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Schopf, Otto - Einige Anliegen

Schopf, Otto - Einige Anliegen

Es liegt mir an, auf einige Punkte aufmerksam zu machen.

  1. Auch für nüchterne Geschwister besteht die Gefahr, daß in der gegenwärtigen Zeit der Herr in unseren Gedanken in den Hintergrund gedrängt wird, weil wir unnüchternes und gefährliches bekämpfen zu müssen glauben. Diese Bekämpfung ist sicher nötig. Aber nicht nötig ist, daß bei derselben und durch dieselbe der Feind seine Absicht erreicht, unsere Aufmerksamkeit von Christo abzulenken und uns Zeit, Sammlung und Geschmack für den Umgang mit dem Herrn und seinem Wort zu rauben.
  2. Es besteht die Gefahr, die ich besonders fürchte, daß man statt die Geister zu prüfen und darauf zu achten, wie weit die Grundzüge gewisser Erscheinungen schriftwidrig sind, bei auffallenden und widerwärtigen Äußerlichkeiten oder Einzelheiten stehen bleibt und diese bekämpft. Nicht die Form, sondern der Ursprung ist die Hauptsache. Dabei darf man allerdings auch den Irrtum nicht aus dem Auge lassen, daß mancher auf falschem Wege zum richtigen Ziel streben und sein Gegenstück, daß manche korrekt in der Form sind und ferne von Unnüchternheit, weil sie von Natur kritisch und Verstandesmenschen sind oder weil sie selbstzufrieden sind und nicht mehr begehren als sie haben. Wenn wir nur die Erscheinungen bekämpfen und nicht die falsche Wurzel und Richtung, so könnten wir erreichen, daß alles Verkehrte sehr ruhig und in sehr nüchternen Formen vor sich geht, und dann ist die Gefahr noch größer, weil der Irrtum dann seiner wird und tiefer sitzt.
  3. Fürchte ich, man könnte Person und Sache verwechseln. Auch das nach verschiedenen Seiten hin. Man könnte einmal auf Warner nicht hören, weil einem ihre Person zu unsympathisch oder zu unbedeutend ist. Dann, man könnte auf irreführende Lehren hören, weil ihre Vertreter sympathisch, vertrauenserweckend und fromm sind oder scheinen. Man sehe auf die Schriftgründe, nicht auf die Personen. Weiter, man könnte Irrende verachten und ihnen das ganze Christentum absprechen, weil sie in einem, vielleicht wichtigen Punkt irren. Selbst ein geisterfüllter Apostel wie Petrus konnte nach Pfingsten noch irre geleitet werden, Gal. 2. Jetzt ist Gelegenheit, in geduldiger, tragender Liebe zu zeigen, wer der Stärkere, Gereiftere und an Erkenntnis Überlegene ist. Mit Sanftmut sollen Irrende zurechtgewiesen werden.
  4. Man könnte der Gabensucht und Zeichensucht, die Gabenflucht und Wunderflucht gegenüberstellen und so das Kind mit dem Bade aussschütten. Wir haben Geistesgaben; wir haben aber davon nicht zu viel. Wir können kaum sagen, daß wir genug haben und daß das Wort in allen unseren Gemeinden schon wahr geworden sei: Mein Volk soll meiner Gaben die Fülle haben. Man kann wohl kaum sagen, daß bei uns das Wort beachtet werde: Eifert um die geistlichen Gaben 1.Kor. 14,1. Die Gaben des Geistes sind erforderlich zum Aufbau der Gemeinde und zur Förderung des Geistes. Welche Gaben, wann und wie er sie uns mitteilen will, das ist Sache des Herrn. Aber ob die Beweggründe, aus denen wir sie suchen oder nicht wollen, die Wege, auf denen wir sie suchen, die Art, wie wir ihre Überschätzung bekämpfen die richtige ist, das haben wir an der Schrift und unter Gebet zu prüfen. Und „der Gott des Maßes“, wie ihn Paulus 2. Korinter 10,13 nennt, wird uns Treue, Gründlichkeit und jede nötige Gnade zum Forschen und Finden, zum Bewahren des Gefundenen und zur Liebe in allem geben.

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1907

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