Spurgeon, Charles Haddon - Arafnas Tenne.

Spurgeon, Charles Haddon - Arafnas Tenne.

Hier soll das Haus Gottes, des Herrn, sein, und dies der Altar zum Brandopfer Israels.
1 Chron. 23, 1.

Es wird euch noch frisch in der Erinnerung sein, dass David eine große Sünde wider den Herrn begangen hatte. In Wahrheit war das ganze Volk Israel schon seit einigen Jahren von Gott abgewichen, und als Er beschloss, sie zu strafen, machte Er die Sünde ihres Herrschers zur Veranlassung, ihre Missetat heimzusuchen. David hatte sich vorgenommen, das Volk zu zählen. Er führte sein Vorhaben aus trotz Vorschrift und Widerspruch. Es scheint, dass er dabei in das Vorrecht der Priester eingriff und das levitische Gesetz brach. Darauf kam der Prophet Gottes zu ihm mit der Wahl von drei Strafen. Er wählte als das geringere Übel, das dem Hunger oder dem Schwert des Feindes vorzuziehen sei, die Pestilenz, indem er sprach: „Es ist besser, in die Hände Gottes zu fallen, als in die der Menschen.“ Jerusalem ward deshalb drei Tage von einer furchtbaren Pest heimgesucht. Starke Männer fielen auf der Straße nieder, und Weiber starben an der Mühle, kleine Kinder starben an der Mutter Brust, und Greise wurden mit einem Schlag niedergeworfen. Drei Tage lang hatte die tödliche Krankheit ihre Verheerungen angerichtet, als plötzlich der Engel des Herrn, der dieses Sterben bewirkte, dem David erschien. Er sah den Boten des Gerichtes in leiblicher Gestalt auf der Tenne eines Mannes, mit Namen Arafna, stehen. David musste diesem Engel nahen und sah ihn mit dem ausgereckten Schwert in der Hand, als wenn er im Begriff sei, noch bis Sonnenuntergang zu töten. David, vom Geist Gottes getrieben, schlachtet ein Rind, baut einen Altar, zündet das Feuer an, und als der Rauch von dem Farren zum Himmel aufsteigt, steckt der Engel, der den Augen sichtbar war, zur Freude eines jeden von ihnen das Schwert in die Scheide und spricht: „Es ist genug.“ Nun scheint David, durch einen inneren Antrieb bewogen, anzunehmen, dass dieser Platz, obwohl nichts als ein Stück Boden, der durch die Füße der Ochsen, die das Korn droschen, hart getreten war, fortan ein heiliger Platz sein müsse, und spricht: „Dies soll das Haus Gottes, des Herrn, sein und dies der Altar zum Brandopfer Israels.“ Ich brauche euch kaum an ein Zusammentreffen zu erinnern, das wahrscheinlich dem David bekannt war, dass gerade auf diesem Platz viele Generationen zuvor Abraham das Messer gezogen hatte, seinen Sohn Isaak zu töten. Der Berg war so ein doppeltes Vorbild des Opfers Christi, welches den Platz bezeichnet, wo Gott seinen Tempel gründet und wo alles Opfer, das von den Heiligen Gott dargebracht wird, geopfert werden muss. Zuerst zeigte der Herr nur die Tatsache, dass Er seinen Sohn geben wolle. Jener greise Patriarch, dessen einziges, teures Kind der Verheißung gebunden auf dem Holz lag, und der nun das Messer aus der Scheide zog, um seinen Sohn zu schlachten, war ein anschauliches Bild des ewigen Vaters, der seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat. Abraham lehrte die Tatsache des Opfers, während dem David der Grund des Opfers Christi dargelegt ward. Er ward geopfert, der Pest Einhalt zu tun — der Pest der Sünde, der Strafe unserer Missetaten. Gerade wie der Farren auf Arafnas Tenne, als er in Stücke gehauen und rauchend auf dem Altar lag, der Pestilenz Einhalt tat, so bewirkt Christi Bluten auf Golgatha, das Passah des Lammes Gottes, des heiligen, von Jehova gewählten. Ihm geweihten Erstlings, eine Versöhnung, und der Plage wird Einhalt getan. David erwählte diesen Platz als die Stätte des Tempels und die Stätte, wo der eine Altar stehen sollte. Dies scheint mir sehr bedeutsam. Ich hoffe, es in wenigen Worten interessant und lehrreich für euch zu machen. Zuerst will ich versuchen, die Begebenheit selbst geistlich auszulegen, und dann die Weihe der Tenne zu deuten.

I.

Die Begebenheit selbst und die verschiedenen Zinnbilder, die sie enthält: David sündigt und ein Engel schlägt; David bringt Opfer dar und der Engel hält ein.

Vier Lehren werden hier angedeutet. Zuerst, es gibt Sünde. Die Menschen mühen sich eifrig ab, zu beweisen, dass es keine Sünde gibt. Vergeblich streben sie danach: denn so lange das von Gott eingegebene Buch vor Händen ist und so lange noch ein Mensch auf dem Erdboden ist mit einem klaren, gefunden und unverfälschten Gewissen, der mit diesem Buche zusammen Zeugnis ablegt, wird die Sünde als überaus sündig erfunden werden. Ein Bruch des göttlichen Gesetzes, ob er auch von einem Manne nach dem Herzen Gottes begangen ist, wird nicht übersehen oder als erlässlich betrachtet. Der Höchste kann kein Auge bei der Sünde zudrücken. Ob sie auch die Sanktion der besten Menschen erhielte, hat sie doch ebenso viel Gift in sich, als wenn sie von den allerschlechtesten begangen wäre. Die unwissentliche Sünde ist ebenso verderbenbringend wie die vorsätzliche. Ein Unrecht aus rechtem Beweggründe getan, würde doch tödlich sein. Die Sünde ist überaus sündig. Wenn ich David und die Ältesten Israels mit Säcken um ihre Lenden und Asche auf dem Haupt sich vor diesem Engel beugen sehe, so nehme ich wahr, dass ein Etwas in der Sünde ist, das bewirken sollte, dass wir unsere Häupter verbergen und weinen und wehklagen und vor dem Höchsten uns demütigen. Lasst uns erwachen zu einem Gefühl der furchtbaren Wirklichkeit der Übertretung; sie ist eine traurige Tatsache, nicht eine törichte Einbildung. In der Gegenwart des Engels kann hieran kein Zweifel sein.

Dass die Sünde gestraft werden muss, wird hier mit gleicher Deutlichkeit gelehrt. Dies sieht aus wie eine Plattheit, aber es wird so bestritten, dass wir gezwungen sind, es zu behaupten und wieder zu behaupten. Ja, wir verkünden es wie mit Posaunenton, dass, wo immer Missetat ist, eine Strafe sein muss, denn die Sünde muss gebüßt werden. Die Ordnung des Weltalls erfordert es; die Gerechtigkeit Gottes verlangt es; das Buch Gottes droht es; die Hand Gottes führt es beständig aus. Die Voraussetzung, dass Gott, weil Er barmherzig ist, die Sünde übersehen werde, ist ebenso betrüglich als gefährlich. Es ist eine von Satans Lügen, ebenso wie die Theorie, dass Gott ein allgemeiner Vater sei und dass die Strafen, die Er austeilt, nicht richterlich, sondern bessernd seien, die milden Züchtigungen einer sanften Disziplin, die nur angewandt werde, um seine irrenden Kinder zurückzugewinnen, und nicht die schreckliche Androhung eines zornigen Herrschers oder der unvermeidliche Fluch des verletzten Gesetzes. Diese Theorie, schmackhaft, wie sie der gefallenen Natur sein mag, ist nur ein giftiger Trank, den Satan den Seelen der Menschen beibringt, die ihren Lüsten frönen wollen, bis sie im Verderben umkommen. Ah, nein! Obgleich Gott barmherzig ist, ist Er gerecht; obgleich Er dem Sünder vergeben kann, muss die Sünde bestraft werden. Diese zwei Tatsachen werden miteinander in Übereinstimmung gebracht in dem Kreuz Christi, wo die Sünde gebüßt und der Sünder vertreten wird. Aber sei versichert, o Sünder, wenn du deine Hoffnung auf irgend eine Lehre baust, die leugnet, dass Schuld bezahlt, dass Verbrechen gerächt, dass Sünde bestraft werden muss — so richtest du das Gesetz falsch, nach dem du gerichtet werden musst; du beweisest nach Voraussetzungen, die keinen anderen Grund haben als einen Traum; du spielst mit Täuschung und Tod. Ich erinnere mich eines armen Mannes, der zu mir sagte: „Ich möchte wissen, wie meine Sünde vergeben werden kann.“ „Durch das Blut Christi,“ war meine Antwort. „Ja,“ sagte er, „aber ich verstehe das nicht; was ich wissen möchte, ist dies“ — und er drückte es deutlich aus: „wenn Gott mich nicht straft für das, was ich getan habe — so ist alles, was ich sagen kann, Er sollte es tun.“ Ich erklärte ihm, wie Er Christum statt unserer strafen und auf diese Art gerecht sein könnte und durch die Annahme eines Stellvertreters eine Vergebung bereitet hatte. Er verstand den Gnadenplan und freute sich des Evangeliums. Seine Ausdrucksweise — von der das Gewissen jedes Menschen fühlen wird, dass sie der Wahrheit entspricht — fiel mir als eine kräftige auf. Der Richter der ganzen Erde, der Urheber des Gesetzes muss sein königliches Vorrecht behaupten. Damit dies geschehe, muss jede Übertretung ihren Lohn empfangen: wie die Sünde, so die Strafe. Es ist nicht billig und gerecht, dass ich die Süßigkeit der Sünde genieße, ohne an ihrer Bitterkeit teilzunehmen. Wenn ich jenen glänzenden Engel mit dem stammenden Schwert anschaue, so höre ich Gott zu mir sprechen — mehr zu meinen Augen als zu meinen Ohren: „Die Sünde muss bestraft werden.“ Wenn er zur Rechten und zur Linken schlägt, wenn die Leichname auf seinem furchtbaren Pfade liegen, wenn er weiter geht und sein Odem Pestilenz ist und vor ihm glühende Feuerkohlen brennen, so sehe ich in diesem schrecklichen Gesicht die fürchterliche Tatsache, dass die Rache das Verbrechen ereilt, dass Strafe den lasterhaften Taten folgt. Gott will keineswegs die Schuldigen schonen. Verflucht ist jeder, der das Gesetz Gottes bricht.

Doch, wäre dies alles, so könnten wir in diesem Gesicht nur eine Vermehrung unseres Elendes sehen; aber, Gott sei gelobt, wir nehmen in dem Gesicht, das David sah, ein Opfer für die Sünde wahr. Das Schwert kehrt nicht in die Scheide zurück durch die Kraft des Gebetes. Nicht das Flehen Davids, verbunden mit der Demütigung der Ältesten Israels, ob ein Sack um ihre Lenden und Asche auf ihren Häuptern ist, kann die Rache abwenden oder den Zorn stillen. Die Sünde hatte das Schwert aus der Scheide gezogen, und ohne ein Sühnopfer konnte es nicht wieder in die Scheide gesteckt werden. Hätten David und diese Ältesten geweint, bis ihre Augen trocken geworden, hätten sie ihr Fleisch gerissen, bis die Wunden zu eitern begonnen, so hätte es nichts geholfen. Hätten sie alle Priester mit brennendem Weihrauch hergebracht und die Bundeslade mit feierlichem Pomp umhergetragen, so hätte der Engel sich doch nicht bewegt. Nichts genügt, bis das schuldlose Opfer auf dem Schauplatz erscheint, das Todesurteil vollführt und das Lebensblut auf der Tenne vergossen wird. Nicht eher bis der Farren in Stücke gehauen, hoch auf den Altar gelegt, das Holz auf ihn gehäuft war und das Feuer, das herab vom Himmel kam, in einer Flammenmasse vor dem Höchsten aufstieg, wandelte sich das Zeichen, und die Botschaft ward vernommen: „Es ist genug, lass deine Hand ab.“ Nenne dies Sinnbild Gleichnis oder Illustration, aber wisse, o Sünder, dass nichts Gott je davon abhalten kann, deine Sünden zu strafen. Deine Besserungen, deine Gebete, deine Tränen werden es nicht tun; ob deine Büßungen auch noch so demütigend seien, ob deine Entschlüsse für die Zukunft noch so fest seien, ob dein Eifer für allgemeine Reformation noch so glühend sei, die Aussicht wäre doch hoffnungslos.

Könntest du Ströme von Öl geben oder zehntausend von den fettesten des fetten Viehes, dein Eigentum und dein Erworbenes würde nichts gelten. Gäbest du deine Kinder für deine Übertretung, die Frucht deines Leibes für die Sünde deiner Seele, so steht doch das unerbittliche Gesetz fest: Auf Sünde muss Strafe folgen. Es gibt nur ein Mittel, wodurch das Schwert in die Scheide gesteckt werden kann: durch Christi Leiden an deiner Stelle und Statt und an deinem Platze. Der Sohn der Jungfrau, der auch der Sohn Gottes war, muss nach Golgatha gehen. Ihr Nägel, müsst Ihn durchbohren; du Holz, musst Ihn in die Höhe heben; ihr Soldaten, müsst Ihn schlagen; Tod, du musst Ihn töten. Da, Sünder, da! das ist das, was den Engel das Schwert in die Scheide stecken lasst. Auf Gethsemane und auf Golgatha lass dein Auge ruhen; dort lehrt dich Gott: siehe! Er muss die Sünde strafen. Wie furchtbar straft Er sie in Christo! Horche auf die Seufzer, die aus seinem Herzen kommen. Höre seinen Todesschrei und den furchtbaren Ruf: „Lama asabtanil“ Gott ist gerecht, denn Er straft Christum. Glaube du an Christum, traue Ihm; dann wirst du erkennen, dass Gott deinen Heiland statt deiner gestraft hat: durch seine Züchtigung bist du frei geworden. Er kann nicht zwei für eine Beleidigung strafen; Er wird nicht erst deinen Bürgen und dann dich schlagen.

Freut euch hierüber, dass, wenn Christus für euch starb, Er euch von der Verdammnis befreite und euch eine ewige Erlösung sicherte.

Christus hat die ganze Strafe getragen, eure ganze Schuld hat Er bezahlt. Den Zorn Gottes, die volle Verdammnis oder etwas ihr Gleichkommendes hat Christus für euch erduldet, euch von der Sünde freigemacht und euch von dem Fluch des Gesetzes durch sein stellvertretendes Opfer erlöst. Er hat euch in seinem Blut gewaschen und in seine Gerechtigkeit gekleidet. Solche Gnade habt ihr empfangen, die ihr an seinen Namen geglaubt und unter seinem Kreuz Zuflucht gesucht habt. Solche Wahrheit ward David gelehrt betreffs Sünde, Strafe und Stellvertretung.

Und merkt dies, Geliebte, sobald der Farren rauchte und der Engel sein Schwert einsteckte, so hörte die Plage auf; nicht einer starb mehr in Jerusalem, nein, nicht einer. Manche mochten krank sein, aber das Fieber verließ sie. Einige mochten auf ihrem Bette liegen und von dem Arzt aufgegeben sein, aber das Stecken des Schwertes in die Scheide stellte ihre Gesundheit wieder her. Es war nicht des Arztes Heilkunst, es war die geheimnisvolle Kraft des Opfers, die ihr Leben rettete. Erwäge dies, o schuldiger, vom Schrecken erfasster Sünder! Von dem Tage an, wo Jesus starb, kam kein Sünder, der an Ihn glaubte, je um und konnte nicht umkommen. Die Erlösten unterscheiden sich durch ihren Glauben an den Erlöser; die Jünger können erkannt werden durch ihre Treue gegen ihren Herrn; Christen erweisen sich als solche durch ihre Ähnlichkeit mit Christo. Selig sind alle, die ihr Vertrauen auf Ihn setzen. Die Hölle hält keine Seele, die je Christo vertraute. Ihr mögt ebenso wohl erwarten, einen rebellischen Abtrünnigen im Himmel zu finden, als einen bußfertigen Gläubigen in der Hölle. Es kann nicht sein. Der Augenblick, wo du Christo vertraust, in diesem Augenblick wird für dich das Schwert in die Scheide gesteckt. Werfe dich auf Jesum; es ist eine einfache, aber eine errettende Tat. Sobald du dahin gekommen bist, auf Ihn allein zu bauen, ohne Stütze oder Pfeiler, so bist du sicher errettet. Wärest du schon in den Gefilden der Herrlichkeit, mit dem weißen Kleide angetan und die goldene Harfe in der Hand, so würde deine Errettung nicht gewisser sein. Sei guten Muts, mein Lieber, lass Freude dem Herz in Feuer setzen und Entzücken deine Zunge entflammen. Sei getrost, du schüchterner, niedergeschlagener Sucher. Wenn Jesus für dich starb, so hast du keine Ursache zur Furcht, wenn du an Ihn glaubst, so hast du den Zeugen in dir selbst; dein Glaube ist der Schlüssel zur Gemeinschaft; deine vielen Sünden sind dir vergeben. Kein Engel kann dich schlagen; du bist in dem Auftrag des Verderbers nicht mit einbegriffen, du bist errettet. Das, meine ich, war die Lehre, die Gott dem David zeigte.

II.

Nun gewährt uns eines Augenblicks Pause, und wir wenden uns zu den Gründen, weshalb David diesen Platz auswählte zur Stätte, worauf der Tempel stehen sollte.

Der Tempel, gedenkt daran, war der zur Zusammenkunft zwischen Gott und Menschen bestimmte Ort. Es ist darum höchst lehrreich, dass David die Tenne des Opfers weihte, denn dort war das Schwert in die Scheide gesteckt, der Zorn gestillt und die Gnade sichtbar hervorgetreten; dort sollte deshalb das Heiligtum errichtet werden. Gibt es eine Stelle oder einen Boden der Versöhnung, wo ihr und ich sicher mit Gott zusammenkommen können, ausgenommen da, wo das Sühnopfer Christi die Strafe unserer Übertretungen abgewendet hat? Wir treffen oft Leute an, die unsere gottesdienstlichen Versammlungen vernachlässigen, gegen Gemeinde und Kapelle gleich viel Einwände haben, während sie behaupten, in ihrem Garten oder auf der offenen Heide einen edleren Tempel zu finden. Sie ziehen die Gesänge der Vögel den Psalmen der Heiligen vor, und das Murmeln des Baches der Melodie der Gottesverehrung. Ihre Liebe zur Natur nimmt sie so ganz ein, dass das Geistliche keinen Reiz für sie hat. Sie treten auf die Schollen und blicken auf die Wolken mit einem Behagen, verwandt mit dem der unvernünftigen Tiere, die verderben. An ihrem Sabbat sind sie wie ein Pferd, das in die Wiese gejagt wird; sie hören auf mit der Arbeit und genießen die Zwischenzeit der Ruhe. Sagen sie euch, dass sie den Gott der Natur anbeten? Ihre Selbsttäuschung ist zu auffällig. Ihr seid nicht dumm genug, ihnen zu glauben. Wenn ihr ihnen nachginget, so glaube ich, würdet ihr finden, dass ihr Götze Bacchus ist, und der Gott, den sie an diesen Tagen ehren, ihr eigener Bauch. Weit entfernt, wirklich stille Zurückgezogenheit zu suchen, um den Allmächtigen zu ehren, bringen sie den Tag des Herrn in sinnlichen Vergnügungen und üppiger Schwelgerei zu. Wir halten nichts von solcher Gottesverehrung, wie diese Anbeter der Natur vergeblich darbringen. Wir hören von der Gottesfurcht, aber wir haben nie etwas anderes gesehen als Gottlosigkeit. Außerdem, könnten wir auch an ihre Aufrichtigkeit in der Gottesverehrung glauben, so würden wir geneigt sein, zu fragen, welche Art von Gottheit es ist, die sie anerkennen, anrufen und anbeten. Der Gott der Natur, sagen sie uns, ist lauter Wohlwollen, ohne Zusatz von etwas andrem, und sie schmeicheln sich, dass er die Sünde nicht strafe, die Schuld nicht räche und die Übeltäter nicht verdamme. Verzeiht mir, aber mit eurer Erlaubnis möchte ich eure Missverständnisse berichtigen. Was für ein Naturgesetz denkt ihr ungestraft verletzen zu können? Wenn vorzeiten unsere Vorväter gegen Gesundheitsgesetze sündigten, strafte Gott sie nicht? Was meint ihr von der Pest in London und der Anzahl, die in jedem Hause starben, bis kaum noch Raum war, die Leichen zu begraben? Der Gott der Natur tat dies, erinnere man sich daran; die Menschen verletzten seine Gesetze, und sogleich schlug Er sie. Könnt ihr gegen das, was Naturgesetz genannt wird, ohne Furcht sündigen? Ich kann es nicht. Habt ihr die furchtbaren Erfahrungen Amerikas vergessen, als es der schwarzen Bevölkerung ihre natürlichen Rechte versagte und gegen die Sklaven sündigte? Wie schlug Gott diesen großen Weltteil? Erinnert ihr euch nicht des Kampfes zwischen den Nord- und Südstaaten und der vom Blut geröteten Schlachtfelder? Was, ob auch eines Bruders Hand gegen seinen Bruder aufgehoben war, so war es darum nicht weniger Gottes Strafe der Sünde. Und hier bei uns, wenn ein Mensch sich durch Laster befleckt, macht uns die Strafe, die er sich zuzieht, nicht schaudern, wenn wir daran denken? Ja, und wird es nicht an seinen Kindern heimgesucht? Werden sie es nicht bis in die dritte und vierte Generation fühlen? Gewiss, es ist der Gott der Natur, der so offenbar die Sünde straft. „Der Gott der Natur,“ wie Byron es ausdrückt, „spiegelt sich sowohl in Stürmen wie in grünen Feldern ab und wird ebenso sehr gesehen, wenn Er auf dem Wirbelwind daher fährt und die Wolken zu seinem Wagen macht im Sturm, wie in den schönen Blumen und den lieblich singenden Vögeln.“

Wenn ihr den Gott der Natur anrufen wollt, seht zu, was für eine Art von Gott Er ist. Ich behaupte, dass der Gott der Natur ein Gott des Gerichts ist, und es gibt keinen Ort der Zusammenkunft zwischen einem vernünftigen, sich seiner selbst bewussten, erweckten, gefallenen Menschen und dem Gott, der das Weltall regiert, ausgenommen durch ein Opfer — das Opfer am Kreuz. Gewiss weiß ich, dass meine Seele nie sich eine Möglichkeit der Gemeinschaft mit meinem Schöpfer vorstellen konnte außer am Fuße des Kreuzes, wo die Gerechtigkeit geehrt und die Gnade offenbar ward.

Junge Männer, Mitglieder dieser Gemeinde, ich möchte euch recht in dieser Lehre von der Erlösung befestigt sehen. Versteht sie klar und dann streitet männlich für sie, ich bitte euch. Wenn ihr diese Feste erst aufgebt, so werdet ihr dem traurigsten Skeptizismus ausgesetzt sein, ja, ihr werdet dem nackten Atheismus offen stehen. Wenn du die Versöhnung Christi in Zweifel ziehst, junger Mann, so hast du deinen Anker aufgezogen und musst vor dem Winde hin- und hertreiben. Du kannst nicht Gott nahen ohne das Kreuz. Nur eines Arafnas Tenne kann den Platz für einen Tempel liefern. Wenn du den Altar und das Opfer verlassest, so wirst du von Gott verlassen werden, und es wird nicht lange dauern, bis du Wahrheit und Gerechtigkeit aufgibst. Der Heiligkeit und Freudigkeit wirst du entfremdet werden. Auf jeder Kanzel, wo die Lehre von der Versöhnung zurückgehalten wird, neigt sich die Richtung dem Sozinianismus zu, und es ist nur ein kleiner Raum gelassen, nur eine schmale Linie, die den Unitarier von dem Ungläubigen trennt. Der Tempel ist nicht nur der Ort der Zusammenkunft für den Menschen mit seinem Gott; er ist nicht weniger der Platz der Zusammenkunst des Menschen mit seinen Mitmenschen. Es ist keine solche Einigkeit wie die, welche durch das Kreuz kommt. Das Wasser der Taufe ist nicht der Vereinigungspunkt für alle Gläubige, da viele dort in die Wasser des Streites getaucht werden. O, meine Seele, komme du nicht in ihren Rat! Gewiss gibt kein Bekenntnis einer Lehre, kein orthodoxes Glaubensbekenntnis einen locus standi ab, wo alle mit denselben Augen sehen, denn fromme Leute haben sehr verschiedene Ansichten; dennoch sind die Kinder Gottes alle aus einer Familie, ungeachtet ihrer abweichenden Meinungen. Wenn wir auf das Kreuz zu sprechen kommen, so stecken wir unsere Schwerter ein, da ist kein Kampf. Wesley singt:

„Jesus, meiner Seele Freund,
Lass mich fliehen an Dein Herz.“

Und Toplady singt:

„Fels des Heils, gespalten mir,
Lass mich bergen mich in Dir.“

Wesley tadelt Toplady auf der Kanzel, Toplady nennt Wesley einen „alten geteerten und befederten Fuchs;“ aber wenn sie hier zu Christo Jesu kommen, ist all ihre Bitterkeit beiseitegelegt; sie begegnen sich, wie ihr klar seht, in Harmonie, denn ihre Gefühle sind dieselben. Nichte also das Kreuz hoch auf, Prediger! richte das Kreuz hoch auf, Sonntagsschullehrer! Hier, und hier allein begegnen sich Gerechtigkeit und Friede, Gott schließt den Menschen an sein Herz, und der Mensch seinen Bruder, und wir werden eins miteinander und dann eins in Jesu Christo.

Wir wollen uns nun zu einem zweiten Grunde für diese Widmung wenden. Der Tempel war der Ort der Offenbarung. Der Jude ließ sich nie träumen, Gott anderswo als im Tempel zu sehen. Er ging hinauf zu seinen heiligen Höfen, damit er in den verschiedenen Gottesdiensten des Hauses die Schönheit des Herrn sehen möchte. Der Hohepriester sah am Versöhnungstage Gott in dem geheimnisvollen Lichte, das zwischen den Flügeln der Cherubim leuchtete, das Licht, welches die Schechinah genannt ward, die einzige sichtbare Inwohnung der Gottheit, das einzige Licht Gottes, das das menschliche Auge klar sehen konnte. Der Tempel, sage ich, war der Ort, wo Gott sich enthüllte. Jedem Hohenpriester ward eine Gunst, ähnlich wie sie Mose zu Teil wurde, gewährt. Mose wurde in die Felsenspalte gestellt, damit er den Saum von dem Gewände Jehovahs sehen könnte; so sah jeder Hohepriester der Juden und jeder Jude in seinem Hohepriester so viel von Gott im Tempel, als im alten Bunde gesehen werden konnte. Seht also. Freunde, es ist passend, dass der Ort, wo Christus das Opfer darbringt, der Ort der Offenbarung Gottes an den Menschen ist. Wir erklären ohne Furcht vor Widerspruch, dass mehr Gottheit in dem verwundeten Leib Christi ist, als in dem übrigen ganzen Kreis der Erde. Wenn jemand Gott in vollkommener Weise sehen will, so schaue er auf jenen blutenden Mann! Wenn er Gottes Liebe sehen will, so schaue er auf den Menschgewordenen, an des Sünders Statt leidenden Sohn Gottes. Wenn er Gottes Gerechtigkeit sehen will, so schaue er auf den Eingebornen des Vaters, der von jedem Pfeil aus des Himmels Köcher durchbohrt und in jedem Atom seines Leibes und Geistes verwundet ist, weil Er den Fluch für die schuldigen Menschen trägt. Wenn er Gottes Allmacht sehen will, so schaue er sie in Christo, der die Sünde der Welt trägt, ohne dass doch seine Gebeine zerbrochen werden. Wenn er die Weisheit Gottes sehen will, so nehme er sie wahr an dem schimpflichen Holze, wo der Heiland die Sünde der Menschen büßt. Es ist keine Eigenschaft Gottes, die nicht klar dort gesehen wird. Es ist nicht ein einzelner Stern, sondern es ist ein Sternbild von den glänzendsten Sternen, den Plejaden gleich, in Christo; ich sehe nicht die Sterne nur, sondern die Sonne in Christo; ich sehe nicht die Kleider der Gottheit, sondern die Gottheit selbst. Hier sehe ich nicht des Himmels Perlentore, sondern den Himmel jedem Auge aufgetan. Hier sehe ich nicht nur Gottes Werke, sondern in Wahrheit Gottes Herz; nicht so sehr die Eigenschaften des Allmächtigen, sondern den Allmächtigen selber. Wenn ich mich von dem brennenden Busche Golgathas wende, wo Jesus mit Feuer brennt und nicht verzehrt wird, sage ich: „Wir haben Gott gesehen, wir haben Ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen!“ Ich muss es wiederholen, dass nirgends anders Gott so klar gesehen wird, als am Kreuz. Die, welche Gott nicht in Christo sehen wollen, werden bald unempfindlich gegen das Zeugnis von der ewigen Macht und Gottheit in anderen Dingen. „Liebe“ ist der Ruf, den ich höre, „Liebe“ wird überall gepriesen. Ja, fürwahr, liebevoller als Christus möchten manche uns in der Duldung von Ketzerei haben. Aber was sagt die Schrift? Sie sagt: „Einen anderen Grund kann zwar niemand legen, außer dem, der gelegt ist.“ „Es ist kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden.“ Erinnert ihr euch des nachdrücklichen Ausspruchs des Apostels Paulus: „So auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen, anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.“ Von dieser neuen Liebe weiß ich nichts, und auch unsere Väter vor uns wussten nichts davon. Die Puritaner und Covenanters konnten bluten und sterben, aber sie konnten nicht die blutrote Fahne des Kreuzes Christi aufgeben. Unsere frommen Vorfahren, die Albigenser und Waldenser, von denen wir in direkter Linie abstammen, konnten im Schnee der Berge aushalten und ihn mit dem Rot ihrer blutenden Füße färben, aber sie konnten nicht von der Wahrheit lassen. Jene früheren Bekenner des Glaubens, von denen wir entsprungen, konnten von der Hand der Hure, der Hure Roms, leiden und ihr Blut wie Wasser für den Herrn der Heerscharen vergießen; aber das Losungswort, das sie nie aufgeben konnten, war dies: „Wir können nur in Christo den Weg des Heils sehen.“ Gott ward im Fleische geoffenbart, Er hat eine Versöhnung für sein Volk zustande gebracht, auf diesem blutbesprengten Pfade gehen wir in den Himmel ein. Ja, lieben Freunde, die Lehre von der Versöhnung selber ist der einzige Ort, wo Gott mit dem Menschen zusammenkommt, und sie ist der einzige Ort der Offenbarung an die Menschen, wenn sie Gott richtig und deutlich sehen wollen.

Drittens war der Tempel die Heimat der Freude. O, was für Gesänge, was für heilige Melodien gingen zum Himmel auf vom Berge Zion. Mir ist zuweilen in diesem Hause gewesen, als wenn meine Seele hier bleiben, und sich von hier hinweg zu den himmlischen Gefilden singen möchte. Wenn ich das Singen von Taufenden der Heiligen Gottes hörte, so meinte ich, kein Entzücken könne höher steigen; aber unsere Gesänge sind doch armselig, verglichet! mit denen der Menge Israels, die vom Norden und Süden, Osten und Westen, von Dan, von Berseba, und von jenseits des Jordans kam — sie zogen hinauf wie Ströme von Harmonien, und wenn sie das goldene Dach des Tempels erblickten, schlugen ihre Herzen hoch, und ihre Stimmen wurden jubelnd. Aus goldenen und silbernen Posaunen ergossen sich mächtige Wogen der Melodien, und noch andere Instrumente, vereint mit den menschlichen Stimmen, sandten den frohen Ton dankbaren Preises zum Höchsten empor. Priester und Älteste leiteten den Gesang und zehntausend mal zehntausend aus allen Stämmen riefen „Hosianna!“ oder sangen etliche der schönen Lieder Davids. O, wie gut und lieblich muss es in jenen Tagen gewesen sein, hinauf zum Hause des Herrn zu gehen! Und o, wie wunderbar ist es, dass gerade diese Tenne, wo zuerst eine Versöhnung für Jerusalem dargebracht ward, die Stätte war, wo all diese Gesänge sich vereinten. Gesang ist reichlich, wo das Blut frei stoß; wo der Zorn aufhörte, beginnt die heilige Fröhlichkeit. Geliebte, die reichste Freude, die Erde und Himmel kennen, entspringt dem kristallenen Born aus Jesu Seite. Der Himmel war nie so froh, als da Jesus gen Himmel fuhr. Ihr und ich sind nie so glücklich, als wenn wir unsere Vergebung, unsere völlige Erlösung, unter dem Kreuz stehend schauen. Wollt ihr den höchsten Segen empfangen, so gedenkt der Tenne des Arafna. Dort wütete die Pestilenz, dort stand der Engel, dort rauchte der Farren, und dort hörte die Plage auf. Das ist die Stätte, wo die Gesänge ihren Brennpunkt finden; dort bleibt und seid fröhlich alle Tage.

Doch ein vierter Gedanke mag eurer Erinnerung würdig sein. Der Tempel war das Vorbild der Gemeinde; deshalb musste der Tempel da gebaut werden, wo das Opfer der Plage Einhalt tat. Der Grundstein der Gemeinde ist die Person Christi; die Lehre von der Versöhnung ist die Erklärung seines Werkes auf der Erde. Wenn jemand an die Versöhnung glaubt, und sich auf diese Tatsache und ihre Folgen verlässt, so ist er ein Christ. Wer nicht an unseres Erlösers wundervolle Passion und seine vollständige Befriedigung der Gerechtigkeit Gottes glaubt, mag sich nennen, wie es ihm beliebt, und sein Bekenntnis heißen, wie er will — ein Christ ist er nicht. Wo zwei oder drei in Christi Namen versammelt sind, da ist eine Gemeinde; aber die reichste Körperschaft mit den höchsten Würden, die eine Nation verleihen kann, wird nie eine Gemeinde ausmachen, wenn nicht die Lehre von der Versöhnung fest behauptet und klar gelehrt wird. Ich möchte nicht hart richten oder rasch sprechen; aber ich glaube in vollem Ernst, dass Hunderte von Predigern in London sind, die niemals einen „deutlichen Ton“ über die Versöhnung Christi geben. Dass Christus etwas am Kreuz tat, geben sie zu; was Er tat, können sie nicht bestimmen. Populäre Bücher, die von gelehrten Theologen veröffentlicht werden, sagen uns, dass wir danach nicht fragen sollen, und auch nicht zu wünschen brauchen, es zu wissen. Eine gewisse mythische Aussöhnung wurde bewerkstelligt; was indes sein wirkliches stellvertretendes Leiden für Sünder, der Gerechte für die Ungerechten, betrifft, so wird dies solchen! schwachen Verstande zu glauben überlassen, wie populäre Evangelisten ihn haben mögen. Diese fein gebildeten Herren, die so gelehrt sind, dass niemand sie verstehen kann, und so anziehend, dass sie mehr Spinnen als Hörer in ihren Kirchen haben, die sind viel zu philosophisch, um eine Versöhnung zu predigen. O nein! es passt gerade für den gewöhnlichen Verstand, sagen sie. Wisst ihr, ich habe gehört, dass in einem gewissen College, wo Männer zu Predigern ausgebildet werden, nach einer Diskussion die Frage aufgeworfen ward: „Hat die neuere Wiederbelebung Puritanischer Lehre mehr Gutes als Schaden getan?“ und diese Frage mit der Majorität von einer Stimme bejaht wurde — von nur einer! Nun wohl, da die Puritanische Lehre weder mehr noch weniger ist, als eine konsequente Auslegung des Evangeliums mit einer entsprechenden Forderung der Einfachheit und Aufrichtigkeit des Lebens, so sind wir geneigt, zu fragen, was ist von den Lehrern des aufwachsenden Geschlechtes zu erwarten? Sind diese Herren es, die herangebildet werden, die Söhne der harten Arbeit zu lehren? Was für eine Art geistlicher Speise werden sie denjenigen austeilen, die zu ihrer Predigt kommen? Werden diese Herren Christum, den Gekreuzigten, predigen oder werden sie das Evangelium sieben und verdünnen, bis ihre Predigten nichts sind als das Echo der Meinungen des Jahrhunderts, und die nützlichen Morallehren, die in der Gegenwart im Umlauf sind? Lieber möge dieses Haus ganz vom Feuer verzehrt werden, und kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht niedergeworfen werde, als dass der Tag kommen sollte, wo hier ein undeutlicher Ton über die Versöhnung gegeben würde. Dies ist nicht bloß eine Lehre der Gemeinde; es ist die Lehre der Gemeinde; lasst sie aus, und ihr habt keine Wahrheit; ihr habt keinen Heiland, keine Gemeinde. Wie Luther von der Lehre der Rechtfertigung durch den Glauben sagte, es sei der Artikel, mit dem die Gemeinde stehe oder falle, so behaupten wir dies von der Lehre von der Versöhnung, der vollständigen, wirksamen Versöhnung, des stellvertretenden Opfers Christi für die Sünden der Menschen. Haltet daran fest, ihr, die ihr die Heiligen auferbauen wollt auf ihrem allerheiligsten Glauben. Im Leben, im Tode haltet daran; lasst es euren Eckstein sein; lasst es euren Zinnober-Zement sein, wodurch ihr die Steine miteinander verbindet. Lasst es eure Kelle, euren Hammer und euer Schwert sein; lasst dies das eine Wesentliche sein, haltet es für das Unentbehrliche, wenn ihr Gott ehren, und wenn ihr seine Gemeinde auferbauen wollt.

Und schließlich, wie dies der Ort sein sollte für die Gründung der heiligen Gemeinschaft, so musste es der Platz für den Altar sein, auf dem alle Opfer Jehova dargebracht wurden. Brüder, es ziemt sich, dass der Platz, wo Christus starb — der Ort, meine ich, wo das Opfer das verheerende Schwert des Gerichts aufhielt — dass dieser Berg Zion die Stätte ist, wo das Volk Gottes seine Gaben und Friedensopfer darbringt. Bloße Ermahnungen zur Anständigkeit nützen nichts. Ihr mögt noch so beredt über die Mäßigkeit predigen, und doch keinen einzigen Trunkenbold bessern; ihr mögt der Keuschheit eine Lobrede halten, so dass die Ausschweifenden sie bewundern; ihr mögt die Ehrlichkeit preisen inmitten von Buben und Gaunern, die eure schöne Rede preisen. Das Gebot hat keine wiedergebärende Macht. Die Leute werden nicht gut dadurch, dass ihnen das Gute vorgepredigt wird. Reines Christentum wird nicht durch das Gesetz ausgebreitet, und in der Gemeinschaft der Heiligen ist Gesetzlichkeit von keinem Nutzen. Peitsche,! sind für die Rücken der Narren, Heilige bedürfen eines besseren Sporns; Drohungen mögen Einfaltspinsel in Zügel halten, aber für Christen haben Verheißungen mehr Gewicht. Wenn ich euch zur Tätigkeit antreiben oder ein gutes Werk unter euch fördern will, so muss ich Christum predigen, eure Seele mit dem Brot des Himmels speisen, dann wird die Gnade in euch wirksam werden und Gutes wird von selbst aus euch hervorgehen. Schaut den Ort, wo Jesus sein Blut vergoss! Hierher bringt eure Opfer: widmet euch als ganze Brandopfer Gott, eure Zeit, eure Talente, euer Vermögen. Kein Mensch bringt seine Opfer nach Sinai, aber Taufende bringen ihre Gaben nach Golgatha. Kein Mann geht als Missionar fort aus einem Gefühl der Pflicht, wie ich hoffe, es sei denn jener Mann, der fand, dass die Zulu-Kaffern ihm zu übermächtig waren. Wir gehen als Missionare, nicht aus einem Gefühl der Pflicht, sondern aus einem Gefühl der Liebe Christi. Liebe lässt einen Menschen wirken und wagen; er trägt sein Leben in seiner Hand; er geht zu Wilden, unter ihnen Entbehrungen zu dulden oder zu sterben. Nicht auf den gebieterischen Ruf der Pflicht, das ist ein Sporn, den Christen nicht immer fühlen. Aber Liebe, — Liebe zu Jesu, Liebe zu Gott um deswillen, was Er für sie getan hat, Liebe zu den Menschen, Eifer für sie und der Wunsch, ihnen wohlzutun, wird zu hingebenden und heldenmütigen Taten treiben. Predige das Kreuz, Diener Gottes, und du brauchst nie daran zu zweifeln, dass deine Predigten praktisch sein werden. Die Versöhnung ist die praktischste aller Lehren. Die, welche Werke predigen, spielen mit Projekten und bringen keinen Nutzen hervor, während die, welche Christum predigen, die Heiligkeit fördern und Früchte der Gerechtigkeit zum ewigen Leben reifen.

Frage dich selbst, mein Freund, hast du je in Christo die Stätte gefunden, wo du mit Gott zusammen kamst? Wenn du es nicht hast, so gehe geradeswegs zu Christo, vertraue Ihm, und du wirst Gott finden. „Wer mich stehet, der stehet den Vater,“ ist seine eigene Erklärung. Geh' zum Kreuz, du, der du die Last deiner Sünden fühlst. Der Platz des Kreuzes ist der Ort, wo der Tempel der Freude errichtet wird. Wünschest du, in Frieden mit deinem Nachbar zu sein? Geht beide zum Altar, wo Jesus starb, da wird euer Friede befestigt werden. Wünscht jemand, eine Gemeinde Gottes in seiner Umgebung zu gründen? Geh' zu Christo und stütze dich auf seine Verheißung. Er ist der Felsen, auf dem du stark gemacht werden sollst. Niemand als Jesus — niemand als Jesus! Strebe nicht danach, dich selbst besser zu machen; suche nicht, durch Verdienst in den Himmel zu kommen; gib deine törichten Gründe und Vorsätze auf. Du magst auf der Tretmühle arbeiten, aber du wirst nicht höher kommen — keinen Zoll näher den Sternen wirst du mit all deinen Anstrengungen kommen. Nieder vor dem Kreuz wirf dich, Sünder — Lumpen und alles, hartes Herz und alles — gerade wie du bist, so komme, ohne einen Versuch, dich selbst rein zu machen. Wenn du so zu Christo kommst, so bist du zum Glück, zur Sicherheit, zum Himmel gekommen. Möge dein Herz sich dazu neigen; möge der Geist dich führen; möge Jesus dich retten; möge Gott, der Vater, dich annehmen, und dem dreieinigen Jehova soll auf ewig der Preis gebühren. Amen.

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