Spitta, Carl Johann Philipp - Die Hoffnung des Heuchlers wird verloren sein.

Spitta, Carl Johann Philipp - Die Hoffnung des Heuchlers wird verloren sein.

Hoffnung besserer Tage begleitet den Menschen durch alle Tage seines Erdenlebens. Sie gehört zu den Dreien, die da bleiben, wie geschrieben steht: „Nun bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe.“ Wo ist ein Alter, ein Stand, ein Verhältniß, da man ihrer entbehren und sagen könnte: „Es ist alles so, wie ich mir's wünsche, ich brauche nichts mehr zu hoffen, denn ich habe alles!“ Sind wir doch allesammt reicher am Hoffen, wie am Haben; und wie arm würden wir uns fühlen, wenn wir in bösen Tagen keine Hoffnung besserer Tage, im Schmerz der Krankheit keine Hoffnung der Genesung, im Abschiedsweh keine Hoffnung des Wiedersehens, und im Tode keine Hoffnung des Lebens hätten! - „Ja,“ sagst du, „das ist wahr, darum ist es grausam, dem Menschen seine Hoffnung zu rauben.“ - O mein Lieber, Hoffnung soll dem Menschen bleiben. Aber eine andere Frage ist: soll man jedem Menschen, er sei nun fromm oder gottlos, seine Hoffnung lassen, auch dann, wenn seiner Hoffnung der Grund der Wahrheit fehlt? Soll man den unbußfertigen Sünder allerlei Gutes hier und dort hoffen lassen, da doch die Sünde der Leute Verderben ist? Soll man dem Ungläubigen, der die Gnade Gottes in Christo verachtet, seine Hoffnung lassen, da es doch heißt: „Wer nicht glaubet, der wird verdammet werden?“ Soll man die Heuchelchristen ihres Maulglaubens sich getrösten lassen, da doch der Herr spricht: „Es werden nicht alle, die zu mir Herr, Herr sagen, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel?“ - Nein, die Hoffnung ohne den Glauben, der gerecht, und ohne die Liebe, die heilig macht, die Hoffnung ohne Wahrheit, ja wider die Wahrheit des Wortes Gottes, die Hoffnung ist eitel, und die soll man dem Menschen nicht lassen. Von solcher Hoffnung heißt es Hiob 8, 13. 14.: „Die Hoffnung des Heuchlers wird verloren sein, denn seine Zuversicht vergehet, und seine Hoffnung ist eine Spinnwebe.“ Solche Hoffnung dem Menschen lassen, das ist grausam, das heißt, ihn so lange schlafen und von besseren Tagen und ewiger Seligkeit träumen lassen, bis er in der Hölle und in der Qual erwacht. Die Hoffnung, die zwischen Glauben und Liebe steht, die besteht, die soll und kann und wird dir niemand rauben. Die läßt nicht zu Schanden werden.

Quelle: Spitta, Carl Johann Philipp - Biblische Andachten

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