Spurgeon, Charles Haddon - Christus, der Neuschöpfer aller Dinge.

Spurgeon, Charles Haddon - Christus, der Neuschöpfer aller Dinge.

Gehalten am Sonntag Morgen, den 10. Dezember 1876.

Darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“
2. Kor. 5,17.

Wir wollen versuchen, heute Morgen von Christo zu predigen, als dem Urheber der neuen Schöpfung, und möge der Heilige Geist uns fähig machen, zu seiner Ehre zu sprechen. Alle Dinge neu zu schaffen, ist eins seiner herrlichsten Werke; möchten wir es nicht nur anschauen, sondern daran Teil haben.

Was sagt der Prediger Salomon? Sagt er uns nicht: „Was ists, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ists, das man getan hat? Eben das man hernach wieder tun wird, und geschieht nichts Neues unter der Sonne?“ Ohne Zweifel hatte Salomon Recht mit dieser Erklärung, aber er schrieb über diese Welt, und nicht über die zukünftige, von der wir sprechen; denn siehe, in der zukünftigen Welt, das heißt, in dem Reich unsers Herrn Jesu Christi, ist Alles neu. Für den weisesten Geist, ist, wenn er nicht erneuert ist, Nichts neu, aber für den Niedrigsten unter den Wiedergeborenen ist Alles neu geworden.

Das Wort „neu“ scheint in lieblichem Einklang mit dem Namen und Werk unsers Herrn Jesu zu stehen, insofern, als er erscheint, nachdem das Alte sich als ungenügend erwiesen, und von Neuem mit uns beginnt als der Vater und das Haupt eines auserwählten Geschlechtes. Er ist der Mittler des neuen Bundes, und ist gekommen, uns in ein neues Verhältnis zu Gott zu bringen. Als der zweite Adam hat er uns von dem alten gebrochenen Bund der Werke befreit, in dem wir unter dem Fluch lagen und hat uns unter den neuen unfehlbaren Bund der Gnade gestellt, in dem wir durch sein Verdienst befestigt werden. Das Blut Jesu Christi wird „das Blut des neuen Bundes;“ so steht selbst das Lebengebende in der Person unsers teuren Erlösers in Verbindung mit Neuheit. Das Leben ist sogar für ihn in seinem Blut und ohne dies Blut kann er keine Vergebung der Sünden verleihen; so ist ein Neues in diesem notwendigen Lebensstrom, denn wenn er uns den Kelch des Gedächtnisses zu trinken gibt, spricht er: „Das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für Viele zur Vergebung der Sünden.“ „Nun aber hat er ein besseres Amt erlangt, als der eines besseren Testamentes Mittler ist, welches auch auf bessere Verheißungen steht.“ Der alte Bund, das alte Zeremonialgesetz, den alten Geist der Knechtschaft und den ganzen alten Sauerteig hat Jesus aus dem Hause gefegt, und hat ein neues Reich gestiftet, in dem die Gnade regiert durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben.

Als unser Herr in die Welt kam, war seine Geburt von einer Jungfrau durch die Kraft des Heiligen Geistes ein Neues, denn der Prophet Jeremias hatte vor Alters im Namen des Herrn also gesprochen: „Wie lange willst du in der Irre gehen, du abtrünnige Tochter? Denn der Herr wird ein Neues in dem Lande erschaffen; das Weib wird den Mann umgeben.“ Uns ist ein Kind geboren, welches der Jungfrau Sohn ist, über den wir uns freuen, weil er in die Welt kommt ohne die Befleckung der Erbsünde, auf eine neue Art, wie nie vorher ein Mensch geboren war. Nachdem er so in die alte Welt gekommen, der kündet er neue Lehre, denn seine Lehre wird Evangelium oder frohe Botschaft genannt. Es ist die erquickendste Neuigkeit, die ein angstvolles Herz hören kann; es ist die neueste Musik, die eine bekümmerte Brust beruhigen kann. Die Lehre Jesu Christi ist noch immer die Beste Neuigkeit des Tages, wie sie es vor Jahrhunderten war. Obgleich die Welt nun 1900 Jahre die frohe Botschaft gehabt hat, so ist auf dem Evangelium noch immer der Tau der Jugend und wenn die Menschen es hören, so fragen sie noch, wie jene alten Griechen: „Welche neue Lehre ist dies?“ Unser Herr Jesus ist gekommen, um durch die Predigt und Lehre des Evangeliums ein neues Königreich aufzurichten, ein Reich mit neuen Gesetzen, neuen Sitten, einer neuen Verfassung und neuen Gütern, ein Reich, das nicht von dieser Welt ist, ein Reich, das auf besseren Grundsätzen ruht und seinen Untertanen unendlich bessere Vorteile bringt, als je eine andere Herrschaft getan. In dieses Reich bringt er nur neue Menschen hinein, die in Christo Jesu neue Kreaturen geworden sind, die deshalb seine neuen Gebote lieben und ihm in neuem Geist dienen, nicht in dem alten Buchstaben. Überdies, Christus hat uns einen Eintritt in das Reich da droben geöffnet, denn jetzt kommen wir zu Gott „auf dem neuen und lebendigen Wege, durch den Vorhang, das ist, sein Fleisch.“ Wenn wir in künftigen Tagen bei Ihm sein werden, so wird da wiederum ein Neues sein, denn er hat gesagt: „Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstockes trinken bis an den Tag, da ichs neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“ In der Tat, an unserem Herrn und Meister ist alles neu, und ward dies nicht geweissagt? Sagte nicht Jesaias im 43. Kap. Vers 18: „Gedenkt nicht an das Alte und achtet nicht auf das Vorige. Denn siehe, ich will ein Neues machen, jetzt soll es aufwachsen.“ Und dasselbe spricht die Weissagung im 17. Verse des 65. Kap. aus: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen; dass man der vorigen nicht mehr gedenken noch zu Herzen nehmen wird. Sondern sie werden sich ewiglich freuen und fröhlich sein über dem, das ich schaffe. Denn siehe, ich will Jerusalem schaffen zur Wonne und ihr Volk zur Freude.“ Dieses Neuwerden aller Dinge sollte eine Haupteigenschaft der Regierung des Messias sein und es ist dies schon gewesen, aber noch weit mehr wird es das in den letzten Tagen sein. Sagt nicht Johannes in der Offb. 21,5: „Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Sieh, ich mache alles neu.“ Unser Herr, der vorher verkündigt ist als der Schöpfer des neuen Himmels und der neuen Erde wird am letzten Ende deutlich gesehen werden, als der, welcher alles neu macht. Wundert ihr euch, Geliebte, dass ein Mensch, wenn er in Christo ist, eine neue Kreatur ist? Wenn jedes Ding, das Christus berührt, neu wird, wenn er erfrischt und belebt, wenn er wieder aufrichtet und aufbaut, und neuschafft, wo immer er geht, seid ihr denn erstaunt, dass die, welche seinem Herzen am nächsten leben, nein, in lebendiger Vereinigung mit ihm selber sind, auch neu gemacht werden? Es würde zum Staunen sein, wenn es anders wäre.

Lasst uns unsere Aufmerksamkeit nun der Lehre des Textes zuwenden: „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur.“

I.

Wir werden zuerst in der Kürze betrachten, den Grund der Neuheit, von welcher hier die Rede ist. „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur,“ sonst nicht. Niemand wird eine neue Kreatur durch irgend welche andere Mittel, ohne Christum. „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur,“ aber, wenn jemand nicht in Christo ist, so ist er keine neue Kreatur, und kann dies auch nicht werden, ausgenommen durch Verbindung mit ihm, von dem geschrieben steht, dass er „der Anfang der Schöpfung Gottes“ ist (Offb. 3,14. engl. Üb.) Wie in der alten Schöpfung „ohne ihn nichts gemacht war, was gemacht ist,“ so ist es in der neuen. Er macht alle Dinge neu, aber die Dinge, die von ihm getrennt sind, werden alt und vergeben und können ihre Jugend nicht erneuern. Ebenso wohl könnte das Antlitz der Erde hoffen, ohne die Sonne durch den Frühling erneuert zu werden, als eine Seele eine geistliche Erneuerung ohne Jesum hoffen kann. Die wunderbare Neuheit, welche durch die Wiedergeburt und neue Schöpfung hervorgebracht wird, ist das Werk des Heiligen Geistes, und seine Wirkungen sind alle in Einheit mit dem Herrn Jesu und zielen auf seine Verherrlichung. „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“

Aber wie kommt es, dass Jemand in der Tat eine neue Kreatur ist, wenn er in Christo ist? Ich antworte, zuerst, es kommt notwendig von der Stellung Christi als eines Vertreters derjenigen, die in ihm sind. Wenn du einen Mensch zu einer neuen Kreatur machen wolltest, und allmächtig wärst, welches Verfahren würde sich dir darbieten? ich meine, ein doppeltes. Um eine alte Kreatur in eine neue zu verwandeln, muss zuerst der Streich da sein, der ihr ein Ende macht und dann die Berührung, die sie von neuem beginnt; um es deutlicher zu sagen, es muss Tod da sein und dann Leben. Nun, hat dies bei denen stattgefunden, die in Christo sind? Natürlich hat es das, wenn es bei Christo stattgefunden hat, weil er das Haupt ist und die Glieder repräsentiert. Wie Adam für den Samen, der in ihm war, handelte, so hat Christus für den Samen, der in ihm war, gehandelt. Seht also, Geliebte, Christus ist gestorben; er kam vor den Richterstuhl mit unseren Sünden beladen, der Vertreter derjenigen, deren Haupt er ist; und in ihm ward der Tod, welcher der Sünden Sold ist, bis auf den Buchstaben erfüllt, da er seine bittersten Hefen austrank. Jesus starb. Wir sind gewiss, dass er starb, denn die Kriegsknechte brachen ihm nicht die Beine, weil sie sahen, dass, er schon tot war, aber einer von ihnen öffnete seine Seite mit einem Speer und alsbald ging Blut und Wasser heraus. Wir wissen, dass er starb, denn die eifersüchtigen Augen seiner Feinde würden nicht erlaubt haben, dass er vom Kreuz abgenommen würde, wenn nicht das Leben sicher erloschen gewesen. Er ward ins Grab gelegt, tot, unter der Herrschaft des Todes auf eine Zeitlang; und ihr und ich, die wir in ihm sind, starben damals in ihm. So Einer für Alle gestorben ist, so sind sie Alle gestorben. Wir sind gestorben, denn er starb in unserem Namen. Unsere Sünde ward in ihm gestraft durch den Tod, den er erduldete. Seht denn, Brüder, wir sind tot, tot kraft unserer bundesmäßigen Einheit mit Jesu Christo. Ich meine nicht euch Alle, es sei denn, dass ihr alle in Christo Jesu wäret.

Urteilt, ob es so mit euch ist oder nicht. Aber ich meine, so Viele, als der Vater Christo gegeben hat, so Viele, als Christus, seiner Absicht nach erlöste, indem er ihr Stellvertreter ward. Diese waren in ihm, und in ihm starben sie, gekreuzigt mit ihm. In ihm erstand auch sein ganzes Volk wieder, als er erstand. Am dritten Tag zersprengte er die Bande des Todes und verließ das Grab um unseretwillen. Seht, wie der Heilige Geist, durch seinen Knecht Paulus von uns allen dasselbe sagt. „Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden; und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen. Denn das er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben, zu Einem Mal; das er aber lebt, das lebt er Gott. Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christo Jesu, unserem Herrn.“ So weit er unser Vertreter war, war er ein neuer Mensch, als er auferstand. Das Gesetz hatte keine Ansprüche an ihn; er war tot gewesen und war deshalb nicht mehr unter der Botmäßigkeit desselben. Das Gesetz hatte nie irgend welchen Anspruch an den auferstandenen Christus; es hatte einen Anspruch an ihn, als er unter das Gesetz kam, aber als er ihm Genüge getan bis auf den letzten Titel und Jota durch seinen Tod, da war er vollkommen frei. Hat das Gesetz unsers Landes irgend welchen Anspruch an einen Menschen, nachdem er tot ist? Wenn ein toter Mensch wieder auferweckt werden kann, so sind alle seine vergangenen Missetaten vorüber, er beginnt ein neues Leben und ist nicht unter dem alten Gesetz. Und so ist es mit Christus und so mit uns, denn hier ist der Vereinigungspunkt, wir sind mit ihm auferstanden im Glauben durch seine Auferstehung. Wir sind tot gewesen und begraben und nun sind wir auferstanden, und so sind alle Erwählten Gottes, sie sind alle durch Dieses, was das Beste und sicherste Verfahren ist, um Jemanden zu einer neuen Kreatur zu machen, hindurch gegangen in dem stellvertretenden Opfertod Jesu Christi und seiner herrlichen Auferstehung, in welcher er sie auch vertrat.

Aber, Geliebte, es ist noch eine andere Bedeutung da. Wir werden neue Kreaturen durch einen tatsächlichen Vorgang ebenso wohl, als durch den gesetzlichen, den ich eben beschrieben, und hier geschieht dasselbe wieder. Wir werden wirklich Eins mit Christo, wenn wir an ihn glauben, und dann sterben wir geistlich und werden wieder lebendig gemacht. Unser Glaube ergreift das Sterben Christi, und wir fühlen zu gleicher Zeit das Todesurteil in uns selber. Wir sehen, wie wir es verdienen, um der Sünde willen zu sterben, und wir nehmen das Urteil an, indem wir unsere Schuld vor dem Höchsten bekennen und allen Kräften und Leidenschaften unserer Seele wird der Befehl von Gott verkündet, dass das Fleisch sterben soll mit allen seinen Lüsten. Wir schreiben fortan die Sünde nieder als tot für uns und uns selber als tot für sie. Wir trachten danach, alle unsere bösen Begierden, und die Lüfte des Fleisches und alles, was vom Fleisch kommt, zu töten. Wenn wir an Jesum glauben, so geht ein Schwert mitten durch die Lenden der Sünde und die Pfeile des Herrn bleiben stecken in dem Herzen jener Feinde des Königs, die in unserem Innern lauern. Es kommt auch ein neues Leben in uns, wenn wir Christum von den Toten erstanden sehen. Wenn wir an Jesum glauben, so empfangen wir von Gott eine neue Lebenskraft, von einer höheren und himmlischen Art, verwandt mit der Gottheit; es fällt in unsere Seele ein heiliger Same von der Hand des ewigen Geistes, lebendig und unvergänglich, der da ewiglich bleibt, und ewiglich Frucht bringt nach seiner Art. Wie wir an den lebendigen Christus glauben, so leben wir in Christo und leben nach der Weise Christi und der Geist Dessen, der Christum von den Toten erweckte, wohnt in unserem sterblichen Leib und lässt uns in einem neuen Leben wandeln.

Nun, Geliebte, wisst ihr hiervon etwas? Seid ihr zu neuen Kreaturen gemacht durch Tod und Auferstehung? Wenn ihr getauft worden seid, so habt ihr bekannt, dass dies an euch geschehen ist. „Wisst ihr nicht, dass alle, die wir in Jesum Christum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir je mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. So wir aber samt ihm gepflanzt werden zu gleichem Tod, so werden wir auch der Auferstehung gleich sein.“ In der Taufhandlung, durch das Begraben im Wasser und Wieder-Erstehen aus demselben wird unsers Herrn Tod und Auferstehung in einem Bild und Vorbild dargestellt, und zu gleicher Zeit ist sie ein Sinnbild des Vorganges, durch den wir neue Kreatur in ihm werden. Aber ist es wirklich so in euren Seelen? Seid ihr von nun an tot für die Welt, und tot für die Sünde und lebendig gemacht zum Leben in Christo? Wenn ihr das seid, so hat der Text für euch eine dritte und praktische Bedeutung, denn es wird nicht nur wahr sein, dass euer alter Mensch zum Tod verurteilt und eine neue Natur euch verliehen ist, sondern in euren gewöhnlichen Handlungen werdet ihr versuchen, dies zu zeigen durch euren neuen Wandel. Böses, das euch früher versuchte, wird euch jetzt nicht mehr umstricken, weil ihr tot dafür seid; die Reize des geschminkten Antlitzes der Welt werden eure Aufmerksamkeit nicht länger anziehen, denn eure Augen sind blind für solche trügerischen Schönheiten. Ihr habt ein neues Leben erlangt, das nur durch neue Freuden befriedigt werden kann, das nur durch neue Gegenstände höher erregt werden kann und geregelt durch neue Grundsätze, die für seine eigene Natur passen. Dies werdet ihr beständig zeigen. Das Leben Gottes in euch wird Heiligkeit in eure Handlungen bringen und das Ende derselben wird ewiges Leben sein. Euer Glaube an Christum zeigt euch klar als eine neue Kreatur in Christo, denn er tötet nur altes Vertrauen und lässt euch auf einer neuen Grundlage bauen; eure Liebe zu Christo zeigt euch eure Neuheit, denn sie hat eure alten Neigungen ertötet und euer Herz für Jesum allein eingenommen; und eure Hoffnung, die auch eine Gabe des Heiligen Geistes ist, ist auf ganz neue Dinge gerichtet, während eure alten Hoffnungen Dinge sind, deren ihr euch jetzt schämt.

So ist es, dass ihr zuerst, weil Christus das Haupt ist, nach dem Gesetz tot und wieder lebendig seid; danach seid ihr durch eure lebendige Vereinigung mit Christo tot und wiederum lebendig als eine Sache der Erfahrung, und nun wird es tatsächlich von Tag zu Tag in eurem Leben bewiesen, dass ihr gestorben seid und euer Leben mit Christo in Gott verborgen ist; auf alle diese drei Arten seid ihr neue Kreaturen durch den doppelten Vorgang des Sterbens und Lebendigmachens. Ihr seid unter einem neuen Adam, und fangt so das Leben von Neuem an als neue Kreaturen; ihr seid unter einem neuen Bund und beginnt nach anderen Grundsätzen zu handeln, und so seid ihr neue Kreaturen. Aber all' dieses ist in Christo, und wenn ihr nicht in Christo seid, so seid ihr noch in der alten Welt, die in Kurzem zerstört werden muss. Wie „der Himmel durch das Wort des Herrn gemacht ist und alles sein Heer durch den Geist seines Mundes,“ so seid ihr entweder durch Jesum, das ewige Wort, geschaffen worden und lebendig gemacht durch seinen Geist, oder ihr seid noch im Tod. Wenn euer Glaube nie seine Hand auf Christi Opfer für die Sünde gelegt hat, dann hat eure Seele nie den wiedergebärenden Einfluss des Heiligen Geistes gefühlt und all' die Wiedergeburt durch die Taufe und alle übrigen menschlichen Erfindungen, die euch jetzt trösten mögen, sind nur ein eitler Betrug. Ihr müsst von Neuem geboren werden, aber es kann nur in Christo Jesu sein, denn „wie Viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“ „Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ O, dass wir Alle an ihn glauben möchten und in das neue Leben eingehen.

„Du, der neues Leben schafft, Komm mit deines Geistes Kraft, Zeuch in uns're Herzen ein, Lass sie deine Wohnung sein.“

II.

Ich werde in diesem zweiten Teil euch dahin führen, das Wesen dieser Neuheit zu betrachten. „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur.“ Lest, es wird richtig sein „so ist er eine neue Schöpfung.“ Dies ist eine weitreichende Behauptung. Ein Mensch in Christo ist nicht der alte Mensch, gereinigt, oder der alte Mensch, verbessert, oder der alte Mensch in besserer Stimmung, oder der alte Mensch mit Zutaten und Weglassungen, oder der alte Mensch, in prächtige Gewänder gekleidet. Nein, es ist eine neue Kreatur ganz und gar. Und der alte Mensch, was soll mit ihm getan werden? Kann er nicht ernüchtert, reformiert werden und dann gute Dienste tun? Nein, er ist mit Christo gekreuzigt und bestimmt, eines langsamen, aber gewissen Todes zu sterben. Das Todesurteil ist über ihn ausgesprochen, denn er kann nicht gewendet werden und muss deshalb geendet werden. „Fleischlich gesinnt sein, ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal es dem Gesetz Gottes nicht untertan ist, vermag es auch nicht.“ Ihr könnt die alte Natur nicht ändern, sie ist unwandelbar schlecht, und je eher sie als ein unflätiges und unreines Ding hinweggetan wird, desto besser für uns. Der Gläubige, so weit er in Christo ist, ist eine neue Schöpfung; nicht der alte Stoff in neue Gestalt gebracht, und das alte Material in verbesserter Form verarbeitet, sondern gänzlich eine neue Schöpfung. Schaffen heißt, aus Nichts etwas machen und das ist gerade, wie das neugeborene Leben in uns hinein kommt; es ist keine Entwicklung, kein Hervorgewachsenes, sondern eine Schöpfung, ein himmlisches Etwas, ins Dasein gerufen durch eine Macht von Oben. Der neue Mensch in uns ist nicht aus irgend etwas gemacht, das zuvor in uns war, denn die Natur steht der Gnade nicht bei, sondern ist ihr entgegen. Christus hat nicht Licht in unserer Finsternis aufgespeichert gefunden oder Leben in der Verwesung unseres geistlichen Todes. Die neue Geburt ist von Oben, und dass dadurch erzeugte Leben ist eine neue Schöpfung und ist nicht das Gute der Natur herangebildet, bis es Gnade wird. An gewissen Stellen wird eine Meinung aufgebracht, dass die Kinder frommer Eltern, wenn nicht die ganze Menschheit, Kinder Gottes sind durch ihre erste Geburt, und dass es nur der Erziehung und der Einwirkung gewisser Einflüsse bedarf, so werden sie sich zu Christen entwickeln, wenn sie zu Männern und Frauen erwachsen. Ein Theologe sagt, dass unsere Kinder keine Bekehrung nötig haben sollten. Diese Lehre ist grundfalsch, denn die besten der Kinder sind von Natur Erben des Zorns, wie die anderen. Die Gnade Gottes in der Seele ist eine neue Schöpfung, nicht die natürliche Entwickelung frommer Erziehung und Bildung, die auf das angeborene Gute des Menschen wirken; in der Tat, es gibt gar kein solches Gute; das ist durchaus eine Träumerei. Der neue Mensch in Christo ist nicht die alte Kreatur, gewaschen und in die Schule geschickt, und veredelt durch den „Fortschritt des Gedankens und der Bildung“. Nein, der Mohr kann nicht seine Haut wandeln, und der Panther nicht seine Flecken; tut was ihr wollt, er bleibt ein Mohr oder ein Panther; aber der neue Mensch ist ganz und gar eine andere Kreatur.

Merkt euch, es wird nicht gesagt, dass etwas Neues an dem Menschen ist, sondern er, er selber, ist neu. Nicht nur hat er in geistlichem Sinn neue Augen, neue Hände und neue Füße, sondern er, er, er, er selbst ist eine neue Schöpfung. Merkt das. Seht ihr denn nicht, dass das Heil ein Werk Gottes ist? Ihr könnt euch nicht selber schaffen und ihr könnt überhaupt gar nichts schaffen. Versucht es und erschafft zuerst eine Fliege, und dann könnt ihr davon träumen, im Stande zu sein, ein neues Herz und einen richtigen Geist in einem Anderen zu schaffen, aber sogar dann, würde es eine ganz andere Sache sein, euch selber neu zu schaffen. Ist nicht die bloße Vorstellung eine Abgeschmacktheit? Sol das nichts Etwas erschaffen? Soll die Finsternis Licht erschaffen? Soll Sünde Heiligkeit erschaffen? Soll der Tod das Leben erschaffen? Soll der Teufel Gott erschaffen? Reine dieser Fragen ist noch abgeschmackter als die Vorstellung, dass der Sünder fähig sei, sich selbst neu zu erschaffen.

Nein, Geliebte, die Wiedergeburt ist ein außerordentliches Werk, und erfordert Allmacht, es zu vollbringen; sie ist in Wahrheit ein göttliches Werk, denn es ist das hohe Vorrecht Gottes, zu erschaffen.

„Der Herr ist Gott, und Er allein,
Er kann erschaffen, er zerstören.“

Wenn Jemand in Christo ist, so wird nicht nur gesagt, dass er eine Schöpfung ist, sondern eine neue Schöpfung, und das Wort, was hier „neu“ übersetzt ist, bedeutet nicht, wie mit Recht bemerkt worden ist, neulich, sondern etwas, das ganz verschieden ist von dem, was früher da war. Ein Buch kann neu sein, und doch nur ein frisches Exemplar eines alten Buches; aber das ist hier nicht der Fall. Die Kreatur ist nicht eine neue Probe derselben Art wie die alte, sondern eine andere und ganz verschiedene Schöpfung. Wir könnten den Text beinahe Lesen, als wenn er sagte: „Wenn jemand in Christo ist, so ist er eine frische Schöpfung, eine ganz neue Art von Geschöpf.“ Die neue Schöpfung unterscheidet sich wesentlich von der alten, obgleich die erste ein lehrreiches Bild der zweiten ist. Die erste Schöpfung war das Wert physischer Kraft, die zweite ein Werk geistlicher Kraft; die erste schuf zum größten Teil die Materie in ihren verschiedenen Formen, aber die neue Schöpfung hat es mit geistlichen Dingen zu tun, und offenbart die höchsten Eigenschaften des göttlichen Wesens. Gott in der Natur ist herrlich, aber in der Gnade ist er ganz herrlich. Die zweite ist eine Schöpfung, näher dem Herzen Gottes, als die erste war; denn als er die Welt gemacht, sprach er einfach, es wäre gut, aber wenn er die neue Schöpfung macht, steht geschrieben: „Er wird sich über dir freuen und dir freundlich sein und vergeben und wird über dir mit Schall fröhlich sein.“ So erfreulich für sein Herz ist der Anblick der neuen Kreatur, welche seine Gnade gemacht hat, dass er „mit Schalle“ fröhlich ist.

Ferner, wir müssen bemerken, wenn jemand in Christo ist, so ist er eine neue Kreatur und seine Schöpfung hat eine Ähnlichkeit mit der Schöpfung der Welt. Ich habe zu anderen Zeiten jenes wundervolle erste Kapitel im ersten Buch Mosis durchgenommen, das eine Bibel im Kleinen ist, habe euch gezeigt, wie es die geistliche Schöpfung abbildet. Seht, von Natur liegen wir da wie das Chaos; eine Masse von Unordnung, Verwirrung und Finsternis. Wie in der alten Schöpfung so in der neuen, brütet der Geist über uns und schwebt über allen Dingen. Dann kommt das Wort des Herrn und sagt in uns, wie vor Zeiten in dem Chaos und der alten Nacht: „Es werde Licht“ und es wird Licht. Nach dem Licht kommt eine Scheidung des Lichtes von der Finsternis und wir lernen, sie bei ihrem Namen zu nennen. Das Licht ist „Tag“ und die Finsternis „Nacht.“ Ebenso gibt es für uns ein Nennen und Benennen der Dinge und ein Wahrnehmen der Unterschiede in Sachen, die wir zuvor vermischten, wenn wir Sicht für Finsternis setzten. Nach einer Weile kommen in uns die niedrigeren Formen des geistlichen Lebens auf. Wie Gras und Kräuter auf der Erde entstanden, so wächst in uns Verlangen, Hoffnung und Schmerz über die Sünde. Allmählig erschienen auf der Erdkugel Vögel und Fische und Tiere und Vieh und unzähliges Leben. So auch in der neuen Schöpfung; vom Leben gehen wir zum reichlicheren Leben über. Gott schuf stufenweise alle seine Werke, bis er zuletzt das ganze Heer derselben beendet hatte und ebenso wirkt er in uns fort, bis er die neue Schöpfung in uns vollendet und mit Freuden auf uns blickt. Dann bringt er uns einen Ruhetag, segnet uns und lässt uns in seine Ruhe eingeben, da sein Werk vollendet ist. Wir könnten einen herrlichen Vergleich ziehen, wenn wir Zeit hätten, aber ihr könnt ihn selber weiter führen.

Nun bemerkt sehr sorgfältig, dass wenn jemand in Christo ist, so ist er eine neue Kreatur, dies bezeugt, dass eine neue Schöpfung bei Jedem stattgefunden hat, der in Christo ist, ob er von Natur Jude oder Heide war, ein sittlich Guter oder ein Liederlicher, ein Philosoph oder ein Narr. Wenn ein Mensch bekehrt und zu Christo gebracht ist, so ist er ohne Ausnahme eine neue Kreatur geworden. Wenn er nur drei Minuten lang an Jesum geglaubt hat, so ist er doch eine neue Kreatur; und wenn er den Herrn 70 Jahre lang gekannt hat, so kann er nicht mehr sein. Eine neue Schöpfung ist eine neue Kreatur und in dieser Sache ist kein Unterschied zwischen dem Kindlein in der Gnade und dem Vater in Israel.

Wie diese Schöpfung allen Heiligen gemeinsam ist, so ist sie unmittelbar und gegenwärtig: „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur;“ es wird nicht davon gesprochen, als von etwas, das an ihm geschehen solle in der Todesstunde. Einige scheinen zu hoffen, dass in dieser viele wunderbare Umwandlungen in ihnen bewirkt werden würden; sondern wer in Christo ist, ist eine neue Kreatur jetzt. „Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut noch des etwas, sondern eine neue Kreatur“ und diese neue Kreatur besitzt er jetzt und ich darf hinzufügen, er ist sich bewusst, sie zu besitzen, denn obgleich zuweilen Zweifel über diese Frage entstehen mögen, so findet er doch in seinem tiefsten Innern Ursache, zu erkennen, dass eine wunderbare Veränderung mit ihm vorgegangen ist, die Gott allein bewirkt haben kann.

Diese Veränderung ist in dem ganzen Menschen; der neue Mensch ist nicht in jedem Teil völlig ausgewachsen oder auch nur in Einem Teil, und doch ist er in allen Teilen seiner wiedergeborenen Natur eine neue Kreatur. Ich meine dies, wenn jemand in Christo ist, so ist es nicht bloß sein geistiges Auge, das eine neue Schöpfung ist, sondern er selber ist eine neue Schöpfung. Er hat ein neues Herz, gemäß der Verheißung: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.“ Er hat neue Ohren und hört, was er sich zuvor zu hören weigerte; er hat eine neue Zunge und kann damit beten, wie nie zuvor; er hat neue Füße und diese freuen sich, den Weg der Gebote Gottes zu laufen. Ich meine natürlich nur den inneren Menschen, der ist ganz neu und nicht nur teilweise. Wenn ein Mensch nur einen erleuchteten Verstand hat, was ist das? Es ist gut, aber es ist nicht das Heil; ein neues Gehirn ist nicht alles, was not tut, um einen neuen Menschen zu machen. Ein neuer Mensch ist geistlich neugeschaffen von Kopf zu Fuß. Obgleich nur ein Kindlein in der Gnade und in keinem Teil völlig entwickelt, doch ist er „geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, dass wir darinnen wandeln sollen.“

So habe ich versucht, euch das Wesen der Neuheit zu zeigen:

III.

Lasst uns nun die Ausdehnung dieser Neuheit betrachten. „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden.“ Es scheint denn, dass der Mensch nicht bloß eine neue Kreatur ist; sondern er ist in eine neue Schöpfung eingegangen; er hat seine Augen in einer neuen Welt geöffnet. Denkt euch, Adam wäre eingeschlafen an den Pforten des Paradieses gerade unter dem flammenden Schwert des Cherubs, wo die Dornen und Disteln vor ihm aufsprossen und die Spur der Schlange hinter ihm war; und dann denkt ihr euch dort in tiefem Schlaf liegen, bis der Herr ihn anrührt, ihn seine Augen öffnen lässt und sehen, dass er sich in einem besseren Paradies befindet, als dem, was er verloren. Es war nicht so in der Wirklichkeit, aber könnt ihr euch solch ein Ding vorstellen? Wenn das, so mag es uns als ein Sinnbild dienen von dem, was der Herr für uns getan hat. Wir sind neu gemacht und finden uns in einer neuen Welt.

Und wie ist es mit dem Alten? Der Text sagt, es ist vergangen, und das griechische Wort erweckt die Vorstellung. dass es freiwillig gegangen ist. Mir ist nichts bekannt, dem ich es besser vergleichen könnte, als dem Schnee, der in der Sonne schmilzt. Ihr wacht eines Morgens auf und alle Bäume sind mit Schneegewinden behangen, während unten auf der Erde der Schnee wie ein weißes Laken Alles bedeckt. Sieh, die Sonne ist aufgegangen, ihre Strahlen senden eine liebliche Wärme herab; und in wenigen Stunden, wo ist der Schnee? Er ist vergangen. Hättet ihr tausend Karren und Pferde und Maschinen gemietet, um ihn wegzubringen, so hätte er nicht besser fortgeschafft werden können. Er ist vergangen.

Er ist vergangen. Das ist, was der Herr in der neuen Schöpfung tut; seine Liebe scheint auf die Seele, seine Gnade erneut uns und dasselbe Alte vergeht wie von selber. Wo sind eure alten Ansichten, die ihr so fest hieltet? Wo sind jene alten Meinungen, um derentwillen ihr so gern eine Lanze bracht? Wo sind jene alten Spöttereien über Gottes Kinder? Wo sind jene alten Vergnügungen, an denen ihr so viel Gefallen hattet? Wo sind jene alten Bestrebungen, die euch so in Anspruch nahmen? Hat es euch viel Mühe gekostet, diese Bande los zu werden? Wo sind jene alten Freunde, jene alten Hoffnungen, jenes alte Vertrauen, jene alte Zuversicht? War es schwer, sie abzuschütteln? Ach, nein! Unter der Kraft des Heiligen Geistes sind sie vergangen. Ihr wisst kaum, wie es ist, aber sie sind weg, ganz weg. Wie einen Traum, wenn ihr erwacht, so habt ihr ein Bild verachtet, und euer Herz kennt sie nicht mehr. Es ist wunderbar in dieser neuen Schöpfung, wie der Herr die Verwirrung und die alte Nacht verjagt. Ihr mögt sie rufen und sagen: „Chaos, wo bist du?“ und keine Antwort kommt zurück, denn das Alte ist vergangen. Unser Herr Jesus Christus bringt all' dieses zu Stande. Wo sein segensvolles Antlitz Gnade und Wahrheit ausstrahlt, wie die Sonne Licht und Wärme, da löst er die Bande des langen Sündenfrostes und bringt den Gnadenfrühling herbei mit neuen Knospen und Blumen.

Aber wenn ihr das Alte wegnehmt, was findet dann Statt? Bemerkt ihr nicht, dass ein Neues gekommen ist, „Sieh, es ist Alles neu geworden.“ Nun hat der Mensch neue Ansichten, neue Vorstellungen neue Bestrebungen, neue Überzeugungen, neue Wünsche, neue Hoffnungen, neue Befürchtungen, neue Ziele, neue Grundsätze und neue Neigungen; er wird von einem neuen Geist geführt und verfolgt eine neue Lebensbahn; alles an ihm ist in Wahrheit, als wäre er frisch aus der Band Gottes gekommen. Wie bei dem gereinigten Aussätzigen das Fleisch wieder ward wie das Fleisch eines jungen Kindes, und er rein war, so ist es mit dem durch die Gnade erneuerten Herzen.

Geliebte, es ist eine Wonne, in der Offenbarung Johannes zu lesen und uns das auszumalen, was künftig sein wird. Wie voll ist dieses Buch von neuen Dingen, die unser Thema veranschaulichen, denn hier lest ihr von einem neuen Namen, den der Herr denjenigen gibt, die überwinden. Vielleicht wurden Einige von Euch mit einem Spitznamen oder gemeinen Beiwort benannt, so lange ihr in der Welt lebtet und diese lieb hattet. Nun werdet ihr wahrscheinlich mit einem ganz anderen Namen von euren christlichen Freunden benannt. Saulus, der Verfolger, wird Paulus genannt, als er ein Apostel wird. Überdies, es gibt einen neuen Namen, den der Mund Gottes nennen wird, welchen Niemand kennt, denn der ihn empfängt. Ihr seid mit dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes benannt worden und ihr tragt fortan den Namen, welchen die ganze Familie im Himmel und auf Erden führt.

Die Gnade hat euch auch ein neues Lied gelehrt: „Und hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unseren Herrn.“ Ihr übt die Musik jener glorreichen Schar ein, von der geschrieben steht: „Sie sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel.“ Nun seid ihr Bürger einer neuen Stadt, des neuen Jerusalems, das von Gott aus dem Himmel herab fährt, und unter den Menschenkindern in den letzten Tagen aufgerichtet werden wird als die Hauptstadt der Melt, von der man sagen wird: „eine Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen.“

Geliebte, Jeder von euch ist ein Teil eines neuen Menschen geworden. Wisst ihr, was ich damit meine? Einst gab es Juden und Heiden, aber nun, sagt Paulus, „hat Christus abgebrochen den Zaun, der dazwischen war; auf dass er aus zwei einen neuen Menschen in ihm selber schaffte und Frieden machte.“ Der mystische Leib Christi ist der Eine neue Mensch und wir sind Glieder desselben. Fortan haben wir Gemeinschaft mit allen Heiligen und für uns „ist weder Grieche noch Jude, Sklave noch Freier, sondern Christus ist Alles und in Allen.“ Eben jetzt haben wir angefangen, in einem neuen Himmel zu leben und auf einer neuen Erde zu wandeln, und wir freuen uns auf die Zeit, wenn buchstäblich auf dieser selben Erde, auf der wir gekämpft haben, ein neuer Zustand der Dinge eintreten wird, denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen und das Meer ist nicht mehr. Aufgewickelt gleich einer Schriftrolle sollen jene blauen Himmel werden und die Elemente werden vor Hitze zerschmelzen; wir aber warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, der wir uns stets nähern und mit innerem Sehnen vorwärts dringen, denn wir sind schon in Christo Jesu ein Teil der neuen Schöpfung, welche völliger offenbart werden soll.

IV.

Viertens lasst uns die Folge dieser Neuheit betrachten. „Ist Jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur.“ Wohlan, die Folge dieser Neuheit ist zuerst, dass der Mensch schon jetzt sich selber ein großes Wunder ist. Ihr kennt die Pythagoräische Lehre von der Seelenwanderung, wie die Seele erst in einen Körper übergeht und dann in einen anderen und so in verschiedenen Zuständen existiert. Wir glauben keinen Augenblick diese Erdichtung, aber wenn sie wahr wäre, so müsste das Gedächtnis solcher Seelen mit vielen Erinnerungen angefüllt sein, die äußerst seltsam anzuhören wären. Unser ist eine andere Verwandlung: Tod und Auferstehung; das Alte vergeht und das Neue wird geschaffen; aber wie merkwürdig sind die Erfahrungen der Menschen, die so verwandelt sind! Hier ist ein Mann, der eine neue Kreatur ist und er hat eine sehr deutliche Erinnerung von der Zeit, wo er etwas ganz Anderes war, als er jetzt ist. Welche Veränderung ist mit ihm vorgegangen! Nehmt an, ein Schwein könnte plötzlich in einen Menschen verwandelt werden und doch sich dessen erinnern, was es tat, als es zur Herde gehörte; welche Erfahrungen könnte es erzählen? Wenn ihr ein Schwein von seinem Trog nehmen und es in einen Kaiser verwandeln könntet, das würde keine halb so große Veränderung sein, als wenn ein unwiedergeborener Sünder ein Heiliger wird; aber ich stehe euch dafür, der Kaiser würde nicht viel Ursache finden, sich seines früheren Schweinezustandes zu rühmen; er würde still und beschämt sein, wenn Andere dessen erwähnten. Wenn er auf jenen Zustand anspielte, so würde es immer mit dem Erröten der Scham und den Tränen der Dankbarkeit sein. Wenn Jemand davon zu sprechen anfinge, und er wüsste, dass Andere da wären, für die es eine Hilfe sein könne, zu hören, was der Herr getan, so würde er beginnen, in einer sanften, bescheidenen Weise zu erzählen, wie der Herr ihn aus einem Schwein in einen Fürsten umgewandelt, aber er würde niemals, niemals prahlen: wie könnte er? In diesem Fall würde das arme Schwein keine Verantwortlichkeit haben und könnte nicht getadelt werden, weil es sich im Kot gewälzt, aber dies kann nicht von uns gesagt werden; denn als wir wie die Schweine handelten, da wussten wir es besser und sündigten mutwillig. Dennoch, welch' ein Wechsel ist es! Wie wundere ich mich über mich selber! Wie staune ich über die Güte meines Gottes! Wie bete ich jene heilige Macht an, die mich zum Kind zweier Geburten, zum Gegenstand zweier Schöpfungen gemacht hat; sie machte mich erst in der Gestalt eines Menschen und dann in dem Bild des Menschen Jesus Christus. Ich ward zuerst geboren, um zu sterben und dann geboren, um ewig zu leben. Lasst uns Gott preisen und voll demütiger Verwunderung heute Morgen sein.

Die nächste Folge dieser neuen Schöpfung ist indessen, dass der Mensch sich in dieser gegenwärtigen bösen Welt nicht heimisch fühlt, denn es ist die alte Schöpfung, und der neue Mensch, der zweimal geborene Mensch fühlt, als wenn er außerhalb seines Elementes und nicht in einem angemessenen Land wäre. Er wohnt in einem Leib, der nicht besser als ein schwaches, unbequemes, leicht abgebrochenes Zelt ist, in dem er seufzt und sich ernstlich sehnt, in sein eigenes Haus in seine Heimat zu kommen, das Haus, nicht mit Händen gemacht, ewig im Himmel. Wohin er auch geht, da scheinen die Dinge der Herrschaft, die in seiner Seele aufgerichtet ist, nicht unterworfen. Er liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist; der Welt Herrlichkeiten reizen ihn nicht, und ihre Schätze bezaubern ihn nicht. Die Musik der Erde beleidigt sein verfeinertes Ohr, dass für himmlische Harmonien gestimmt ist; ihre Leckerbissen gefallen nicht dem Geschmack, der gelernt hat, sich an dem Brot vom Himmel zu erfreuen. Die neuen Geschöpfe schmachten danach, in der neuen Schöpfung zu sein. Und, Geliebte, während wir schmachten, werden wir bereitet: der Geist Gottes wirkt in uns zu diesem Ende, führt uns mit Seufzen und starkem Verlangen, welches andeutet, dass wir mehr und mehr geeignet werden, mit den Heiligen im Licht zu wandeln, die das Antlitz des Geliebten ohne Hülle schauen und immer neue Wonnen eintrinken.

Merkt euch noch eins, während die neue Kreatur so wacht und wartet auf die neue Schöpfung, übt sie mehr oder weniger unbewusst einen Einfluss über die alte Welt aus, in der sie weilt. Gerade wie unser Herr zum Himmel gegangen ist, uns die Stätte zu bereiten, so weilen wir, sein Volk, hier, um ihm die Stätte zu bereiten. Wir gewinnen Menschen von der Welt für Christum, wir heben die Sittlichkeit höher, wir breiten Licht und Wahrheit nach allen Seiten aus durch die Macht seines Geistes, und so helfen wir, die Welt mehr bereit zu machen, den großen König zu empfangen. Wir suchen seine Kleinodien hervor, wir bringen seine aufrührerischen Untertanen zu seinen Füßen. Das Leben, das in uns ist, scheint in dieser sterblichen Fülle nicht an seinem Platz, denn der Leib ist tot um der Sünde willen und deshalb seufzen wir unter der Last. Die Welt selber ist nicht unser Ruheplatz, denn sie ist verunreinigt. Es scheint etwas Furchtbares für den lebendigen Geist, in diesem Kirchhof einer Welt zu wohnen, aber es ist nötig, dass wir hier sind. Wir sind verknüpft mit einer Schöpfung, die der Eitelkeit unterworfen ist, ohne ihren Willen, sondern um des willen, der sie unterworfen hat auf Hoffnung, dass auch die Schöpfung selber „frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Wir sind hier als die Verbindungsglieder zwischen dem Geistlichen und Körperlichen, und wir dienen göttlichen Ratschlägen für die vollere Entfaltung der göttlichen Herrlichkeit. Darum tröstet euch einander mit diesen Worten, und als neue Kreaturen in Christo Jesu harrt des neuen Himmels und der neuen Erde und des Kommens unseres Herrn und Heilandes. Wisst ihr nicht, dass wenn er erscheinen wird, wir auch mit ihm erscheinen werden in Herrlichkeit. Lasst uns schon jetzt vor ihm uns beugen und ihn grüßen mit den Worten unseres Liedes:

„König, dem kein König gleichet, Dessen Ruhm kein Mund erreichet, Dem als Gott das Reich gebühret, Der als Mensch das Zepter führt, Dem das Recht gehört zum Throne, Als des Vaters ein'gem Sohn, Den so viel Vollkommenheiten Krönen, zieren und begleiten.

In dem Reiche deiner Ehren, Kann man stets dich loben hören Von dem himmlischen Geschlechte, Von der Menge deiner Knechte, Die dort ohne Furcht und Grauen Dein verklärtes Antlitz schauen, Die dich unermüdet preisen Und dir Ehr und Dienst erweisen.“

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