Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 3. Ein Weg in Christus

Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 3. Ein Weg in Christus

Zu allen übrigen Segnungen hat unser himmlischer Vater auch diese kostbare hinzu getan, dass seine Gaben, Berufung und Gnaden alle in Christus eingeschlossen sind, „welcher uns von Gott gemacht ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, auf dass, wie geschrieben steht, wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.“

Chalmers spricht sehr schön von der ausscheidenden Macht einer neuen Liebe und davon wissen alle diejenigen etwas, welche in irgend einer Weise tiefe Liebe empfunden haben. Sie wissen aber auch, dass nachdem eine neue Lebensregung entstanden war, dieser einer Reaktion folgt und das diese, je nach der Stärke der Liebesempfindung geartet ist. Diese Tatsache wird angeführt, um den jämmerlichen Zustand zu erklären, welcher auf die Wärme und den Ernst der ersten Liebe so vieler Christen folgt. Da sie jetzt eine schmerzliche Leere empfinden, gedenken sie der anfänglichen, mächtigen Bewegung und zehren so lange an der Erinnerung, bis dieselbe an die Stelle des gegenwärtigen, lebendigen Glaubens tritt. Oder wenn sie diesem Fallstrick entgehen, so verlassen sie sich darauf, dass das Licht der neu gewonnen Schriftwahrheiten das christliche Leben in ihnen aufrecht erhalten werde. Warum stellen doch die Menschen die Gaben ihres Herrn zwischen sich und den lebendigen, Leben bringenden Christus?

Die allzu grosse Allgemeinheit einer solchen Erfahrung beweist deutlich, dass ein Mangel in der Erkenntnis Christi statt findet, zur Vollendung des Wandels der Gläubigen, da doch das Evangelium selbst ohne alle Mängel ist.

Vor kurzem wurde ich gebeten in der Gemeinde zu predigen, deren Pastor, als er von ihren Bedürfnissen sprach, sagte: „Wir haben gerade genug Religion, um unglücklich zu sein.“ Ich wundere mich nicht über sein offenes Geständnis, denn anstatt sich auf Christus zu werfen, zu ihrer Heiligung, wie sie es zur Rechtfertigung getan hatten, waren diese Christen angewiesen worden, die Kraft zu einem heiligen Wandel ausschließlich in dem Frieden zu suchen, welcher aus ihrer Erkenntnis der endlichen Erlösung entsprang, so wie in der Gegenliebe, welche sich in ihren Herzen hätte erzeugen sollen und in der Dankbarkeit, die ihre Seelen fortwährend für die ihnen erwiesenen Liebesbeweise hätten erfüllen müssen. Mit Recht mochten sie sich unglücklich fühlen, wenn sie ihre abschweifenden Neigungen und qualvollen Bemühungen Gott zu dienen mit der Liebe und Hingabe verglichen, die sie in sich haben sollten. Es genügt vollständig Jemanden, der ein zartes Gewissen hat, unglücklich zu machen, wenn sein Herz ihn häufig über Sünde verdammt und er keine Hoffnung hat, jemals Gott in diesem Leben durch seinen Wandel zu gefallen. Auch verschafft die Tatsache, dass ein göttliches Sühnopfer gebracht wurde, welches alles Gericht über künftige Sünde aufhebt, der Seele nicht in ihr so notwendige Erleichterung, wenn sie sich doch der Erwartung nicht erwehren kann, ihr Leben lang fort zu sündigen.

Wenn, wie etliche behaupten, Versündigung das fortwährende, unvermeidliche Schicksal der Christen ist, so wird ein heiliger und tadelloser Wandel auf das Jenseits verschoben – in Christus zu bleiben wird eine unerreichbare Hoffnung – nicht zu sündigen ein schweres Gebot – und Gott schon jetzt zu gefallen, eine Unmöglichkeit. Ja, die Gewissheit von Gott geboren zu sein und die Aussicht auf eine Ewigkeit in seiner Gegenwart macht den jetzigen, sündigen Zustand zu einen unglückseligen, qualvollen für ein Herz, welches glücklicherweise noch nicht völlig durch das beständige Bewusstsein des Sündigens verhärtet ist. Wohl mag die Seele voll Kummer niedergebeugt sein, die an Gott glaubt, die ihn bis zu einem gewissen Grade liebt und doch noch zu denen gehört, die teilweise der Sünde gehorchen. (Röm. 6,16).

Ich zweifle, ob es unter allem Kummer des Lebens einen Schmerz gibt, der so beständig wäre wie der, umsonst gegen die Versuchung zu kämpfen und oft unter einem verdammenden Gefühl zu Falle zu kommen? Wir begraben unsere Lieben und unser Schmerz wird mit der Zeit mehr die Erinnerung an das, was wir in der Vergangenheit erlitten haben, als gegenwärtige Pein. Wir vergessen die nun überwundenen früheren Enttäuschungen. Wer aber vermöchte dem lebenslangen Gram einer Seele zu bemessen, welche gezwungen ist zu sagen: „Was ich hasse, das tue ich, vollbringen das Gute, finde ich nicht, das Böse, das ich nicht will, das tue ich, indem ich gefangen genommen werde durch das Gesetz in meinen Gliedern.“ Jetzt ist die Furcht vor der Strafe der Sünde nicht mehr die Ursache des Kummers – vor der Hölle fürchtet sich die Seele nicht mehr. Nein, sie hat die Himmelsherrlichkeit vor Augen und sehnt sich unaussprechlich abzuscheiden und bei Christus zu sein. Nicht mehr äußere Leiden machen das Leben qualvoll, sondern der Schmerz sich gegen den einen zu versündigen, dem man so viel schuldig ist, der Schmerz den lieben Freund zu betrüben in dessen Gegenwart die Ewigkeit zugebracht werden soll. Das Jenseits ist voll der Herrlichkeit Gottes – aber die Gegenwart! - oh die Todesqual eines geheilten Herzens. - die Qual welche ungehörige Neigungen und ungezähmte Begierden verursachen.

Es muss sich hier irgend eine Abhilfe finden lassen. Die Hirten sagen, dass ein verirrtes Schaf, statt den Weg geht, der zum Stalle führt, immer den falschen Weg geht, wenn es einen solchen finden kann, obgleich es mit seinem Gesicht die Richtung nach Hause eingeschlagen hat.

So machte ich es früher auch, anstatt geradewegs zu Christus zu gehen als zur Weisheit im Wandel, meiner tatsächlichen Gerechtigkeit im täglichen Leben, meinem treuen Hohepriester, der selig machen kann immerdar und meiner Heiligung für Geist, Seele und Leib.

Ich war befleckt wie ein Leopard, während mich mein Herz verdammte wegen innere, wenn auch nicht äusserer Sünde. Das Sühnopfer meines Heilands wurde für mich zu sehr ein Theologischer Lehrsatz, anstatt der herrlichen, fruchtbringenden Realität, als welche ich es jetzt erfahre, weil es jedem Bedürfnis meiner Seele, dessen ich mir gegenwärtig bewusst werde, vollkommen genügt.

Wenn dem Menschen die Kraft Gottes in irgend einer Gestalt geoffenbart würde, so dürften wir erwarten, dass diese Kraft die Welt samt allem, was darinnen mächtig ist, überwinden würde, dieweil sie als Kraft Gottes in vollständigem Gegensatz zu den Kräften der Welt, des Fleisches und und des Teufels stehen müsste. Niemand würde leugnen, dass die geoffenbarte Kraft im Stande wäre, alles andere zu überwinden. Die einzige Frage wäre die, ob Gott gewillt sei, denen, die es Ihm zutrauen, solche Kraft zu offenbaren, bliebe es nur noch übrig den Weg dazu festzustellen.

Paulus beweist am Anfang seines Briefes an Korinth, dass die Predigt des Kreuzes Christi, für uns, die wir selig werden die Kraft Gottes sei und dass der gekreuzigte Christus, während er dem Gesetzesmenschen ein Stein des Anstoßes und dem Weltmenschen eine Torheit ist, denen, die berufen sind, göttlich Kraft und Weisheit sei. Das Gott durch den Tod Christi am Kreuz und durch sein Auferstehungsleben in der Seele, wenn es im Geist erfasst wird, eine Kraft gewirkt hat, mit welches die Kinder Gottes fähig gemacht werden, in den Schritten ihres Meisters, im fortwährendem Sonnenschein der Gegenwart Gottes, zu wandeln, werden wenige zu verleugnen wagen. Und doch will man es kaum glauben, wenn einer offen bekennt, dass er sich durch den Glauben diese Gnadengaben Christi aneigne und das er erfahre, sein Herz habe nicht nur Vergebung erlangt, sondern es werde auch gesäubert von aller Ungerechtigkeit und das die Liebe Gottes wahrlich vollkommen sei in denen, die seine Gebote halten.

Thomas Walsh sagt: „Der Herr tränkte mich mit seiner Liebe wie mit einem Strom. Ich legte mich nieder, konnte aber nicht schlafen, so wohltätig war tröstliche Empfindung, die ich von der Liebe Christi hatte. Sein Geist ruhte auf mir und entflammte mein Herz mit Liebe zu meinem Gott, der alles in allem für mich ist. Nie war es mir in den Sinn gekommen, dass mein ganzes Herz Ihn so aus der Tiefe lieben könne, bis er es durch seinen Geist offenbarte. Das Feuer seiner göttlichen Liebe brannte unaufhörlich in meiner Seele.

Präsident Edwards sagte von Abigail Hutchison: „Tag für Tag hatte sie eine so starke Empfindung von der Herrlichkeit Christi und Gottes, in seinen mannigfachen Eigenschaften, dass sie scheinbar ganze Tage lang in einer seligen Vision lebte, dabei schien ihr Umgang mit Ihm so unmittelbar, wie der eines Kindes, wie der eines Kindes mit seinem Vater.“ Es ist möglich, dass es für dich nicht heilsam wäre, die Freude in so gesteigertem Masse zu empfinden, aber hat Gott für dich einen geringeren Grad der Gemeinschaft für dich bereitet, mein Bruder? Bist du bereit alles andere bei Seite zu setzen, auch deine vorgefassten Meinungen, um diese Segnungen des Evangeliums von Jesus Christus zu erlangen?

Ich empfinde eine aufrichtige eine und achtungsvolle Anteilnahme für Solche, welche dem Herrn herzlicher ergeben sind, als Viele in ihrer Umgebung, welche Er auch in seinem Dienste braucht, um Verlorene zu retten, oder Christen zu fördern und welche doch nicht im Stande sind von ähnlichen Erfahrungen zu berichten, wie sie Etliche machen. Indem sie die Berichte Solcher im Lichte ihres eigenen Zustands betrachten, oder auf eine Weise erzählen hören, die sich mit dem bewussten, häufigen Sündigen vereinigen lassen, scheinen ihnen diese Erfahrungen eigensüchtig und prahlerisch. Sie befürchten, dass ihre Glaubensbrüder Christus verlieren und sich aufs neue selbst verherrlichen, anstatt aus sich heraus sich in Christus hinein zu flüchten. Diese Furcht kommt daher, dass sie es nicht richtig verstehen, wenn man ihnen sagt, man halte sich dafür, der Sünde gestorben zu sein und der Gerechtigkeit zu leben. Sie verstehen nicht, dass man hiermit einfach bekennt, dass das wofür Christus unsere Sünden selbst geopfert hat und an seinem eigenen Leibe auf dem Holz in ihnen erfüllt würde (2. Kor. 5,17 – 18 / Gal. 2,20 / 1. Petr. 2,24)

Gewisslich können die Worte auferstanden mit Christus, Christus lebt in mir und Christus ist mein Leben von nichts Geringerem als einem beständigen Sieg über die Sünde zeugen.

Gestatte mein Bruder, dass ich dich deiner eigenen Erfahrung in Betreff der Sündenvergebung erinnere. Damals hast du dich in deiner Not Christus anvertraut und hast sie empfangen.

Du stimmst gewiss mit mir darin überein, dass Christus erschienen ist, dass Christus erschienen ist, um jedes Verlangen nach Heiligung, das der Heilige Geist entzündet, zu stillen.

Setze nun an die Stelle der Vergebung, deren du einst bedurftest: Ein reines Herz, Heiligkeit, Erfülltsein mit dem Heiligen Geist, oder Liebe zu Gott und deinem Nächsten von ganzem Herzen. Vergewissere dich, dass das Wort Gottes jede dieser Gnaden, an welchen der Heilige Geist dich hungern und dürsten macht, für dich gemeint hat, strecke dich dann danach aus – nicht durch eigene Anstrengungen – nicht als nach einer Lehre, nicht um andere nachzuahmen, nicht in einer Aufwallung des Gefühls, sondern in Jesus Christus durch den Glauben und wer möchte dann das Maß bestimmen, in welchem dein Verlangen befriedigt werden wird? Wenn du dann erfüllt sein wirst mit Früchten der Gerechtigkeit, welche geschehen durch Jesus Christus, zur Ehre und dem Lobe Gottes, wer kann dir dann wehren zu sagen, was der Herr an deiner Seele getan hat?

Jener britische Gesandte sagte die Wahrheit, als er vor dem ungläubigen orientalischen Despoten, der nie an einem Orte gewesen war, wo das Wasser friert, versicherte, dass man in seinem Lande auf verhärtetem Wasser gehen könne und dennoch nannte man ihn einen Lügner!

Von den Unbekehrten erwarten wir es, dass sie unseren Versicherungen, dass wir Vergebung der Sünden erlangt haben, glauben sollen. So sollten doch wenigstens die Christen unserem Zeugnis Glauben schenken, dass Christus willig und fähig ist, uns so völlig in sich zu bewahren, als unser Glaube es fassen kann. Es sind keine so bedauernswert schwach, als die Christen des Reiches Gottes, wenn sie ausserhalb ihres Herrn stehen, andererseits ist niemand so stark, als diejenigen, welche sich ohne Vorbehalt Christus völlig überlassen, damit er in ihnen lebe und seine Kraft in ihrer Schwachheit mächtig sei.

In wahrer christlicher Liebe rede ich mit dir, du hast gefehlt, nicht Christus. Ich bin fest überzeugt, dass du Christus nicht alles, du selbst eingeschlossen, unumschränkt hingegeben hast.

Wenn ich nicht alles, - meinen Geist, Seele und Leib Ihm übergeben habe, so wandle ich unter einer schweren Bürde und fühle mich elend. Zu Zeiten, wenn ich mir eines Drucks bewusst werde, wirds mir schwer, mich davon loszumachen, aber meine Seele ist solange in Knechtschaft, bis ich ihn abgewälzt habe. Dann steh ich frei vor dem Herrn. Versuche dies, mein Bruder dies beseitigen jeder Last, auch der allerletzten – sei es eine Sorge oder Übertretung, oder die böse Sünde des Unglaubens gegen irgend eine Verheissung Gottes, dann wirst du auffahren in den sonnigen Raum, wo Gottes Licht dich ungehindert umstrahlen kann, wobei du alle Sorge auf ihn wirfst und den Heiligen Geist Gottes nicht mehr betrübst.

Tatsächliche Heiligung und Befreiung von der Sünde sind ebenso gewiss Gottes Gabe, wie die Sündenvergebung und der Weg zu beidem ist der Glaube. Es ist eine Gnade und sie kam durch Jesus Christus. Ohne Ihn sind wir der Ungerechtigkeit zur Sünde ausgeliefert, wie eine abgeschnittene Hand von unserem Leib, der Fäulnis ausgeliefert ist.

Unser ganzes Leben ist Stärke und Gerechtigkeit in Christus. Wir in uns selbst sind nicht nur schwach, arm und hilflos, sondern wir sind nichts, ausserhalb von Christus. Aber in Ihm haben wir alles!

Oh Wunder der Gnade, das uns statt des Todes Leben gibt und Unverweslichkeit. Weil nun der Glaube der Kanal ist, durch welchen solches Leben und mitgeteilt ist, vertraue Jesus in allem!

Während einer Ansprache, die ich in New York hielt, bemerkte ich eine junge Dame, die in grosser Erregung war. Nach der Versammlung erfuhr ich, sie sei eine Schauspielerin, welche im Begriff war ihrer ganzen Vergangenheit den Rücken zu kehren, sie war aber nicht im Stande zu glauben, dass eine Sünderin wie sie, die ihr dargebotene Gnade annehmen könne. Als ich ihr das göttliche Sühnopfer erklärte, rief sie nur aus:

Ach ja, ich glaub es, dass es ganz wahr ist, aber ich kann nicht glauben, dass es für mich ist!

Es schien ihr anmaßend zu glauben, dass all ihre Sünden ausgetilgt seien und das sie so auf einmal in die Familie Gottes versetzt sein sollte. Ich verließ sie in diesem Gemütszustande, nach dem Heil verlangend und doch zu ungläubig, um zu begreifen, dass es auch für sie gilt.

Gleich darauf zeigte mir auf lehrreiche Art ein sehr treffendes Beispiel, dass gleich welches der Standpunkt unseres Christentums sei, es derselbe Glaubensmangel ist, der uns hindert, die für uns bestimmte Gnade zu erlangen. Mangel an Glauben in Bezug auf die Aneignung der Gnade Gottes ist „die Sünde, die uns so leicht anklebt,“ und liegt jedem anderen Fehltritt zu Grunde, von ersten Erwachen des geistlichen Lebens, bis zu den höchsten Höhen eines gottgeweihten Lebens.

Als ich die Schauspielerin verließ, wurde ich einer würdigen Christin vorgestellt, welche ihr Leben dem Dienst des Evangeliums widmete. Ihr ganzes Herz stand in ihrer Arbeit mit einer Hingabe und Einfalt, die ihres gleichen sucht. Es war ihre Freude, ihre Jahre in mitten dieses geistlichen Aussatzes zu verbringen. Aber bei all dieser Arbeit empfand sie aufs Tiefste, dass ihr eine Kraft mangelte, die grösser sei als alles, was sie bisher erfahren habe. Sie war so aufrichtig und nahm es so ernst, dass sie gerade eine schlaflose Nacht unter Kummer und Gebet zugebracht hatte, um die völlige Offenbarung Christi zu erlangen, die ihr den vollkommenen Sieg über ihren Eigenwillen verschaffen würde. Sie wusste, dass ihre Sünden vergeben seine und das sie Jesus liebe. Das Köstlichste auf der Welt war für sie die Arbeit in seinem Dienst. Opfer waren ihr eine Freude, aber sie bejammerte den Überrest des Verderbens in ihrer eigenen Seele. Sie hungerte nach Gerechtigkeit und war nicht satt geworden. Dem Brunnen ihres Herzens aus welchem nur süßes Wasser hätte fliessen sollen, entquollen auch bittere Wasser. Sie wusste, dass sie nicht immer im Überwinden stand, nur zu oft, verdammte sie ihr Herz, auch wusste sie, dass in dem Evangelium das Mittel gegen dies alle enthalten sei, aber sie hatte es nicht gefunden. Sie wusste, dass Christus erschienen war, um sie von ihren Sünden zu erlösen, aber sie hatte dies nicht wirklich erfahren. Wenn christliche Tätigkeit vollen Segen verschaffen könnte, so wäre er in diesem Falle gewiss nicht ausgeblieben. Ihr Bedürfnis aber konnte durch die Arbeit nicht befriedigt werden.

Die geheime Ursache dieser nicht gestillten Sehnsucht fand sich bald. Voll Glaubens in das Werk Gottes in Anderen und bis zu einem gewissen Punkt auch in sich, bedurfte sie es ihr Herz noch weiter zu öffnen, damit der König der Ehren einziehe.

Diese liebe Christin, die so oft gequälte Sünder, über den Glauben, als den Weg, der uns gegeben sei, die Gnade zu empfangen, unterrichtet hatte, lernte jetzt verstehen, dass sie dasselbe auch auf anderem Gebiete ausüben musste. Ganz dieselben Worte, die vorher der erweckten Schauspielerin gesagt wurden – sie müsse ihr Vertrauen auf Christus zu setzen, um zu erlangen, was sie bedürfe, musste jetzt auf sie angewandt werden. Sie hatte um innerliche Reinigung und völligen Sieg über die Sünde gebeten, ohne zu glauben, die augenblickliche Erhörung in Jesu zu erlangen.

Der Unglaube war das Hindernis, gerade wie im Falle der erweckten Sünderin. Bei Sündern sowohl als auch bei Christen, ist der Unglaube das Hindernis, während der Glaube der Kanal für Gottes Segnungen ist. Beten Christen um völlige Reinheit des Herzens, oder trachten sie danach sich der Sünde für gestorben zu halten, so wird die Antwort ganz ihrem Glauben entsprechend sein. Völliger Glaube verschafft völlige Befreiung, halber Glaube, halben Sieg. Soviel Glauben, soviel Erlösung – nicht mehr, nicht weniger! Wollen wir im Sinne des Evangeliums heilig sein in unserem Wandel, so müssen wir auch im Sinne des Evangeliums glauben.

Jede Klage über innere Dürre, Enttäuschung oder Sünde ist nur ein Bekenntnis von mangelhaftem Glauben. Der Strom kann nicht höher steigen, als das Flussbett, welches den Strom trägt. Die Quelle ist unendlich, unser Glaube oft so gering.

Einem sehr ernsten und eifrigen Prediger des Evangeliums ward einst die Frage gestellt, ob er auf seine Bitte hin, vom Herrn den Tag über vor Sünde bewahrt zu werden, solches auch von Ihm zu erlangen erwarte?

„Natürlich nicht“, rief er aus. Indem er dies sagte, ward ihm die Schmach solch ungläubigen Gebetes offenbar und er weihte sich, wie nie zuvor einem Leben völligen Vertrauens.

Der Glaube trat an die Stelle des Unglaubens, Erwartung trat an die Stelle der Entmutigung und wo er früher schmerzlich gefehlt hatte, siegte er jetzt.

Ein Kind von zehn Jahren, welches im Alter von vier Jahren bekehrt wurde und welches soeben das Geheimnis eines Lebens im völligem Vertrauen gelernt hatte, ward eines Tages gefragt: Was macht dich so glücklich? Ich vertraue dem Herrn Jesus, lautete die Antwort. Ja, aber du hast Ihm doch schon vor sechs Jahren für die Vergebung deiner Sünden vertraut, sagte der Fragende. Ach ja, aber ich traue Ihm jetzt mehr zu als das. Jedes Mal, wenn eine Versuchung kommt, sage ich nur: „Rette mich Jesus, oder: Jesus errettet mich.“

Und - errettet er dich von der Sünde? Natürlich, warum fragst du mich?, sagte die Kleine, fast schon vorwurfsvoll.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/smith_r_p/heiligung/smith-heiligung_durch_den_glauben_-_kapitel_3.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain