Scriver, Christian - Gottholds zufällige Andachten. - 76. Die Tinktur.

Scriver, Christian - Gottholds zufällige Andachten. - 76. Die Tinktur.

Es war einer hohen Person zur Erhaltung ihrer baufälligen Gesundheit von einem berühmten Arzt verordnet eine kostbare Tinktur, wie man es nennt, oder Saft, aus kräftigen und theuren Sachen nach der Apothekerkunst gezogen und bereitet, davon sie alle Mahlzeit im ersten Trunk etliche Tropfen nehmen mußte, welches sie auch gar fleißig in Acht nahm. Gotthold sah dieses und dachte bei sich selbst: es ist freilich nicht unrecht, wenn einer durch ordentliche, von Gott erschaffene Mittel seiner Gesundheit zur Steuer kommt, zuvörderst, wenn er dabei des Gebets und der Mäßigkeit im Essen und Trinken nicht vergißt. Ich wollte aber von Herzen wünschen, daß wir auch bei jeder Mahlzeit auf unserer Seele Wohlstand also bedacht wären. Wie eine schöne Tinktur ist die Furcht Gottes, als die rechte Quintessenz und kräftigster Auszug aller Tugenden! Wohl dem, der stets also ißt und trinkt, daß er Gott vor Augen und im Herzen hat und in keine Sünde willigt! Dessen Seel und Leib wird zum ewigen Leben erhalten werden. Mein Gott! ich will mir eine Tinktur aus deiner Furcht und Liebe machen und dieselbe bei allen meinen Mahlzeiten im Glauben mit Dankbarkeit genießen; so werd ich vor allen verderblichen Anstößen Leibes und der Seele gesichert sein.

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