Spurgeon, Charles Haddon - Ährenlese - Das Christentum, eine persönliche Angelegenheit

Spurgeon, Charles Haddon - Ährenlese - Das Christentum, eine persönliche Angelegenheit

Manche Leute sagen, der Wandel der Christen sei ihnen der wahre Maßstab für die Heiligkeit der christlichen Religion. Zu einer solchen Behauptung hat niemand ein Recht: vielmehr ist das die rechte Art, das Christentum zu erproben, wenn man seine Kraft an sich selber erfährt. „Schmecket und seht, wie freundlich der Herr ist.“ Ja, schmecket und seht, so erfahret ihr seine Freundlichkeit und erfahret dann auch die heiligende Kraft seines Evangeliums. Euch liegt’s ob, Christum den Gekreuzigten für euch selber zu suchen und euch nicht bloß an der Erfahrung eines anderen zu erbauen, in welchem die Gnade das Verderben überwunden und das Herz geheiligt hat. Weil Gott dir eine Bibel gegeben hat, so hat er auch gewollt, dass du sie lesest; es genügt ihm nicht, wenn sie nur von anderen gelesen wird; du sollst dich nicht mit Gefühlen zufrieden geben, welche durch die Gespräche deiner Freunde in dir wachgerufen werden. Die Wahrheit des Evangeliums kannst du allein darin erfahren, dass du den Geist Gottes auf dein Herz wirken lässt. Du hast kein Recht, die göttliche Heilsordnung nach irgendetwas zu beurteilen, was außerhalb des Kreises deiner eigenen Heilserfahrung läge. Und wenn du das Evangelium verachtest, bevor du seinen Segen an dir selber erfahren hast, so stehest du vor dir selber in dieser Welt als ein Tor da und in der zukünftigen als ein verdammungswürdiger Empörer.

Und doch verhält sich´s leider mit den meisten Menschen so. Hörst du einen über die Bibel spotten, so kannst du fast sicher darauf zählen, dass er nie darin liest. Und redet einer mit Geringschätzung vom Christentum, so ist’s ein Beweis, dass er nie erfahren hat, was es ist. Wenn einmal wahre Gottesfurcht das Herz in Besitz nimmt, so leidet sie kein Widerstreben, keine Feindschaft mehr. Solch ein Mensch, der nur den Herrn Jesum kennt, nennt ihn seinen besten Freund. Wie mancher hat nicht die Welt und ihre Freuden gekostet, bis sie ihm zum Ekel ward; wer aber einmal die Süßigkeit des Evangeliums geschmeckt hat, wendet sich nie wieder aus Überdruss oder Übersättigung davon ab. Nein, nein! Ihr selbst habt euch das furchtbare Blendwerk gewünscht und habt es auf eure eigene Gefahr hin erwählt: ihr hätschelt eure Götzen euch zum Verderben. Denn wenn ihr auf fremdes Ansehen hin euch eine Religion erwählt und euch durch das Beispiel blinder Lehrer verleiten lasst, euer Seelenheil zu verscherzen, so seid ihr nichts desto weniger schuldig eures eigenen Bluts. Denn Gott hat euch nicht im Ungewissen gelassen, dass ihr auf Menschenweisheit achten müsstet. Er hat euch sein heiliges Wort gegeben, ein festes, prophetisches Wort, und ihr tut wohl, dass ihr eure ganze Aufmerksamkeit darauf richtet.

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