Spitta, Carl Johann Philipp - Die Werke des Fleisches.
Wie dem Menschen vor dem Sündenfall die Warnung gegeben wurde: „Welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben!“ so wird denjenigen, die durch den Glauben vom Tode zum Leben hindurch gedrungen sind, gesagt Röm. 8, 13: „Wo ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben müssen!“ Darum hüte dich vor dem anderen Tode. Sei nicht sicher. So lange du im Fleische lebest, bist du in Todesgefahr. Die Werke des Fleisches können dir den anderen Tod zuziehen. Lerne sie erkennen und fliehen. „Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen; von welchen ich euch habe zuvor gesagt, und sage noch zuvor, daß, die solches thun, werden das Reich Gottes nicht ererben.“ So schreibt der Apostel Paulus Gal. 5, 19-21. Es werden hier aber zu den Werken des Fleisches nicht blos solche gezählt, die auf gröbliche Weise gegen das sechste Gebot sind, nicht blos die Unkeuschheitssünden im ehelichen und ledigen Stande, sondern auch viele andere, welche die Welt nicht dazu rechnet, zum Beispiel: Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß. Wohl zu merken ist auch, daß uns hier nicht ein vollständiges Namen-Verzeichniß sämmtlicher Werke des Fleisches gegeben wird, sondern daß es nach Aufzahlung dieser böser Siebenzehn heißt: „und dergleichen;“ wodurch es unserm Nachdenken überlassen wird, was den aufgezählten Werken gleich und ihnen zuzuzählen sei. Vor allem aber ist wohl zu beachten, wie der Apostel von solchen und dergleichen Werken zuvorgesagt hat, und noch zuvorsagt, „daß, die solches thun, das Reich Gottes nicht ererben werden.“ Darum lasse sich doch keiner verführen mit vergeblichen Worten, womit die Kinder der Welt das Schädliche und Schändliche solcher Werke überhaupt, oder doch unter gewissen Umständen sich ausreden. Es lasse sich vielmehr ein jeder durch diese Warnung in eine heilsame Scheu und Abscheu vor solchen Werken versetzen, die für ihn den Verlust des ewigen Erbes nach sich ziehen. Fliehet die Werke des Fleisches, ihr, die ihr geistlich gesinnet seid! Alle Unkeuschheit in Gedanken, Worten und Werken, alle die stummen Sünden, die auch sogar schändlich sind zu sagen, werden euch um eure Kindschaft bei Gott, um euer herrliches Kindestheil und Kindeserbe bringen. Alle Götzendiener und Zauberer will der Herr aus seinem Volke ausrotten; darum hütet euch, daß ihr eures Herzens Furcht, Liebe und Vertrauen nicht von dem lebendigen Gott ab und auf etwas anderes im Sichtbaren oder Unsichtbaren wendet; denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst; verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt, und hält Fleisch für seinen Arm, und mit seinem Herzen vom Herrn weicht. Alle Feindschaft, die das Herz hegt gegen irgend einen; aller Hader, der in böse Worte ausbricht; aller Neid, der dem andern sein Gutes mißgönnt; aller Zorn, der nicht thut was recht ist; aller Zank, der da ist ein stätiges Tricksen; alle Zwietracht, die über dem Unfrieden hält; alle Rotten, da man sich absondert, zu thun, was ihm gelüstet und sich setzet wider alles, was gut ist; aller Haß, auf dem der Mord sitzt, wie der Baum auf seiner Wurzel; alles Fressen und Saufen zur Wollust und Zeitvertreib; und dergleichen was zur Augenlust, zur Fleischeslust und zum hoffärtigen Leben gehört - das gebieret den Tod, das lasset nicht von euch gesagt sein, nachdem euch zuvor gesagt ist, daß, die solches thun, das Reich Gottes nicht ererben werden. Darum sehet zu, daß ihr durch den Geist des Fleisches Geschäfte tödtet, so werdet ihr leben (Röm. 8, 13.). So ermahnet euch durch des Apostels Mund die wesentliche Weisheit, welche auch zu euch warnend spricht: „Wer an mir sündiget, der verletzet seine Seele. Alle, die mich hassen, lieben den Tod“ (Spr. Sal. 8, 36.).