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Schrenk, Elias - Suchet in der Schrift - Februar
1. Februar
Matth. 8, 20.
Des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.
Wie leicht vergisst man doch die Armut unseres Herrn während seines Wandels hienieden! Wie harmoniert vornehmes Christentum mit Jesu Jüngerschaft? Hat der Mammon und die Ehre dieser Welt einen Altar im Herzen eines Nachfolgers dessen, der nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte? Nein und noch einmal nein! Christen müssen sich wohl fühlen bei ihrem einst so armen Heiland; sie müssen sich wohl fühlen in der Gemeinschaft von armen Jüngern Jesu, an denen wir keinen Mangel haben. Er ist arm geworden, damit wir durch seine Armut reich würden. Jeder Zug im Leben und an der Person des Herrn soll eine Segensquelle für uns werden, so auch seine Armut. Er, durch den Alles geschaffen ist, und der alle Dinge trägt, lebte so, dass er von einem Tag auf den andern auch mit dem täglichen Brot ganz von seinem Vater abhängig war. Er war so demütig, dass er es nicht verschmähte, Handreichung von einigen Frauen anzunehmen, die ihm nachfolgten. Als er aber seine Jünger einmal fragte: habt ihr auch je Mangel gehabt? so konnten sie antworten: nie! Er ist also nie zu Schanden geworden mit seinem Vertrauen auf seinen Vater, für sein und seiner Jünger tägliches Brot. Wenn du betest: unser täglich Brot gib uns heute, so denke daran, dass diese Bitte zum ersten Mal von deinem armen Heiland gebetet wurde. Bete sie ihm nach im Glauben, und du wirst auch keinen Mangel haben, wenn dir, wie ihm das Reich Gottes die Hauptsache ist. Das ist meine Speise, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat. Dieser Sinn Jesu muss unser Sinn werden, dann haben wir die beste Garantie für das tägliche Brot.
Herr Jesu! ich danke Dir für Deine Armut, für Deine Erniedrigung bis zum Tode am Kreuz. Hilf mir, Dir nachzufolgen, wie Du mich auch führen willst. Amen.
2. Februar
Jesaj. 40,9.
Siehe, da ist euer Gott.
In seinen letzten Reden warnt der Herr Jesus vor denen, die sagen: „siehe hier ist Christus, siehe da ist er,“ indem er spricht: glaubt nicht. Er will damit sagen: lasst euch von keiner Partei in die Tasche stecken, werdet keine Parteileute, die rufen: „zu uns müsst ihr kommen“, bei uns allein ist das Reich Gottes. In obigem Wort befiehlt aber Jehovah selber zu rufen: siehe, da ist euer Gott! Und eben weil der Herr diesen Ruf ergehen lässt, so ist es kein Ruf zu einer Partei, sondern zu ihm. Er will sagen: öffnet eure Augen und schaut mein Wirken, mein Tun, meine Offenbarung. Nach dem Zusammenhang unseres Textkapitels weisen uns die Worte: siehe, da ist euer Gott! zunächst auf die Zeit Johannis des Täufers hin. In der Wirksamkeit des Täufers sah man Gott. Das Volk wurde bewegt vom Geist Gottes, dem Geist der Buße. Jedem der sehen wollte, wurde es offenbar: Gott der Herr geht gewaltig durch das Volk, um ein Neues zu schaffen, und dieses Neue war, die Aufrichtigen vorzubereiten auf das große „Siehe“: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“. Vor allem bei Jesu Wirken galt das Wort: siehe, da ist euer Gott! Er kam als der Immanuel, Gott mit uns - und wo immer das Evangelium mit Geist und Kraft verkündigt wird, heißt es, siehe, da ist euer Gott! Man sieht die Kraftwirkungen Jesu Christi, des auferstandenen und erhöhten Herrn, und so wird der Ruf besonders erschallen, wenn der Herr wieder kommen wird für die Seinen: siehe, da ist euer Gott; er wird erschallen und durch alle Herzen gehen, wenn des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit zum Schlussgericht. Möge der Herr sich doch auch in unseren Tagen so mächtig erweisen, dass man allerorten auf Sein gnadenvolles Wirken hinweisen könne: siehe, das tut Gott! Möchte man mehr göttliches Tun sehen, und weniger leeres Reden hören.
Erhöhter Heiland! Schenke uns allerorten einen Tag der Gnadenheimsuchung. Amen.
3. Februar
Jesaj. 50,4.
Der Herr Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden.
Von unserem sanftmütigen und von Herzen demütigen Heiland sagt schon Jesajas in Kap. 42,2.3: Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und das glimmende Tocht wird er nicht auslöschen. Ja, unser Heiland hat mit den Müden und Elenden freundlich und tröstlich geredet und hat sie erquickt. Alle, die zu ihm kamen haben bei ihm Trost und Hilfe gefunden. Wie viele Elende und Müde gibt es nicht in dieser argen Welt! Für diese braucht der Herr Jünger, denen Er seine Zunge geben kann, die reden können, wie er. Wer ist hierzu tüchtig? Wie lernen wir solches Reden? Wir lernen mit den Müden nur dann mit Jüngerzungen reden, wenn der Herr zuerst mit uns, als mit Müden hat reden können. Wie lange muss der Heiland oft warten, bis wir recht müde geworden sind, bis unsere eigene Kraft gebrochen ist, und wir zugleich so gedemütigt sind, dass wir froh, herzlich froh sind, wenn er das müde, trostbedürftige Herz erquickt, und wir bei ihm Ruhe finden. Solche Menschen, die selber müde gewesen sind, die elend am Wege lagen, und von dem barmherzigen Samariter aufgehoben und getröstet wurden, bekommen, wie der Prophet wörtlich sagt, eine Jüngerzunge, mit den Müden zu rechter Zeit erquicklich zu reden, von dem, was der Herr an ihnen getan hat. Getröstete können trösten; Erquickte können erquicken; Gebeugte können sich freundlich neigen zu denen, die im Staub liegen. Wie bald merken es die Müden, wenn man aus Erfahrung zu ihnen redet! Wie leicht ist man hart, redet von oben herab und verletzt, stößt zurück! Wie wichtig ist schon der rechte Ton! Nur Jesu Geist kann uns die rechte Zunge, die rechten Worte und den rechten Ton geben.
Herr Jesu! Wo ich nicht sanftmütig, demütig und freundlich gewesen bin, da vergib mir. Gib mir ein Jüngerherz und eine Jüngerzunge zu reden wie Du. Amen.
4. Februar
Josua 24,15.
Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.
Josua hielt seinen letzten Landtag und ermahnte das Volk, nicht den Götzen, sondern dem Herrn zu dienen. Sollten sie nicht dem Herrn dienen wollen, so erklärt Josua öffentlich und feierlich, dass er und sein Haus dem Herrn dienen wollen. Wenn ein einzelner Mensch bekennt, ich will dem Herrn dienen, so ist es immer etwas Großes, und er kann es nur tun durch die Gnade Gottes. Viel mehr aber will es heißen, wenn ein Familienhaupt - und wir müssen bei Josua das „Haus“ im weiteren Sinne der Verwandtschaft nehmen - für sich und die Seinen erklärt, wir wollen dem Herrn dienen. Der wahre Gottesdienst einer Familie versteht sich zu keiner Zeit von selbst, weil in eine Familie so mancherlei Einflüsse kommen können, abgesehen davon, dass jedes Glied derselben in Sünde geboren ist. Weder unter Mose, noch unter Josua war Israel je frei gewesen von Abgötterei, und diese eine Hauptsünde hatte viele andere Sünden im Gefolge. Gewiss blieb auch Josuas Familie von diesen traurigen Dingen nicht unbeeinflusst. Was gab ihm wohl die Kraft und den Mut öffentlich hinzustehen und zu sagen: ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen? Etwa seine Erziehungskunst? Kaum. Josua war ein heiliger Mann und gerade die in Wahrheit frommen Leute äußern sich gewöhnlich bescheiden über ihre Erziehungskunst. Oder war es Josuas Autorität? Ich möchte nicht nein sagen, wenn ich auch keineswegs behaupte, dass er auf Grund seiner Autorität obige Worte aussprach. Wir wissen ja aus Erfahrung, dass Autorität allein nicht ausreicht, die einzelnen Familienglieder zu innerem Gottesdienst zu führen; doch ist die Autorität einer geheiligten Persönlichkeit eine große Macht. Gesetzliche Autorität ist drückend und hat in vielen Fällen keine geistliche Wirkung. Die Autorität eines Menschen dagegen, der in der Furcht Gottes und im Gehorsam gegen Gott steht, ist eine Macht, die Gottesfurcht verbreitet. Es ist die geheiligte Persönlichkeit, die weitaus am meisten Einfluss in der Familie hat. Josua stand eben für sich in lebendiger Gemeinschaft mit seinem Gott; sein Gottesdienst war Tat, und in Bezug auf sein Haus hielt er im Glauben fest, dass der Herr sein Vorbild segne und seine Gebete erhöre. Sorgen wir nur dafür, dass unser Wandel ein heiliger sei, und halten wir in gläubigem Gebet an für unsere Häuser, so werden wir auch nicht zu Schanden.
Barmherziger Gott! hilf, dass ich und mein Haus Dir diene. Wehre dem Feind und allen seinen Einflüssen und regiere Du unter uns. Amen.
5. Februar
Jakob. 1,4.
Die Geduld aber soll fest bleiben bis ans Ende.
Die Geduld ist ein Hauptmerkmal christlichen, gesunden Lebens. Sehen wir doch auch im Leben unseres Heilandes von Anfang bis zu Ende Dulden, Tragen, Ausharren. Auch unser Leben verläuft nur unter fortwährender Übung in der Geduld. Ohne sie können wir nicht eingehen in Gottes Führung, nicht bleiben in Gottes Schule, nicht lernen, was unser Gott von uns verlangt. Wenn immer Alles nach unseren Wünschen ginge, so brauchten wir keine Geduld. Es kann aber nicht immer nach unserem Belieben gehen. Gottes Wege sind nicht unsere Wege und seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. So oft wir eigene Gedanken und Wünsche in den Tod geben müssen, um eingehen zu können in Gottes Wege, auf denen eigenes Wesen sterben muss, brauchen wir Geduld. So oft Gott mit Diesem und Jenem uns warten lässt, ehe er hilft, so oft er uns etwas auflegt, um uns im Glauben zu üben, brauchen wir Geduld. Wir kommen keinen Tag aus ohne Geduld. Und der Apostel sagt uns: sie soll fest bleiben bis an das Ende; sie soll ihr Werk vollkommen haben. Wann wird sie ihr Werk vollkommen haben? Wenn wir Tag für Tag erkennen, dass unser ganzes, tägliches Leben mit seinen großen und kleinen Übungen eine Erziehungsschule unseres himmlischen Vaters für uns ist; wenn wir Alles von ihm annehmen, sein Joch auf uns nehmen, täglich ausharren, unseren Willen seinem Willen unterordnen, kurz, uns von ihm erziehen lassen bis ans Ende. Hörst du nun, dass du Geduld brauchst bis ans Ende, so lass dir nicht bange werden. Der Herr will dir damit nicht sagen, dass Er am Ende so hohe Geduldsforderungen an dich stellen werde, dass du darunter erliegen musst. Er will dir nur sagen: bleibe fest in der Geduldsstellung bis an dein Ende, damit nichts, was dir begegnet, dich unvorbereitet treffe. Daheim beim Herrn brauchst du dann keine Geduld mehr, weil es dort keine Lasten mehr gibt.
Deine Geduld, o Herr, ist unsere Seligkeit. Hilf mir, in Geduld Deine Wege zu gehen und so Deinen Namen zu verherrlichen, wie Du durch Geduld den Vater verherrlicht hast. Amen.
6. Februar
Matth. 9,2.
Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.
So sprach der Herr zu dem Gichtbrüchigen, der zu ihm gekommen war. Ohne Zweifel brachte man ihn zum Heiland, dass er ihn zunächst heile; der Herr sieht aber ein tieferes Bedürfnis bei ihm als Heilung des Leibes: er hatte keinen Frieden mit Gott. Von wie vielen Kranken gilt dasselbe! Nicht Heilung des Leibes ist es, was sie zuerst bedürfen; nicht einmal Geduld ist es, in der sie Gott zunächst üben will. Er hat sie in die Stille geführt, damit sie zu sich selber kommen und das tiefste Bedürfnis ihres Herzens erkennen sollen. Wohl den Kranken, die ihren Gott mit aufrichtigem Herzen fragen: was hast Du mir zu sagen? O, er hat uns Manches zu sagen. Vielleicht hat er dir zu sagen, dass du dir keine Zeit genommen hast zum Seligwerden; nun legt er dich hin, und gibt dir Zeit. Vielleicht hast du allerlei Unordnung in deinem Herzen und Leben einreißen lassen; es muss anders mit dir werden, und darum führt er sich in die Stille. Lass dir nicht den Arzt, die Arznei, den Kurort die Hauptsache sein; Lass dir den Herrn Jesum für immer die Hauptsache werden; denn nur dann machst du eine gute Kur. Was nützt dir des Leibes Gesundheit, wenn du nicht mit deinem Gott im Reinen bist? Lieber krank sein mit dem Heiland, als gesund ohne ihn. Jede Krankheit erinnert uns an unser Ende, und wenn wir dann nicht Vergebung der Sünden haben, so sind wir verloren. Seien wir daher nicht zu eilig, die Kranken gesund beten zu helfen, sondern blicken wir tiefer, damit wir ihnen Handreichung für Seele und Leib bieten können.
Lieber Vater im Himmel! Du bist treu und suchst Heim auf allerlei Weise, um uns zu Dir zu ziehen. Hilf mir, Dich zu verstehen und Deine Gemeinschaft höher zu achten, als das Leben. Amen.
7. Februar
1. Korinth. 11,30.31.
Darum sind auch so viele Schwache und Kranke unter euch und ein gut Teil schlafen. Denn so wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet.
Diese Worte schrieb der Apostel Paulus im Zusammenhang mit dem unwürdigen Genuss des heiligen Abendmahls und so lauten sie sehr ernst. Sie zeigen uns, dass Sünde einerseits und Schwachheit, Krankheit und Tod andererseits oft zusammen hängen. Fast nie hört man sagen: Dieser oder Jener ist schwach und krank von unwürdigem Abendmahlsgenuss, und noch weniger hört man, es sei einer in Folge von unwürdigem Abendmahlsgenuss gestorben. Dennoch ist beides oft der Fall, der Tag des Herrn wird es offenbaren. Wären die Leute mehr daheim im Wort Gottes, so würde ihnen besonders aus 5. Mose 28,15-18 klar sein, wie eng Sünde und Krankheit in tausend Fällen zusammenhängen. Vielen Kranken könnte rasch geholfen werden, wenn sie sich des Zusammenhangs ihres verkehrten Lebens und ihrer Krankheit klar bewusst würden. Leide ich körperlich wegen eines Ungehorsams gegen Gott, so kann der Arzt mich nicht heilen. Soll die Krankheit gehoben werden, so muss erst deren Ursache beseitigt werden, das heißt: ich muss Buße tun, um Vergebung bitten, und zu meinem Gott und Heiland in das Verhältnis treten, in dem er mich nach Leib und Seele segnen kann. Dieses Rezept sollte in dem Wartezimmer der Ärzte an der Wand hängen; es sollte den Kranken in den Hospitälern vorgelesen werden; dann könnte mancher Patient viel Zeit gewinnen, und viel Geld sparen, und würde in kurzer Zeit erfahren: ich bin der Herr dein Arzt. Dem Herrn eurem Gott sollt ihr dienen: und ich will alle Krankheit von dir wenden. 2. Mose 15,26, 2. Mose 23,25.
Herr, lehre mich für Leib und Seele auf Dein Wort merken. Vergib mir alle Sünden, die ich mir an meinem Leib zu Schulden kommen ließ, um Deines Blutes willen. Amen.
8. Februar
Jerem. 50, 34.
Ihr Erlöser ist stark; er heißt Herr Zebaoth, der wird ihre Sache ausführen.
Der Prophet Jeremia redete diese Worte im Blick auf das gefangene Israel und Juda. In schwerer Zeit fand er im Glauben und in der Hoffnung seinen Trost. Wir sind ähnlich gestellt in unseren Tagen. Der Feind hat einen großen Teil des Christenvolkes gefangen geführt und mit Stricken der Augenlust, Fleischeslust und allen möglichen Sünden gebunden. Die Verwüstung geht viel tiefer, als Manche wissen und die Fleischesmächte sind gewaltig. Aber inmitten dieser Verwüstung steht das Volk Gottes mit den ewigen Gottesverheißungen, die in Christo ja und Amen sind und spricht im Glauben und in der Hoffnung: unser Erlöser ist stark; er heißt Jehovah, Herr der Heerscharen. Unser auferstandener Herr und Meister hat sich als Sieger über alle Mächte der Finsternis gesetzt zur Rechten der Majestät Gottes. Er hat sein Volk erlöst, und wird es ausführen aus dem jetzigen Babel, und ihm Teil geben an dein Erbe, das er jetzt schon in Empfang genommen hat. Der entscheidungsvolle Tag naht; der Feind rüstet seine Heere zum Streit; aber er wird völlig zu Schanden werden durch den Herrn der Heerscharen, vor dem Niemand stehen kann am Tag seines Zornes. Darum mache dich auf, Volk des Herrn! Ziehe Kraft an und vertraue deinem Erlöser. Und du von der Sünde noch Gebundener; der du seufzt: wer wird meine Ketten brechen? Jesus dein allmächtiger Heiland bricht sie; er ist dein Erlöser. Liefere ihm deine Ketten aus; lass ihn deine Sache führen, und lass dein Feldgeschrei sein: Jesus ist Sieger!
Du, mein Erlöser! Du Herr Zebaoth! bist meine Zuversicht alleine; sonst weiß ich keine. Deinem starken Arm will ich trauen für mich und Deine ganze Gemeine; Dein ist der Sieg. Amen.
9. Februar
Luk. 10,2.
Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber ist wenig; bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.
Unser Heiland denkt doch ganz anders, als wir Menschen; alle seine Worte sind voll von der Liebe, die Niemand vergisst, Niemand übersieht. Als er obige Worte zu seinen 70 Jüngern sprach, hatte er seine 12 Jünger schon ausgesandt als Evangelisten, und nun kamen noch 70 weitere hinzu. Diese 82 Männer waren nach jetzigen Begriffen eine große Schar Arbeiter für das kleine Land, in dem der Herr sich zunächst bewegte. Dazu kamen noch alle die „ordentlichen“ Arbeiter der jüdischen Kirche, so dass gewiss manche der letzteren werden gesagt haben, man brauche die 82 Evangelisten des Herrn gar nicht, sie machen nur Unordnung, das Volk habe ja ohne sie reichlich Gelegenheit, das Wort Gottes zu hören. Und doch heißt der Herr seine 70 Jünger um weitere Arbeiter bitten. Warum? Seine Liebe war nicht zufrieden, wenn die Bänke der Synagogen am Sabbat besetzt waren; er wünschte, dass jede einzelne Seele seines Volkes nicht nur das Gesetz, sondern auch das Evangelium höre und deshalb wünschte er eine große Schar Arbeiter, vom Vater selber ausgerüstet und gesandt, die von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt und von Haus zu Haus gingen, um jeder einzelnen Seele die Botschaft vom Himmelreich zu bringen, in frischer, lebendiger, volkstümlicher Weise. Welch ein Vorbild für uns! Seien wir doch keine Pharisäer, die gleich meinen das Volk sei versorgt; sondern denken wir mit dem Heiland daran, wie viele Arbeit nötig ist, bis jede einzelne Seele das Evangelium hört. Bist du bei Jesu? Bittest du um Arbeiter und arbeitest auch du?
Herr! hier bin ich; brauche mich zu Deinem Dienst und erfülle viele Herzen mit Deiner Liebe zur Mitarbeit für Dich. Amen.
10. Februar
Jesajas 33, 22.
Der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König, er hilft uns.
Der Prophet Jesaias führt in diesen Worten eine heilige Sprache, eine Reichssprache. Er gibt in denselben dem Volk Gottes aller Zeiten seine eigentümliche, gottgewollte Stellung. Der gottlose Mensch redet ja ganz anders: er hat Angst vor Gott als Richter, will nicht unter ihm, als Meister und König stehen, er will sein eigener Meister sein. Es sollte sich zwar von selbst verstehen, dass Gott unser Richter sei; denn er ist ja auch der Gesetzgeber. So lange aber der Mensch die Ungerechtigkeit liebt, flieht er Gott als Richter. Erst dann, wenn wir die Ungerechtigkeit als solche erkennen und durch Gottes Gnade dieselbe verurteilen lernen, stellen wir uns willig unter Gottes Gericht. Wohl dem Menschen, der sich von seinem Gott durchrichten lässt! Er ist ein wunderbarer Richter: er nimmt die Partei aller, die sich unter sein Urteil stellen, und nachdem er sie verurteilt hat, erteilt er ihnen Begnadigung durch Christum, so dass nichts Verdammliches mehr an ihnen ist. So wird das Wort: Jehovah ist unser Richter, zu unserm Ruhm; wir freuen uns, einen solchen Richter zu haben, und stellen uns gerne unter ihn als Meister, dem wir dienen und der uns regiert als König. Wir haben ihn durch unsere Begnadigung so kennen gelernt, dass wir uns mit herzlichem Vertrauen unter ihn stellen und uns von ihm leiten lassen können. Er ist ein liebevoller, geduldiger Meister, der väterlich für seine Leute sorgt, von dem wir nie eine Unbilligkeit oder Lieblosigkeit erfahren dürfen. Er waltet königlich über uns und wir sind von Herzen dankbar, von unserem Selbstregiment erlöst zu sein, das uns so viel Leid bereitete und unter Seinem Zepter der Sanftmut zu stehen. Er schützt uns, hilft uns, auch allen Bedrängern gegenüber und in aller Not, so dass wir sicher wohnen können in seinem Reich. So war es Gottes Weise von Anfang an in Israel, bis sie ihn verwarfen. In Christo kommen mir wieder in Gottes ursprüngliche Ordnung und freuen uns auf die Zeit, wenn die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden sein werden. Offb. 11,13.
O Jesu! Dir nur dien' ich gern, denn Du hast mich erkauft. Ich weiß und will sonst keinen Herrn; auf Dich bin ich getauft. Amen.
11. Februar
Luk. 12,48.
Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und welchem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern.
Auch Leute, denen der Herr schon viel gegeben hat, können sich so stellen, als hätten sie nichts, oder wenig. Es kommt vor, dass der Herr ein solches Gefühl in uns aufsteigen lässt zur Vorbereitung für den Empfang neuer Gnade, wie wir ja immer wieder erfahren, dass neuen Segnungen Demütigungen vorausgehen. Es kann aber auch Zweifel, Unglaube und Undank sein, der uns erfahrene Gnade aus den Augen rückt, und das ist gefährlich. Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat, ist ein wichtiges Wort. Wenn wir nicht mit Dankbarkeit anerkennen, was der Herr uns gegeben, wie soll er uns weiter geben? Sagt der Herr uns: welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, so denkt er nicht nur an das, was der Einzelne und was die Gemeinde sich angeeignet hat, was persönlicher Besitz geworden ist, sondern auch an das, was uns im Evangelium angeboten ist, was wir also haben könnten, wenn wir so im Glauben und in der Liebe zum Herrn ständen, wie es sein sollte. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass wir immer wieder zur apostolischen Gemeinde, zur ersten Kirche zurückgehen und fragen: hat sie nicht mehr Geist, mehr Glauben, mehr Liebe gehabt, als wir? Wir müssen unseren gegenwärtigen Zustand an den Verheißungen Gottes messen, und wir werden beständig finden, dass wir ärmer und schwächer sind, als der Herr uns haben möchte. Es ist also unsere Aufgabe und Vorrecht, dass wir das von uns unbesetzte, verheißene Land in Besitz nehmen im Glauben. Nur dann können wir dem nachkommen, was uns befohlen ist. Wie viel ist uns befohlen! In alle Welt sollen wir das Evangelium tragen; bis an das Ende der Erde sollen wir Jesu Zeugen sein und wie sieht es aus mit der Ausführung dieses Befehls? Groß ist unsere Verantwortung; denn Großes ist uns gegeben und befohlen.
Ach Herr! wie klein stehen wir da, solchen Worten gegenüber! Vergib alle Untreue, und führe Du uns in den vollen Besitz der uns angebotenen Gnade. Amen.
12. Februar
1. Mose 27,13.
Da sprach Rebekka zu Jakob: Der Fluch sei auf mir, mein Sohn; folge du nur meiner Stimme, gehe hin und hole es mir.
Esau sollte als der Erstgeborene von seinem Vater Isaak gesegnet werden. Die Mutter Rebekka hatte den jüngeren Sohn Jakob lieber, als Esau und suchte ihrem Liebling den Segen zuzuwenden. Das konnte sie nur durch Betrug. Sie dringt in Jakob, er möge sich verstellen, seinem Vater sagen, er sei Esau, um so den Segen zu erlangen. Welch große Sünde war es doch für Rebekka, ihren eigenen Mann betrügen zu helfen, und ihr eigenes Kind zum Betrug zu verführen. Wehe der Frau, die ihren Mann betrügt, und wehe den Eltern, die ihren Kindern Ärgernis geben durch Verleitung zur Sünde! Der Fluch kann nicht ausbleiben. Es ist eine ganz gewaltige Verblendung, Segen durch Lüge erwerben zu wollen. Lüge kann nur Unsegen bringen, und doch sehen wir Viele in unseren Tagen, die ganz ähnliche Kunstgriffe anwenden, wie Rebekka, um irdische Vorteile zu erlangen. Diese Armen! Wüssten sie doch, dass sie Fluch säen, und Fluch ernten werden für sich und ihre Nachkommen! Wer nicht mit Gott sammelt, zerstreut. Was hat Jakob geerntet, weil er nicht warten konnte, bis der Herr ihm den Segen zuwandte? Flucht, Vielweiberei und allerlei Not. Es ist auch ein Betrug, Jemand zur Sünde zu verleiten und ihm zu sagen: „Dein Fluch sei auf mir“. Nur Einer konnte den Fluch aller Anderen tragen; wir können Anderen den Fluch nicht abnehmen. Wir Alle sind vor Gott selbstverantwortlich, und sollen unsere Kinder auch zur Selbstverantwortlichkeit erziehen. Fürchte Gott!
Herr, mein Gott! Bewahre die Eltern vor Ärgernisgeben und hilf ihnen, einander aufrichtig zu lieben, und die Kinder in Deiner Furcht zu erziehen. Amen.
13. Februar
1. Mose 13,9.
Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, und willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.
Was werden wohl die Kananiterfürsten gesagt haben, als der ältere Abraham dem jüngeren Lot das prachtvolle Sodomtal mit seinen herrlichen Weideplätzen überließ, und sich mit weniger schönem Weideland begnügte? Sie werden gesagt haben, Lot ist ein schlauer Mensch, er versteht sein Geschäft und wird den Alten an Reichtum weit überflügeln. Und der Alte ist ein einfältiger Mensch, sonst ließe er sich so etwas nicht gefallen. Ja, so redet die Welt; sie sieht, was vor Augen ist, und rechnet ohne den Wirt, d. h. ohne Gott. Das Gras war schön im Sodomtal; aber die Menschen waren schlecht. Mit schlechten Menschen zusammenwohnen ist immer bedenklich. Kommt Gottes Gericht über sie, so müssen wir es auch tragen. So ging es Lot: zuerst verlor er durch Krieg sein Vermögen, und kam mit seiner Familie in Gefangenschaft, aus der ihn dann Abraham samt seiner Habe erretten musste. Und schließlich verlor Lot bei der Zerstörung Sodoms alles Vermögen und sein Weib, und rettete nur sein und seiner Töchter nacktes Leben. Nicht eine Seele konnte er von den Sodomitern erretten; er selber und seine Familie waren im Gegenteil in beständiger sittlicher Gefahr. So wurde der schlaue Rechner zu Schanden, und stand schließlich als „ruinierte Existenz“ da. Und Abraham? Der vor der Welt einfältige Abraham rechnete mit Gott, vertraute seinem Gott und sah nicht auf das, was vor Augen war. Die Folge war reicher irdischer und geistlicher Segen, so dass er immer angesehener und einflussreicher wurde, und für einen weiten Kreis ein Segen war und heute noch ein Segen ist, wo sein Name genannt wird. Rechnest du wie Lot, oder wie Abraham?
Herr, hilf mir in den Fußstapfen Abrahams wandeln, und lehre mich in allen Dingen mit Dir rechnen. Amen.
14. Februar
1. Kor. 11,24.25.
Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, so oft ihr es trinkt zu meinem Gedächtnis.
Durch den Genuss des heiligen Abendmahls verkündigt der gläubige Christ den Tod des Herrn; er bekennt vor Gott und seiner Gemeinde, dass er in Jesu Versöhnungstod sein Heil gefunden habe; er bekennt sich zu dem, der ihn mit seinem Blut erkauft hat, und weiht ihm sein Leben aufs Neue, als sein ewiges Eigentum. Doch ist nicht das, was ich bei dem Genuss des heiligen Abendmahles tue, die Hauptsache, sondern was der Herr tut, was er mir schenkt. Viele Christen meinen, dass das Höchste, was uns der Herr in seinem Mahl schenke, sei Versicherung der Vergebung der Sünden. Haben wir diese Anschauung, so entleeren wir das Sakrament seines höchsten Inhalts. Der Herr hat das heilige Abendmahl eingesetzt für seine Gemeine; sie ist seine Gemeine, weil sie Vergebung der Sünden hat. Damit soll keineswegs gesagt sein, dass nicht schon Unzählige im Genuss des heiligen Abendmahls Vergebung der Sünden gefunden haben und finden werden; aber der Herr schenkt mehr; wir genießen seinen Leib und sein Blut; er speist und tränkt uns zum ewigen Leben; er vereinigt uns auf das innigste mit ihm und vereinigt uns unter einander zu einem Leib, zu einer heiligen Gemeine, deren Leben er ist. Er, der Gekreuzigte, Auferstandene und verklärte Heiland teilt uns sein Auferstehungsleben mit und bereitet uns, wie schon die alte Kirche lehrte, vor auf den Tag der Auferstehung. Darum komme zu seinem Mahl mit innigem Verlangen, nicht mit gesetzlicher Angst.
Herr, ich danke Dir für allen Segen, den Du mir schon in Deinem Mahl geschenkt hast. Lehre mich immer tiefer hineinschauen in das Geheimnis Deiner Liebe. Amen.
15. Februar
Röm. 6,3.
Wisst ihr nicht, das alle, die wir in Jesum Christ getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?
Diese Frage stellt Paulus an die Römer, um ihnen aus ihrer Taufe zu beweisen, dass Menschen, die in Christum getauft sind, selbstverständlich nicht mehr in der Sünde leben dürfen. Wir sind ja in der Taufe in den ganzen Christus eingetaucht, eingesenkt, also auch in den Gekreuzigten, der für unsere Sünden gestorben ist, so dass wir uns als mit ihm gekreuzigt, mit ihm begraben und mit ihm auferstanden betrachten sollen durch den Glauben. Diese Stellung soll jeder Getaufte einnehmen. In dieser Glaubensstellung bekommen wir die Kraft aus Christo, uns mit ihm für die Sünde als Gestorbene zu betrachten, und mit ihm im Auferstehungsleben zu wandeln. Diese Glaubensstellung ist Gnadenstellung, die uns Gott in der heiligen Taufe schenkt und nur in dieser Gnadenstellung erlangen wir Sieg über die Sünde, wie Paulus in Vers 14 sagt. Wenn wir unser Volk in diesem Sinn anschauen, so muss tiefes Weh unser Herz erfüllen, über den Missbrauch der heiligen Taufe. Wie viele sehen wir doch, denen wir die Frage des Apostels zurufen müssen: wisst ihr nicht, dass ihr in Jesu Tod getauft seid? Leben sie doch in Sünde und Schande, als wären sie nicht getauft, als ständen sie in keinem Zusammenhang mit Christo; so dass wir sagen müssen: die Taufe ist der größte Märtyrer in der Christenheit geworden. Solchen Leuten ist dann nichts heilig: die Konfirmation ist ihnen leere Form, und das heilige Abendmahl genießen sie vielfach nur ein Mal in ihrem Leben. Welche Mahnung an Alle, die in Wahrheit Christo angehören wollen, auch so zu leben, dass man es ihnen anmerkt, sie sind mit Christo der Sünde in Wahrheit gekreuzigt und sie ziehen aus dem Auferstandenen in Wahrheit Lebenskräfte an, um dem Herrn auch zur Herrlichkeit nachfolgen zu können. Die Sakramente und die Gnadenmittel überhaupt, sind ja für uns die Kanäle ewigen Lebens, durch die wir wieder durch Christum mit dem Vater in Lebensgemeinschaft kommen sollen. Danken wir dem Herrn täglich dafür durch die Tat.
Vater unseres Herrn Jesu Christi! Ich danke Dir für die unaussprechliche Gnade, dass Du auch mir begegnet bist in der heiligen Taufe. Hilf mir, derselben würdiglich zu wandeln, als Jünger dessen, der für mich gestorben und auferstanden ist. Amen.
16. Februar
Luk. 10,20.
Freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber, dass eure Namen in Himmel geschrieben sind.
Der Herr sandte seine 70 Jünger aus mit der Vollmacht, die Kranken zu heilen und das Reich Gottes zu verkündigen. Unter den Kranken, die sie heilten, waren ohne Zweifel auch besessene, von denen sie die bösen Geister austrieben. Ihre Arbeit hatte Erfolg, und so kamen sie mit Freuden zurück und meldeten dem Herrn, dass ihnen auch die Dämonen in seinem Namen untertan seien. An und für sich war diese Freude berechtigt und erlaubt; allein es war doch eine Gefahr für sie in derselben. Wie leicht konnte ihnen der Erfolg die Hauptsache sein, und wohl auch ein wenig in den Kopf steigen. Daran ist ja schon mancher Arbeiter im Reich Gottes zu Grund gegangen. Deshalb sagt ihnen der Herr: Darinnen freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Der Sinn seiner Worte ist: nicht eure Arbeit ist die Hauptsache; ihr seid die Hauptsache; nicht euer Tun ist das Wichtigste, sondern das, was eure Person ist, was Gott aus euch machen kann, wie ihr selber im Himmel taxiert1) werdet. Dieses Wort gilt einem jeden Christen. Man kann scheinbar große Taten tun und dabei ewig verloren gehen. Der Herr selber sagt in Matth. 7,22.23: es werden viele zu mir sagen an jenem Tag: Herr, Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt? haben wir nicht in Deinem Namen Teufel ausgetrieben? haben wir nicht in Deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: ich habe euch noch nie erkannt, weicht alle von mir, ihr Übeltäter. Sehen wir vor Allem darauf, dass wir bei unserem Wirken in der Demut bleiben; dass wir das tun, was der Herr uns aufträgt, und geben wir allein ihm die Ehre, wenn er uns Erfolg schenkt.
Ach Herr! wie arm sind wir doch! Wie leicht kommt Selbstgefälligkeit in das beste Tun hinein. Bewahre Du mich und erhalte mich bei aller Arbeit täglich im Wachen und Beten. Amen.
17. Februar
Lukas 10,20.
Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
Schon gestern sind diese Worte des Herrn an seine siebzig Jünger berührt worden. Sie sind aber so wichtig, dass wir noch einmal darauf eingehen wollen. Etwa acht Mal ist im alten und neuen Testament in verschiedener Weise von Menschennamen die Rede, die im Himmel angeschrieben sind. Schon Mose glaubte nach 2. Mose 32,32, dass sein Name in Gottes Buch geschrieben sei. David redet in Psalm 69,29 ebenfalls von einem Buch der Lebendigen, was aber einen etwas anderen Sinn haben kann, als bei Mose. Auch Daniel in Kap. 12,1 kennt ein Buch Gottes für sein Volk, das errettet werden wird, Paulus nennt dieses Buch in Phil. 4,3 „das Buch des Lebens“. In Offenbg. 3,5 und 17,8 heißt das Buch ebenfalls das Buch des Lebens und in Offenbg. 13,8 und 21,27 wird es „Buch des Lebens des Lammes genannt, das geschlachtet ward“. Von den in diesem Buch eingeschriebenen Namen heißt es zwei Male in Offenbg. 13,8 und 17,8: geschrieben von Grundlegung der Welt an. Alle diese Stellen sind wichtig und beleuchten einander. Von Grundlegung der Welt an hat Gott zuvor erkannt, wer seinem Gnadenruf folgen und gerettet werden wird Röm. 8,29; und von Grundlegung der Welt, ehe nur ein Mensch geschaffen war, stehen die Namen aller Geretteten im oberen Heiligtum vor Gottes Angesicht. Alle die, deren Namen im Buche des Lebens des Lammes stehen, sind durch das Lamm Gottes aus dem Tod errettet worden und haben ihr Leben durch das Lamm empfangen. Willst du zur Gewissheit kommen und dich freuen, dass dein Name im Himmel angeschrieben sei, so musst du alle deine Sünden auf das Lamm Gottes legen und glauben, dass auch du in die durchgrabene Hand des Lammes gezeichnet bist. Alle mit Jesu dem Gekreuzigten im Glauben Verbundenen stehen im Buch des Lebens Des Lammes.
Lamm Gottes, für mich erwürgt! Anbetung und Dank sei Dir, dass durch Dein Blut auch mein Name droben geschrieben ist. Amen.
18. Februar
Offenb. 3,5.
Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angelegt werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater, und vor seinen Engeln.
Die herrlichen Verheißungen, die in den sieben Sendschreiben der Offenbarung Johannis stehen, sind eine Zusammenfassung aller Gottesverheißungen, die in Christo Jesu Ja und Amen sind. Sie sind aber nur den Überwindern gegeben; immer wieder heißt es: „wer überwindet“. Der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat; der Glaube derer, die Sünde, Welt und Teufel überwunden haben durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses, und ihr Leben nicht geliebt haben, bis an den Tod. 1. Joh. 5,4 und Offb. 12,11. Es gibt keinen vollen Sieg, es sei denn durch Jesu Blut. Die Überwinder durch Jesu Blut sind überwundene, an Jesu Kreuz gerichtete Leute. Eigene Kraft und eigenen Ruhm haben sie in Jesu Tod gegeben, durch den Gott über alles Fleisch das Todesurteil ausgesprochen hat. Nun haben sie in Jesu Gerechtigkeit und Stärke, mit der seligen Hoffnung, einst in Seligkeit mit weißen Kleidern vor seinem Angesicht zu stehen, als Palmenträger, als Sieger. Ihnen gibt ihr verklärtes Haupt die Versicherung, dass ihr Name nicht aus dem Buch des Lebens ausgetilgt werden soll, und er ihren Namen vor dem Vater und seinen Engeln bekennen werde. Unsere Namen im Buch des Lebens des Lammes sind von Jesu, unseres großen Hohenpriesters Fürbitte überschattet; er bekennt sie jetzt schon droben als solche, die er fürbittend vor den Vater bringt, die ihm Niemand aus seiner Hand reißen soll, und die er am Tag seiner Zukunft dem Vater bekennen wird. Wenn er aber sagt: „nicht austilgen“, so ruft er uns zu: wenn es allein auf euch ankäme, so könnten eure Namen im Himmel wieder ausgetilgt werden. Darum wacht, vertraut mir und bleibt in mir.
Herr, wer bin ich, dass Du auch mich berufen und erwählt hast! Mach Du aus mir einen Überwinder durch Dein Blut! Amen.
19. Februar
Lukas 10,21.
In der Stunde freute sich Jesus im Geist, und sprach: ich preise Dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, dass Du solches verborgen hast den Weisen und Klugen und hast es geoffenbart den Unmündigen. Ja, Vater, also war es wohlgefällig vor Dir.
Wenn wir in den Evangelien sehen, wie der ganze Gang Jesu in so vieler Beziehung ein Leidensgang war, so muss es uns als Jünger des Herrn ganz besonders erquicken, wenn wir lesen: „Jesus freute sich im Geist.“ Als er sich freute, ruhte sein Auge auf den siebzig Jüngern. Sie waren noch recht schwache Leute, und von Gelehrsamkeit war bei ihnen keine Rede. Allein sie verstanden Jesum doch schon so weit, dass er sie als Pioniere aussenden konnte. In seinem Namen richteten sie auch etwas aus. Die Tatsache nun, dass gerade so einfache, ungebildete Leute ihn verstanden, sich von ihm brauchen ließen und ihm nachfolgten, freute den Herrn, während es ihn tief betrübte, dass unter den Weisen und Klugen sich so Wenige zu seiner Jüngerschaft herbeiließen. Unmündige nennt er seine Jünger, und Unmündige müssen alle die werden, denen der Vater Christum soll offenbaren können. Das Eigentümliche bei Unmündigen ist ihre gänzliche Abhängigkeit von der Mutter. Diese Eigentümlichkeit muss das Merkmal aller derer werden, denen Christus in seiner Herrlichkeit soll offenbar werden. Sie müssen ihre selbständige Weisheit und Klugheit aufgeben; sie müssen es verlernen, mit ihrem Kopf das Göttliche ergründen zu wollen, und betend, sich ganz von Gottes Geist abhängig fühlend, zu Jesu Füßen sitzen, um von ihm zu lernen. Die Weisen und Klugen haben uns lange genug Christi Bild verfälscht, und es ist Zeit, dass wir uns im Ernst unter die Majestät der Worte Jesu beugen: den Unmündigen offenbart der Vater Christum, sie will er zu Zeugen machen.
Herr mein Gott! Ich will unmündig, ganz von Dir und Deinem Wort abhängig werden. Ich lege Dir alle eigene Weisheit zu Füßen. Verkläre durch Deinen Geist Christum in mir. Amen.
20. Februar
Joh. 17,2.
Du hast ihm Macht gegeben über alles Fleisch, auf dass er das ewige Leben gebe Allen, die Du ihm gegeben hast.
Welch ein Unterschied zwischen dem Inhalt dieses großen Wortes und dem Zustand der jetzigen Menschheit! Wie viel Macht hat der Fürst der Welt in unseren Tagen! Wie gewaltig herrschen die Sünden und Todesmächte auch in der Christenheit! Und doch sind bald 1900 Jahre verflossen, seit der Herr obige Worte sprach, seit er scheidend seinen Jüngern zugerufen: mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Sollen wir an dem hängen bleiben, was wir jetzt vor Augen sehen? Sollen wir verzagen und die Hoffnung aufgeben? Wer Jesu Macht an sich selber erfahren hat, kann nicht verzagen, sondern er findet einen unendlichen Trost in obigen Worten. Ich bin Fleisch vom Fleisch geboren, und doch ist der Herr über mich Meister geworden, und so weiß ich aus Erfahrung, wie der Herr seine ihm vom Vater gegebene Macht braucht. Und wenn ich die Menschen um mich her ansehe und merke, wie so Viele dem Herrn bis jetzt widerstreben, so weiß ich, dass vor ihm sich doch noch Aller Knie beugen müssen. Einstweilen tröste ich mich mit der Tatsache: Mein König Jesus Christus hat Macht über euch, königliche Macht, und er wendet sie nach des Vaters Willen dazu an, dass er ewiges Leben geben könne. Und wenn wir unter den uns Nahestehenden Verirrte und jetzt noch Verlorene sehen, so beten wir im Glauben weiter und sagen dem Heiland: Dir sind vom Vater alle Dinge übergeben, auch mein Sohn, meine Tochter; das tröstet uns und gibt uns Mut, zu glauben ohne Schauen. Ja, wir gehen noch weiter und halten fest: er, dem alle Dinge übergeben sind, wird es noch so weit bringen, dass selbst die Kreatur frei werden wird vom Dienste der Eitelkeit. Röm. 8,21.
Herr! wo wäre Grund der Hoffnung, wenn Du nicht Alles in Deiner Hand hättest? Mein Herz ist getrost. Du wirst doch noch Alles herrlich hinausführen. Gib mir priesterlichen Sinn zum Beten, Glauben, Hoffen. Amen.
21. Februar
1. Mose 18,30.
Und Abraham sprach: zürne nicht, Herr, dass ich noch mehr rede.
Abraham war, wie Jakobus sagt, ein Freund Gottes, weil er im Glauben stand und mit Gott vertraut war. Wie wir unseren Freunden Geheimnisse anvertrauen, so lässt auch Gott seine Freunde seine Geheimnisse wissen. Dieses Verhalten Gottes hängt mit der Reichsstellung der Seinen zusammen. Abraham war von Gott zum Segensträger für alle Völker erwählt; er stand also mit Wohl und Wehe auch der ihn umgebenden Stämme in priesterlicher Beziehung. Ein Beweis hiervon waren seine Altäre, die er an verschiedenen Orten aufrichtete, und durch die er seine Stationen im Land der Verheißung zu Stätten der Anbetung weihte. Auch jetzt trat seine priesterliche Stellung klar hervor, als ihm der Herr das Gericht über Sodom und Gomorra offenbarte. Er hörte die Mitteilungen des Herrn nicht nur stillschweigend an, sondern legte Fürbitte ein, wozu allerdings durch seinen Verwandten Lot noch besondere Veranlassung vorhanden war. Er bittet um Verschonung der Städte, wenn fünfzig Gerechte darinnen wären und seine Bitte wird ihm gewährt. Er hat hierbei aber keine Ruhe, sondern steigt mit seiner Fürbitte immer weiter herunter, bis zu zehn Gerechten, und selbst zu dieser Bitte lässt sich der Herr herab, er will die Städte verschonen auf Abrahams Eintreten hin, wenn nur zehn Gerechte darinnen sind. Wir stehen hier vor einer großen Tatsache; wir lernen die Bedeutung eines gläubigen Beters kennen, für die Entwicklung des Reiches Gottes und sehen zugleich, wie zehn Gerechte das Gericht Gottes über eine ganze Gegend aufhalten können. Von welcher Tragweite ist doch die Stellung wahrhaft gläubiger Menschen! Traurig war es, dass in Sodom und Gomorra nur ein wirklich Gerechter war, Lot. Bei seiner Frau reichte es nicht, bei den Töchtern auch nur halb und so musste das Gericht seinen Lauf nehmen.
Barmherziger Hoherpriester! mache mich zu einem lebendigen Glied Deines königlich priesterlichen Volkes! Amen.
22. Februar
5. Mose 3,26.
Lass genug sein, sage mir davon nicht mehr.
Vierzig Jahre lang hat Mose, der Mann Gottes, Israel durch die Wüste geführt unter unsäglichen Nöten, die ihm die Herzenshärtigkeit des Volkes machte. Bis an die Grenze Kanaans war er gekommen; aber er sollte das Land nicht betreten, sondern es nur von Ferne schauen. Warum? Er hatte am Haderwasser um der Sünde des Volkes willen Zweifel ausgesprochen, ob wohl Wasser aus dem Felsen kommen werde, während Gott vorher das Wasser bestimmt verheißen hatte. Weil nun durch Moses Zweifel vor dem Volk der Herr nicht geheiligt worden war, durfte er das gelobte Land nicht betreten. Das war Mose gar schwer und er bat den Herrn: lass mich gehen und sehen das gute Land; aber es half nichts. Gottes Antwort war: lass genug sein, sage mir davon nichts mehr. Wie genau nimmt es doch Gott mit den Seinen und besonders mit seinen Knechten, die eine hervorragende Stellung haben! Verherrlichen wir ihn nicht durch Glauben, so verherrlicht er sich an uns durch Gericht. Seine Ehre darf durch unsere Sünde keinen Abbruch erleiden. Das muss uns tiefen Eindruck machen. Wir mögen Großes geleistet haben, wie das bei Mose in hervorragender Weise der Fall war; das hält Gott nicht ab, uns tief zu demütigen, wenn wir ihn nicht genugsam verherrlichen. Gewiss hat sich Mose tief gebeugt über seiner Frage: werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels? Und mit gebeugtem Sinn bittet er Gott, seine Drohung zurückzunehmen. Es half nichts, Gott blieb bei seinem Wort. Das zeigt uns, dass wir nicht Alles wegbeten können, am wenigsten dann, wenn wir uns nicht nur etwa in der Stille, sondern öffentlich verfehlt haben. Gott ist es seiner Ehre und Majestät schuldig, öffentliche Sünden besonders zu ahnden. Das Gericht an Mose war aber nur zeitlich, es hatte für die Ewigkeit keine Bedeutung. Wir müssen wohl unterscheiden zwischen Demütigungen für diese Zeit und Folgen für die Ewigkeit.
O Herr! Was soll ich sagen vor Dir dem Heiligen? Wie oft hätte ich Dich mehr verherrlichen sollen! Sei mir gnädig um Deines Namens Willen. Amen.
23. Februar
1. Mose 22,12.
Nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.
Den alttestamentlichen Gottesmenschen waren Kinder eine Gabe Gottes; den Kindern Gottes im Neuen Bund sind sie auch Gabe Gottes. Die vielen Christen, die über Kinder anders denken, sind keine Kinder Gottes; ihre Anschauungen sind durch allerlei geheime Sünden verfinstert und tragen den Stempel der Gemeinheit. Isaak war für Abraham in besonderem Sinn eine Gabe Gottes; als Sohn der Verheißung wurde er ihm zu einer Zeit geschenkt, in der er nach Naturgesetzen keinen Sohn mehr erwarten konnte. Die Erfüllung aller Verheißungen, die Gott dem Abraham gegeben, war an Isaak gebunden und nun verlangte Gott, er solle Isaak opfern. Das war die größte Probe, auf die Gott den Glauben Abrahams stellen konnte. Was war wohl der Zweck des Herrn bei dieser Forderung an Abraham? Der Zweck war ein doppelter: erstens sollte Abraham beweisen, ob er seinem Gott auch das Liebste, ob er ihm Alles opfern könne. Zweitens sollte Abraham zeigen, ob er in Betreff aller ihm gegebenen Verheißungen Gott auch dann vertrauen könne, wenn es gegen allen Menschenverstand ginge. Abraham bestand diese Doppelprobe, indem er Isaak auf den Altar legte. Unser Gott führt alle seine Leute ähnlich; er lässt Stunden kommen, in denen die Frage in einem Kind, oder auf andere Weise vor uns liegt: kannst du mir das Liebste geben? Er lässt uns Erfahrungen machen, durch die die sogenannten schönsten Hoffnungen vernichtet werden. Sieht er, dass er uns über Alles geht, dass wir ihm den Isaak auf den Altar legen und unbedingt vertrauen können, so kann er wie bei Abraham den Isaak zurückgeben; oder aber viel Herrlicheres schenken.
Herr, Deine Wege sind Wunderwege. Ich danke Dir für alle Prüfungen und auch für alle Züchtigung. Erhalte mich nur an Deiner Hand. Amen.
24. Februar
1. Mose 26,24.
Ich bin der Gott deines Vaters Abrahams. fürchte dich nicht; denn ich bin mit dir und will dich segnen und deinen Samen mehren um Abrahams, meines Knechtes willen.
Es ist eine überaus liebliche und besonders für Eltern und Kinder beherzigenswerte Redeweise Gottes dem Isaak und Jakob gegenüber, wenn er Beiden sagt: ich bin der Gott deines Vaters und sie zugleich merken lässt: ich bin auch dein Gott. Ach, wäre es doch so, dass jeder Vater in der Gemeinschaft mit Gott stände wie Abraham und die Kinder es dann vom Vater und von der Mutter absehen könnten, wie man zu Gott stehen soll. Wie viele Hilfsanstalten und wie viele Hilfsmittel setzt man in unseren Tagen in Bewegung für die gottlosen Eltern und die gottlosen Kinder, und doch können alle diese Dinge den frommen Vater und die fromme Mutter nicht ersetzen. Liebe Väter, liebe Mütter! wir haben den ersten und höchsten Beruf in der Welt, er liegt in der Familie, unter unseren Kindern. Kann Gott uns sagen: ich bin dein Gott, vor dem du wandelst, der dir wie Abraham über Alles geht? Und wenn wir einst nicht mehr hienieden sein werden, kann dann Gott zu unserem Kinde sagen: ich bin der Gott deines Vaters, deiner Mutter? Gib die Antwort im Kämmerlein vor dem Herrn. In unserer Gemeinschaft mit Gott liegt die Segensquelle für unsere Kinder. Ich will dich segnen um Abrahams, meines Knechtes willen, sprach Gott zu Isaak. Des Vaters Segen bauet den Kindern Häuser; aber der Mutter Fluch reißt sie nieder. Wenn Eltern einig sind im Herrn, einig in der Fürbitte für die Kinder, so ist das das größte Kapital für die Kinder. In solchen Familien ist Gott.
Gott, sei mir Sünder gnädig! vergib mir alle Fehler, alle Versäumnisse, alle Verkehrtheiten, die ich mir an den Meinen habe zu Schulden kommen lassen. Hilf mir, Dir in meinem Hause zu gefallen. Amen.
25. Februar
Joh. 14,15.
Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote.
Die Menschen haben oft gar wunderliche Begriffe von Liebe. Sie meinen, die Liebe dürfe nie Ernst brauchen, ihr Wesen sei etwas Süßliches. Die Liebe müsse viel geben und zwar Angenehmes für das Fleisch. Es gibt Leute, die ihre Liebe durch fortwährende Gastereien bezeugen, oder durch Bereitung anderer sinnlicher Genüsse. Ja, auch fromm sein wollende Leute kommen oft tief in solch sinnliches Wesen hinein. Gewiss, die Liebe ist freundlich, sie gibt und gibt gerne, sie lebt für Andere; aber die Liebe im Geist, die christliche Liebe fragt immer: was frommt meinem Nächsten, was dient seinem Verhältnis zum Herrn? Solche Liebe muss unter Umständen ernst reden, ernst handeln und kann nicht geben, was dem Fleisch gefällt. Auch die Liebe zum Herrn ist nicht das, was sich Manche darunter denken. Wie praktisch, wie einfach erklärt der Heiland selber die Liebe zu ihm und damit die Liebe zum Vater! Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote, sagt er. Man kann sich in christlichen Überschwänglichkeiten ergehen; man kann viele christliche Werke tun, man kann viele christliche Feste und Versammlungen besuchen, und wenn der Heiland alle diese Dinge genau besieht, so steckt viel natürliche Liebhaberei dabei und woran fehlt es vielleicht bei all diesem Schein? Am Halten der Gebote Gottes. Wollen wir den Herrn recht lieben, so müssen wir gerade das tun, was er will. Vielleicht möchtest du eine wichtige Stellung im Reich Gottes haben und nun musst du deine Mutter pflegen. Gut, pflege sie liebevoll, zart und treu, dann liebst du den Heiland und bist ihm angenehm. Frage im Ernst den Herrn: was soll ich tun? und wenn er es dir gesagt hat, und es dir vielleicht nicht gefällt, so sei gehorsam und lerne es mit Freuden tun; dann liebst du ihn.
Herr, ich habe oft verkehrt geliebt und mich an Dir und Menschen versündigt. Vergib mir und lehre mich lieben nach Deinem Sinn. Amen.
26. Februar
Luk. 14,33.
Ein Jeglicher unter euch, der nicht absagt Allen, das er hat, kann nicht mein Jünger sein.
Der Apostel Paulus sagt in 1. Korinth. 7,30: die da kaufen, sollen sein, als besäßen sie es nicht. Besitz ist also nicht unerlaubt; aber wir sollen nicht am Besitz hängen, der Besitz soll nicht über uns herrschen. Wir sind Verwalter dessen, was der Herr uns anvertraut hat und wenn der Herr es zurückzieht, so müssen wir innerlich damit einverstanden sein. Ähnlich meint es der Herr mit dem „Absagen“ in obigen Worten, die er für Alle redet, die seine Jünger sein wollen. Sie sollen absagen Allem, was sie haben. Wir können uns das in etwas klar machen, wenn wir Christen, die ihrem Ende entgegen gehen, beobachten: wie oft hören wir: der Herr macht mich von Allem los; er hat mich von Allem losgemacht, vom Mann, von den Kindern, von Hab und Gut, von Allem, so dass nur noch Jesus und das ewige Leben vor der Seele steht. Es versteht sich von selbst, dass wir zu unserer Familie und unserem Besitz in gesunden Tagen anders stehen dürfen und müssen, als beim Sterben. So lange wir unsere Aufgaben hienieden haben, stehen wir in anderer Beziehung zu unserer Umgebung, als in den Stunden, in welchen unsere Aufgaben in dieser Welt abgeschlossen sind. Trotzdem muss gesagt werden, dass wir Gesunde dennoch von den Sterbenden lernen können, innerlich los zu sein von Allem, was wir haben. Je mehr wir unser Leben in Christo finden, desto mehr muss Christus auch unserem irdischen Leben und Beruf das Gepräge geben. Alles, was wir hienieden haben, soll doch nur Mittel sein zur Übung für unseren himmlischen Beruf, und wenn wir unsere Stellung so verstehen, so dient alles, was wir haben, dem Reich Gottes.
Herr, ich weiß, ich habe nichts, das ich nicht empfangen habe; Alles ist Deine Gabe. So sei Dir denn alles übergeben; Du bist der Herr. Amen.
27. Februar
Psalm 50,15.
Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.
An Not fehlt es nicht unter den Menschen; wo wir ein wenig tiefer hinein sehen, ist Not, oft große, anhaltende Not. Würde man die Menschen nicht kennen, so könnte man sich höchlich wundern, dass Gott sie auffordern muss, ihn in der Not anzurufen. Man sollte meinen, dass selbst Leute, die in gewöhnlichen Zeiten nicht beten, Gott wenigstens in Notzeiten von selber anrufen würden. Dem ist aber leider nicht so; es gibt eine Menge von Menschen, die Alles auslaufen, überall Hilfe suchen, nur nicht bei Gott. Steigt die Not auf das Höchste und versagt alle Menschenhilfe, so murren sie am Ende gegen Gott; dazu ist er ihnen noch gut genug. Du armes Volk! Ein Ochse kennt seinen Herrn; aber du kennst deinen Gott nicht! Andere rufen Gott an in der Not; sie werden von ihm erhört, aber sie preisen ihn nicht. Sie suchten nicht Gott, sie suchten nur Hilfe, sie wollten es leichter haben; dazu sollte Gott ihnen den Handlanger machen. Nachdem er seinen Dienst getan hat, kümmert man sich nicht mehr um ihn. Solche Leute sind schändliche Leute! Aber warum hilft ihnen Gott? Damit sie einst keine Entschuldigung haben. Durch Güte wollte er sie zur Buße leiten; aber sie wollten nicht. Die rufen Gott in der Not recht an, welche sich durch die Not demütigen und in die Buße führen lassen; die nicht nur Erleichterung und Hilfe, sondern Gott selber suchen. Solche errettet der Herr am liebsten, nicht nur aus der Not, sondern aus der Sünde und diese Erretteten haben dann ein Loblied für ihren Gott, ein Loblied in Wort und Tat.
Herr mein Gott! Wie oft hast Du mich schon errettet aus allerlei Not! Habe Dank dafür! Vergib mir, wo ich Dich nicht genug gepriesen habe. Amen.
28. Februar
Jesaj. 44,22.
Ich vertilge deine Missetat wie eine Wolke, und deine Sünde wie den Nebel. Kehre dich zu mir; denn ich erlöse dich.
Was wir gesündigt haben, können wir nicht austilgen, es ist geschehen und in unser Gewissen geschrieben. Auch andere Menschen sorgen dafür, dass unsere Missetat, soweit sie bekannt ist, nicht ausgetilgt wird, man vergisst sie einem schwer. Aber Gott vertilgt unsere Missetat wie eine Wolke und unsere Sünde wie den Nebel. Wie vor der Sonne Wolken und Nebel fliehen müssen und der Himmel wolkenlos und klar sich über uns ausbreitet, so müssen unsere Sünden und Missetaten vor der Sonne der Gnade verschwinden, wie sie in Christo dem Gekreuzigten uns leuchtet. Das ist ein Wunder; aber Gottlob! ein Wunder, das Tausende erfahren haben und das immer aufs Neue erfahren wird. Wir dürfen herzhaft Ernst machen mit diesen Worten. Wir verdunkeln und benebeln die Gnade, wenn wir meinen, es gehöre zum rechten Ernst, etwa zur Heiligung, immer wieder an vergangenen Sünden herum zu machen. Gewiss wird man ernst, wenn man über geschehenen Sünden brütet; aber dient solcher Ernst zur Ehre Gottes? gibt er uns Freudigkeit und Kraft? Nein, er macht uns elend, traurig und kraftlos. Das, was Jesu Blut getilgt hat, brauchen wir nicht immer wieder aufzufrischen, wir verunehren damit die Gnade Gottes. Wenn du die Sünde hasst und lassen willst, so darfst du sie für immer als getilgt ansehen im Blut des Lammes. Schaue auf den Herrn statt auf deine Sünde; in ihm ist Kraft und Stärke zur Erlösung, auch von der Herrschaft der Sünde für Alle, die ihr in Wahrheit entfliehen wollen. Durch Beschäftigung mit vergangener Sünde beflecken wir uns leicht wieder; durch Umgang mit Jesu ziehen wir Licht und Lebenskräfte an, so dass unser inwendiger Mensch erstarkt und wir völlig von unserer Vergangenheit losgelöst werden. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich, spricht der Herr! Lass Herz und Sinn auf ihn gerichtet sein.
Habe Dank! Dass Du auch mein Sündentilger bist. Habe Dank! Dass Du mich zu Dir gezogen hast und mein Erlöser bist. Amen.
29. Februar
2. Korinth. 2,15.
Wir sind Gott ein guter Geruch Christi, beides unter denen, die selig werden, und unter denen, die verloren werden.
Das Bild eines Geruchs, das der Apostel hier braucht, ist sehr tiefsinnig. Er will damit sagen, dass von seiner und seiner Mitarbeiter Person etwas ausgehe, das zu vergleichen sei mit dem Geruch einer Blume. Die Blume gibt sich keine Mühe Geruch zu verbreiten, der Geruch geht von ihr aus in Folge ihrer Art und bleibt so lange, als sie frisch ist. So soll es sein bei Allen, die Christo dienen, bei jedem wahren Christen; es soll von seiner Person ein wohltätiger Einfluss, eine Kraft ausgehen, ob er handle oder ruhe, rede oder schweige. Das meint auch der Herr in Joh. 7,38: „wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leib werden Ströme des lebendigen Wassers fließen.“ Dieser von der Person ausgehende Einfluss ist nichts Selbstgemachtes, nichts Eigenes, sondern eine Lebensäußerung Christi durch uns. Darum sagt Paulus: „Geruch Christi“. Ist Christus in einem Menschen, so merkt man es ihm an, man fühlt es ihm ab. Will man überhaupt von eines Menschen Wirksamkeit und Einfluss reden, so ist nicht die erste Frage: was und wie viel tut der Mensch, sondern: was ist der Mensch, was ist er durch Christum geworden? Unser Leben in und mit Christo gibt all unserer Arbeit ihren Wert und ihre Bedeutung vor Gott; denn das entscheidet, was Gott von uns und unserem Wirken hält. Für diesen „Geruch Christi“ ist des Christen Gebetsleben sehr wichtig; wo wenig Gebet ist, ist wenig Geruch Christi. Menschen, durch die Christus wirkt, bringen Scheidung hervor; den aufrichtigen Menschen, die aus der Wahrheit sind, sind sie zum Segen; und denen, die die Sünde lieben, sind sie zum Gericht. So war es beim Herrn, so ist es bei seinen Jüngern.
Heilige mich in Deiner Wahrheit; Dein Wort ist Wahrheit. Mache Du auch mich zu einem guten Geruch Christi vor Dir, o Gott! Amen.