierlei lenken. Zuerst, es ist ein besonderer Fall, von dem hier die Rede ist: „So jemand unter euch irren würde von der Wahrheit und jemand bekehrte ihn.“ Indem er von diesem besonderen Fall redet, spricht der Apostel eine allgemeine Tatsache aus: „Wer den Sünder bekehrt hat von dem Irrtum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen, und wird bedecken die Menge der Sünden.“ Wenn ich über diese zwei Punkte gesprochen habe, so will ich, drittens, noch eine spezielle Anwendung des Textes machen, die gar nicht vom Apostel beabsichtigt, aber doch, wie ich glaube, durchaus gerechtfertigt ist eine Anwendung des Textes auf vermehrte Bemühungen um die Bekehrung der Kinder.
I.
Hier ist von einem besonderen Fall die Rede. Lest den Vers, so werdet ihr sehen, dass er sich auf einen Rückfälligen bezieht. Die Worte, „So jemand unter euch“ müssen sich auf einen, der sich zu Christo bekannt hat, beziehen. Der Irrende ist eine Zeitlang der Wahrheit nachgefolgt; aber in einer bösen Stunde ist er in einen Irrtum der Lehre geraten und von der Wahrheit abgewichen. Er geriet nicht in einen Irrtum betreffs minder wichtiger Dinge, die man mit dem Saum des Evangeliums vergleichen könnte, sondern betreffs wesentlicher; er wich von dem Glauben in seinen Grundlehren ab. Es gibt einige Wahrheiten, die geglaubt werden müssen; sie sind notwendig zum Heile, und wenn sie nicht von Herzen angenommen werden, so wird die Seele ins Verderben gehen. Dieser Mann hat sich als orthodox bekannt, aber er hat sich in einem wesentlichen Punkte von der Wahrheit abgekehrt. Nun, in jenen Tagen sagten die Heiligen nicht, wie die falschen Heiligen jetzt tun: „Wir müssen sehr milde sein und diesem Bruder seine Meinung. lassen; er sieht die Wahrheit von einem andern Standpunkt an und hat eine andere Art, sie auszudrücken, aber seine Meinungen sind so gut wie unsere eigenen, und wir müssen nicht sagen, dass er im Irrtum sei.“ Das ist gegenwärtig die fashionable Weise, mit göttlicher Wahrheit zu tändeln und allen Angenehmes zu sagen. So wird das Evangelium verfälscht und „ein anderes Evangelium“ verbreitet.
Ich möchte die neuen freien Theologen wohl fragen, ob es irgendeine Wahrheit irgendeiner Art gäbe, die es wert wäre, dass ein Mensch dafür sich verbrennen ließe oder ins Gefängnis ginge. Ich glaube nicht, dass sie mir eine Antwort geben könnten, denn wenn ihre Art von Weitherzigkeit das Richtige wäre, so würden die Märtyrer Narren erster Größe gewesen sein. Nach dem, was ich von ihren Schriften und ihren Lehren sehe, scheint es mir, dass die neueren Denker den ganzen Umfang der offenbarten Wahrheit mit gänzlicher Gleichgültigkeit behandeln; und obgleich es ihnen vielleicht leid tut, dass wildere Geister zu weit im Freidenken gehen und obgleich sie vielleicht wünschten, dass diese gemäßigter wären, so ist doch im Ganzen ihre Liberalität so groß, dass sie keiner Sache gewiss genug sind, um das Gegenteil davon als tödlichen Irrtum verdammen zu können. Für sie sind Schwarz und Weiß Ausdrücke, die man auf dieselbe Farbe anwenden kann, wenn man sie von verschiedenem Standpunkte betrachtet. Ja und Nein sind gleich wahr nach ihrer Schätzung. Ihre Theologie wechselt wie die Sandbänke von Goodwin, und sie betrachten alle Festigkeit als Bigotterie. Irrtümer und Wahrheiten sind gleichermaßen einbegriffen in dem Kreis ihrer christlichen Liebe. Diese Weise war es nicht, in welcher die Apostel den Irrtum betrachteten. Sie schrieben nicht weitherzige Milde gegen Falschheit vor und stellten nicht den Irrenden als einen tiefen Denker dar, dessen Ansichten „von erfrischender Originalität“ seien; weit weniger noch äußerten sie gottlosen Unsinn über die Wahrscheinlichkeit, dass im ehrlichen Zweifel mehr Glaube lebe, als in der Hälfte aller Glaubensbekenntnisse. Sie glaubten nicht an die Rechtfertigung durch den Zweifel, wie unsere Neologen es tun; sie bemühten sich, den irrenden Bruder zu bekehren; sie betrachteten ihn als einen, der Bekehrung nötig hätte und als einen, der wenn er nicht bekehrt würde, den Tod seiner Seele erleiden und mit einer Menge Sünden bedeckt sein würde. Sie nahmen es nicht so leicht, wie unsere gebildeten Freunde von der Schule des „Neuen Denkens“, die endlich gelernt haben, dass ein Mann die Gottheit Christi leugnen, das Werk des Heiligen Geistes ignorieren, die Inspiration verwerfen, an die Versöhnung nicht glauben, die Wiedergeburt für unnötig erachten, und bei all diesem doch ein ebenso guter Christ sein kann, wie der frömmste Gläubige! O Gott, befreie uns von diesem trügerischen Unglauben, der, während er dem Irrenden Schaden tut und oft seine Besserung verhindert, unserem eigenen Herzen noch schädlicher wird, weil er uns lehrt, dass die Wahrheit unwichtig sei, und die Lüge eine Kleinigkeit, und so unsere Treue gegen den Gott der Wahrheit vernichtet und uns zu Verrätern anstatt zu getreuen Untertanen des Königs aller Könige macht!
Es scheint nach unserem Text, dass dieser Mann, nachdem er von der Wahrheit abgeirrt war, auch in seinem Wandel irrte, wie das die natürliche Folge eines Irrtums in der Lehre ist; denn der zwanzigste Vers, der selbstverständlich in Verbindung mit dem neunzehnten gelesen werden muss, spricht von ihm als von einem Sünder, der von dem Irrtum seines Weges bekehrt“ ist. Sein Weg ward verkehrt, nachdem sein Denken verkehrt geworden war. Man kann nicht von der Wahrheit abweichen, ohne binnen nicht langer Zeit, in einem gewissen Grade wenigstens, auch von der Gerechtigkeit im Wandel abzuweichen. Dieser Mann war vom rechten Handeln abgeirrt, weil er vom rechten Glauben abgeirrt war. Gesetzt, ein Mann saugt eine Lehre ein, die ihn dahin führt, gering von Christo zu denken, so wird er bald geringen Glauben an ihn haben und geringen Gehorsam gegen ihn, und wird so in Selbstgerechtigkeit oder Zügellosigkeit hinein geraten. Lasst ihn leicht von der Sündenstrafe denken,
so ist es natürlich, dass er Sünde mit weniger Gewissensbissen begehen und alle Schranken durchbrechen wird. Lasst ihn die Notwendigkeit des Sühnopfers leugnen, und dasselbe Ergebnis wird folgen, wenn er nach seinem Glauben handelt. Jeder Irrtum erzeugt sein eignes Gewächs, wie jede Fäulnis ihren eigenen Pilz. Es ist vergeblich, sich einzubilden, dass die Heiligkeit ebenso leicht durch irrige, als durch wahre Lehre hervorgebracht werde. Liest man Trauben von den Dornen oder Feigen von den Disteln? Die Tatsachen der Geschichte beweisen das Gegenteil. Wenn die Wahrheit vorherrschend ist, so findet sich viel Sittlichkeit und Heiligkeit; aber wenn der Irrtum herrscht, so zieht sich das gottselige Leben zurück.
Der Punkt, worauf bei diesem Sünder im Denken und Tun abgezielt wurde, war seine Bekehrung, ihn zur Umkehr, zum rechten Denken und Handeln zu bringen. Ach! ich fürchte, viele Christen sehen die Rückfälligen nicht in diesem Lichte an und betrachten sie auch nicht als solche, für deren Bekehrung man Hoffnung haben könnte. Ich habe gesehen, dass jemand, der in Irrtum geraten war, wie ein Wolf gehetzt wurde. Er war bis zu einem gewissen Grade im Unrecht, aber dieses Unrecht wurde vergrößert und ihm immer wieder vorgehalten, bis er zum Trotz getrieben war; der Fehler ward zu einem doppelten Unrecht gesteigert durch wilde Angriffe darauf. Der Mann wurde dahin getrieben, es war Sünde von ihm, das gebe ich zu, weiter auf verkehrtem Wege fortzuschreiten, weil er es nicht ertragen konnte, getadelt zu werden statt widerlegt. Und wenn jemand in seinem Wandel etwas Tadelnswertes begangen, so wird sein Fehler sehr oft ausposaunt, geht von Mund zu Mund, wird vergrößert, bis der arme Irrende sich herabgewürdigt fühlt, alle Selbstachtung verliert und noch schrecklicheren Sünden sich überlässt. Das Streben einiger Christen scheint zu sein, das Glied abzunehmen statt es zu heilen. Die Gerechtigkeit regiert statt der Barmherzigkeit. Hinweg mit ihm! Er ist zu schmutzig, um gewaschen, zu krank, um geheilt zu werden. Dies ist nicht nach dem Sinne Christi, und auch nicht nach dem Muster der apostolischen Gemeinden.
Wenn in den Tagen des Jakobus jemand von der Wahrheit und der Heiligkeit abgeirrt war, so fanden sich Brüder, die seine Besserung suchten und deren Freude es war, so eine Seele vom Tode zu retten und eine Menge Sünden zu bedecken. Es ist etwas sehr Bedeutsames in dem Ausdruck: „Liebe Brüder, so jemand unter euch irren würde von der Wahrheit.“ Er erinnert an jenes andere Wort: Und siehe auf dich selbst, dass du nicht auch versuchet werdest“ und an die Ermahnung: „Darum, wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle.“ Der, welcher geirrt hat, war einer unter euch, einer, mit dem ihr am Abendmahlstische saßt, einer, mit dem ihr fromme Gespräche geführt; er ist betrogen und durch Satans List verlockt worden; aber richtet ihn nicht hart; vor allem lasst ihn nicht mitleidslos umkommen. Wenn er je ein erretteter Mann war, so ist er noch immer euer Bruder, und ihr solltet es euch angelegen sein lassen, den Verlorenen zurückzubringen und eures Vaters Herz fröhlich zu machen. Trotz aller seiner Fehltritte ist er noch eins von Gottes Kindern; geht ihm nach und ruht nicht, bis ihr ihn wieder heimbringt. Und wenn er kein Kind Gottes ist, wenn das, was er seine Bekehrung nannte, ein Irrtum war oder ein bloßes Vorgeben, wenn er nur ein Bekenntnis ablegte, aber keine wirkliche Gottesfurcht besaß, so geht ihm doch nach mit der heiligen Dringlichkeit der Liebe, in dem Gedanken daran, wie furchtbar sein Geschick sein wird, wenn er gewagt hat, ein Heuchler zu sein und heilige Dinge mit seinen unheiligen Händen zu entweihen. Weint umso mehr über ihn, wenn ihr euch zu dem Verdacht gezwungen seht, dass er ein absichtlicher Betrüger gewesen sei, denn es ist siebenfache Ursache zum Weinen da. Wenn ihr den Gedanken nicht abweisen könnt, dass er nie aufrichtig gewesen, sondern sich unter falschem Vorwand in die Gemeinde hineingeschlichen, so sage ich, trauert umso mehr über ihn, denn sein Geschick muss umso schrecklicher werden und deshalb sollte euer Mitleid mit ihm umso größer sein. Sucht immer noch seine Bekehrung.
Der Text gibt uns klare Andeutungen über die Personen, welche auf die Bekehrung irrender Brüder hinarbeiten sollen. Es heißt: „So jemand unter euch irren würde von der Wahrheit und jemand bekehrte ihn.“ Jemand. Wer? Ein Prediger? Nein, irgendjemand von den Brüdern. Wenn der Pastor das Werkzeug zur Wiederbringung eines Irrenden ist, so ist er ein glücklicher Mann, und eine gute Tat ist getan; aber hier ist nichts gesagt von Predigern oder Pastoren, nicht einmal eine Andeutung ist gegeben es wird jedem Mitglied der Kirche freigestellt; und der klare Schluss ist, wie ich denke, dieser, dass jedes Mitglied das seinen Bruder von der Wahrheit abirren oder im Wandel Fehltritte tun sieht, sich bemühen sollte in der Kraft des Heiligen Geistes, diesen Sünder von dem Irrtum seines Weges zu bekehren. Geht immerhin den Fremden nach, aber versäumt nicht eure eignen Brüder. Es ist die Aufgabe, nicht gewisser von der Gemeinde dazu gewählter Beamter, sondern jedes Gliedes an dem Leibe Jesu Christi, das Beste aller andern Glieder zu suchen. Doch gibt es gewisse Mitglieder, für welche diese Pflicht noch gebietender sein kann. Wenn z. B. ein junger Gläubiger rückfällig wird, so haben seine Eltern, wenn sie Gläubige sind, eine siebenfache Pflicht, die Bekehrung ihres Kindes zu suchen. Die Wiederbringung eines Ehemanns sollte niemand so ernstlich suchen wie seine Frau, und das Gleiche gilt vom Manne in Bezug auf die Frau. Auch in Freundschaftsverhältnissen findet dasselbe statt, der, mit dem du am meisten umgegangen bist, sollte deinem Herzen am nächsten liegen; und wenn du bemerkst, dass er irre gegangen, solltest du vor allen andern mit freundlichem Eifer als ein Hirte gegen ihn handeln. Du bist verpflichtet, gegen all deine Mitchristen so zu handeln, aber doppelt verbunden denen gegenüber, bei denen du schon durch Freundschaft oder Verwandtschaft Einfluss erlangt hast. Ich bitte euch darum, wacht einer über den andern in dem Herrn, und so ein Bruder etwa von einem Fehler übereilet würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, die ihr geistlich seid.“ Ihr seht eure Pflicht; versäumt sie niemals.
Brüder, es sollte uns aufmuntern, wenn wir wissen, dass der Versuch, einen Mann zu bekehren, der von der Wahrheit abgeirrt, ein hoffnungsvoller ist, es ist einer, bei dem man Erfolg erwarten kann, und wenn dieser kommt, so wird es ein sehr erfreulicher sein. Wahrlich, es ist eine große Freude, die wilden, irregehenden Sünder zu fangen; aber die Freude der Freuden ist es, das verlorene Schaf zu finden, das einst wirklich in der Hürde war und sich traurig verirrt hatte. Es ist ein Großes, ein Stück Erz in Silber zu verwandeln, aber für das arme Weib war es Freude genug, das Silberstück zu finden, das schon Silber war und auf dem des Königs Stempel sich noch fand, obwohl sie es eine Zeit lang verloren hatte. Wenn ein Fremder hereingebracht und als Sohn angenommen wird, so gibt es ein Fest; aber das fröhlichste Fest und die lauteste Musik sind für den Sohn, der immer ein Sohn war, aber verloren und nun gefunden und nachdem er tot gewesen, wieder lebendig geworden ist. Ich sage, läutet die Glocken zweimal für den wiedergebrachten Rückfälligen; läutet sie, bis der Turm schwankt und wankt. Johannes war froh, als er den armen, rückfälligen, aber weinenden Petrus fand, der seinen Herrn verleugnet hatte; er tröstete und ermunterte ihn und blieb mit ihm zusammen, bis der Herr selber gesprochen: Simon Johanna, hast du mich lieb?“ Es mag nicht so glänzend scheinen, einen Rückfälligen wieder zu bringen, als eine Hure oder einen Trunkenbold zu bessern; aber vor Gottes Augen ist es kein geringes Wunder der Gnade, und dem, welcher das Werkzeug dazu war, gewährt es keinen geringen Trost. Sucht also, meine Brüder, die, welche bei uns waren, aber von uns gegangen sind; sucht diejenigen, welche sich immer noch unter den Hörern finden, welche aber der Gemeinde Unehre gebracht und von uns hinausgetan sind, und das mit Recht, weil wir ihre Unreinheit nicht zulassen konnten; sucht sie mit Gebet und Tränen und Bitten, ob Gott ihnen vielleicht Buße geben möge, damit sie errettet werden.
Hier möchte ich zu den Rückfälligen, die anwesend sind, sagen: lasst diesen Text euch aufheitern, wenn ihr den Wunsch habt, euch zu Gott zu wenden. Kehret wieder, ihr abtrünnigen Kinder, denn der Herr hat sein Volk geheißen, euch zu suchen. Wenn er sich nicht um euch kümmerte, so hätte er nicht von unserem Suchen nach euch gesprochen; aber nachdem er das getan und es all den Seinen zur Pflicht gemacht hat, die zu suchen, welche vom Glauben abirren, ist eine offene Tür für euch da, und Hunderte sitzen an der Pforte gleich Türhütern, um euch zu bewillkommnen. Kommt zurück zu dem Gott, den ihr verlassen habt; oder wenn ihr ihn nie gekannt habt, so möge sein Geist heute eure Herzen brechen und euch zu wahrer Buße führen, damit ihr in Wahrheit errettet werdet! Gott segne euch, arme Rückfällige! Wenn er euch nicht errettet, wird eine Menge Sünden auf euch liegen und ihr müsst ewig sterben. Gott habe Erbarmen mit euch um Christi willen!
II.
Wir haben über den besonderen Fall gesprochen und wir wollen jetzt bei einer allgemeinen Tatsache verweilen.
Diese allgemeine Tatsache ist wichtig, und wir sind verbunden, ihr besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, da sie eingeleitet wird mit den Worten: „Der soll wissen“. Wenn jemand von euch das Werkzeug gewesen ist, einen Rückfälligen wieder zu bringen, so heißt es: „Der soll wissen“. Das heißt, er soll daran denken, dessen gewiss sein, dadurch getröstet sein, dadurch angefeuert werden. „Der soll wissen,“ und es niemals bezweifeln. Höre es nicht bloß, lieber Mitarbeiter, sondern senke es tief in dein Herz hinein. Wenn ein vom Heiligen Geist inspirierter Apostel sagt: „Der soll wissen,“ so beschwöre ich dich, lass nicht irgendwelche Gleichgültigkeit dich abhalten, dich des vollen Gewichtes der Wahrheit zu vergewissern.
Was ist es, das du wissen sollst? Wissen, wer den Sünder von dem Irrtum seines Weges bekehrt hat, der hat einer Seele vom Tode geholfen. Dies ist des Wissens wert, nicht wahr? Eine Seele vom Tode erretten ist kein Geringes. Wir haben Männer unter uns, die wir jedes Mal ehren, wenn wir unser Auge auf sie richten, denn sie haben oft kostbares Leben gerettet; sie sind mit dem Rettungsboot gerudert oder sie haben sich in den Strom gestürzt, um Ertrinkende zu retten; sie sind bereit gewesen, ihr eigenes Leben zu wagen unter brennendem Gebälk, um andere von den verzehrenden Flammen zu retten. Wahre Helden diese, viel würdiger des Ruhms, als eure blutbefleckten Männer des Krieges. Gott segne die tapferen Herzen! Möge es England nie an würdigen Männern fehlen, die seinen Küsten den Ruhm der Menschenfreundlichkeit erwerben! Wenn wir einen Mitmenschen der Gefahr ausgesetzt sehen, so schlägt unser Puls rasch und der Wunsch, ihn zu retten, bewegt uns. Ist es nicht so?
Aber das Erretten einer Seele vom Tode ist eine weit größere Sache. Lasst uns daran denken, was dieser Tod ist. Er ist nicht ein Nichtsein; ich weiß nicht, ob ich einen Finger rühren würde, um meinen Mitmenschen vom bloßen Nichtsein zu erretten. Ich sehe keinen großen Schaden in der Vernichtung; sicherlich nichts, was mich als eine Strafe für die Sünde in Schrecken setzen würde. Gerade, wie ich keine große Freude in bloßem ewigem Dasein sehe; wenn das alles wäre, was unter ewigem Leben zu verstehen ist, so sehe ich keinen Schrecken im Aufhören des Daseins; ich möchte ebenso gern nicht sein, als sein, soweit bloßes farbloses Dasein oder Nicht-Dasein in Frage kommt. Aber „ewiges Leben“ bedeutet in der Schrift etwas ganz anderes, als ewiges Dasein; es bedeutet ein Dasein, in welchem alle Fähigkeiten in der Fülle der Freude entwickelt sind; ein Dasein, nicht wie das trockene Kraut im Heu, sondern wie die Blume in ihrer ganzen Schönheit. „Sterben“ bedeutet in der Schrift und auch in der gewöhnlichen Sprache nicht aufhören zu sein. Sehr groß ist der Unterschied zwischen den beiden Worten
sterben und vernichtet werden. Sterben ist in dem ersten Tode die Trennung des Leibes von der Seele; es ist die Auflösung unseres Körpers in die Elemente, aus denen er zusammengesetzt ist; und den zweiten Tod sterben, heißt den Menschen, Leib und Geist, von seinem Gott trennen, welcher das Leben und die Freude unserer Menschheit ist. Dies ist das ewige Verderben von dem Angesichte des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Macht; dies heißt, dass der Palast der Menschheit zerstört und in eine öde Ruine verwandelt wird, die der heulende Drache der Reue und die schreiende Eule der Verzweiflung auf ewig bewohnen.
Die Beschreibungen, welche die Heilige Schrift von dem zweiten Tode gibt, sind entsetzlich im höchsten Grade. Sie spricht von einem „Wurm, der niemals stirbt“ und von einem „Feuer, das niemals verlöscht“, von „den Schrecken des Herrn“, von „Zerscheitern“, von „dem Rauch ihrer Dual“, der „aufsteigen wird von Ewigkeit zu Ewigkeit“ und von dem feurigen Pfuhl“. Ich will nicht all diese schrecklichen Dinge zusammen bringen, aber es sind Worte in der Schrift, welche, wenn sie erwogen werden, machen können, dass einem die Haut schaudert und die Haare zu Berge stehen bei dem bloßen Gedanken an das kommende Gericht. Unsere Freude ist, dass wir, wenn wir in Gottes Hand das Mittel gewesen sind, einen Menschen von dem Irrtum seines Weges zu bekehren, eine Seele von diesem ewigen Tode errettet haben. Jene grauenvolle Hölle wird der Errettete nicht kennen, jenen Zorn wird er nicht fühlen, jene Verbannung von dem Angesichte Gottes wird nicht über ihn verhängt werden. Ist nicht eine Freude, die Welten wert ist, in all diesem? Denkt an das, was diesem Bilde noch hinzuzufügen ist. Wenn ihr eine Seele vom Tode errettet habt, so habt ihr sie in das ewige Leben eingeführt; durch Gottes Gnade wird noch ein Sänger mehr unter jener weißgekleideten Schar sein, der Jehovas Lob singt, noch eine Hand mehr, welche ewiglich die Saiten anbetender Dankbarkeit rührt, noch ein Sünder mehr als Lohn des Erlösers für seine Leiden. O, welches Glück, eine Seele vom Tode errettet zu haben!
Und es ist noch hinzugefügt, dass ihr in solchem Falle eine Menge Sünden bedeckt habt. Wir verstehen dies so, dass mit der Bekehrung eines Sünders all' seine Sünden durch das Versöhnungsblut Jesu bedeckt sind. Wie viele dieser Sünden sind, kann niemand sagen; aber wenn ein Mensch von dem Irrtum seines Weges bekehrt ist, so wird die ganze Masse der Sünde in dem Roten Meer des Blutes Jesu ertränkt und auf ewig hinweggewaschen sein. Nun, erinnert euch, dass euer Heiland in diese Welt kam in einer zweifachen Absicht: er kam, den Tod aufzuheben und die Sünde hinwegzunehmen. Wenn ihr einen Sünder von dem Irrtum seines Weges bekehrt, so werdet ihr in diesen beiden Werken ihm gleich gemacht; nach eurer Weise überwindet ihr in der Kraft des Geistes Gottes den Tod, dadurch dass ihr eine Seele dem zweiten Tode entreißt, und ihr nehmt auch die Sünde vor den Augen Gottes hinweg, indem ihr eine Menge Sünden mit der Versöhnung des Herrn Jesu Christi bedeckt.
Beachtet hier, dass der Apostel den Seelengewinnern keinen andern Beweggrund nennt, er sagt nicht: „Wenn ihr einen Sünder von dem Irrtum seines Weges bekehrt, so werdet ihr Ehre einlegen.“ Wahre Menschenliebe verachtet einen solchen Beweggrund. Er sagt nicht: „Wenn ihr einen Sünder von dem Irrtum seines Weges bekehrt, so werdet ihr die Hochachtung der Gemeinde und die Liebe des Bekehrten gewinnen.“ Dies wird der Fall sein, aber wir haben viel edlere Triebfedern. Die Freude des Gutestuns wird in dem Guten selber bestehen; der Lohn einer Liebestat wird in ihrem eigenen Ergebnis gefunden. Wenn wir eine Seele vom Tode errettet haben und eine Menge Sünden bedeckt, das ist Lohn genug, ob auch kein Ohr je von der Tat hört und keine Feder sie je berichtet. Möge es vergessen werden, dass wir die Werkzeuge waren, wenn nur Gutes bewirkt wird; es wird uns Freude machen, selbst wenn wir nicht gewürdigt werden und in dem kalten Schatten der Vergessenheit bleiben. Ja, wenn andere die Ehre für das Gute, was der Herr durch uns gewirkt hat, erhalten, so wollen wir nicht murren, es soll uns Freude genug sein, zu wissen, dass eine Seele vom Tode errettet und eine Menge Sünden bedeckt ist.
Und, liebe Brüder, lasst uns daran gedenken, dass das Erretten der Seelen vom Tode Jesu Ehre bringt, denn es gibt keine Errettung der Seelen ausgenommen durch sein Blut. Ihr und ich, was können wir tun, eine Seele vom Tode zu erretten? Von uns selber nichts, ebenso wenig wie die Feder, die auf dem Tische liegt, die Pilgerreise“ schreiben könnte; aber lasst einen Bunyan die Feder ergreifen, und das unvergleichliche Werk ist geschrieben. So könnet ihr und ich nichts tun, um Seelen zu bekehren, bis Gottes ewiger Geist uns in die Hand nimmt; aber dann kann er Wunder durch uns wirken, und sich Ruhm durch uns verschaffen, während es für uns Freude genug sein wird, zu wissen, dass Jesus geehrt und der Heilige Geist verherrlicht wird. Niemand spricht von Homers Feder, niemand hat sie in ein goldenes Futteral gelegt oder ihre berühmten Taten veröffentlicht; und auch wir wünschen keine Ehre unter den Menschen; es wird uns genug sein, wenn wir die Feder in der Hand des Heilandes gewesen sind, womit er seinen Gnadenbund auf die fleischernen Tafeln der Menschenherzen geschrieben hat. Dies ist der goldene Lohn für einen Mann, der wirklich seinen Herrn liebt; Jesus ist verherrlicht, Sünder sind errettet.
Nun möchte ich euch darauf aufmerksam machen, dass alles, was der Apostel hier sagt, sich auf die Bekehrung eines Einzigen bezieht. „So jemand unter euch irren würde von der Wahrheit, und jemand bekehrte ihn, der soll wissen, dass wer den Sünder bekehrt hat von dem Irrtum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen.“ Hast du nie gewünscht, dass du ein Whitefield wärest? Hast du, junger Mann, nie in deiner innersten Seele ein großes Verlangen gefühlt, ein zweiter Mc Cheyne oder Moffat zu sein? Hege dieses Verlangen, aber zu gleicher Zeit sei glücklich, einen Sünder zu Jesu Christo zu bringen, denn dem, welcher nur einen bekehrt, wird zu wissen getan, dass nichts Geringes bewirkt ist; denn er hat eine Seele vom Tode errettet und eine Menge Sünden bedeckt.
Und es wird nichts gesagt über denjenigen, welcher das Werkzeug hierbei ist. Es heißt nicht: „Wenn ein Prediger jemand bekehrt oder wenn ein berühmter und beredter Theologe es getan.“ Wenn diese Tat von dem Kleinsten in unserem Israel getan ist, wenn ein Kind seinem Vater von Jesu erzählt, wenn eine Dienstmagd einen Traktat hinlegt, wo irgendeine arme Seele ihn findet und das Heil empfängt, wenn der einfachste Prediger an der Straßenecke zu einem Diebe oder einer Hure spricht, und deren Seele errettet wird, so soll er wissen, dass wer einen Sünder von dem Irrtum seines Weges bekehrt, sei er, wer er wolle, der hat eine Seele vom Tode errettet.
Nun, Geliebte, was folgt hieraus? Lasst uns Sehnsucht haben, bei der Bekehrung von Sündern gebraucht zu werden. Jakobus spricht in dieser Stelle weder von dem Heiligen Geist, noch von dem Herrn Jesu Christo, denn er schrieb an die, welche sicherlich der wichtigen Wahrheiten in Betreff des Heiligen Geistes und des Sohnes Gottes sich erinnerten; aber doch mag es hier angemessen sein, euch darauf hinzuweisen, dass wir unsern Mitmenschen im Geistlichen nichts Gutes tun können ohne den Geist Gottes und ihnen nicht zum Segen werden, wenn wir ihnen nicht Jesum Christum, den Gekreuzigten“ predigen. Gott muss uns gebrauchen; aber, lasst uns uns sehnen, gebraucht zu werden, beten, gebraucht zu werden und danach schmachten, gebraucht zu werden! Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns uns reinigen von allem, was es hindern könnte, dass wir vom Herrn gebraucht werden. Wenn etwas da ist, was wir tun oder unterlassen, etwas Böses, das wir in uns dulden oder eine Gnade, die wir vernachlässigen, was uns untauglich macht, von Gott gebraucht zu werden, so lasst uns den Herrn bitten, uns zu reinigen, auszubessern und zu scheuern, bis wir Gefäße sind, die zum Gebrauch des Meisters taugen. Dann lasst uns achten auf Gelegenheiten, nützlich zu sein; lasst uns Ohren und Augen offen halten, bereit, jeden Anlass zum Gutestun zu benutzen; lasst uns nicht zufrieden sein, bis wir nützlich sind, sondern dies zum Hauptzweck und Streben unsers Lebens machen. Auf die eine oder andere Weise müssen und wollen wir Seelen zu Jesu Christo bringen. Wie Rahel rief: „Schaffe mir Kinder; wo nicht, so sterbe ich,“ so möge niemand von euch zufrieden sein, wenn er unfruchtbar im Reiche Gottes ist. Schreiet und seufzet, bis ihr einen Brand aus dem Feuer gerissen habt und wenigstens einen Sünder zu Jesu Christo gebracht, so dass auch ihr eine Seele vom Tode gerettet und eine Menge Sünden bedeckt habt.
III.
Und nun lasst uns auf ein paar Minuten nur zu dem Punkt uns wenden, welcher nicht in dem Text ist. Ich wollte eine spezielle Anwendung von diesem allem auf die Bekehrung von Kindern machen.
Geliebte Freunde, ich hoffe, ihr vergesst nicht ganz und gar die Sonntagsschule, und doch ist mir bange, viele Christen wissen kaum, dass es überhaupt Sonntagsschulen gibt; sie wissen es vom Hörensagen, aber nicht durch eigene Beobachtung. Wahrscheinlich haben sie im Laufe von zwanzig Jahren nie die Schule besucht, noch sich darum bekümmert. Sie würden froh sein zu hören, dass ein Erfolg erreicht wäre, aber obgleich sie nichts von der Sache, weder in der einen, noch in der andern Art gehört haben, sind sie wohl zufrieden. In den meisten Gemeinden findet man eine Schar junger und feuriger Gemüter, die sich der Sonntagsschularbeit widmen; indes ist eine große Anzahl anderer da, welche die Schule sehr heben könnten, aber nie etwas dergleichen versuchen. Man möchte sie entschuldigen, wenn sie andere Arbeit zu tun hätten; aber unglücklicherweise tun sie nichts für das Reich Gottes, sondern schlagen nur die Zeit tot, während diese Arbeit, die zur Hand liegt und ihren Beistand verlangt, ganz vernachlässigt wird. Ich will nicht sagen, dass hier solche Faule sind, aber ich bin nicht im Stande zu glauben, dass wir ganz frei von ihnen sind, und deshalb will ich das Gewissen bitten, bei den Schuldigen seine Arbeit zu tun.
Kinder müssen errettet werden; Kinder können errettet werden; Kinder sollen durch Mittel errettet werden. Kinder können errettet werden, während sie noch Kinder sind. Er, der sprach: Lasst die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes,“ beabsichtigte nie, dass seine Kirche sagen sollte: „Wir wollen später nach den Kindern sehen, wenn sie erwachsen sind.“ Er beabsichtigte, dass es eine Sache des Gebets und ernster Bemühungen sein sollte, die Kinder als Kinder zu Gott zu bekehren.
Die Belehrung eines Kindes erfordert dasselbe Werk der göttlichen Gnade und hat dieselben gesegneten Folgen wie die Bekehrung eines Erwachsenen. Es ist die Errettung der Seele vom Tode und das Bedecken einer Menge Sünden, aber bei der Bekehrung eines Kindes ist außerdem noch die Freude da, dass sehr vielem Bösen dadurch vorgebeugt ist. Die Bekehrung bewahrt ein Kind vor einer Menge Sünden. Wenn Gottes ewige Barmherzigkeit dein Lehren an einem kleinen Plauderer segnet, wie glücklich wird das Leben dieses Knaben sein im Vergleich mit dem, was es gewesen wäre, wenn er in Torheit, Sünde und Schande aufgewachsen und erst nach langer Zeit bekehrt worden wäre! Es ist die höchste Weisheit und die beste Klugheit, für unsere Kinder zu beten, dass ihre Herzen, während sie noch jung sind, dem Heiland gegeben werden. Den verlorenen Sohn wieder zu bringen, ist gut, aber ihn davor zu bewahren, je ein verlorener Sohn zu werden, ist besser. Den Dieb und den Trunkenbold zurückzuführen, ist eine lobenswerte Tat, aber so zu handeln, dass der Knabe nie ein Dieb oder ein Trunkenbold wird, ist weit besser; daher steht die Sonntagsschule sehr hoch in der Reihe menschenfreundlicher Unternehmungen, und Christen sollten sehr eifrig darin wirken. Wer ein Kind von dem Irrtum seines Weges bekehrt, bedeckt eine Menge Sünden und verhindert auch eine Menge.
Außerdem gibt dies der Kirche die Hoffnung, mit den besten der Männer und Frauen versehen zu werden. Die Samuele und Salomos der Kirche werden in ihrer Jugend weise gemacht; David und Josia waren zarten Herzens im zarten Alter. Lest das Leben der bedeutendsten Prediger, und ihr werdet gewöhnlich finden, dass sie früh Christen wurden. Obgleich nicht schlechthin notwendig, ist es doch sehr günstig für die Entwicklung eines christlichen Charakters, wenn der Grund desselben in früher Frömmigkeit gelegt ist. Ich erwarte nicht, die Gemeinden Jesu Christi für gewöhnlich von denen aufgebaut zu sehen, welche fast ihr Leben hindurch in Sünden gelebt haben, sondern dadurch, dass in ihrer Mitte junge Männer und Mädchen in der Zucht und Vermahnung zum Herrn aufwachsen und Pfeiler in dem Hause unsers Gottes werden. Wenn wir starke Christen wollen, so müssen wir auf die blicken, welche in ihrer Jugend Christen waren. Bäume müssen in den Höfen unsers Herrn gepflanzt werden, während sie noch jung sind, wenn sie lange leben und gut gedeihen sollen.
Und, Brüder, ich fühle, dass die Arbeit des Unterrichts der Jugend in dieser Zeit eine höhere Wichtigkeit hat, als je zuvor, denn es gibt jetzt solche, die in unsere Häuser schleichen und Männer und Frauen mit ihrer falschen Lehre verführen. Lasst die Sonntagsschullehrer Englands ihre Kinder gut lehren. Lasst sie nicht bloß ihre Zeit mit frommen Reden ausfüllen, sondern sie in dem ganzen Evangelium und den Lehren von der Gnade so unterweisen, dass sie dieselben verstehen, und lasst sie für die Kinder beten und niemals zufrieden sein, wenn die Kinder nicht zu dem Herrn Jesu Christo bekehrt und in die Gemeinde aufgenommen sind, dann werde ich mich nicht vor dem Papsttum fürchten. Römische Priester sagten in früheren Zeiten, sie hätten England wieder zu Rom zurückführen können, wenn nicht die Katechisation der Kinder gewesen wäre. Wir haben Katechismen bei Seite gelegt, ich denke, ohne hinreichenden Grund; aber jedenfalls, wenn wir keine Katechismen gebrauchen, müssen wir entschiedene, deutliche, einfache Belehrung zurückbringen, müssen ermahnen und beten um sofortige Bekehrung der Kinder zu dem Herrn Jesu Christo. Der Geist Gottes wartet darauf, uns in dieser Bemühung zu helfen. Er ist mit uns, wenn wir mit ihm sind. Er ist bereit, den einfachsten Lehrer zu segnen, und sogar die Kleinkinderklassen sollen nicht ohne einen Segen sein. Er kann uns Worte und Gedanken geben, die für unsere kleinen Zuhörer passen. Er kann uns so segnen, dass wir es verstehen, ein Wort zu rechter Zeit in das jugendliche Ohr zu sprechen. Und o, wenn es nicht so wäre, wenn sich keine Lehrer fänden, oder wenn sie untreu wären, so würden wir die Kinder, die in unsern Schulen gewesen sind, zurück zur Welt geben und wie ihre Eltern, die Religion hassen sehen wegen der Langeweile, die sie in der Sonntagsschule empfunden haben, und wir würden eine Rasse von Ungläubigen oder ein Geschlecht von Abergläubischen hervorbringen; die goldene Gelegenheit würde verloren sein und sehr ernste Verantwortlichkeit würde auf uns ruhen! Ich bitte alle, die das Volk lieb haben, für die Sonntagsschule zu beten; ich bitte alle, welche den Herrn Jesum Christum lieb haben und wünschen, dass sein Reich komme, sehr freundlich gegen die Jugend zu sein und zu beten, dass ihre Herzen für Jesum gewonnen werden.
Ich habe nicht gesprochen, wie ich hätte sprechen mögen, aber die Sache liegt mir sehr am Herzen; es ist eine, die schwer auf allen Gewissen lasten sollte; aber ich muss sie jetzt verlassen. Gott muss eure Gedanken völlig in dieselbe hineinführen; ich verlasse sie, aber nicht, ehe ich diese Fragen getan habe: Was habt ihr für Belehrung der Kinder getan, jeder von euch? Was habt ihr für die Bekehrung eurer eigenen Kinder getan? Seid ihr ganz rein in dieser Sache? Legt ihr je eure Arme um eures Knaben Nacken und betet für ihn und mit ihm? Vater, du wirst finden, dass ein solches Tun viel Einfluss auf deinen Sohn haben wird. Mutter, redest du je mit deiner kleinen Tochter von Christo, dem Gekreuzigten? Unter Gottes Hand kannst du ebenso wohl eine geistliche wie eine leibliche Mutter für dies dein geliebtes Kind sein. Was tut ihr, die ihr Vormünder und Lehrer der Jugend seid? Seid ihr rein betreffs ihrer Seelen? Ihr Lehrer an Wochentagen sowohl wie ihr, die ihr am Sabbat arbeitet, tut ihr alles, was ihr solltet, dass eure Knaben und Mädchen früh dahin gebracht werden, sich zum Herrn zu bekennen? Ich überlasse es euch, darüber nachzudenken.
Ihr werdet einen großen Lohn empfangen, wenn ihr in den Himmel kommt wie ich hoffe, dass es geschehen wird und dann viele liebe Kinder dort findet, die euch in den ewigen Wohnungen willkommen heißen; es wird noch einen Himmel zu eurem eigenen Himmel hinzufügen, wenn ihr dort himmlische Wesen trefft, die euch als den Lehrer begrüßen, der sie zu Jesu gebracht hat. Ich möchte nicht allein zum Himmel gehen; möchtet ihr das? Ich möchte nicht eine Krone im Himmel haben ohne einen Stern darin, weil nie eine Seele durch mich errettet ward; möchtet ihr das? Dort gehen sie, die heilige Herde der Blut-erkauften Schafe, der große Hirte führt sie; vielen von ihnen folgen Zwillinge, und andere haben jedes sein Lamm; möchtest du ein unfruchtbares Schaf in der Herde des großen Hirten sein? Die Scene ändert sich. Hört den Tritt eines großen Heeres. Ich höre die Kriegsmusik, die Siegeslieder tönen in meinen Ohren. Die Krieger ziehen heim und jeder bringt seine Trophäe auf der Schulter, zur Ehre seines großen Anführers. Sie strömen ein durch die Perlentore, sie ziehen im Triumph zu dem himmlischen Kapitol, die goldenen Gassen entlang und jeder Krieger trägt sein Teil der Beute. Wirst du da sein? Und wenn du da bist, wirst du ohne eine Trophäe einhergehen und nichts zum Glanz des Triumphes beitragen? Wirst du nichts haben, was du in der Schlacht gewonnen, nichts, was du je für Jesum mit deinem Schwert oder Bogen genommen hast? Wiederum ist eine andere Scene vor mir. Ich höre sie das Erntefest feiern und ich sehe die Schnitter, jeder seine Garbe tragend. Einige von ihnen sind gebeugt unter den Haufen Garben, die auf ihren glücklichen Schultern liegen. Sie gingen hin mit Weinen, aber sie kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Dort kommt einer, der nur eine kleine Hand voll trägt, aber es ist reiches Korn; ihm war nur ein kleines Stück Land und wenig Saatkorn anvertraut, doch ist es sehr vervielfältigt worden.
Wirst du da sein ohne auch nur eine einzige Ähre? Hast du nie gepflügt und gesät und deshalb nie geerntet? Wenn das, so könnte der Freudenruf jedes Schnitters dir wohl einen neuen Stich durchs Herz geben, wenn du daran denkst, dass du nicht sätest und deshalb nicht ernten konntest. Wenn du meinen Herrn nicht lieb hast, so behaupte nicht, dass du es hast. Wenn er dich nie mit seinem Blut erkauft hat, so lüge ihm nicht und komme nicht zu seinem Tisch, und sage nicht, dass du sein Diener bist; aber wenn seine teuren Wunden dich erkauft haben, so gib dich ihm hin, und wenn du ihn lieb hast, so weide seine Schafe und weide seine Lämmer. Er steht hier, ungesehen von meinen Augen, aber erkannt von meinem Glauben, er zeigt euch die Wundmale in seinen Händen und seinen Füßen, und er spricht zu euch: „Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur, und dies wisst, wer einen Sünder von dem Irrtum seines Weges bekehret, der wird eine Seele vom Tode erretten und eine Menge der Sünden bedecken.“ Guter Herr, hilf uns, dir zu dienen! Amen.