Der Kleinigkeitskrämer will nicht eine Rolle spielen, deshalb hat er auch nur ab und zu etwas im „Gärtner“ dareinzureden. Heute will er auch keine Leute ärgern, wie er es zeitweise schon getan hat, weder solche, die eine Rolle spielen, noch solche die es nicht tun. Was will er denn? Ach, er ist ja eben der Kleinigkeitskrämer, und da hat's ihm wieder eine Kleinigkeit angetan. Aus der Ueberschrift werden die Leser schon gemerkt haben, wo es hinaus will. Doch ist es nicht die Sache, sondern nur das Wort, das der Kleinigkeitskrämer moniert; immerhin will er versuchen, sachlich zu bleiben. Deshalb fragt er, ob es auch richtig sei und der Heiligkeit der Sache ganz entspreche, wenn man z.B. sage, im Reiche Gottes spiele dies oder das, z.B. das Gebet, das Wort, die Treue u.a. eine große Rolle oder gar beim Herrn spiele es sie? So schön diese Metapher (so heißt eine derartige Redeverblümung nach der Stilistik) auch sein mag, wenn man sagt, bei diesem oder jenem Geizhals spiele das Geld eine bedeutende Rolle, so unschön ist es sicherlich, wenn sie auf Dinge des Reiches Gottes angewandt wird. Ein Schauspieler spielt eine Rolle und von einem Heuchler kann man das auch sagen! Aber unter Gottes Volk spielt eigentlich niemand eine Rolle, oder sollte es nicht tun, denn bei Gott gilt ja nur die Wirklichkeit und nicht das, was jemand schauspielert. Vielleicht verstehen die Gärtnerleser den Kleinigkeitskrämer nun, wenn er sagt, diesen, dem Theaterleben entstammenden Ausdruck sollte man zum mindesten nie gebrauchen, wenn es sich um Gott und göttliche Dinge handelt. Warum dazu das Wort nicht endlich sterben lassen, denn sterbensmatt ist es wirklich durch die Gebrauchshetze mancher Leute schon geworden - wenn es überhaupt je ein Recht zum Leben hatte?

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1909