Schwenckfeldt, Caspar - C. S. kurtze bekandtnus vom H. Sacrament des Herren Christi Nachtmals.

Schwenckfeldt, Caspar - C. S. kurtze bekandtnus vom H. Sacrament des Herren Christi Nachtmals.

DAs ich die speiß vnnd tranck des leibs vnnd bluts Christi ins Herrn Nachtmal nit verleückne/ noch das Sacrament des altars/ im rechtenn Christlichen gebrauch keins wegs verachte oder auffhebe/ sonder allein das gaistlich essen vnd trincken des leibs vnd bluts Christi/ vom GRATIAS/ das ist/ von der dancksagung/ lob/ vnd widergedächtnus des herren/ nach außweisung der H. schrifft/ durch ein geistlich vrteil gebürlich vnderschaide.

Das ich auch die wort des Herren Nachtmals vonn seinem leib vnd blut/ mit den wordten Johannis. 6. eben von des selbigen leibs/ flaisch vnnd blut (dermassen/ wie alle alte Christenliche lerer gethan/ wie auch im Decret zufinden ist) Conferiere oder vergleiche/ vnnd ains durchs ander/ das minder/ durchs mehr/ das letste durchs erst verstehe vnd außlege/ das man auß meinen büchern vnd kundtschafften/ auch auß vergleichung der Euangelisten bald kan sehen/ Was vnd wie ich (vnd als ich inn der gewissenschafft des glaubens hoffe/ nach dem hertzen vnd sinn des Herren Christi/ mit der waren Christlichen Kirchen vnd derselben approbirten leeren/ recht/ wol vnnd Christlich) vom H. Sacrament des leibes vnd bluts Christi halte/ glaube/ vnd bekenne.

Inn Summa/ das ich darbei halte vnd glaube/ was der H. Augustinus über johannem dauon hat geschrieben/ vnd da er nachgehends tractatu: 59. mit klaren hellen wordten also schreibt: Die (glaubigen) Jünger des Herren/ haben geessen das brot den Herren/ Judas aber hat geessen das brot des Herren wider den herren/ Sie empfingen das leben/ Judas aber die pein oder straff/ dann wer vnwürdig isset/ der isset jm das gerichte/ sagt Augustinus. Vnd Epistola 50. Die Donatisten haben wol eüsserlich das Sacrament/ sie haben aber nicht innerlich das ding selbs (rem ipsam) des Sacrament es ist/ drumb so essen vnd trincken sie ihn selbs das gericht.

Diss ist auch wie gehöret/ mein verstandt vnnd vnderschaidung/ der zweyerley brot/ speiß vnd tranck im gantzen Sacramentlichen handel des Herrenn Nachtmals mit Augustino/ auff welchen ich mich nach der schrifft referiere.

Die wordt des Herren von der speise vnd tranck seines leibs vnd bluts imm Nachtmal da er nach dem brotbrechen vnnd essen seine Jünger von seinem leibe leret vnd spricht: DAAS IST MEIN LEIB DER FVR EVCH GEBROCHEN VVIRT &c.1) richt ich als Gottes wort/ als wort die gaist vnd leben seindt/ vnd lasse sie inn jrer ainfeltigen gaistlichen deüttung vnd göttlichem sinn vnuerkert vnd vnuerendert stehn vnd bleiben/ allermassen/ wie sie vonn Christo geredt/ vnnd durch die Euangelisten vnnd S. Paulus im H. gaiste seind beschrieben/ halte aber das sie nach der lere vnd worten dess Herrn von seinem flaische vnd blute da er spricht: Mein fleisch warhafftig ist ain speise rc. vnd das broth/ das ich gebenn werde/ Ist mein flaisch rc. sollen außgelegt vnd verstanden/ auch mit einander vergleicht werden.

Gleube vnd bekenne/ das der leiß oder das flaisch Christi so für vns gegeben/ vnd sein blut/ so für vns zur vergebung der sünden ist vergossen/ ain ware speise/ tranck vnd narung/ jha ain wares lebendigmachendes brot vnnd tranck sey/ Aber nit ain leipliche vergengkliche speise vnd tranck/ nit ein jrrdisch sichtbarlich brot vnnd wein/ noch drunder/ damit oder darinnen/ sonder für sich selbs ain himmlisch göttlich brot/ ein immerwerende speise vnd tranck aller Christglaubigen seelen vnd kinder Gottes/ zum ewigen leben.

Vnd das soliche speise vnd tranck des leibes vnnd bluts Christi ins Herren Nachtmal/ vnd da die einsatzung Christi inn der Christlichen kirchen/ nach seinem willen mit guttem vnderscheide der himmlischen vnd irrdischen dinger/ recht wirt gehalten/ von den wargleubigen/ zur settigung der seelen/ vnnd zur mehrung des gewechses der gnaden des newen innern menschens/ vssem lebendigen wort gottes/ mit dem mund des glaubens warhafftig werde gessen vnd genossen.

Das auch der herr Christus Jesus als der ware himmelische Hohepriester die ausserwölten zu seinem Nachtmal selbs einladet/ vnd seinen leib vnd blut allen wargleubigen durch den H. gaist selbs gibet vnd außthailet zum ewigen leben/ wie er dann sollichs zuuor Joha. 6. dermassenn hat verhaissen/ da er spricht: Das brot das ich geben werde/ ist mein flaisch welchs ich geben werde/ für dz leben der welt/ Mein flaisch welchs ich geben werde für das leben der welt/ ist das brot das ich geben werde/ Daas ist mein leib der für eüch wirt gegeben/ Vnd daruor Joha. 6. Beraiten eüch speise/ nicht die verdirbet/ sonder die da bleibet inn das ewige leben/ welche eüch des menschen sun geben wirt/ denn disen hat Gott der Vatter besiglet.

Vmb welches willen denn das sichtbarliche Hochwürdige Sacrament des Herren Brots vnnd Kelchs/ wie es Paulus nennet zur dancksagung vnnd zum widergedechtnus des herren/ vom Herrn Jesu Christo vor seinem abschied im Nachtmal/ ist eingesetzt worden/ das die Christglaubigen den tod des Herren/ durch welchen er jnen ist die speise des ewigen lebens worden/ darbei verkündigen sollen/ vnd jhme seiner speisung vnd wolthat/ lob/ ehr vnd danck sagen.

Da will dann von nöthen sein/ das das götliche werck welchs dess Herren Christi im h. gaiste selbs aigen ist/ das ist/ die speisung/ vnd das innerliche gaistliche essen im glauben7 vom eüsserlichen Sacramentlichen essen/ GRATIAS oder widergedächtnus (oder wie es der H. Augustinus nennet/ Sacramentum & Res Sacramenti, das Broth des Herren/ vnd das brot der Herr selbs) durch ain gaistlich vrtel vnd verstandt/ darbey gebürlich werde vnderscheiden/ damit dise zweyerley brot vnnd tranck im gantzen Sacramentlichen handel des herren Nachtmals/ ains für den innerlichen/ das ander/ für den eüsserlichen glaubigen menschen/ jedes inn seiner ordnung/ mit dem andern vnuermengt bleibe/ doch das das innerliche gaistliche essen vorgehe/ entpfunden/ recht bedacht/ vnnd erkannt werde/ das Sacramentliche eüsserliche essen aber zum GRATIAS, zur Verkündigung des todes des Herren nachfolge/ vnnd jegklichs mit gebürlicher betrachtung/ andacht vnd innigkait wie jegklichs die H. schrifft anzaiget/ inn ernst vnd einbrünstigkait bey der versamelten gemain gottes/ nach rechter ordnung vnnd gebrauch/ wie es der Herr Christus seinen Jüngern befolhen vnd eingesetzt/ verstanden vnd gehalten werde.

Diss ist inn der kürtze mein verstandt/ glaub vnd bekandtnus von des herren Nachtmal/ von der geistlichen speisung der seelen/ vnd vom H. Sakrament des leibes vnnd bluts Christi. Bin tröstlicher hoffnung/ es werde mir kein Christ/ noch gottseliger mensch verargen können das ich mich der offenbarten göttlichen warhait hiebey beständig halte (Mann heisse es gleich Schwermerey oder wie man wölle) welche warheit wir mit hailiger schrifft/ auch mit den alten approbirten leerern der Kirchen gnugsam können beweisen/ vnnd keines menschen authoritet noch ansehen der person/ auch kein schelten/ schmehen/ Creütz noch verfolgung/ vermittels der hilffe vnd beistands Christi vns dauon abschrecken lassen. Wer aber der warhait hiebey gewiß wil werden vnd sich mit vns frewen/ der ruffe Gott den Herren ahn von hertzen/ Er lerne Christum nicht allein nach dem ersten stande seiner erniedrigung/ sonder auch nach dem andern stande seiner glorien vnd herrlicheit inn der Er heüt regieret/ recht erkennen/ so wirt er bald sehen/ wie es vmb disen Artickel stande/ wie vnd wa/ vnnd wadurch wir den Herren Christum sollen suchen/ seligklich finden vnd seiner walthat geniessen.

1)
Man will nicht bedencken das dz Wörtlenn/ Daas/ alda ein geistlich zaygewörtlen ist/ das nit den augen sonnder dem glaubigen verstande zeiget.
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