Simons, Menno - Von dem Bekenntnisse des Dreieinigen Gottes.

Simons, Menno - Von dem Bekenntnisse des Dreieinigen Gottes.

Wir glauben und bekennen mit der h. Schrift, daß da ist ein einiger, alleiniger, ewiger und wahrhaftiger Gott, der ein Geist ist; Ein Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer und Alles, was darin ist, geschaffen hat; ein solcher Gott, den der Himmel und aller Himmel Himmel nicht fassen können; der allein Unsterblichkeit hat und in einem Lichte wohnet, da Niemand hinkommen kann, den kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann; der mit allmächtiger Gewalt herrschet oben im Himmel und unten auf Erden, ein Gott über alle Götter, ein Herr über alle Herren, welchem Niemand gleich ist, mächtig, heilig, erschrecklich, hoch zu loben, wunderthätig, seinen Feinden ein verzehrendes Feuer.

Außer diesem einigen, ewigen, lebendigen, allmächtigen, Alles beherrschenden Gott und Herrn kennen wir keinen anderen.

Von diesem einigen, alleinigen, allmächtigen, unerforschlichen, unsichtbaren, unaussprechlichen und unbeschreiblichen Gott glauben und bekennen wir mit der Schrift: derselbe sei der ewige unbegreifliche Vater mit seinem ewigen unbegreiflichen Sohne und mit seinem ewigen unbegreiflichen heiligen Geiste. Von dem Vater glauben und bekennen wir, daß er sei wahrhaftiger Vater, von dem Sohne, daß er sei wahrhaftiger Sohn, von dem heil. Geist, daß er sei wahrhaftiger heil. Geist, und zwar dies nicht fleischlich und begreiflich, sondern geistlich und unbegreiflich. Denn Christus sagt: Gott ist Geist. Indem nun Gott solch ein Geist ist, wie oben angemerkt, so glauben und bekennen wir auch von der göttlichen Zeugung des himmlischen Vaters und von seinem gezeugten Sohne Jesu Christo, daß sie - Brüder, versteht mich wohl! - geistlich und unbegreiflich sei, wie auch der Vater, der da gezeugt hat, geistlich ist, denn Gleiches zeugt Gleiches - das ist unwidersprechlich. Und von diesem selbigen, unbegreiflichen, unaussprechlichen, geistlichen, ewigen und göttlichen Wesen, das vor allen Creaturen göttlich unbegreiflich aus dem Vater geboren ist, glauben und bekennen wir, daß es Jesus Christus ist, der erstgeborene und eingeborene Sohn Gottes, der Erstgeborene von allen Creaturen, die ewige Weisheit, die Kraft Gottes, das ewige Licht, die ewige Wahrheit, das ewige Leben, das ewige Wort. Unter diesem Wort ist nicht ein gesprochenes oder geschriebenes Wort zu verstehen, denn es ist göttlich und geistlich und nicht sinnlich und buchstäblich; nein es ist das ewige, weise, allmächtige, heilige, wahrhaftige, lebendige Wort, das von Anfang war und bei Gott war und Gott selber war, durch welches, merket wohl! alle Dinge gemacht sind, und ohne welches nichts gemacht ist, was gemacht ist und welches ewig bleiben wird. Deswegen sagt Christus selbst: Ehe denn Abraham ward, bin ich; und Johannes der Täufer: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist. Ja, diese Vollkommenheit des göttlichen Wesens theilte er auch mit dem Vater, ehe der Welt Grund geleget war. Daher er es auch nach Phil. 2, 5. für keinen Raub achtete, Gott gleich zu sein, und eben deshalb bekennen wir mit Johannes, dem Täufer, Nathanael, Martha und Petrus, daß er der Sohn des lebendigen Gottes ist.

Verstehet mich doch recht, geliebte Brüder: ich sage, ewige Weisheit, ewige Kraft u.s.w., denn gleich wie wir glauben und bekennen, daß der Vater von Ewigkeit gewesen ist und in Ewigkeit bleiben wird, ja der Erste und der Letzte, so können wir auch unzweifelhaft glauben und von Herzen bekennen, daß Seine Weisheit, Seine Kraft, Sein Licht, Seine Wahrheit, Sein Leben, Sein Wort, Jesus Christus, ewig mit Ihm, in Ihm und bei Ihm gewesen ist, ja das A und O, oder wir müßten zugeben, daß dieses geborene, unbegreifliche, wahrhaftige, göttliche Wesen, Christus Jesus, durch welchen der ewige Vater Alles geschaffen hat, einen geschöpflichen Anfang gehabt hätte, was doch von allen Christen für eine erschreckliche Lästerung gehalten wird. Unser barmherziger lieber Vater wolle alle seine lieben Kinder in dem rechten und lautern Bekenntniß seines lieben Sohnes immerdar erhalten und bewahren!

Meine geliebten Brüder in dem Herrn, dies bezeichnete Wort, Jesus Christus, das von Anfang an war und bei Gott war und Gott selbst war, ist, so glauben und bekennen wir, in der Fülle der Zeit nach dem unveränderlichen Rathschluß und der wahrhaftigen Zusage Gottes des Vaters, in Maria, der reinen Jungfrau durch die Wirkung des heil. Geistes ein wahrer, fühlbarer, leidensfähiger, Hunger- und Durst empfindender, sterblicher Mensch geworden, und aus ihr geboren. Ja, er ist uns Menschen in Allem gleich geworden, die Sünde ausgenommen, und ist aufgewachsen gleich wie ein anderer Mensch, und hat zur bestimmten Zeit, nachdem er sich hat taufen lassen, sein Lehramt angetreten, das Amt der Gnaden, das ihm von dem Vater übertragen war, im vollkommensten Gehorsam ausgerichtet, die Handschrift, die durch das Gesetz wider uns zeugte, ausgelöscht und hat sich zuletzt als Mensch, als welcher er auch versucht ist und geweint und zu seinem Vater gebetet hat durch den ewigen Geist, seines Vaters geopfert, hat also unsere Gewissen gereinigt von den todten Werken, daß wir dienen könnten dem lebendigen Gott und alle die an ihn glauben, durch ihn empfingen Gnade, Barmherzigkeit, Vergebung der Sünden und ewiges Leben, und zwar Solches durch Vermittelung seines für uns vergossenen Blutes, welches er durch seine überfließende große Liebe am Stamme des Kreuzes, nach dem Willen des Vaters für uns arme Sünder geopfert hat, und ist er also unser einiger ewiger Hoherpriester, Versöhner, Mittler, Fürsprecher bei Gott seinem Vater geworden.

Denn wie Gott, der allmächtige Vater, durch Christum, sein allmächtiges Wort, Adam und Eva geschaffen hatte, hat er sie auch wiederum, als sie durch die Schlange gefallen waren, sammt allen ihren Nachkommen durch dasselbe aufrichten und selig machen wollen, damit wir Niemandem im Himmel und auf Erden den Preis unserer Seligkeit geben sollten, denn allein dem einigen und ewigen Vater, durch Jesum Christum, Kraft der Erleuchtung durch seinen heil. Geist. Soweit von der Menschwerdung.

Es stützt sich nun aber unser Glaube und Bekenntniß, daß Christus Jesus wahrer Gott mit seinem Vater ist, auf seine göttlichen Vollkommenheiten, Wirkungen und Eigenschaften, die in solcher Ueberfülle an ihm erfunden werden, wie man aus den nachfolgenden Schriftstellen deutlich vernehmen und erkennen mag. Sagt mir, Herzgeliebte, ist es nicht der einige und wahrhaftige Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, und dessen Reich ewig währen soll? ohne Zweifel ja. Derselbe spricht nach Pauli Zeugniß zu seinem Sohne also: Dein Stuhl, o Gott, währet von Ewigkeit zu Ewigkeit, das Scepter deines Reiches ist ein aufgerichtetes Scepter. Du hast geliebet die Gerechtigkeit und gehasset die Ungerechtigkeit; darum hat Dich, o Gott, Dein Gott gesalbet mit dem Oel der Freuden; mehr denn Deine Mitgenossen; und Du, Herr, hast von Anfang die Erde gegründet und die Himmel sind Deiner Hände Werke. (Hebr. 1, 8-10.)

Ist es nicht der Eine Gott, der allein König der Könige und Herr aller Herren ist; der da herrschet im Himmel und auf Erden? In Ewigkeit, ja, Und der Geist spricht in der Offenbarung, daß Christus ein König aller Könige und ein Herr aller Herren ist, (Offenb. 17, 14.) und Christus selber: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ (Matth. 28, 18.) Und Paulus: „In seinem Namen sollen sich beugen alle Kniee derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind und alle Zeugen sollen bekennen, daß Christus Jesus der Herr sei, (Phil. 2, 10) zur Ehre Gottes des Vaters. Ist es nicht der einige Gott, der da sagt: Ich bin der Erste und bin der Letzte? (Jes. 41, 4) Ja. Und Christus sagt: (Offenb. 1, 8.) Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. Ferner V. 17. Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, ich war todt und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Ist es nicht der einige Gott, der die Herzen kennet und die Nieren prüfet? (Ps. 7, 10) Ohne Zweifel ja! Und Christus spricht: (Offenb. 1, 13.) „Alle Gemeinden sollen bekennen, daß ich es bin, der die Herzen und Nieren prüfet und ich werde geben einem Jeglichen nach seinen Werken.

Ist es nicht der einige Gott, dem wir allein dienen sollen und ihn allein anbeten? (5 Mos. 6, 13.) Unzweifelhaft. Und Christus spricht: (Joh. 5, 23.) „Auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren,“ und Paulus in Beziehung auf den Gottesdienst: „Wer darin Christo dienet, der gefällt Gott.“ Desgleichen sagt Lukas von der Anbetung, C. 24, 53: daß die Jünger bei der Himmelfahrt Christi ihn angebetet hätten, und darnach in großer Freude nach Jerusalem zurückgekehrt seien. Stephanus betet vor seinem Ende: (Apost. 7, 59) „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ Auch Paulus bezeugt: (Hebr. 1, 6.) „Alle Engel Gottes sollen ihn anbeten,“ und ebenso bittet der Schächer am Kreuz: (Luk. 23, 42.) „Herr gedenke an mich, wenn Du in Dein Reich kommst.

Ist es nicht der einige Gott, der wahrhaftig ist, und sind nicht alle Menschen Lügner? (Ps. 116, 11. und Röm. 3, 4.) O ja! Nun, Petrus sagt: „In Christi Munde ist kein Betrug erfunden worden.“ (1. Petr. 2, 22. und Jes. 53, 12.) Und Christus selber: „Ich bin die Wahrheit;“ und ferner: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Vermag auch Jemand die Sünde zu vergeben und das ewige Leben zu schenken, außer allein der einige und ewige Gott? (Jes. 43, 11. Jer. 31, 33.) - Nimmermehr! Und siehe Christus sagt: „Ihr sollt wissen, daß des Menschensohn Macht hat, die Sünden auf Erden den Menschen zu vergeben.“ (Matth. 9, 6.) Und zu jener Sünderin: Deine Sünden sind dir vergeben. (Luc. 5, 22.) Und Joh. 10, 28. Ich gebe ihnen das ewige Leben. - Können wir auch an Jemand Anderes glauben, denn allein an den einigen Gott? Keineswegs. Christus aber sagt: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Glaubet ihr an Gott, so glaubet ihr an mich. (Joh. 3, 35. 14, 1.) - Ist nicht der ewige Gott der Richter der ganzen Welt, der die Todten auferwecken und am jüngsten Gericht das Urtheil sprechen wird? Unstreitig. Und Christus sagt, daß er die Todten auferwecket, gleichwie der Vater. ER wird zum Gericht erscheinen und wird herrschen über die Lebendigen und Todten und wird bei seiner Wiederkunft das Gericht halten. (Matth. 25, 31 ff.)

Sehet, lieben Brüder, da nun der Stuhl Christi ein ewiger Stuhl ist, und die Schrift nicht ansteht, ihn als Gott zu bekennen, auch bezeugt, daß er Himmel und Erde gegründet habe, daß ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden zustehe, daß er der Erste und der Letzte sei, daß er Herzen und Nieren prüfe, daß man ihn anbete und diene, daß er die Wahrheit sei, die Sünden vergebe und das ewige Leben schenke, daß wir an ihn glauben müssen, und daß er uns am jüngsten Tage auferwecken und richten werde, wie oben gesagt ist, so ist es unwidersprechlich, Christus muß mit seinem Vater wahrer Gott sein, denn Gott will seine Ehre keinem Anderen geben. Alle diese Vollkommenheiten, Kräfte und Eigenschaften können aber sowohl im Himmel als auf Erden nur allein dem einigen, ewigen und wahrhaftigen Gott zukommen. Das müssen alle Gottesgelehrten mit voller Ueberzeugung bekennen und zugeben.

Dieser unser Glaube und Bekenntniß, daß Jesus Christus mit seinem himmlischen Vater wahrhaftiger Gott sei, stützt sich auf die klaren Zeugnisse der heiligen Propheten, Evangelisten und Apostel, wie man aus folgenden Schriftstellen und mehreren anderen erkennen kann. So spricht Jesaias (9, 6.) Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, deß Herrschaft ist auf seiner Schulter, und er heißet Wunderbar, Rath, Kraft, Ewigvater, Friedefürst. (Vgl. Jes. 7, 15.) Ferner (Jes. 40,9.) Saget den Städten Juda; siehe, da ist euer Gott, denn siehe, der Herr kommt gewaltiglich, und sein Arm wird herrschen; siehe, sein Lohn ist bei ihm und seine Vergeltung ist vor ihm. Er wird seine Heerde weiden, wie ein Hirte rc. (Vgl. Ez. 34, 11.) Jerem. (23, 5. 5.) Siehe, es kommt, spricht der Herr, daß ich dem David ein gerecht Gewächs erwecken will und soll ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten. Zu derselbigen Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen und das wird sein Name sein, damit man ihn nennen wird: Herr, der unsere Gerechtigkeit ist. (Vgl. Cap. 33, 15.)Mich. 5, 1: Und du Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. (Vgl. 1. Joh. 1, 1.) Zu Thomas sprach der Herr (Joh. 20, 27): Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Thomas antwortete: Mein Herr und mein Gott! Da sprach Jesus zu ihm: weil du mich gesehen hast, Thoma, so glaubest du, selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Paulus sagt: (Röm. 9, 5.) Christus ist Gott über alles, hochgelobet in Ewigkeit; und (1. Cor. 5, 19): Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit sich selbst; und Johannes bezeuget: (1 Joh. 5, 20.) Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist in die Welt, und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesu Christo. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Leset daneben das Evangelium Joh., Eph. 4 und Hebr. 1, so werdet ihr durch Gottes Gnade sicher einen festen und gewissen Grund für die Gottheit Christi erlangen.

Sehet denn hier, meine geliebten Brüder, hier habt ihr über die unbegreifliche Geburt Christi und seine göttliche Herrlichkeit so viele edle, klare Zeugnisse, der heiligen Propheten, Evangelisten und Apostel, daher ich zuversichtlich hoffe, ein frommes, demüthiges und gottesfürchtiges Gemüth werde hieran sich genügen lassen und sich nicht weiter in diese unbegreifliche Tiefe wagen. Sollte aber Jemand dennoch mehr darin erforschen wollen, dem sage ich vorher, daß er mit all seinem Suchen und Grübeln es doch nie zu einem befriedigenden Abschluß bringen, noch im Stande sein wird, das göttliche Wesen des Dreieinigen Gottes ganz zu ergründen. Darum, lieben Brüder, laßt euch warnen, wachet und hütet euch!

Wie wir denn nun hier unsern Glauben und Bekenntniß von der wahrhaftigen Gottheit Jesu Christi dargelegt und ausgesprochen haben, so wollen wir auch unsern Glauben und Bekenntniß von dem heil. Geist in der Kürze unter göttlichem Gnadenbeistand darzulegen versuchen. Die Gottesfürchtigen mögen richten.

Der heil. Geist, das ist unser Glaube und Bekenntniß, ist ein wahrer, wesentlicher, oder nach dem Ausdruck der Alten persönlicher heil. Geist, in derselben Weise, wie der Vater und der Sohn, seinem göttlichen Wesen nach unbegreiflich; mit seinen göttlichen Gaben ausgehend vom Vater durch den Sohn, wiewohl er immer in Gott und bei Gott bleibt, und in seinem Wesen nie von dem Vater geschieden ist. Daß wir ihn als solchen wahren und wesentlichen heil. Geist bekennen, dazu nöthigt uns die heil. Schrift, welche uns lehret, daß Er in Gestalt einer Taube sich auf Christum niedergelassen, am ersten christlichen Pfingstfest in zertheilten feurigen Zungen auf die Apostel gekommen, (Apostelgesch. 2, 1. ff.) daß wir auf den Namen des heil. Geistes eben so, wie auf den des Vaters getauft werden sollen, (Matth. 28, 19.) daß die Propheten durch ihn geweissagt, Wunder und Thaten ausgeübt haben, (1. Petr. 1, 21) und eben Er es ist, der die Gaben Gottes nach Seinem Willen austheilt. Nach der Lehre der Schrift leitet Er uns in alle Wahrheit, rechtfertigt uns, reiniget, heiliget, tröstet, strafet uns, schafft uns Friede und Freude, und versiegelt uns auf den Tag der Erlösung; Er giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Diesen Geist empfangen alle, die an Christum glauben. Diesen Geist sollen wir, wie Paulus ermahnt, nicht betrüben, und Christus erklärt, wer wider denselben sündige, werde keine Vergebung empfangen. Diesen Geist, begehrte David, solle Gott nicht von ihm nehmen. Denn Alle, die diesen Geist nicht haben, gehören Christo nicht an. (Matth. 12, 31. Ps. 52, 6. Röm. 8, 10.)

Ja, geliebte Brüder, durch diese klaren Schriftstellen, Zeugnisse und Beweise, denen noch andere beizufügen wären, bezeugen und bekennen wir, daß dieser heilige Geist ein wahrer wesentlicher heiliger Geist Gottes ist, welcher uns mit seinen himmlischen und göttlichen Gaben zieret und mit seinem Hauche unsere Sinnen und Gemüther nach dem Wohlgefallen des Vaters entsündigt, mit Frieden erfüllt, selig und fromm macht in Christo Jesu. Und also glauben und bekennen wir vor Gott, vor seinen Engeln, vor allen unsern Brüdern und vor der ganzen Welt, daß diese drei Namen, Wirkungen und Kräfte, welche die Väter drei Personen genannt haben, nämlich Vater, Sohn und heil. Geist, Ein unbegreiflicher, einiger, ewiger und Alles beherrschender Gott seien, und daß, obwohl sie drei sind, sie dennoch in der Gottheit, Willen, Kraft und Wirken eins und so wenig von einander geschieden werden können, als Kraft, Licht und Wärme, denn das Eine ist nicht ohne das Andere, doch Alles unbegreiflich aus dem unbegreiflichen Vater, wie Licht und Wärme aus der Sonne. Das Eine muß bei dem Andern sein, oder die ganze Gottheit, wird geläugnet, denn Alles, was der Vater wirket und von Anbeginn gewirkt hat, das wirkt Er Alles durch seinen Sohn, in der Kraft des heil. Geistes. Dieser Sohn wirkt nichts ohne den Vater und ohne den h. Geist. Der h. Geist wirkt Nichts ohne den Vater und ohne den Sohn. Es muß also das ganze Wesen bei einander bleiben, oder es müßte ein unvollkommener Gott sein. Denn läugnen wir die Gottheit Christi oder das wahre Wesen des h. Geistes, so entweihen und bilden wir uns selbst einen Gott, der ohne Weisheit, ohne Kraft, ohne Licht, ohne Leben, ohne Wahrheit, ohne Wort und ohne h. Geist ist. O, m. Brüder, versteht doch alles das göttlich und geistlich und nicht menschlich und fleischlich, dann werdet ihr bei dieser unergründlichen Tiefe an den hellen, klaren und einfältigen Anweisungen der Propheten, Evangelisten und Apostel Euch genügen lassen. Ein Jeder trage Sorge mit Furcht und Zittern, daß er seine Hand nicht in das verzehrende Feuer stecke.

Meine Brüder, ich bezeuge vor Gott, daß ich viel lieber sterben wollte, als ein einziges Wort oder einen Buchstaben anders glauben und meinen Brüdern vorbringen, als es das ausdrückliche Zeugniß Gottes und die Propheten, Evangelisten und Apostel mit ausdrücklichen Worten so klar und überzeugend mich lehren und mir veranschaulichen. Ich bin fest überzeugt, so Jemand weiter gehen wollte, als wir hier aus Gottes Wort dargethan haben, der wird in Irrthum fallen; entweder er wird sich zu hoch versteigen, oder er wird nicht aus der Stelle kommen, oder er wird auf ableitende Nebenwege gerathen; der rechte und feste Boden wird ihm fehlen und er wird nicht klüger handeln, als wenn er den Rhein oder die Maas in einen Eimer gießen und darin zusammen fassen wollte. Wer aber einfältig und demüthig bei dem Worte Gottes und dem der Propheten und Apostel bleibt und dasselbe fest glaubt, obwohl er nicht Alles begreift, noch begreifen kann, und hütet sich vor allen menschlichen Untersuchungen, Disputationen, Vernünfteleien, Verdrehungen und Vermuthungen bei einem Gegenstande von solcher unergründlichen Tiefe, der wird durch Gottes Gnade in allen Anfechtungen bestehen und Lebenslang mit einem festen fröhlichen Herzen vor seinem Gott wandeln. Ich wünschte von Herzen, daß alle Brüder hierin eines Sinnes mit mir wären, denn ich habe die Sophisterei und das Vernünfteln der Menschen schon mehr als 15 Jahr gehasset und bin noch derselbe Feind, gedenke es auch zu bleiben. Ach, meine Brüder, wenn Alle, die sich Brüder nennen, wie ich gesinnet wären, wie bald würden alsdann die beunruhigten #Herzen Trost und Fröhlichkeit und die zweifelnden Gemüther Einigkeit und Frieden erlangen. O Herr Jesu, erbarme Dich Deiner armen betrübten Schaafe und laß alle hungrigen und durstigen Seelen Deine gründe Waide und klares Wasser finden!

Geliebte Brüder und Schwestern in Christo Jesu, nehmet dies mein Bekenntniß mit einem solchen Herzen auf, als aus welchem ich es euch geschrieben habe, leset es mit einander und überdenkt es: fasset es christlich auf. Und hütet, hütet, ja hütet Euch vor allem Wortstreit, Zank und Zwiespalt; das wünsche ich aus innerster Seele um des Herrn willen.

Der das Herz beseligende Evangelische Friede sei mit allen meinen lieben Brüdern und Schwestern in Christo Jesu! Amen.

Quelle: Mannhardt, J. - Stimmen aus der Reformationszeit.

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