Spurgeon, Charles Haddon - Der Seelengewinner - Unterweisung im Seelengewinnen.

Spurgeon, Charles Haddon - Der Seelengewinner - Unterweisung im Seelengewinnen.

“Und er sprach zu ihnen: Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“
Matth. 4,19.

Wenn Christus uns durch seine Gnade beruft, so sollten wir nicht bloß an das denken, was wir sind, sondern auch an das, wozu er uns machen kann. Es heißt: „Folgt mir nach, und ich will euch machen.“ Wir sollten Reue fühlen über das, was wir gewesen sind, aber uns freuen über das, was wir sein können. Es heißt nicht: „Folgt mir nach, weil ihr etwas seid.“ Es heißt nicht: „Folgt mir nach, weil ihr etwas aus euch machen könnt“; sondern: „Folgt mir nach, weil ich etwas aus euch machen will.“ Wahrlich, ich könnte von jedem unter uns, sobald er bekehrt ist, sagen: „Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden.“ Es war nicht eben wahrscheinlich, dass Fischer sich zu Aposteln entwickeln würden und dass Männer, welche gewandt mit dem Netze, ebenso gewandt im Predigen und im Unterrichten der Neubekehrten sein würden. Man hätte sagen können: „Wie kann das sein? Man kann nicht Gründer von Gemeinden aus galiläischen Fischern machen.“ Gerade dies war es, was Jesus tat; und wenn wir im Gefühl unserer eigenen Unwürdigkeit uns tief vor Gott demütigen, so mögen wir Mut fassen, Jesu zu folgen, um des willen, was er aus uns machen kann. Was sagte die betrübte Hanna, als sie ihren Lobgesang erhob? „Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staube, und erhöhet den Armen aus dem Kot, dass er ihn unter die Fürsten setze.“ Wir vermögen nicht zu sagen, was Gott aus uns machen wird in der neuen Schöpfung, da es ganz unmöglich gewesen wäre, vorherzusagen, was er aus dem Chaos in der alten Schöpfung machen würde. Wer hätte sich all das Schöne vorstellen können, das aus der Finsternis und der Unordnung hervorkam durch das eine fiat: „Es werde Licht?“ Und wer kann sagen, was für liebliche Entfaltungen von göttlich Schönem in dem Leben eines Menschen, das früher finster war, sich zeigen mögen, wenn Gottes Gnade zu ihm gesprochen hat: „Es werde Licht?“ O ihr, die ihr jetzt nichts Wünschenswertes in euch seht, kommt und folgt Christo nach um des willen, was er aus euch machen kann! Hört ihr nicht seine freundliche Stimme euch rufen und sagen: Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen?“

Bemerkt danach, dass wir noch nicht zu allem gemacht sind, was wir sein sollen, noch zu allem, was wir wünschen sollten zu sein, wenn wir selber gefischt und gefangen sind. Dies ist es, was die Gnade Gottes zuerst für uns tut; aber es ist nicht alles. Wir sind gleich wie Fische, leben in der Sünde als in unserm Element, wie die Fische im Meer; und der Herr kommt und fängt uns mit dem Netz des Evangeliums und befreit uns von dem Leben in der Sünde und von der Liebe zur Sünde. Aber er hat noch nicht alles für uns getan, was er tun kann, noch alles, was wir wünschen; denn es ist ein anderes und ein höheres Wunder, uns, die wir Fische waren, zu Fischern zu machen, die Erretteten zu Errettern, die Bekehrten zu Bekehrern, die Empfänger des Evangeliums zu Mitteilern dieses selben Evangeliums an andere. Ich denke, ich kann zu jedem der hier Gegenwärtigen sagen: Wenn du selbst errettet bist, so ist das Werk nur halb getan, bis du gebraucht wirst, andere zu Christo zu bringen. Du bist erst halb zu dem Bilde deines Herrn gemacht. Du hast noch nicht die volle Entwicklung des Lebens Christi in dir erreicht, bis du angefangen. hast, auf irgendeine, wenn auch schwache Weise andern von der Gnade Gottes zu erzählen; und ich hoffe, du wirst keine Ruhe für die Sohle deines Fußes finden, bis du das Werkzeug gewesen bist, viele zu dem Heiland zu bringen, der deine Zuversicht und deine Hoffnung ist. Sein Wort lautet: Folgt mir nach, nicht nur, damit ihr errettet werdet, auch nicht bloß, damit ihr geheiligt werdet; sondern: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Folgt Christo nach mit dieser Absicht und mit diesem Ziel; und fürchtet, dass ihr ihm nicht vollkommen nachfolgt, wenn er nicht in einem gewissen Maße euch als Menschenfischer gebraucht. Jeder muss sich dem Geschäft eines Menschenfängers widmen. Wenn Christus uns gefangen hat, müssen wir andere fangen. Wenn wir von ihm ergriffen sind, müssen wir seine Konstabler sein und Empörer für ihn ergreifen. Lasst uns ihn um Gnade bitten, dass wir fischen gehen und unsere Netze so auswerfen, dass wir eine Menge Fische fangen. O, dass der Heilige Geist unter uns einige Meister im Fischen erweckte, die in manches Meer mit ihren Booten hineinsegelten und große Schwärme von Fischen fingen!

Mein Lehren wird heut sehr einfach sein, aber ich hoffe ungemein praktisch; denn meine Sehnsucht geht danach, dass nicht einer von euch, der den Herrn lieb hat, in seinem Dienste zurückbleiben möge. Was sagt das Hohelied von gewissen Schafen, die aus der Schwemme kommen? Es sagt: „Sie tragen allzumal Zwillinge, und ist keines unfruchtbar unter ihnen.“ Möge es so mit allen Gliedern dieser Gemeinde sein und mit allen Christen, welche diese Predigt hören oder lesen! Der Tag ist sehr dunkel. Am Himmel hängen schwere Donnerwolken. Die Menschen lassen sich wenig träumen, welche Stürme bald diese Stadt erschüttern können und das ganze soziale Gebäude dieses Landes, selbst bis zu einer völligen Auflösung der Gesellschaft. So finster mag die Nacht werden, dass die Sterne zu fallen scheinen, wie angefaulte Frucht vom Baume. Die Zeiten sind böse. Jetzt, wenn nie zuvor, muss jeder Glühwurm seinen Funken zeigen. Ihr, die ihr nur das kleinste Pfenniglicht habt, müsst es unter dem Scheffel hervorholen und auf den Leuchter setzen. Ihr alle seid nötig. Lot war ein armseliges Menschenkind. Er war eine sehr, sehr kümmerliche Art von einem Gläubigen; aber doch hätte er ein großer Segen für Sodom werden können, wenn er für dasselbe gebetet hätte, wie er es hätte sollen. Und armselige Christen, deren, wie ich fürchte, viele sind, man beginnt jede wahrhaft bekehrte Seele in diesen bösen Tagen zu schätzen und zu beten, dass jede den Herrn verherrlichen möge. Ich bete, dass jeder Gerechte, gequält wie er ist mit den ungerechten Werken der Gottlosen, dringender in seinem Gebet werde, als er je gewesen, und zu seinem Gott zurückkehre und mehr geistliches Leben erhalte, damit er ein Segen für seine Umgebung werde. Ich rede darum zuerst mit euch über diesen Gedanken. O, dass der Geist Gottes jeden von euch seine persönliche Verantwortlichkeit empfinden ließe!

Hier ist für die Gläubigen etwas zu tun: „Folgt mir nach.“ Aber zweitens, hier ist etwas für ihren großen Herrn und Meister zu tun: „Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Ihr werdet nicht von selbst zu Fischern werden, aber Jesus will euch dazu machen, wenn ihr ihm nur nachfolgt. Und dann zuletzt, hier ist eine gute Illustration nach unsers Meisters Gewohnheit, denn „ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen.“ Er gibt uns ein Bild von dem, was Christen sein sollten: Menschenfischer. Wir können daraus einige nützliche Winke entnehmen, und ich bitte den Heiligen Geist, sie an uns zu segnen.

I.

Ich will es als ausgemacht ansehen, dass jeder Gläubige hier nützlich zu werden wünscht. Tut er es nicht, so nehme ich mir die Freiheit, in Frage zu stellen, ob er ein wahrer Gläubiger sein kann. Nun denn, wenn ihr wirklich nützlich zu werden wünscht, so ist hier etwas für euch zu diesem Zweck zu tun: „Folgt mir nach.“

Wie wird man ein tauglicher Prediger? „Junger Mann,“ sagt einer, „gehe auf die Hochschule.“ „Junger Mann“, sagt Christus, folge mir nach, und ich will dich zu einem Menschenfischer machen.“ Wie soll jemand nützlich werden? „Besuche eine Fortbildungsschule,“1) sagt einer. Ganz recht; aber es gibt eine noch sicherere Antwort: Folge Jesu nach. Die große Fortbildungsschule für christliche Arbeiter hat Christum an der Spitze; und er steht an der Spitze, nicht nur als Lehrer, sondern als Führer; wir sollen nicht nur von ihm lernen durch Studium, sondern ihm auch im Handeln folgen. Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Die Anweisung ist sehr deutlich und einfach, und ich glaube, dass sie ausschließlich ist, so dass keiner anderswie ein Fischer werden kann. Das Verfahren mag sehr einfach scheinen; aber sicherlich ist es sehr wirksam. Der Herr Jesus Christus, der das Menschenfischen kannte, schrieb selbst die Regel vor: „Folgt mir nach, wenn ihr Menschenfischer werden wollt. Wünscht ihr nützlich zu sein, so bleibt auf meiner Spur.“

Ich verstehe dies zuerst in diesem Sinne: Sondert euch ab für Christum. Diese Männer sollten ihr Gewerbe aufgeben; sie sollten ihre Gefährten verlassen; sie sollten in der Tat die Welt verlassen, damit ihr einziges Geschäft sei, in ihres Meisters Namen Menschenfischer zu sein. Wir sind nicht berufen, unser tägliches Geschäft aufzugeben oder unsere Familien zu verlassen. Das wäre eher ein Weglaufen von der Fischerei, als ein arbeiten daran im Namen Gottes; aber wir sind sehr bestimmt berufen, von den Gottlosen auszugehen, uns abzusondern, und kein Unreines anzurühren. Wir können nicht Menschenfischer sein, wenn wir unter den Menschen in demselben Element mit ihnen bleiben. Fische werden keine Fischer sein. Der Sünder wird nicht den Sünder bekehren. Der Ungöttliche wird nicht den Ungöttlichen bekehren; und was mehr zur Sache gehört, der weltliche Christ wird nicht die Welt bekehren. Wenn ihr von der Welt seid, so wird ohne Zweifel die Welt das Ihre lieben; aber ihr könnt nicht die Welt erretten. Wenn ihr finster seid und dem Reich der Finsternis angehört, so könnt ihr nicht die Finsternis hinwegnehmen. Wenn ihr mit den Armeen des Bösen marschiert, so könnt ihr sie nicht schlagen. Ich glaube, eine Ursache, weshalb die Kirche Gottes gegenwärtig so wenig Einfluss auf die Welt hat, ist die, dass die Welt so viel Einfluss auf die Kirche hat. Heutzutage hören wir Dissidenten behaupten, dass sie dieses tun dürfen und jenes tun dürfen, während ihre puritanischen Vorväter lieber am Marterpfahl gestorben wären, als dass sie solche Dinge geduldet hätten. Sie behaupten, dass sie leben können wie Weltlinge, und meine traurige Antwort, wenn sie diese Freiheit begehren, lautet: „Tut es, wenn ihr es wagt. Es mag euch nicht viel Schaden tun, denn ihr seid schon so schlecht. Euer Begehren zeigt, wie faul eure Herzen sind. Wenn euch nach solcher Hundekost hungert, so geht, Hunde, und esst den Unrat! Weltliche Vergnügungen sind passende Speise für Scheinheilige und Heuchler. Wenn ihr Gottes Kinder wärt, so würde der bloße Gedanke an die bösen Freuden der Welt euch anwidern, und eure Frage würde nicht die sein: „Wie weit dürfen wir mit der Welt gehen?“ sondern: „Wie weit können wir von der Welt wegkommen? Wie weit können wir aus ihr herausgehen?“ Ihr würdet eher in Versuchung sein, in solcher Zeit wie diese sehr streng zu werden und ultra-puritanisch in eurem Fernbleiben von der Sünde, als zu fragen: „Wie kann ich mich andern gleich machen und handeln, wie sie es tun?“

Brüder, der Nutzen der Kirche in der Welt ist der, dass sie dem Salz inmitten der Fäulnis gleicht; aber wenn das Salz dumm geworden, wozu ist es gut? Wenn es möglich wäre, dass das Salz selber faulen könnte, so würde es nur zur Vermehrung der allgemeinen Fäulnis dienen. Der schlimmste Tag, den die Welt je sah, war der, als die Kinder Gottes sich mit den Menschentöchtern verbanden. Da kam die Sündflut; denn der einzige Damm gegen eine Flut der Rache über diese Welt ist die Absonderung des Heiligen von dem Sünder. Deine Pflicht als Christ ist, fest an deinem Platze zu stehen und fest an Gott zu halten, den befleckten Rock des Fleisches zu hassen und entschlossen zu sein, was immer andere tun, dass du und dein Haus dem Herrn dienen wollen.

Kommt, ihr Kinder Gottes, ihr müsst mit eurem Herrn „außen vor dem Lager“ stehen. Jesus ruft euch heute und spricht: „Folgt mir nach.“ Fand man Jesum im Theater? War er bei Wettrennen zugegen? Sah man Jesum bei einer der Lustbarkeiten des herodianischen Hofes? Nein. Er war „heilig, unschuldig, unbefleckt und von den Sündern abgesondert.“ In einem Sinne mischte sich niemand so völlig unter die Sünder, wie er es tat, wenn er gleich einem Arzte unter sie ging und ihre Kranken heilte; aber in einem andern Sinne war eine Kluft befestigt zwischen den Weltmenschen und dem Heiland, über die er nie zu gehen versuchte und über die sie nicht gehen konnten, um ihn zu beflecken.

Die erste Lehre, welche die Kirche zu lernen hat, ist diese: Folgt Jesu nach in den abgesonderten Stand, so wird er euch zu Menschenfischern machen. Wenn ihr nicht euer Kreuz auf euch nehmt und Widerspruch erhebt gegen eine ungöttliche Welt, könnt ihr nicht hoffen, dass der heilige Jesus euch dazu macht.

Eine zweite Bedeutung unseres Textes ist sehr klar diese: Bleibt bei Jesu, dann werdet ihr zu Menschenfischern gemacht werden. Diese Jünger, welche Jesus berief, sollten kommen und mit ihm leben. Sie sollten jeden Tag mit ihm zusammen sein. Sie sollten ihn öffentlich das ewige Evangelium predigen hören und überdies noch für sich allein köstliche Erklärungen des gesprochenen Wortes empfangen. Sie sollten seine nächsten Diener und seine vertrauten Freunde sein. Sie sollten seine Wunder sehen und seine Gebete hören; und was noch besser, sie sollten bei ihm sein und eins mit ihm werden in seiner heiligen Arbeit. Es ward ihnen gegeben, mit ihm zu Tische zu sitzen und sogar ihre Füße von ihm gewaschen zu sehen. Viele von ihnen erfüllten das Wort: „Wo du bleibst, da bleibe ich auch“; sie waren bei ihm in seinen Leiden und Verfolgungen. Sie waren Zeugen seiner verborgenen Schmerzen, sie sahen seine vielen Tränen, sie beobachteten das Leiden und das Mitleid seiner Seele, und nahmen so nach ihrem Maße seinen Geist in sich auf und lernten, Menschenfischer zu sein.

Zu Jesu Füßen müssen wir die Kunst und das Geheimnis des Seelengewinnens lernen: mit Christo leben ist die beste Erziehung zu nützlichem Wirken. Es ist ein großes Gut für einen Mann, wenn er mit einem christlichen Prediger, dessen Herz voll Feuer, verbunden ist. Die beste Heranbildung für einen jungen Mann ist die, welche die Waldenser Pastoren zu geben pflegten, wenn jeder alte Mann einen jungen bei sich hatte, der überall mit ihm ging, wo er an einem Bergesabhang zu predigen hatte, bei ihm im Hause lebte, seine Gebete hörte und seine tägliche Frömmigkeit sah. Dies war ein schöner Lehrkursus, nicht wahr? Aber er lässt sich nicht vergleichen mit dem der Apostel, die mit Jesu selber lebten und seine täglichen Gefährten waren. Unvergleichlich war die Heranbildung der Zwölfe. Kein Wunder, dass sie wurden, was sie waren, bei einem solchen himmlischen Lehrer, der sie mit seinem eigenen Geiste durchdrang. Seine leibliche Gegenwart ist jetzt nicht unter uns; aber seine geistliche Macht ist uns vielleicht völliger bekannt, als den Aposteln in den zwei oder drei Jahren, wo der Herr dem Leibe nach bei ihnen war. Es gibt einige unter uns, denen er innig nahe ist. Wir wissen mehr von ihm, als von unserm liebsten irdischen Freunde. Wir sind nie im Stande gewesen, unsers Freundes Herz in all seinen Drehungen und Windungen zu lesen, aber wir kennen das Herz unsers himmlischen Freundes. Wir haben unser Haupt an seine Brust gelehnt und eine Gemeinschaft mit ihm genossen, wie wir sie nicht mit unsern eigenen Verwandten haben könnten. Dies ist die sicherste Weise, wie wir lernen können, Gutes zu tun. Lebt mit Jesu, folgt Jesu nach, so wird er euch zu Menschenfischern machen. Seht, wie er das Werk tut, und lernt so, wie ihr es tun müsst. Ein Christ sollte ein Lehrling Jesu sein, um das Geschäft eines Heilandes zu lernen. Wir können nie die Menschen erretten, indem wir ihnen eine Erlösung anbieten, denn wir haben keine darzubieten; aber wir können lernen, sie zu erretten, indem wir sie warnen, dem zukünftigen Zorn zu entfliehen und ihnen das große Heilmittel vor Augen stellen. Seht, wie Jesus errettet, so werdet ihr lernen, wie es zu tun ist. Ihr könnt es nirgend anders lernen. Lebt in Gemeinschaft mit Christo, so werdet ihr nach Herz und Geist fähig werden, zu lehren und Seelen zu gewinnen.

Eine dritte Bedeutung muss indes diesem: „Folgt mir nach“ gegeben werden, und zwar diese: „Gehorcht mir, dann werdet ihr wissen, was zu tun, um Menschen zu erretten.“ Wir müssen nicht davon reden, dass wir Gemeinschaft mit Christo haben oder dass wir von der Welt abgesondert sind für ihn, wenn wir ihn nicht in allen Dingen zu unserem Herrn und Meister machen. Einige öffentliche Lehrer sind nicht in allen Punkten ihrer Überzeugung treu; wie können sie einen Segen erwarten? Ein Christ, der gern nützlich wirken will, sollte es sehr genau in jedem Punkt mit dem Gehorsam gegen seinen Herrn nehmen. Ich habe durchaus keinen Zweifel, dass Gott unsere Kirchen segnet, selbst wenn sie sehr fehlerhaft sind, denn feine Barmherzigkeit währt ewiglich. Wenn ein gewisses Maß von Irrtum in der Lehre und in der Praxis ist, so mag er immer noch sich herablassen, das Predigtamt zu gebrauchen, denn er ist sehr gnädig; aber ein großes Maß von Segen muss notwendig aller Lehre vorenthalten werden, die wissentlich oder augenscheinlich fehlerhaft ist. Gott kann sein Siegel auf die Wahrheit sehen, die darin ist, aber nicht auf den Irrtum, der sich darin findet. Aus Irrtümern betreffs christlicher Anordnungen und anderer Dinge, besonders aus Irrtümern des Herzens und Geistes, mögen Übel entstehen, die wir nie erwartet. Solche Übel mögen eben jetzt in der gegenwärtigen Zeit sich finden und in zukünftigen Geschlechtern noch größeres Unheil wirken.

Wenn wir wünschen, viel von Gott gebraucht zu werden, müssen wir unserem Herrn Jesu in allen Dingen nachahmen und ihm in jedem Punkte gehorchen. Mangel an Gehorsam mag Mangel an Erfolg herbeiführen. Jeder von uns muss, wenn er wünscht, sein Kind errettet, seine Sonntagsschule gesegnet oder seine Zuhörer bekehrt zu sehen, Sorge tragen, dass er selbst, der des Herrn Geräte trägt, rein sei. Alles an uns, was den Geist des Herrn betrübt, nimmt uns einen Teil unserer Kraft, Gutes zu wirken. Der Herr ist sehr gnädig und mitleidig; aber dennoch ist er ein eifersüchtiger Gott. Er ist zuweilen streng und eifersüchtig gegen die Seinen, welche eine Pflicht, die sie kennen, doch versäumen oder in Verbindungen leben, die vor seinem Auge nicht rein sind. Er wird ihr Werk verdorren lassen, ihre Kraft mindern und sie demütigen, bis zuletzt jeder von ihnen sagt: „Herr, ich will deinen Weg gehen. Ich will tun, was du mich tun heißest, denn sonst wirst du mich nicht annehmen.“ Der Herr sprach zu seinen Jüngern: „Geht hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden;“ und er verhieß ihnen, dass Zeichen folgen sollten, und diese folgten und werden folgen. Aber wir müssen zurückkehren zur apostolischen Praxis und zur apostolischen Lehre; wir müssen die Menschengebote und die Grillen unseres eigenen Kopfes bei Seite setzen, und wir müssen tun, was Christus uns sagt, wie Christus es uns sagt und weil Christus es uns sagt. Bestimmt und deutlich müssen wir uns als Knechte fühlen und wenn wir das nicht tun, so können wir nicht erwarten, dass unser Herr mit uns und durch uns wirkt. Lasst uns entschlossen sein, dass wir, soweit unser Licht geht, dem Gebot unseres Herrn und Meisters so treu sein wollen, wie die Nadel dem Pol ist. Jesus spricht: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Mit diesem Worte scheint er zu sagen: Geht über mich hinaus oder fallt von mir ab; dann mögt ihr das Netz auswerfen, aber es soll Nacht für euch sein, und in dieser Nacht sollt ihr nichts fangen. Wenn ihr tun werdet, wie ich euch heiße, so werdet ihr euer Netz auf der rechten Seite des Schiffes auswerfen, und ihr werdet finden.“

Ferner, denke ich, ist in meinem Text eine große Lehre für die, welche ihre eigenen Gedanken predigen anstatt die Gedanken Christi zu verkündigen. Diese Jünger sollten Christo nachfolgen, damit sie ihm zuhörten, seine Lehre in sich aufnähmen und dann hingingen und lehrten, was er sie gelehrt hatte. Ihr Herr sprach: „Was ich euch sage in Finsternis, das redet im Licht; und was ihr hört in das Ohr, das predigt auf den Dächern.' Wenn sie die Botschaft Christi treu ausrichten wollen, wird er sie zu Menschenfischern machen. Aber ihr wisst, die prahlerische Weise ist heutzutage diese: „Ich will nicht dieses alte, alte Evangelium predigen, diese schale puritanische Lehre. Ich will in meinem Studierzimmer sitzen und das Mitternachtsöl brennen und eine neue Theorie erfinden; dann will ich hervortreten mit meinen funkelneuen Gedanken und sie weit und breit bekannt machen.“ Viele folgen nicht Christo, sondern sich selber, und von ihnen mag der Herr sprechen: „Du sollst sehen, wes Wort stehen wird, meines oder ihres.“ (Jer. 44,28.) Andere sind gottlos klug und meinen, dass gewisse Wahrheiten, die offenbar Gottes Wort sind, besser verschwiegen werden. Ihr müsst nicht rau sein, sondern sanft predigen. Von Strafe der Sünde reden, von ewiger Strafe sprechen, nun, das sind unmoderne Lehren. Mag sein, dass sie im Worte Gottes gelehrt sind, aber sie passen nicht für den Geist des Zeitalters; wir müssen etwas davon abschälen! Brüder in Christo, ich will keinen Teil hieran haben. Wollt ihr es? O, meine Seele, komme du nicht in. ihren Rat! Gewisse, nicht in der Bibel gelehrte Dinge hat unser erleuchtetes Zeitalter entdeckt. Entwicklung mag ganz klar der Lehre des ersten Buch Mosis entgegengesetzt sein, aber das macht nichts. Sie wollen nicht Schriftgläubige sein, sondern eigenartige Denker. Das ist der prahlerische Ehrgeiz unserer Zeit.

Merkt euch, in dem Verhältnis, wie die neue Theologie gepredigt wird, vermehrt sich das Laster dieser Generation. Zu einem großen Teil schreibe ich die Liederlichkeit unserer Zeit der Schlaffheit der Lehre zu, die von den Lehrern gepredigt wird. Von der Kanzel haben sie das Volk gelehrt, dass Sünde eine Kleinigkeit sei. Von der Kanzel haben diese Verräter Gottes und seines Christus die Leute gelehrt, dass keine Hölle zu fürchten sei. Eine kleine, kleine Hölle mag es vielleicht geben; aber gerechte Strafe für Sünde wird nicht gepredigt. Das teure Sühnopfer Christi ist verlacht und falsch dargestellt worden von denen, welche gelobt hatten, es zu predigen. Sie haben den Leuten dem Namen nach das Evangelium gegeben, aber das Evangelium selbst ist unter ihren Händen verdampft. Von Hunderten von Kanzeln ist das Evangelium so gänzlich verschwunden, wie der Walgvogel aus seinen alten Nestern; und noch haben die Prediger die Stelle und den Namen von Dienern Christi. Nun, und was ist die Folge davon? Die Zuhörerzahl wird kleiner und kleiner; und so muss es sein. Jesus spricht: Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen;“ aber wenn ihr auf eurem eignen Wege geht, mit eurem eignen Netze, so werdet ihr nichts ausrichten und der Herr verheißt euch keine Hilfe dabei. Des Herrn Vorschriften machen ihn selber zu unserem Führer und Beispiel. Es heißt Folgt mir nach, folgt mir nach. Predigt mein Evangelium. Predigt, was ich predigte. Lehret, was ich lehrte, und bleibt dabei.“ Mit jener Unterwerfung, die dem geziemt, dessen Streben es ist, ein Nachahmer zu sein, und niemals ein Original, ahmt Jesu nach, selbst im Jota und Titel. Tut dies, so wird er euch zu Menschenfischern machen; aber wenn ihr es nicht tut, so werdet ihr vergeblich fischen.

Ich schließe diesen Teil meiner Rede, indem ich sage, dass wir nicht Menschenfischer sein werden, wenn wir nicht Christo in noch einer andern Hinsicht folgen, wenn wir nicht versuchen, in allen Punkten seine Heiligkeit nachzuahmen. Heiligkeit ist die wesentlichste Macht, welche Männer und Frauen besitzen können. Wir mögen Orthodoxie predigen, aber wir müssen auch Orthodoxie leben. Gott verhüte, dass wir etwas anderes predigen; aber es wird alles vergeblich sein, wenn nicht hinter dem Zeugnis ein Leben steht. Ein unheiliger Prediger kann sogar die Wahrheit verächtlich machen. In dem Maße, wie unsere lebendige, eifrige Heiligung abnimmt, wird unsere Kraft abnehmen. Unsere Kraft liegt in diesem Worte: „Folgt mir nach.“ Seid Jesu ähnlich. In allen Dingen versucht zu denken und zu sprechen und zu handeln, wie Jesus es tat, so wird er euch zu Menschenfischern machen. Dies wird Selbstverleugnung erfordern. Wir müssen täglich unser Kreuz auf uns nehmen. Es mag Willigkeit erfordern, unsern Ruf aufzugeben Willigkeit, für Narren, Idioten und dergleichen gehalten zu werden, da man geneigt ist, diejenigen so zu nennen, die sich genau an ihren Meister halten. Wir müssen freudig allem entsagen, das wie Ehre und persönlicher Ruhm aussieht, damit wir ganz und gar Christi sind und seinen Namen verherrlichen. Wir müssen sein Leben führen und bereit sein, seinen Tod zu sterben, wenn's nötig ist. O Brüder, Schwestern, wenn wir dieses tun und Jesu nachfolgen und unsere Füße in die Fußstapfen seiner durchbohrten Füße setzen, so wird er uns zu Menschenfischern machen! Wenn es ihm gefallen sollte, uns sterben zu lassen, ohne dass wir viele Seelen zum Kreuze gebracht hätten, so werden wir aus unserem Grabe noch sprechen. Auf die eine oder andere Weise wird der Herr ein heiliges Leben zu einem einflussreichen machen. Es ist nicht möglich, dass ein Leben, welches eine Nachfolge Christi genannt werden kann, ein erfolgloses vor den Augen des Höchsten sein sollte. „Folgt mir nach,“ und dabei steht ein „Ich will,“ von dem Gott sich nie zurückziehen kann: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“

So viel über den ersten Punkt. Es ist etwas für uns zu tun: wir werden berufen, Jesu nachzufolgen. Heiliger Geist, leite uns, dass wir es tun!

II.

Aber zweitens, es ist etwas für den Herrn zu tun. Wenn seine Diener ihm nachfolgen, sagt er: „Ich will euch zu Menschenfischern machen;“ und lasst uns nie vergessen, dass er es ist, der bewirkt, dass wir ihm folgen. Es ist alles durch seinen Geist. Ich habe davon gesprochen, dass wir in ihm bleiben, ihm gehorchen, auf ihn hören und ihm nachahmen sollen; aber nichts von diesem allem vermögen wir zu tun, wenn er es nicht in uns wirkt. „An mir soll man deine Frucht finden,“ ist ein Spruch, den wir keinen Augenblick vergessen dürfen. Wenn wir ihm nachfolgen, so ist er es, der uns dazu bringt und der uns zu Menschenfischern macht.

Aber weiter, wenn wir Christo nachfolgen, will er uns zu Menschenfischern machen durch alle unsere Erfahrungen. Ich bin gewiss, dass der, welcher sich wirklich dem Geschäfte weiht, andere zu erretten, alles, was er fühlt, und besonders seine Trübsale, dabei dienlich finden wird. Ich bin oft sehr dankbar gegen Gott, dass ich zuweilen furchtbare Niedergeschlagenheit des Geistes empfunden habe. Ich kenne das Grenzland der Verzweiflung und den schrecklichen Rand jenes Abgrunds der Finsternis, den meine Füße beinahe berührt hätten; aber Hunderte von Malen bin ich im Stande gewesen, Brüdern und Schwestern, die in denselben Zustand geraten. waren, eine hilfreiche Hand zu leihen, was ich nicht hätte können, wenn ich nicht ihr Verzagen gekannt hätte. Darum glaube ich, dass die dunkelste und entsetzlichste Erfahrung eines Gotteskindes ihm helfen wird, ein Menschenfischer zu sein, wenn es nur Christo nachfolgt. Halte dich nah an deinen Herrn, und er wird jeden Schritt zu einem Segen für dich machen. Wenn Gott dich reich machen sollte, wird er dich fähig machen, mit jenen unwissenden Reichen zu sprechen, deren es so viele in dieser Stadt gibt und die so oft die Ursache ihrer schlimmsten Sünde sind. Und wenn es dem Herrn gefällt, dich arm zu lassen, so kannst du hingehen und mit jenen gottlosen und unwissenden Armen sprechen, die so viel Sünde in dieser Stadt verursachen und so sehr das Evangelium nötig haben. Die Winde der Vorsehung werden dich dahin treiben, wo du Menschen fischen kannst. Die Räder der Vorsehung sind voller Augen, und alle diese Augen werden dahin sehen, euch zu helfen, Seelengewinner zu sein. Ihr werdet oft überrascht sein, zu finden, wie Gott in einem Hause gewesen ist, das ihr besucht; ehe ihr dahin kommt, hat seine Hand schon in den Kammern desselben gearbeitet. Wenn ihr mit jemand besonders zu sprechen wünscht, so hat die Vorsehung Gottes schon an seiner Seele gewirkt und ihn bereitet für das Wort, welches ihr sagen konntet, das aber niemand anders hätte sagen können. O, folgt Christo, so werdet ihr finden, dass er euch durch jede Erfahrung, durch die ihr hindurch geht, zu Menschenfischern macht!

Noch mehr, wenn ihr ihm folgt, wird er euch zu solchen machen durch deutliche Mahnungen in eurem Herzen. Es gibt viele Mahnungen des Geistes Gottes, welche Christen nicht wahrnehmen, wenn sie in einem unempfindlichen Zustande sind; aber wenn das Herz recht zu Gott steht und in Gemeinschaft mit Gott lebt, so haben wir eine heilige Empfindlichkeit, so dass der Herr nicht nötig hat, laut zu rufen, denn sein leisestes Flüstern wird gehört. Ja, er braucht nicht einmal zu flüstern. Er wird uns mit seinen Augen leiten. O, wie viele Mauleselartige Christen gibt es, die durch Zaum und Gebiss zurückgehalten werden und dann und wann einen Schlag mit der Peitsche bekommen müssen! Aber der Christ, welcher seinem Herrn folgt, soll sanft geleitet werden. Ich sage nicht, dass der Geist Gottes zu euch sagen wird: „Gehe hinzu, und mache dich bei diesen Wagen“, oder dass ihr in eurem Ohr ein Wort hören werdet; aber in eurer Seele werdet ihr des Herrn Willen hören, so deutlich wie der Geist zu Philippus sprach: „Gehe hinzu, und mache dich bei diesen Wagen.“ Sobald ihr jemand seht, wird der Gedanke durch eure Seele fahren: „Geh hin und sprich mit ihm“. Jede Gelegenheit zum Wirken wird euch ein Ruf werden. Wenn ihr bereit seid, wird die Tür sich vor euch auftun und ihr werdet eine Stimme hinter euch sagen hören: „Dies ist der Weg, denselbigen geht“. Wenn ihr Gnade genug besitzt, um auf dem rechten Wege zu gehen, so werdet ihr nie lange ohne einen Fingerzeig sein, welches der rechte Weg ist. Dieser rechte Weg wird euch zu einem Fluss oder einem Meer leiten, wo ihr euer Netz auswerfen und Menschen fischen könnt.

Weiter glaube ich, dass der Herr hiermit meinte, dass er seinen Nachfolgern den Heiligen Geist geben wollte. Sie sollten ihm nachfolgen, und dann, wenn sie ihn in das Heiligtum des Höchsten hatten hinauffahren sehen, sollten sie eine kleine Weile zu Jerusalem bleiben, bis der Heilige Geist auf sie käme und sie mit einer geheimnisvollen Macht bekleidete. Dies Wort ward zu Petrus und Andreas gesprochen, und ihr wisst, wie es an Petrus erfüllt wurde. Was für ein Heer von Fischen brachte er ans Land das erste Mal, als er sein Netz in der Kraft des Heiligen Geistes auswarf!

Brüder, wir haben keine Vorstellung davon, was Gott durch die Schar Gläubiger, die heut Abend hier im Tabernakel versammelt sind, tun könnte. Wenn wir jetzt voll des Heiligen Geistes würden, so wären wir genug, um London zu evangelisieren. Es sind genug hier, um das Heil der ganzen Welt verkündigen zu können. Gott errettet nicht durch viele, noch durch wenige. Lasst uns suchen, zu einem Segen für unsere Mitmenschen gemacht zu werden; und wenn wir es suchen, lasst uns die weisende Stimme hören: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Ihr Männer und Frauen, die ihr vor mir sitzt, ihr seid am Ufer eines großen Meeres von menschlichem Leben, das voll von Menschenseelen ist. Ihr lebt in der Mitte von Millionen; aber wenn ihr Jesu nachfolgen wollt und ihm treu sein und tun, was er euch heißt, so wird er euch zu Menschenfischern machen. Sprecht nicht: „Wer soll diese Stadt erretten?“ Der Schwächste soll stark genug sein. Gideons Gerstenbrot soll die Gezelte schlagen und sie niederwerfen. Simson soll mit dem Kinnbacken, den er von der Erde aufnimmt, wo er lag und in der Sonne bleichte, die Philister schlagen. Seid getrost und unverzagt. Lasst eure Verantwortlichkeit euch näher zu eurem Herrn treiben. Lasst das Grauen vor der überhandnehmenden Sünde euch drängen, in das teure Angesicht dessen zu blicken, der vor langer Zeit über Jerusalem weinte und jetzt über London weint. Umfasst ihn, und lasst ihn niemals fahren. Durch die starken und mächtigen Triebe des göttlichen Lebens in euch, das durch den Geist Gottes zur Reife gebracht ist, lernt diese Lehre aus eures Herrn eigenem Munde: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Ihr seid nicht dazu tauglich, aber er will euch tauglich machen. Ihr könnt es in eigener Kraft nicht tun; aber er wird euch helfen. Ihr versteht nicht, Netze auszuspannen und Schwärme von Fischen ans Land zu ziehen; aber er wird euch lehren. Folgt ihm nur nach. Ich wünschte, dass ich dies wie mit Donnerstimme sagen könnte, dass die ganze Kirche Gottes es hörte. Ich wünschte, ich könnte es in Sternen an den Himmel schreiben: Jesus spricht: Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Wenn ihr die Vorschrift vergesst, so wird die Verheißung niemals die eure sein. Wenn ihr einer andern Spur folgt oder einem andern Führer nachahmt, so werdet ihr vergebens fischen. Gott verleihe uns, völlig zu glauben, dass Jesus große Dinge in uns tun kann und dann große Dinge durch uns zum Wohle unsrer Mitmenschen!

III.

Über den letzten Punkt könnt ihr in euren einsamen Betrachtungen mit viel Nutzen nachdenken. Wir haben hier ein Bild, das voll Belehrung ist. Ich will euch nur zwei oder drei Gedanken geben, die ihr gebrauchen könnt. „Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Ihr seid bisher Fischer der Fische gewesen.

Ein Fischer ist ein Mann, der sehr abhängig ist und sehr viel Vertrauen haben muss. Er kann die Fische nicht sehen. Wer im Meere fischt, muss das Netz aufs Geratewohl auswerfen.

Fischen ist eine Tat des Glaubens. Ich habe oft im Mittelmeer Männer mit ihren Booten ausfahren und große Strecken des Meeres mit ihren Netzen umspannen sehen, und doch, wenn sie das Netz ans Land zogen, hatten sie nicht so viel Fische, wie ich in meiner Hand hätte halten können. Ein paar elende kleine Fischlein bildeten den ganzen Fang. Dennoch gingen sie wieder hin und warfen das große Netz mehrmals am Tage aus in der Hoffnung, etwas zu erzielen. Niemand ist so abhängig von Gott, als der Prediger. O, dieses Fischen von der Kanzel des Tabernakels! Was für ein Glaubenswerk! Ich kann nicht sagen, dass eine Seele dadurch zu Gott gebracht werden wird. Ich kann nicht darüber urteilen, ob meine Predigt für die Anwesenden passt, ausgenommen, dass ich glaube, Gott wird mich leiten beim Auswerfen des Netzes. Ich erwarte, dass er Errettung wirken wird und bin darin von ihm abhängig. Ich liebe diese vollständige Abhängigkeit, und wenn mir eine gewisse Macht in der Predigt angeboten werden könnte, die ganz zu meiner Verfügung stünde und durch die ich Sünder erretten könnte, so würde ich den Herrn bitten, er möge sie mir vorenthalten, denn es ist viel köstlicher, jederzeit ganz und gar abhängig von ihm zu sein. Es ist gut, ein Narr zu sein, wenn Christus dir zur Weisheit gemacht wird. Es ist gut, schwach zu sein, weil Christus dann völliger unsere Stärke wird. Geht ans Werk, die ihr Menschenfischer sein wollt, und fühlt dabei eure Untüchtigkeit. Ihr, die ihr keine Kraft habt, versucht dies göttliche Werk. Eures Herrn Kraft wird gesehen werden, wenn die eure gänzlich geschwunden ist. Ein Fischer ist ein abhängiger Mann, er muss hinaufblicken jedes Mal, wenn er das Netz hinunterlässt; aber er ist ein Mann voll Vertrauen, und deshalb wirft er das Netz fröhlich aus.

Ein Fischer, der für sein Brot arbeitet, ist ein fleißiger und beharrlicher Mann. Die Fischer sind mit Tagesanbruch auf und fahren bis spät am Nachmittag fort zu fischen. So lange die Hände arbeiten können, fischen sie. Möge der Herr Jesus uns zu fleißigen, beharrlichen, unermüdlichen Menschenfischern machen! „Frühe säe deinen Samen und lass deine Hand des Abends nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das geraten wird.“

Der Fischer ist in seiner Kunst verständig und wachsam. Es sieht aus, als wenn es leicht wäre, ein Fischer zu sein, aber ihr würdet finden, dass es kein Kinderspiel ist, wenn ihr wirklich daran teilnehmen wolltet. Es ist eine Kunst darin, vom Flicken des Netzes an bis zum Ziehen ans Ufer. Wie fleißig ist der Fischer, die Fische am Herausspringen aus dem Netz zu hindern! Ich hörte einmal nachts einen großen Lärm auf dem Meere, als wenn eine ungeheure Trommel von einem Riesen geschlagen würde; ich blickte hinaus und sah, dass die Fischer von Mentone das Wasser schlugen, um die Fische in das Netz zu treiben oder sie am Herausspringen zu hindern, wenn sie einmal darin waren. O ja! und ihr und ich werden oft die Ecken des Evangelium-Netzes zu bewachen haben, damit Sünder, welche beinahe gefangen sind, nicht die Flucht ergreifen. Sie sind sehr schlau, diese Fische, und sie brauchen die Schlauheit bei ihrem Bemühen, das Heil zu meiden. Wir werden stets bei unserem Geschäft sein und all unsern Verstand brauchen müssen und mehr als unsern eigenen Verstand, wenn uns das Menschenfischen gelingen soll.

Der Fischer hat eine sehr mühsame Arbeit. Es ist durchaus kein leichter Beruf. Er sitzt nicht im Lehnstuhl und fängt Fische. Er muss bei schlechtem Wetter ausgehen. Wenn der, welcher auf die Wolken sieht,“ nicht erntet, so bin ich gewiss, dass der, welcher auf die Wolken sieht, niemals fischen wird. Wenn wir niemals eine Arbeit für Christum tun, außer wenn wir uns ganz aufgelegt dazu fühlen, so werden wir nicht viel tun. Wenn wir nicht beten. wollen, weil wir nicht beten können, so werden wir niemals beten; und wenn wir sagen: „Ich will heute nicht predigen, weil ich fühle, dass ich nicht predigen könnte,“ so werden wir niemals etwas predigen, was des Predigens wert ist. Wir müssen immer dabei sein, bis wir uns ganz abnutzen, müssen unsere ganze Seele in die Arbeit hineinlegen, in jedem Wetter, um Christi willen.

Der Fischer ist ein kühner Mann. Er erprobt das stürmische Meer. Ein wenig Salzwasser im Gesicht schadet ihm nichts; er ist tausendmal durchnässt geworden, es macht ihm nichts aus. Er erwartete nie, als er Fischer ward, dass er im Schoß der Bequemlichkeit schlafen würde. So wird der wahre Prediger Christi, der nach Seelen fischt, niemals ein wenig Gefahr scheuen. Er wird verpflichtet sein, manches zu tun oder zu sagen, was die Leute nicht lieben; und einige Christen mögen sogar seine Äußerungen zu strenge nennen. Er muss das tun und sagen, was zum Wohl der Seelen dient. Es ist nicht seine Sache, zu fragen, was andere von seiner Lehre oder von ihm selber denken werden; sondern im Namen des allmächtigen Gottes muss er sprechen: „Ob das Meer tobet und alles, was darinnen ist, will ich doch auf meines Herrn Befehl das Netz auswerfen.“

Nun, zuletzt, der Mann, welchen Christus zu einem Menschenfischer macht, hat Erfolg. „Aber,“ sagt jemand, „ich habe immer gehört, dass Christi Prediger treu sein sollen, dass sie jedoch des Erfolges nicht sicher sein können.“ Ich habe diese Rede gehört und ich weiß, dass sie in einem Sinne wahr ist, aber in einem andern bezweifle ich es. Wer treu ist, der hat nach Gottes Weise und nach Gottes Urteil Erfolg, mehr oder weniger. Zum Beispiel, hier ist ein Bruder, der sagt, dass er treu sei. Natürlich muss ich ihm glauben, doch hörte ich nie von einem Sünder, der unter seinem Predigtamt bekehrt wäre. In der Tat, ich sollte denken, der sicherste Platz für einen, der nicht errettet werden wollte, wäre unter der Predigt dieses Herrn, weil er nichts predigt, von dem anzunehmen ist, dass es jemanden erwecken, Eindruck auf ihn machen oder ihn von der Sünde überführen könne. Dieser Bruder ist „treu“; so sagt er. Nun, wenn irgendjemand in der Welt zu euch sagte: „Ich bin ein Fischer, aber ich habe niemals etwas gefangen,“ so würdet ihr euch wundern, dass er ein Fischer genannt werden könnte. Ein Landmann, der nie Weizen oder irgendetwas anderes erntete, ist der ein Landmann? Wenn Jesus Christus spricht: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen,“ so meint er, dass ihr wirklich Menschen fangen sollt, dass ihr wirklich einige erretten sollt; denn wer nie Fische fing, ist kein Fischer. Wer nach jahrelanger Arbeit nie einen Sünder errettete, ist kein Prediger Christi. Wenn das Ergebnis seines Lebenswerkes Null ist, so hat er ein Versehen gemacht, als er es unternahm. Geh' du mit dem Feuer Gottes in deiner Hand und wirf es unter die Stoppeln, und die Stoppeln werden brennen. Sei dessen gewiss. Gehe hin und streue den guten Samen aus; nicht alles mag auf fruchtbare Stellen fallen, aber einiges. Sei dessen gewiss. Leuchte nur, und das eine oder andere Auge wird dadurch erhellt werden. Du musst, du wirst Erfolg haben. Aber erinnere dich an das Wort des Herrn: „Folgt mir nach.“ Halte dich nahe zu Jesus, und tue, wie Jesus tat, so wird er dich zu einem Menschenfischer machen.

Vielleicht spreche ich zu einem aufmerksamen Hörer, der noch gar nicht bekehrt ist. Freund, ich habe dir dasselbe zu sagen. Du darfst auch Jesu nachfolgen, und dann kann er dich, sogar dich, gebrauchen. Ich weiß nicht, ob er dich nicht in dieses Haus gebracht hat, damit du errettet werdest und in künftigen Jahren für ihn und zu seiner Ehre sprechen mögest. Erinnere dich, wie er Saul von Tarsus berief und ihn zum Apostel der Heiden machte. Gebesserte Wilddiebe werden die besten Wildhüter; und errettete Sünder werden die tüchtigsten Prediger. O, dass du heut Abend von deinem alten Herrn wegliefest, ohne ihm auch nur eine Minute vorher zu kündigen; denn wenn du ihm kündigst, so wird er dich halten. Eile zu Jesu und sage: Hier ist ein armer, weggelaufener Sklave! Willst du mich befreien und mich zu deinem Eigentum machen?“ Gedenke, es steht geschrieben: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Niemals kam ein weggelaufener Sklave mitten in der Nacht zu Jesu, ohne dass er ihn aufnahm; und niemals lieferte er einen seinem alten Herrn wieder aus. Wenn Jesus dich frei macht, so sollst du wahrhaft frei sein. Fliehe denn zu Jesu, sogleich. Möge sein guter Geist dir helfen, so wird er dich nach und nach zu einem Gewinner anderer machen, zu seinem Preise! Gott segne euch! Amen.

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In England gibt es Fortbildungsschulen für die, welche auf irgendeine Weise ihre Freistunden dem Dienst im Reiche Gottes widmen wollen. A. d. Üb.
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autoren/s/spurgeon/d/der_seelengewinner/spurgeon_-_seelengewinner_-_xiv.txt · Zuletzt geändert: von aj
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