Spurgeon, Charles Haddon - Christus verherrlicht als der Baumeister seiner Kirche

Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen, und den Schmuck wird er tragen.
Sacharja 6,13

In allem Ding ist Wohlklang, wenn wir es hören;
Die Welt ist nur das Echo höh'rer Sphären.

Der Himmel jauchzt und singt ohne Ende. Vor dem Throne Gottes preisen die Engel und Seligen seinen Namen. Und auch diese Welt lobt und singt; bald mit dem lauten Schalle des rollenden Donners, des tobenden Meeres, des schäumenden Wasserfalles und der brüllenden Rinder; bald mit der stillen feierlichen Harmonie, die über der weiten Schöpfung schwebt, wenn sie in ihrer Stille Gott erhebt. Ein solcher Lobgesang entströmt dem schweigenden Gebirge, das mit seinem Haupt zum Himmel hinaufragt, wenn es sein Antlitz manchmal mit den Flügeln des Nebels deckt, oder wenn es ein anderemal seine schneeglänzende Stirn vor seinem Schöpfer entschleiert und das Licht seiner Sonne widerstrahlt in die Ferne, lieblich errötend vom Dank für das funkelnde Gewand, mit dem er es angetan hat, für die Freude, deren einsamer Zeuge es ist, wenn es in seiner hohen Majestät herniederschaut auf die lachenden Täler ringsum. Es ist dieselbe Melodie, die Himmel und Erde anstimmen. Im Himmel singt man: „Erhebt den Herrn und lobpreiset seinen Namen immer und ewiglich!“ Und auch die Erde singet: „Groß bist du in deinen Werken, o Herr! Anbetung dir!“ Es wäre darum ein sonderbarer Mangel, wenn die Kirche, der Tempel des lebendigen Gottes, entblößt bliebe vom Gesang; und wir danken Gott, dass solcher Mangel nicht besteht, denn „Tag und Nacht preisen sie Gott in seinem Tempel.“

Und wie es wahr ist, dass die endlosen Kreise des gestirnten Himmels ihn preisen ohne Aufhören, so ist es auch wahr, dass die Sterne auf Erden, die Kirchen des Herrn Jesu Christi, ihm allesamt ihre Loblieder singen für und für. Heute erschallt in diesem Hause aus tausend Stimmen sein Name, und wenn die Sonne uns heute untergeht, geht sie einem anderen Land auf, wo erwachende Christenseelen anfangen zu lobsingen, wie wir soeben aufgehört haben; und wenn wir morgen unser Tagewerk wieder treiben, so wollen wir ihn preisen, wenn wir aufstehen, wollen ihn preisen, wenn wir uns zur Ruhe legen; und wir wollen uns erquicken an dem süßen Gedanken, dass, wenn die Kette des Dankes auf unserer Seite in Dunkel gehüllt ist, ein anderes goldenes Kettenglied im Sonnenschein funkelt, dort, wo die Sonne aufgeht, wenn sie uns untergeht.

Und hört, wie die Kirche im Einklang mit Himmel und Erde die Stimme ertönen lässt: „Großer Gott, wie herrlich bist du!“ Ist das nicht der einstimmige Lobgesang aller Erlösten hier unten? Ist das nicht der einmütige Grundton unserer Hosiannas und Hallelujas? „Ihm, der da lebendig ist und auf dem Stuhl sitzet, sein Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Unser Text aber ist nur ein Ton in dieser Melodie; möge Gott uns zu seinem Verständnis seinen Segen geben. Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen, und den Schmuck wird er tragen. Wir wissen alle, dass damit der Herr Jesus Christus gemeint ist; denn die Heilige Schrift bezeugt am gleichen Ort: „Sieh, es ist ein Mann, der heißt Sproß“ - ein Name, der sich immer auf den Messias bezieht, auf Jesus Christus von Nazareth. „Denn er wird aus seinem Boden entsprossen und wird bauen des Herrn Tempel; ja, den Tempel des Herrn wird er bauen und wird den Schmuck tragen und wird sitzen und herrschen auf seinem Thron; und er wird ein Priester sein auf seinem Thron und wird Friedensrat sein zwischen den beiden.“

Wir betrachten zuerst den Tempel, d.i. die Kirche Christi; danach den Baumeister - „den Tempel des Herrn wird er,“ d.h. Jesus „bauen.“ Dann wollen wir von seinem Schmuck uns anleuchten lassen „Er wird den Schmuck tragen“. Schließlich wollen wir unter dem Beistand des Heiligen Geistes danach trachten, einige Nutzanwendungen des Gegenstandes unseren Seelen einzuprägen.

I.

Der erste Punkt ist der Tempel. Der Tempel ist die Kirche Gottes. Hier wollen wir vor allem bemerken, dass wir unter dem Ausdruck „Kirche Gottes“ etwas ganz anderes zu verstehen haben als das, wofür er gewöhnlich gebraucht wird. Häufig versteht man unter „Kirche“ die Kirchenbehörden, Prediger und Seelsorger. Diese Auffassung ist nicht schriftgemäß; denn wie eine Armee nicht nur aus den Offizieren, sondern aus sämtlichen Kriegern besteht, so ist es auch mit der Kirche Gottes: Alle Christen bilden die Kirche. Jede Vereinigung von Christen, die durch geheiligte Bande der Gemeinschaft verbunden sind zur Entgegennahme der Befehle Gottes und zur Predigt der göttlichen Wahrheit, ist eine Kirche; und alle diese Kirchlein zu einer Kirche vereinigt, in der Tat aber alle wahrhaft an Christus Gläubigen, die durch die Welt zerstreut sind, bilden die eine wahre allgemeine apostolische Kirche, erbaut auf einen Felsen, dass auch die Pforten der Hölle sie nicht zu überwältigen vermögen. Wenn daher in unserer Betrachtung von der Kirche zu reden ist, so sind immer alle die darunter verstanden, die den Herrn Jesus Christus treu und wahrhaftig lieb haben, denn diese bilden die eine allgemeine Kirche, die in sich selbst und mit sich selber Gemeinschaft hat, zwar nicht allezeit nach den sichtbaren Zeichen, aber allezeit nach der inneren Gnade; die Kirche, die erwählt war von Gott vor Grundlegung der Welt, die erkauft ist von Christus mit seinem eigenen teuren Blut, die berufen ist durch seinen Geist, die bewahrt wird durch seine Gnade und die am Ende eingesammelt wird, damit sei eine Kirche der Erstgeborenen sei, deren Namen im Himmel geschrieben stehen.

Diese Kirche wird nun der Tempel Gottes genannt, und es wird gesagt, dass Christus ihr Baumeister sei. Warum wird die Kirche Tempel genannt? Die Antwort ist die: Weil der Tempel ganz besonders die Stätte der Wohnung Gottes war. Zwar wohnte er nicht völlig im Tempel, diesem mit Händen gemachten Bauwerk der Menschen, das Salomo aufrichtete auf dem Berg Zion; aber dennoch war hier in einem ganz besonderen Sinne das Heiligtum und die Wohnstätte der unendlichen Majestät Gottes. Zwischen den Flügeln der überschattenden Cherubim leuchtete der helle Glanz des Gnadenstuhl, der das Sinnbild, das Zeugnis und die Versicherung der besonderen Gegenwart Jehovas, des Gottes Israels, war. Zwar ist er allgegenwärtig, in den höchsten Himmeln und in der tiefsten Hölle ist er gegenwärtig, doch hatte er seinen Tempel zu seiner besonderen Wohnung erwählt, so dass, wenn sein Volk betete, sie ihr Angesicht gegen den Tempel richten mussten, wie Daniel, der an seinem Obersaal offene Fenster hatte gen Jerusalem und hier betete. So ist es auch mit der Kirche. Wollt ihr Gott finden, so wohnt er auf jeder Hügelspitze und in jeder Schlucht, denn Gott ist allgegenwärtig in der Schöpfung; sucht ihr aber eine besondere Offenbarung seines Wesens, wünscht ihr die verborgene Stätte des Heiligtums des Allerhöchsten zu kennen, die innerste Wohnstätte seiner Gottesmajestät, so sollt ihr wissen, ihr findet sie in der Kirche der wahrhaften Gläubigen, denn dort tut er seine unaufhörliche Gegenwart kund - in den Herzen der Demütigen und Zerschlagenen, die bei seinem Wort zittern.

Weiter war der Tempel die Stätte seiner deutlichsten Offenbarung. Wer Gott am besten sehen wollte, musste ihn in seinem Tempel sehen. Man konnte Gott freilich überall wahrnehmen. Stand man auf der Spitze des Karmels und schaute hinaus auf das große Meer, wo die Schiffe fahren und Walfische schwimmen, die er gemacht hat, damit sie darin scherzen; so konnte man ihn wahrnehmen in seiner großen Macht. Wendete man den Blick hinüber und schaute gegen das Tal von Esdrelom, so zeigte sich Gott in jedem Grashalm, in jedem auf der Trift des Flussufers weidenden Schafe; überall konnte man Gottes Spur entdecken; wollte man ihn aber am besten sehen, so war es nicht auf dem Gebirge Basan, nicht auf dem Hermon, nicht auf dem Tabor; auf dem Berge Zion offenbarte sich Gott am liebsten in besonderer Weise. So ist es auch mit der Kirche. Gott ist mitten unter ihr, ihr Helfer, ihre Macht, ihr Lehrer, ihr Führer, ihr Erlöser, ihre Heiligung. In dem heiligen Abendmahl - dem Brechen des Brotes und dem Vergießen des Weins - , in der heiligen Taufe - der Eintauchung in den Tod des Herrn Jesu Christi - , in der Predigt des göttlichen Wortes - der unausgesetzten Verkündigung der großen Erlösung durch Jesus - , im Lobpreis dessen, der am Kreuz starb, in der Verkündigung des Bundes und der Gnade Gottes - da findet man ihn, da ist sein Name in glänzenderen Lettern und in leuchtenderen Zügen geschrieben als sonst irgendwo auf der ganzen weiten Erde. Darum heißt seine Kirche sein Tempel. O Christenvolk, du weißt und kennst das, denn Gott wohnt unter dir und wandelt mit dir; du wohnst in ihm und er in dir - „das Geheimnis des Herrn ist bei denen, die ihn fürchten, und seinen Bund lässt er sie wissen.“ Es ist dein seliges Vorrecht, mit Gott zu wandeln; er offenbart sich dir in einer Weise, wie es die Welt nicht kennt; er führt dich in sein inneres Heiligtum; er offenbart seine Liebe; das Hohelied Salomos wird in deinen Höfen gesungen und sonst nirgends; es ist nicht das Lied der weiten Welt, es ist der Hochgesang des inneren Heiligtums, der Festreigen des Hochzeitsmahles. Ihr vernehmt es, denn der Herr Jesus hat euch in seine Nähe gezogen, er hat euer Haupt an seine Brust gelegt, er hat euch einen Blick tun lassen in sein Herz und ewige Liebesgedanken gegen euch gezeigt. Ihr wisst es ja wohl, viel besser, als ich es beschreiben kann, was das heißen will, der Tempel des lebendigen Gottes zu sein.

Noch eins: Wir würden den Grund, warum das Wort „Tempel“ zur Bezeichnung der Kirche gebraucht wird, nur unvollkommen darlegen, wenn wir nicht hinzufügten, dass die Kirche wie der Tempel eine Stätte der Anbetung ist. Gott hatte ein Gebot gegeben, dass ihm kein Opfer anders dargebracht werden dürfe als auf dem einen Altar im Tempel zu Jerusalem; und dieses Gebot ist vorhanden bis auf den heutigen Tag. Nur wer an Christus glaubt kann Lob und Bitte und Danksagung darbringen, die vor Gott angenehm sind. Welche Gottesdienste ihr auch feiert, die ihr Christus in euren Herzen fremd geblieben seid, so erheuchelt und schändet ihr nur jene Gottesdienste, ihr ehrt Gott nicht damit. Zwei Menschen gehen hinauf in den Tempel, um zu beten: der eine glaubt, der andere nicht. Dem Ungläubigen mag die Gabe einer hinreißenden Sprache, der mächtigste Fluss der Rede verliehen sein, aber seine Gebete sind Gott ein Gräuel, während das schüchternste Lallen des wahrhaft Gläubigen mit Wohlgefallen angenommen wird von dem, der auf dem Stuhle sitzt. Zwei Menschen gehen zu des Herrn Tische - der eine hält die Einsetzung des sichtbaren Zeichens wert und verehrt es mit abergläubischer Furcht, der andere glaubt an Jesus und isst sein Fleisch und trinkt sein Blut als einer, der wahrhaft Teil hat an diesem göttlichen Vermächtnis. - Es ist nur ein Altar: Jesus Christus; und es gibt nur eine Ordnung von Priestern: die Kirche Christi, die Menschen, die erwählt sind von der Erde, mit weißen Kleidern angetan zu werden und vor seinem Altar zu dienen; und wenn ein anderer Gott anbeten will, der nicht unter diesen gefunden wird, der tut es nicht auf die rechte Weise. Sein Opfer ist wie Kains Opfer; Gott hat kein Wohlgefallen daran, denn „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ Wir fragen nicht, wer es tut; aber, es sei denn, dass er glaube, kann er das Wohlgefallen Gottes nicht erlangen, noch ist sein Opfer angenehm.

Das sind die Gründe, warum die Kirche ein Tempel genannt wird. Wie es nur einen Tempel gab, so gibt es nur eine Kirche. Diese eine Kirche ist sein Heiligtum; da wohnt Gott, da will er angebetet sein, da wird täglich dargebracht Dank und Lobgesang; da steigt das Rauchwerk des Gebets beständig auf als ein süßer Geruch dem Herrn.

II.

Wir haben nun im zweiten Teil unseres Textes einen merkwürdigen Gegenstand zu betrachten: „Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen.“ Christus ist der Kirche einziger Baumeister. Ich will jetzt versuchen, Christus, den Baumeister der Kirche, gegenüberzustellen Salomo als den Baumeister des ersten Tempels. Als Salomo den Tempel baute, war sein erstes, Vorbilder zu bekommen, nach welchen er bauen sollte. Salomo war sehr weise, aber er selbst war nicht sein eigener Baumeister. Der Herr, der dem Mose Vorbilder des alten Heiligtums in der Wüste gezeigt hatte, hatte auch schon seinem Vater David „alles beschrieben gegeben von der Hand des Herrn, dass es ihn unterwiese alle Werke des Herrn.“, so dass die Säle und die Säulen, die Hallen und die Höfe von Gott geordnet und im Himmel nach Form und Maß festgestellt waren. Nun, hierin ist der Herr Jesus Christus nicht wie Salomo; ausgenommen darin, dass er als Gott über alles, gelobt in Ewigkeit, selbst sein Baumeister war. Christus hat den Plan seiner Kirche gemacht. Zwar haben die vielen Kirchen und Kirchlein auf Erden im Einzelnen ihre besonderen Einrichtungen und Gebräuche, sie fassen die Grundlehren der einen Wahrheit wohl auch in verschiedener Weise auf, so dass eine gar mannigfaltige Bildung in die einzelnen Teile des großen Ganzen kommt, und doch fügen sich all diese verschiedenen Baustile unter der Hand des großen Baumeisters in ein wohlgeordnetes, herrlichen Ganzes zusammen und bilden den köstlichen Bau, „den Tempel Jesu Christi, die Gemeinde des lebendigen Gottes, den Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.“. Christus ist selbst sein Baumeister. Er will verschiedene Sätze der einen Wahrheit zur Erscheinung bringen. Ja, ich glaube, dass die verschiedenen Kirchlein gerade dazu verordnet sind, verschiedene einzelne Wahrheiten recht hervorzuheben. Einige unserer Brüder stehen in der Höhe; sie lassen mehr als andere die großen alten Wahrheiten von der freien Gnade hervortreten. Einige hinwieder gehen recht tief und stellen mit großer Klarheit die große und wahre Lehre von der Verantwortlichkeit des Menschen in den Vordergrund. So dass zwei Wahrheiten, von denen die eine oder andere bei einem gleichartigen Christentum hätte vernachlässigt werden können, nun beide zur Geltung kommen, beide hervorleuchten, durch die verschiedenen kirchlichen Parteien des Volkes Gottes, die Gott als gleich erwählt hat und die ihm alle teuer sind.

Gott verhüte, dass ich etwas sagen sollte, wodurch irgend jemand in Irrtümern bestärkt würde; dennoch ist Gottes Volk, auch in seinen Irrtümern, ein kostbares Volk. Und wenn es unscheinbar wäre wie der irdene Topf aus des Töpfers Hand, so ist es doch zu vergleichen mit dem feinen Gold. Haltet fest an der Gewissheit, dass der Herr große Absichten hat, auch bei der Teilung seiner Kirche. Wir dürfen den Gründen des Herrn nicht entgegenstehen, wir dürfen den Stil seines Bauwerks nicht antasten. Einem jeden Stein am Tempel hat der Herr Jesus seine Stelle angewiesen, und selbst die unscheinbaren und verborgenen hat er dahin getan, wo sie sind. Es gibt keinen einzigen Zedernbalken, keine einzige aufragende Zinne, die nicht vorbedacht und im voraus geordnet waren in diesem ewigen Testament der Gnade, diesen großen Bauplan, den Christus, der allmächtige Baumeister, für den Bau seines Tempels zu seiner Ehre vorgezeichnet hat. Christus ist darum der einzige Baumeister, „und er wird den Schmuck tragen“, denn er ordnete den Bau.

Nun erinnert ihr euch, als Salomo anfing den Tempel zu bauen, da fand er einen Berg vorbereitet zum Raum, den Berg Morija. Sein Gipfel war noch nicht breit genug, er musste ihn daher vergrößern, damit Raum würde zum prächtigen Tempel, diesen Schmuck der ganzen Erde. Als der Herr Jesus kam, um seinen Tempel zu bauen, da fand er keinen Berg, auf ihm seine Kirche zu gründen; in unserem Wesen konnte er keinen Berg finden, er fand diesen Berg nur in sich selbst, und der Berg, auf den er seine Kirche gegründet hat, ist der Berg seiner eigenen, unwandelbaren Liebe, seine eigene starke Liebe, seine eigene allmächtige Gnade und unerschütterliche Treue. Das ist der Berg, auf den die Kirche gebaut ist, da sind ihre Grundfesten versenkt, da sind die Grundsteine gelegt und befestigt mit Eiden und Verheißungen und mit Blut, damit sie unbeweglich stehen, ob auch die Erde wanke und die ganze Schöpfung untergehe.

Als Salomo den Berg bereitet und die Grundfesten gelegt hatte, fand er ein neues Hindernis: denn es fehlte ihm an Bäumen zu Balken. Es wuchsen zwar herrliche Bäume im Libanon, aber seine Knechte wussten nicht, wie man Bäume fällt. Er musste daher zu Hiram senden, dem König von Tyrus, der schickte seine Knechte hin, dass sie die Zedern des Libanon fällten, sie zum Bau nach den Maßen zurichteten, sie in Flöße banden und nach Joppe schifften, dem nächsten Hafen bei Jerusalem; und von dort wurden sie eine kurze Strecke zu Lande weiter gebracht nach Jerusalem zum Bau des Tempels. Dasselbe musste er mit den gehauenen Steinen tun; denn die verschiedenen Steine, die er zum Gebäude nötig hatte, mussten von Hirams Knechten in den Steinbrüchen gebrochen und behauen werden, wobei die Bauleute Salomos, die weniger geübt waren in solchen Dingen, bei den untergeordneten und schwereren Arbeiten Beistand leisteten. Und so verhielt es sich auch wieder, wenn man die Geschichte von der Erbauung des Salomonischen Tempels liest, mit der Anfertigung der Gefäße des Hauses. Es heißt, Hiram entwarf sie, und Salomo ließ das Gold schmelzen, und die Gefäße wurden in der Ebene des Jordans geformt; dort ließ Salomo sie gießen durch Hiram, seinen Künstler und Werkmeister.

Ach, wie wenig ist hier Salomo ein Vorbild auf Christus! Christus baut seinen Tempel selbst. Da stehen die Zedern vom Libanon, die der Herr gepflanzt hat, aber sie sind noch nicht zubereitet für den Bau; sie sind nicht gefällt, nicht behauen, noch zu solchen Zedernbalken zugerichtet, deren duftende Schönheit die Höhe des Herrn im Paradies mit lieblicher Pracht erfüllt. Nein, der Herr Jesus muss sie fällen mit der schweren Axt der Sündenerkenntnis, er muss sie behauen mit der zermalmenden Säge des Gesetzes, er muss sie ebnen und glätten mit seinem heiligen Evangelium. Und wenn er sie zubereitet hat zu Säulen im Hause des Herrn, dann werden sie durch das Wort in den Himmel geführt, wo sie für immer und ewig in seinen Tempel gepflanzt werden. Kein Hiram ist nötig. Die Axt ist in seiner Hand, der Plan ist auch in seiner Hand. Er versteht sein Geschäft gründlich. War er nicht ein Zimmermann auf Erden? Auch geistlich wird er es für seine Kirche für immer und ewig sein. Genauso verhält es sich mit den Steinen zum Tempel. Wir gleichen den rohen Steinen des Steinbruchs.. Seht den Fels an, aus dem ihr gehauen seid, und die Grube des Brunnens, aus dem ihr gegraben seid. Aber aus diesem Fels hat uns keine andere Hand gehauen, nur die Hand Christi. Er erweckte dem Abraham Samen aus den Steinen der Grube; sein eigener Hammer war es, der die Felsen in Stücke zerbrach, und sein eigener mächtiger Arm, der den Hammer führte, da er uns aus dem Felsen unserer Sünde herausbrach. Und wenn jemand von uns geglättet ist und zubereitet zum Einfügen in des Tempels Bau, so ist es allein Christus, der ihn zubereiten kann. Anfechtungen können uns nur heiligen, wenn Christus sich ihrer als Hammer und Meißel bedient. Unsere Freudigkeit und unser Ernst kann uns nicht zum Himmel reif machen, wenn nicht Jesu Hand unsere Herzen erneuert und uns tüchtig macht zum Erbteil der Heiligen im Licht.

Ihr erkennt also, dass der Herr Jesus hierin Salomo übertrifft, denn er selbst sorgt für alle Baustoffe. Er trennt sie selber vom Boden los; er arbeitet sie erst ins Reine, dann glättet er sie während ihrer Lebens, bis er sie zubereitet hat, damit er sie auf den Berg Gottes bringe, wo sein Tempel gebaut wird. Ich habe nie gedacht, wie schön der Anblick sei, wenn diese Zedern Libanons, zu Balken gesägt und zubereitet zu Säulen des Tempels, so über das Meer geschafft werden - welch schönes Sinnbild des Todes! Ist es nicht so mit uns? Hier wachsen wir und werden endlich gefällt und zubereitet zu Säulen des Tempels. Über den Strom des Todes leitet uns eine liebende Hand und bringt uns in den Hafen des himmlischen Jerusalems, wo wir glücklich an Land gebracht werden, um nie wieder hinauszugehen, sondern zu bleiben als ewige Säulen im Tempel unseres Herrn. Die Tyrier brachten jene Flöße übers Meer; uns aber wird kein Fremder über den Strom des Todes führen. Es ist merkwürdig, dass der Herr Jesus immer seine Ausdrücke mit Beziehung auf sein Volk wählt, das seinen Tod ihm allein zuschreibt. So sagt die Offenbarung des Johannes: „Schlage deine Sichel an und ernte; denn die Stunde zu ernten ist gekommen; denn die Ernte der Erde ist reif geworden.“ Und wenn er anfing zu ernten, nicht den Weinstock der Erde, der die Gottlosen darstellt, die zermalmt werden, sondern den Weizen, der die Frommen bezeichnet, so heißt es: „Und der auf der Wolke saß, schlug seine Sichel an die Erde.“ Er überließ es nicht seinen Engeln; er tat es selbst. So ist es mit dem Herbeischaffen jener Balken und mit dem Fortbringen jener Steine. Ich sage: Kein König von Tyrus und Sidon darf es tun, sondern der Herr Jesus, der des Todes Tod und der Hölle Verderbnis ist, will uns selber über den Strom steuern und uns sicher ans Ufer Kanaans bringen. „Den Tempel des Herrn wird er bauen.“

Nachdem also nun alle diese Dinge vorbereitet waren, musste Salomo viele Tausend Werkleute anstellen, um dieselben zusammenzufügen. Ihr wisst, dass in Salomos Tempel kein Hammer gehört wurde; denn die Steine wurden zuvor ganz zugerichtet in den Steinbrüchen und wurden so zusammengefügt und bezeichnet, damit die Werkleute genau wüssten, an welchem Ort ein jeder eingefügt werden sollte, so dass kein Eisenzeug nötig war. Alle Balken und Bretter wurden an die richtige Stelle geordnet und alle Klammern, um sie zu befestigen, waren vorbereitet, so dass auch nicht ein einziger Nagel eingeschlagen werden musste - alles war vorbereitet. So ist es auch mit uns. Wenn wir in den Himmel kommen, so bedürfen wir nicht noch erst einer Heiligung, da werden wir nicht mit der Säge der Trübsal geschnitten, nicht mit dem Hammer des Gesetzes behauen und gefügt. Wir müssen hier unten zubereitet werden. Und gelobt sei sein Name: Alles das wird der Herr Jesus zuerst mit uns vornehmen. Wenn wir dorthin kommen, braucht es keine Engel, um dieses Glied der Kirche hierhin, jenes dorthin an seine rechte Stelle zu bringen; Christus, der seine Steine gebrochen und bearbeitet hat, wird selber sein Volk in seine himmlischen Wohnungen bringen. Denn er selbst hat gesagt: „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten, und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen.“ Christus wird sein eigener Hofmeister sein, er selbst wird sein Volk empfangen; er selbst wird an den Pforten des Himmels stehen und sein Volk einführen zu dem Erbteil, das ihm bestimmt ist im Lande der Seligen.

Ich zweifle nicht, dass ihr schon oft die Geschichte vom Tempel Salomos gelesen habt, und habt dabei vernommen, dass er den ganzen Tempel mit Gold überzog. Er selbst verschaffte sich viel von diesem edlen Metall, aber sein Vater David hatte ihm schon einen großen Vorrat davon hinterlassen. Auch Jesus will uns alle mit Gold überkleiden, wenn er uns im Himmel aufbaut. Bedenkt wohl, dass wir im Himmel nicht mehr sein werden, war wir in dieser Zeit sind. Nein, meine Geliebten; könnte die Zeder sich selber anschauen, wenn sie zum Pfeiler im Tempel gemacht ist, sie könnte sich selbst nicht mehr erkennen, wenn sie zum Pfeiler im Tempel gemacht ist, sie könnte sich selbst nicht mehr erkennen. Könntet ihr euch sehen, wie ihr einst sein werdet, ihr würdet sagen: „Es ist noch nicht erschienen die Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden.“ Auch sollten jene Zedernsäulen nicht unbekleidet und unverziert gelassen werden - obwohl sie schon an sich schön und lieblich zu sehen waren - sie wurden noch mit Gold bekleidet. So auch wir. „Es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit; es wird gesät ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“ Geschmückt mit reinem Gold; nicht mehr das Frühere, sondern köstlich, lieblich, prächtig, herrlich.

Und im Tempel, lesen wir, war ein großes ehernes Meer, in welchem sich die Priester wuschen, und es waren dort noch andere eherne Waschbecken, worin sie die Opferlämmer und geopferten Rinder abwuschen. Im Himmel ist ein großes Reinigungsbecken, in dem alle unsere Seelen gewaschen sind, „denn sie haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider helle gemacht im Blut des Lammes.“ Der Herr Jesus aber bereitet selbst dieses geheiligte Meer; er hat es gefüllt mit Blut aus seinen Adern. Auch das große Waschbecken, in dem die Opfer unsere Gebete und Loblieder gewaschen werden, hat er zubereitet und gefüllt, damit sie mit uns gereinigt werden und wir Gott ein angenehmes Opfer darbringen durch Jesus Christus, unseren Herrn. Ich wiederhole es, ehe ich diesen Punkt verlasse, es gibt keinen Teil im großen Tempel der Kirche, den Christus nicht selber gemacht hat; aber es gibt nichts in seiner wahren Kirche und besonders in seiner verherrlichten Kirche, was nicht von ihm bereitet ist., Darum müssen wir auf den Schluss kommen: Er wird den Schmuck tragen, denn er war der alleinige Baumeister.

III.

O, wie süß ist es doch, den herrlichen Schmuck Christi zu erforschen. Ich bin glücklich, dass ich von dem reden darf, was meinen Herrn verherrlicht. Aber ist es nicht niederbeugend, dass, wenn wir Christus recht erheben möchten, unsere armen, schwachen Lippen nicht reden können? O, wenn ihr die Herrlichkeit meines Herrn kennen wollt, so müsst ihr sie selbst anschauen, denn euch kann, wie der Königin von Saba, nicht die Hälfte gesagt werden, selbst nicht von denen, die ihn am besten kennen und am meisten lieben. Nicht die Hälfte seiner Herrlichkeit kann gesagt werden. Haltet hier stille und vernehmt einige Worte der Liebe, die ich euch gerne zurufen möchte. Euer Herr, ihr Geheiligten des Herrn, hat euch zubereitet und will euch in seinen Tempel einfügen. Ruft und sprecht: Ihm gebührt der Schmuck. Bedenken wir vor allem, dass der Schmuck, der ihm gebührt, ein gewaltiger Schmuck ist. Der Schmuck muss wohl gewaltig sein, denn es heißt, er wird ihn tragen. An einer anderen Stelle heißt es: „Und man wird an ihn hängen alle Herrlichkeit seines Vaters Hause“ und wieder an einem anderen Ort steht geschrieben von einer „über alle Maße wichtigen Herrlichkeit.“, die den Gerechten bereitet ist. Wie groß muss also die Fülle der Herrlichkeit sein, die Christus zukommt. Der Herr Jesus wird gewiss nicht so armselig verherrlicht werden, wie hier unten auf Erden. Die himmlischen Lieder tönen edler als die unsrigen. Die Seelen der Erlösten bringen ihm erhabenere Huldigungen als wir ihm bieten können. Versucht nicht, aus dem Glanz der Könige und aus den Huldigungen gegen die Mächtigen dieser Erde auf die herrliche Pracht Christi zu schließen. Seine Herrlichkeit übertrifft alle Herrlichkeit dieser Zeit und dieser Welt. Die Ehre, die über ihn ausgeschüttet werden soll, ist wie der Glanz der Sonne, die Anbetung auf Erden ist nur wie das Flimmern eines zerrinnenden Sternes. Heute, ha heute beugen ihm die Herrschaften und Gewaltigen die Knie. Zehntausend mal zehntausend Seraphim dienen ihm am Fußschemel seines Thrones. „Der Wagen Gottes ist viel tausend mal tausend.“ „Tausend mal tausend dienen ihm und zehntausend mal zehntausend stehen vor ihm.“ Und wie erhöhen ihn seine Erlösten? Ohne Aufhören, ohne Wanken, ohne Ermüden; höher und höher erheben sie ihre Stimmen und lauter und immer lauter strömt der Strom ihres Lobliedes, und doch ist es stets dasselbe herrliche Lied: „Ihm, dem Lebendigen, der tot war und siehe, er ist lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, ihm sei Preis und Ehre und Dank von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Und merkt wohl, diese Herrlichkeit ist eine ungeteilte Herrlichkeit. In der himmlischen Kirche Christi wird nur Christus verherrlicht. Wer auf Erden geehrt wird, teilt seine Ehre mit einem anderen, mit einem untergeordneten Helfer, der mit ihm am gleichen Werk gearbeitet hat; Christus aber hat keinen solchen Helfer. Er wird verherrlicht und alle Ehre gebührt ihm selber. Wenn ihr in den Himmel kommt, ihr Kinder Gottes, wollt ihr einen anderen preisen als euren Meister? Calvinisten, heute schlägt euer Herz für Johann Calvin; werdet ihr ihn denn dort preisen? Lutheraner, heute hängt ihr mit Liebe an dem Gedächtnis eures voranleuchtenden Reformators; werdet ihr im Himmel Lieder zu Ehren Luthers singen? Ihr Jünger Wesleys, ihr schätztet diesen Heilsprediger hoch; werdet ihr im Himmel Melodien zum Preise Johann Wesleys anstimmen? Niemals, niemals, niemals! Ihr werdet alle Namen und alle Menschenehre bei Seite setzen, und euer Lobgesang wird in ungeteilter und lieblicher Harmonie erschallen zum Preise dessen, „der uns geliebt hat und gewaschen mit seinem Blut von unseren Sünden; demselben sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Noch eins: Den ganzen Schmuck wird er tragen; alles, was man nur denken und wünschen und erwarten kann, wird ihm zufallen. Heute lobt und preist ihr ihn, aber nicht, wie ihr gern möchtet; im Himmel werdet ihr ihn lobpreisen nach Herzenslust. Heute seht ihr ihn erhöht, aber noch ist ihm nicht alles zum Schemel seiner Füße gelegt; im Himmel aber wird alles seine Herrschaft anerkennen. Dort werden sich ihm alle Knie beugen und alle Zungen bekennen, dass er der Herr ist. Den ganzen Schmuck wird er tragen.

Dieser Schmuck wird ein unvergänglicher Schmuck sein. Es heißt: den Schmuck wird er tragen. Wann wird diese Herrlichkeit verwelken, wann wird diese Verheißung sich so erfüllen, dass sie weggelegt wird wie ein abgetragenes Kleid? Nie, nie, so lange ein Leben, ein Gedanke, ein Wesen übrig bleibt, nie, so lange die Unsterblichkeit dauert! Nie werden wir aufhören, Christus zu loben. Wir können fast ahnen, was wir gegenüber unserem Meister fühlen werden, wenn wir in den Himmel kommen. Wenn ich mir denken darf, dass ich je gewürdigt werden sollte, sein seliges Antlitz voll Entzücken anzuschauen, so sehnte ich mich nur noch danach, seinem Thron nahen zu dürfen und das geringe Gute, das mir geliehen wurde, vor seinen Füßen niederzuwerfen und dort zu bleiben und immer und ohne Ende den ungetrübten Glanz seiner Liebe, die Wunder seiner Macht anzubeten! Stellt euch vor, wenn einer käme und zu den Erlösten spräche: „Haltet einen Augenblick inne mit eurem Lobgesang! Sieh, ihr habt sechstausend Jahre lang Christus gepriesen; viele unter euch haben ihn nun ununterbrochen Jahrhunderte lang verherrlicht! Haltet jetzt inne und gebt für einen Augenblick einem Anderen die Ehre!“ Wer möchte die Entrüstung begreifen, womit die Myriaden Blicke der Erlösten den Versucher treffen würden? „Aufhören, ihn zu lobpreisen? Nie und nimmer! Die Zeit mag aufhören, denn sie wird nicht mehr sein, die Welt mag aufhören, denn ihre Zeitläufe nehmen ein Ende; das All der Dinge mag aufhören, zu kreisen, und die Bahnen seiner Welten mögen verklingen, wie die Töne einer vom Wind bewegten Harfe, aber unsere Loblieder - nie! Nie!“ - und es wird rauschen: „Halleluja, Halleluja, Halleluja! Gott, der Herr, der Allmächtige regiert!“ ER wird den Schmuck tragen auf immer und ewig; sein Name währt ewig; sein Name wird währen als eine unvergängliche Sonne; die Menschen werden in ihm gesegnet sein und alle Geschlechter werden ihn selig preisen; darum werden sie ihm danken von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Lasst uns nun zum Schluss eine Nutzanwendung unseres Textes beherzigen. Liebe Brüder und Schwestern, sind wir erbaut auf Christus? Dürfen wir sagen, dass wir hoffen, ein Glied seines Tempels zu sein, dass seine Hände an uns gearbeitet haben und dass wir mit Christus zu einem Ganzen gefügt sind? Wenn dem so ist, so achtet auf ein Wort der Ermahnung: Lasst uns ihn allezeit anbeten. Mir scheint, dass jeder Zedernbalken, jede Goldplatte und jeder Stein am Tempel sich geehrt fühlte, da er gewürdigt wurde, ein Teil am Haus zum Preise Jehovas zu werden. Und wenn jene Zeder, jener Marmor an dem Tage, als er zum Zeichen der Gegenwart Jehovas das Feuer vom Himmel fiel, hätte reden können, da würden Stein und Zeder und Gold und Silber und Erz ausgebrochen sein in Lobgetöse und hätten gerufen: „Wir preisen dich, o Gott, denn du hast das Gold zu Größerem gemacht als Gold und die Zeder zu Besserem als Zedernholz, denn du hast uns geweiht zum Tempel deiner Wohnung!“ Und nun, wollt ihr nicht auch dasselbe tun? O, teure Brüder und Schwestern! Gott hat euch hoch geehrt, dass er euch zu Steinen am Tempel Jesu Christi erwählt hat. Wenn ihr daran denkt, was ihr wart und was aus euch hätte werden können; wie ihr Bausteine hättet werden können in dem schwarzen Kerker der ewigen Verdammnis, schwarze, dumpfe Steine, wo Moos und Gift und Schlamm nie ersterben; verworfen, verlassen, hinausgeworfen in Nacht und Finsternis auf ewig - wenn ihr daran denkt und euch dann als Steine im Tempel Jehovas erblickt - als lebendige Steine - da müsst ihr sagen, dass ihr ihn erheben wollt, denn der Mensch ist mehr als nur Mensch, denn Gott wohnt in ihm. Ihr Töchter Jerusalems, freut euch, denn ihr seid nun mehr als Töchter. Ihr Söhne Israels, freut euch, denn eure Manneswürde ist erhöht; er hat euch zu Tempeln des Heiligen Geistes gemacht - denn Gott wohnt in euch und ihr in ihm. Geht hin von dieser Stätte und verkündigt sein Lob, geht hin und lobpreist ihn; und weil auch die stumme Kreatur eures Mundes bedarf, um durch euch ihn zu preisen, so geht hin und redet für den Berg, für den Hügel, für den See, für den Strom, für die Eiche und für den Wurm; redet für die ganze schweigende Natur, denn ihr sollt, wie der Tempel, der Sitz der Anbetung sein aller Welten; ihr sollt stehen als Priester und die Dankopfer aller Kreaturen opfern.

Lasst mich zuletzt noch ein Wort an die Übrigen unter euch richten. Meine lieben Zuhörer, hier sind Viele, die kein Eigentum haben in Israel noch irgend einen Teil an Jakob. Wie viele sind unter euch, die keine Bausteine sind im geistlichen Tempel, die nie verwendet werden zum Aufbau des Jerusalem unseres Gottes. Ich will euch etwas fragen: Es mag euch heute gering scheinen, vergessen geblieben zu sein bei dem Bauplan der Kirche Christi - wird es auch gering scheinen, vergessen zu bleiben, wenn Christus die seinen zur Herrlichkeit einzugehen heißt? Wenn ihr zuletzt alle rings um seinen hohen, strahlenden Thron versammelt seid und die Bücher aufgetan werden; ach, wie furchtbar ist die Ungewissheit, wenn Name um Name gelesen wird! Wie schrecklich euer Warten, wenn es nun zum letzten Namen kommt und der eurige fehlt! Es hat mich der Liedervers schon oft ergriffen:

„Ich möchte so gerne mit jenen dort wallen,
Zu deinen so huldvollen Füßen hinfallen,
Ich sündigster Aller, die du je erschufst.
Doch kann ich dem Schreckensgedanken nicht wehren,
Ich dürfte vielleicht meinen Namen nicht hören,
Wenn du sie mit Namen zur Seligkeit rufst!“

O Sünder, fasse es. Die Reihe der Namen ist gelesen, aber dein Name fehlt. Lache nun über die Religion! Spotte über Christus! Und wenn sich nun die Engel alle zum Gericht versammeln, wenn die Posaune schrecklich laut und lange widerhallend ertönt; wenn dann die Himmel von Feuersglut entbrennen und der große Feuerofen der Hölle leuchtend emporlodert und dich mit seinen Flammen zu verschlingen droht: dann verhöhne die Religion! O nein! Ich sehe dich. Da werden deine starren Knie beugsam, da bedeckt sich dein stolzes Angesicht zum ersten Mal mit siedendem Angstschweiß, da füllen sich deine einst hohnstrahlenden Augen mit Tränen; ihn, den du geschmäht hast, sucht jetzt dein Blick, und du weinst über deine Sünde. O Sünder, dann wird es zu spät sein; kein Stein, der schon nach Jerusalem gebracht ist, wird mehr behauen. Wie du fällst, so liegst du. Wie dich das Gerichtsurteil findet, so lässt dich die Ewigkeit. Es wird keine Zeit mehr sein, wenn das Gericht kommt, und wenn keine Zeit mehr ist, ist eine Umwandlung unmöglich! In alle Ewigkeit gibt es keine Veränderung, keine Befreiung, keine Tilgung der Schuld. Bist du einmal verloren, so bleibst du es auf immer; bist du einmal verdammt, so bleibst du verdammt in alle Ewigkeit. Willst du nun das erwählen und Christus verwerfen? Oder willst du Christus und den Himmel besitzen? Ich beschwöre dich bei dem, der da die Lebendigen und die Toten richten wird, dessen Eigentum ich bin und dem ich auch diene, der aller Herzen und Nieren prüft, erwählt heute, wem ihr dienen wollt. Ist die Sünde der bessere Teil, so dient der Sünde und erntet ihren Lohn. Wenn ihr euch in der Hölle betten mögt und ihr ewiges Feuer ertragen könnt, dann seid wacker und schaut auf den Lohn, wenn ihr sündigt. Wenn ihr aber den Himmel wollt, wenn ihr wünscht, unter der Zahl derer zu sein, die mit Christus verherrlicht werden sollen, dann glaubt an den Herrn Jesus; glaubt jetzt, heute: „so ihr seine Stimme hört, so verstocket eure Herzen nicht.“ „Küsst den Sohn, dass er nicht zürne, und ihr den Weg verlieret; denn sein Zorn wird bald entbrennen.“„ Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, glaubt und lebt; werft euch zu den Füßen Jesu, setzt euer Vertrauen auf ihn, lasst eure Werke und Wege dahinten und flieht in diese sichere Burg, so werdet ihr zu ihm kommen, und er wird euch erretten, und ihr werdet ewig selig sein. O Herr, segne meinen schwachen, aber ernsten Ruf, um Christi willen. Amen.

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