Schrenk, Elias - Allein durch den Glauben - Sechs göttliche „Ich will“.
Und will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von aller eurer Unreinigkeit und von allen euren Götzen will Ich euch reinigen. Und Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben; und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will Meinen Geist in euch geben, und will solche Leute aus euch machen, die in Meinen Geboten wandeln, Meine Rechte halten und danach tun. Hesek. 36, 25-27.
Wenn ein mächtiger, einflussreicher Mensch sechs Mal sagen würde, ich will das und das tun, so würde Jedermann überzeugt sein, dass Etwas geschieht. Nun sagt unser allmächtiger Gott in unserm Text sechs Mal: „Ich will“. Dürfen wir da nicht überzeugt sein, dass es zur Ausführung dessen kommen wird, was Er will? Denn Er hat ja nicht nur gute Absichten ohne Vermögen sie zu verwirklichen, wie das bei uns so oft geht, sondern Er hat das Vermögen zu tun, was Er will. Es gibt freilich auch für das Wirken des allmächtigen Gottes Hindernisse, wie wir bei dem Volke Israel und bei der neutestamentlichen Kirche sehen. Hätte Gott von Alters her an den Menschen und durch die Menschen Alles tun können, was Sein Liebeswille war, so stände es heute ganz anders. Aber wie oft hat der Mensch Gott widerstanden! So ist die ganze Entwicklung des Volkes Israel, und die ganze Geschichte unserer Kirche eigentlich nicht das, was Gott wollte; der Menschen Sünde und Unverstand hat Gottes Tun immer wieder so verpfuscht, dass es ein Wunder göttlichen Erbarmens ist, dass die Verhältnisse nicht viel schlimmer sind, als es der Fall ist. Diese Tatsache ist für uns überaus demütigend, und zeigt uns, dass der menschliche Wille, der zum Ebenbild Gottes gehört, meistens nicht im Dienste des Willens Gottes, sondern im Widerspruch zu demselben steht. Dabei müssen wir aber festhalten, dass der Menschen Ungehorsam Gottes Ratschluss nicht vereiteln kann; er kann Gottes Wirken zeitlich aufhalten, aber Sein Wille geschieht doch; Sein Rat triumphiert schließlich über allen menschlichen Widerstand.
Soll ich heute über die gnadenvollen göttlichen „Ich will“ in unserm Text reden, so drängt sich mir leider die Befürchtung auf, es möchten Leute unter uns sein, die Gott noch widerstreben. Ach, dass es dem heiligen Geist gelingen möchte, so unter uns zu wirken, dass wir Alle beten lernten: nicht mein, sondern Dein Wille geschehe! dann würden uns durch unsere heutige Betrachtung Ströme von Segen zufließen.
Dass es unter den Menschen viel Widerstand gegen Gottes Willen geben muss, sehen wir daran, wie Gott in unserm Text das Menschenherz beschreibt, wenn Er sagt: Ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen. Ein steinernes Herz ist ein kaltes, unempfängliches, totes Herz; denn überall, wo Versteinerung eintritt, tritt der Tod ein. Auf ein solches Herz kann Gott keinen Eindruck machen. Er sagt deswegen nicht, Ich will das steinerne Herz verbessern, sondern Ich will es wegnehmen, weil Sein Geist nichts damit anfangen kann. Wir alle sind in Sünden empfangen und geboren, und doch möchte ich einen Unterschied machen zwischen einem sündigen, und einem steinernen Herzen. Steinerne Herzen werden nicht geboren, sondern entstehen durch persönliche, fortgesetzte Sünde, die das Herz verhärtet, so dass alles Göttliche an ihm abprallt. Hätten wir Gottes Wort und unsere Erfahrung nicht, so müssten wir auf die Meinung kommen, es bleibe auch für Gott nichts Anderes übrig, als einen Menschen mit steinernem Herzen seinem Verderben zu überlassen. Ach, wir Menschen sind gar zu leicht geneigt, an diesem und jenem Zustand eines Menschen zu verzweifeln; aber unser Gott verzweifelt nicht, Er weiß Rat auch für steinerne Herzen, und darin liegt für uns ein großer Trost. Wie oft stehen wir völlig ratlos da, einem Menschen, vielleicht einem Familienglied gegenüber, weil wir am Ende sind mit all unsern Ermahnungen. Was soll ich weiter machen? fragen wir mit schwerem Herzen in solchen Fällen. Die Antwort ist: Bete! Du kannst nichts mehr tun; aber dein Gott kann und will Etwas tun; Er will das steinerne Herz aus dem Fleische wegnehmen. Vertraue Ihm, und halte an im Gebet. Das steinerne Herz sitzt im Fleisch; der Gott widerstrebende Mensch ist ein fleischlicher Mensch durch und durch, sein Dichten und Trachten geht auf das Fleisch, wenn auch in verschiedener Weise.
Soll es bei ihm anders werden, so kann es nur geschehen durch eine göttliche Operation, und das ist es gerade, was so Viele scheuen. Ja, Operationen sind gar oft lebensgefährlich; aber wenn unser Gott operiert, so verläuft es immer gut, nie stirbt Ihm ein Patient unter der Hand. Und doch muss etwas sterben unter Seiner Hand: es ist des Menschen Eigenwille, der in den Tod gegeben werden muss, und eben das ist der Punkt, bei dem sich der Mensch am meisten wehrt. Begleite mich bei einem Krankenbesuch, und ich will dir zeigen, wie Einem sein steinernes Herz weggenommen, wie er seinen Eigenwillen los wurde. Da sitzt ein Mann mit breiten Schultern vor uns; er muss ein Riese gewesen sein in gesunden Tagen. Ja, er erzählt uns selbst, wie stark er körperlich, und wie stark er auch in der Sünde gewesen sei. Ohne Gott und Sein Wort, und ohne Gebet lebte er. Da begegnete ihm Gott der Herr, um ihn zu operieren. Seine beiden Beine wurden krank und nach kurzer Zeit völlig lahm, so dass er hilflos dasitzen musste, und noch muss, ohne einen Schritt gehen zu können. Er sagt uns, dass sein Herz steinern gewesen sei, so lange er noch Hoffnung gehabt habe, er werde gesund. Als es sich aber gezeigt habe, er bleibe lahm, so sei er sehr traurig geworden, und habe sich eines Tages gefragt: warum muss ich so elend dasitzen? Bald darauf habe ihn ein gläubiger, alter Mann besucht und ihm gesagt: dich hat Gott an das Zimmer gebunden, weil du Ihm Jahre lang davongelaufen bist; wenn du das erkennst, so hast du die Antwort auf deine Frage: warum muss ich so elend dasitzen? Von jener Zeit an habe er seinen Gott verstehen lernen, habe sich tief, tief demütigen müssen wegen seines vergangenen, verlorenen Lebens, und habe dann als armer, elender, lahmer Sünder Gnade bei seinem Heiland gefunden.
So operiert Gott; auf ähnliche Weise hat Er schon Manchem das steinerne Herz weggenommen. Ihr wisst, der Geiz macht die Herzen besonders hart. Ich kannte einen Mann, der so ein hartes, geiziges Herz hatte. Eines Tages bekam er die Nachricht, dass er fast sein ganzes Vermögen verloren habe. Zuerst brachte ihn die Nachricht fast in Verzweiflung; aber nach einiger Zeit lernte er diese Erfahrung aus Gottes Hand nehmen und verstand, dass es so kommen musste, damit er von seinem Geiz los werde. Der Herr hatte ihn operiert. O, gebt euch Alle in Seine Hand; lasst den Schnitt machen, der nötig ist, und ihr werdet genesen. Wehe denen, die sich ihres Gottes Hand entziehen. Niemand kann ihnen helfen. Gott spricht: Ich will! Antwortet Ihm: Dein Wille geschehe.
Ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen, und euch ein fleischern Herz geben. Wir müssen einen großen Unterschied machen zwischen einem fleischlichen und einen fleischernen Herzen. Unter einem fleischlichen Herzen versteht das Wort Gottes ein sündiges, böses Herz, und unter einem fleischernen Herzen haben wir hier ein weiches, empfängliches Herz, im Gegensatz zum steinernen Herzen zu verstehen. Wenn es dem Geist Gottes gelingt, das Widerstreben eines Menschen zu brechen, und ihm Licht zu geben über seinen Zustand, so wird der Mensch empfänglich, offen für göttliche Eindrücke, er beginnt, wieder ein menschliches Herz zu bekommen. Das steinerne Herz war unmenschlich, unnatürlich; das empfängliche weiche Herz ist natürlich, im guten Sinne. Es ist viel geschehen an einem Menschen, wenn Gott ihm wieder ein fleischern, empfänglich Herz hat geben können; dann kann Er wieder reden mit dem Menschen. Sein Reden ist aber zunächst ein Aufdecken aller Schäden und Unreinigkeit, so dass der Mensch erschrickt über dem, was Gott ihm aufdeckt. Solche Tage können große Versuchungstage werden. Da kommt dann der Feind, und schürt an einem solchen Menschen durch alte „Freunde“, er soll sich Gottes Arbeit entziehen, und wieder zurückkehren in das alte Wesen, bei dem er nicht so traurig gewesen sei wie jetzt. Mancher hat in solchen Stunden schon auf den Teufel gehört, ist seinem Gott davongelaufen, und es ist ärger mit ihm geworden als vorher. Das ist dann schrecklich. Merkt aber der Teufel, dass er einen Menschen, an dem Gott arbeitet, nicht wieder in die Welt zurückziehen kann, so sucht er ihn mutlos zu machen und zur Verzweiflung zu bringen, indem er ihm sagt: Du bist zu schlecht, mit dir ist es aus, für dich gibt es keine Gnade mehr.
Der Herr kennt den Lügner von Anfang, der Ihm überall entgegen arbeitet. Und weil Ihm jede Seele am Herzen liegt, so versichert Er Alle, welchen Er die Unreinigkeit und Verkehrtheit ihrer Herzen hat aufdecken können: Ich will rein Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet. Von aller eurer Unreinigkeit und von allen euren Götzen will Ich euch reinigen. Das ist eine große Gnadenbotschaft, die viel in sich schließt. Wenn wir keusch mit der Heiligen Schrift umgehen, so finden wir, dass wir unter Reinigung von der Sünde, mehr als unter Vergebung zu verstehen haben. Der Begriff Reinigung schließt Vergebung auch in sich, oder setzt sie vielmehr voraus; aber er geht noch tiefer, indem darin Befreiung von der Sünde ausgesprochen ist. Reben, die Frucht bringen und im Lebenszusammenhang mit dem Weinstock stehen, sind Leute, die Vergebung haben; aber gerade sie reinigt der Weingärtner, dass sie mehr Frucht bringen. Joh. 15, 2. Menschen, die im Lichte wandeln, wie Gott im Lichte ist, und Gemeinschaft haben untereinander, haben ebenfalls Vergebung der Sünden; sie sollen aber noch mehr bekommen: Reinigung von aller Sünde durch das Blut Jesu Christi. 1. Joh. 1,7. Und wenn Johannes vom Grad der Herzensreinigung redet, so sagt er im 1. Joh. 3, 1-3, dass die, welche die Hoffnung haben, Gott einst zu schauen, weil sie Ihm gleich sein werden, sich reinigen, gleich wie Gott rein ist. Ich möchte den Unterschied zwischen Vergebung und Reinigung noch durch ein Beispiel klar machen: ein Kind hat ein weißes, neues Kleidchen; es fällt auf der Straße, beschmutzt sich, und kommt weinend zur Mutter. Die Mutter vergibt ihm seine Unvorsichtigkeit; aber damit ist das Kleidchen noch nicht gewaschen. Das Kind muss dann dasselbe ausziehen, damit es gewaschen werden kann. Ganz so ist es bei uns: Gott vergibt uns alle unsere Sünden, die hinter uns liegen; damit wäre uns aber nicht geholfen, wenn wir nicht innerlich von Sündenlust und Sündenliebe gereinigt würden. Ohne diese innere Reinigung führt der Mensch sein Sündenleben weiter.
Hat der Geist Gottes dir ein fleischern Herz gegeben, so dass du deinen sündigen Zustand erkennst, und dich nach Vergebung und Reinigung sehnst, so begegnet dir dein gnädiger und barmherziger Gott, und versichert dich in Vers 25 unseres Textes zwei Mal: Ich will dich reinigen. Damit sagt Er dir vor allen Dingen: Ich will dir alle deine Sünden vergeben. Nimm diese unaussprechliche Gnade an! Schaue nicht mehr auf deine Sünden, sondern auf das Lamm Gottes, das deine Sünden trug, und gehe hin im Frieden. Noch mehr: breite dein ganzes, unreines Herz vor dem Herrn aus, beschönige nichts, verdecke nichts, komme wie du bist und höre des Herrn Wort: von aller eurer Unreinigkeit und von allen euren Götzen will Ich euch reinigen, indem Ich rein Wasser über euch sprenge. Dieses reine Wasser ist Jesu heiliges Blut, das allein rein macht von aller Sünde. Mit diesem Seinem großen Gnadenanerbieten stellt Gott dich vor die ernste, heilige Frage: bist du willig von aller deiner Unreinigkeit, ja auch von allen deinen Götzen dich reinigen zu lassen? Dein auf dich warten. der Gott verlangt von dir nur völlige Willigkeit, und dann reinigt Er dich. Du fragst: was ist unter diesen Götzen zu verstehen? Diese Götzen sind deine Lieblingssünden, vielleicht eine Lieblingssünde, an der du bisher mit besonderer Luft hingst. Bist du bereit, deinen Gott ein völliges Gnadenwerk an dir tun zu lassen, und zu Jesu Kreuz zu kommen mit aller Unreinigkeit, und alle Götzen auszuliefern?
Von dem Jüngling, dem der Heiland sagte: verkaufe, was du hast, lesen wir: er ging betrübt von Ihm, denn er hatte viele Güter. Math. 19, 21. 22. Der Tag des Herrn wird es einst offenbar machen, dass das der schwarze Fleck im Leben vieler Christen war: sie wollten so lange nicht, ja, sie wollten vielleicht bis an ihr Ende nicht mit aller Unreinigkeit, nicht mit allen Götzen zu Jesu kommen. Vergebung wollten sie haben; Reinigung von Vielem wollten sie haben; aber von einem gewissen Etwas, von einem Götzen wollten sie sich nicht trennen. Es fehlt ihnen an völliger Aufrichtigkeit, und darum liefern sie diesen Feind nicht aus, sie reißen das Auge nicht aus, sie hauen die Hand nicht ab. Gewöhnlich ist es einer von drei Götzen, den man nicht ausliefert: Hochmut, Geiz, Fleischeslust. Was ist die verhängnisvolle Folge hiervon? Es kommt nicht zu einer gründlichen Reinigung des Herzens, und darum nicht zu bleibendem innerem Frieden, und nicht zur rechten inneren Ausrüstung mit dem heiligen Geist. Solche Gestalten sehen wir viele. Die Sünde, mit der sie innerlich noch liebäugeln, stört das Werk des Geistes im Herzen; man hat in diesem einen Punkt ein böses Gewissen, und deshalb ist voller, bleibender Friede unmöglich. So lange ein bewusster Feind noch sein Nest im Herzen hat, kann das eigentliche Innewohnen des Heiligen Geistes nicht stattfinden; darum der Mangel an Geistesausrüstung bei solchen Leuten, und die wenige Frucht in der Arbeit. In diesem Mangel liegt die Ursache, warum wir nicht mehr geistesmächtige Arbeiter haben, Leute, die durchschlagend wirken.
Wie wichtig ist es daher, dass der Sünder ganz zu Jesu kommt, dass er einen vollen Heiland haben will, nicht nur einen Heiland, der ihm Vergebung von vergangenen Sünden schenkt, sondern einen Heiland, von Dem er sein ganzes Herz reinigen lässt, Dem er sein ganzes Herz zur Verfügung stellt, damit Er ein neues Herz daraus mache. Wenn der Herr sagt: Ich will euch ein neues Herz geben, so meint Er ein Herz, das keine Sünde mehr beherbergen will, sondern nur Ihm zur Verfügung steht. Und so rufe ich heute besonders denen, die umkehren wollen von verkehrten Wegen, um zu Jesu zu kommen, zu: kommt ganz zu eurem Heiland! Ihr dürft nicht nur Gaben bei Ihm holen wollen, ihr müsst Ihn selbst haben, den Herrn Jesum selbst annehmen, wie die Kolosser Ihn angenommen hatten. Koloss. 2, 6. Das könnt ihr nur dann, wenn ihr Ihm euer ganzes Herz einräumt. Geschieht das, so bereitet Er es zu, um euch Seinen Geist zu geben zum Innewohnen. Wir schieben immer an den Gläubigen und ermahnen sie, der Heiligung nachzujagen. Aber gar zu oft haben wir den Eindruck: es will nicht vorwärts gehen mit der Heiligung. Warum? Der Hauptfehler liegt oft im Anfang des Glaubenslebens: man nahm, als man zu Jesu kam, Sein Blut nur halb in Anspruch, man suchte Vergebung und Frieden. Aber man suchte nicht zu gleicher Zeit die Herzensreinigung durch Jesu Blut zum Innewohnen des Heiligen Geistes; mit andern Worten: man suchte nur das Werk Christi, Christum für uns, aber nicht die Person Christi, Christum in uns. Man geht durch das Leben und soll wandeln, wie die Apostel es ihren Gemeinden vorgeschrieben, die den heiligen Geist empfangen hatten; aber man kann nicht. Warum? Es fehlt an der Kraft hierzu, am wirklichen Innewohnen des Heiligen Geistes. Wie sollen wir denn apostolisch leben, wenn es uns an der Erfahrung der apostolischen Gemeinden fehlt: „und sie empfingen den heiligen Geist.“ Apostg. 2, 38. Kap. 8, 17. 9, 17. 10, 44. 19, 6? Ohne die apostolische Kraft fehlt es am apostolischen Wandel.
So ist es klar, wie unzertrennlich die Reinigung der Herzen von aller Unreinigkeit und allen Götzen zusammenhängt mit der Erfüllung der Verheißung: Ich will Meinen Geist in euch geben.
Erst muss der Tempel gereinigt werden, dann zieht der Herr ein, Er wohnt nur im Heiligtum.
Im Allgemeinen nimmt man zu der Verheißung: Ich will Meinen Geist in euch geben eine ganz verkehrte Stellung ein. Man bittet oft um den heiligen Geist, besonders in der Pfingstzeit; aber - man ist nachher offenbar derselbe Mensch, wie vorher. Darum ist die Meinung aufgekommen, wir Christen warten auf den Heiligen Geist. Das ist ein bedenklicher Irrtum. Der Herr und Sein Geist warten schon lange auf uns. Er will uns Seinen Geist geben wie im Anfang; aber Seine Gemeinde hindert Ihn daran, durch die persönliche Sünde und Unreinigkeit der einzelnen Glieder, durch den Unglauben, durch die Zerrissenheit der Gemeinde unter sich. Der Heilige Geist ist da, denn der Herr hat Seinen Jüngern verheißen, Er soll bei ihnen bleiben ewig Joh. 14, 16; aber Er kann sich nicht offenbaren, wie Er möchte. Er wartet auf eine Gemeinde, die sich durch Jesu Blut zubereiten lässt zu Seinem Tempel. O, hören wir auf unsern auf uns wartenden Gott, wenn Er uns zuruft: Ich will Meinen Geist in euch geben. Gehe in die Stille, werde ganz wahr vor deinem Gott, öffne dein ganzes Herz vor deinem Hohenpriester Jesus Christus zur Reinigung mit Seinem Blut.
Beginne deines Gottes „Ich will“ zu glauben, und öffne in Einfalt dein Herz als Gefäß für den heiligen Geist. Spiele nicht mehr den Wartenden, sondern den Empfangenden nach Gal. 3, 2. 14: Der Fluch ist für uns am Fluch holz getragen, auf dass der Segen Abrahams unter die Heiden käme in Christo Jesu, und wir also den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben, sage: durch den Glauben.
Wie ich bereits sagte, so können wir nur apostolisch wandeln, das heißt im Geiste wandeln, wenn wir die Gabe des Heiligen Geistes empfangen haben. Eben deshalb fügt der Herr der Verheißung: Ich will Meinen Geist in euch geben, noch bei: und will solche Leute aus euch machen, die in Meinen Geboten wandeln, Meine Rechte halten, und danach tun. Durch Seinen Geist will Er solche Leute aus uns machen. Als wir gute Vorsätze fassten, in Seinen Geboten zu wandeln, wurden wir immer wieder zu Schanden, weil eigene Kraft nicht ausreicht. Erst als wir Vergebung der Sünden hatten, und der Heilige Geist in das Herz kam, und uns beten lehrte, lernten wir in den Wegen des Herrn wandeln. Wir holen seither unsere Kraft vor dem Gnadenthron, wir suchen sie nicht mehr in uns selbst. Wir unterschreiben Jesu Wort: ohne Mich könnt ihr nichts tun. Joh. 15, 5. Durch Ihn, der uns mächtig macht durch Seinen Geist, vermögen wir das zu tun, was Er uns tun heißt. Und so lasst uns aus unserem Text die große Lektion lernen: sind wir hart, so ist es unsere Schuld; sind wir unrein, so ist es auch unsere Schuld; sind wir schwach und geistesarm, so ist es wieder unsere Schuld; verunehrt unser Wandel den Herrn, so müssen wir uns selbst anklagen. Unser treuer und barmherziger Gott will Sein ganzes Gnadenwerk an uns tun, von Anfang bis zu Ende. Er wartet auf uns, bis wir ganz wollen, wie Er will. Geschieht das, so gehören diese herrlichen sechs „Ich will“ ganz dir und mir, und der Name unseres treuen und wahrhaftigen Gottes wird an uns verherrlicht. Vertraue ihm völlig, und du wirst Seine Herrlichkeit sehen. Amen.