Schopf, Otto - Höret ein ander Gleichnis
Die Gleichnisse des Heilandes, die er aus allen Gebieten der Natur und des Alltagslebens nimmt, zeigen uns, daß Gott uns gleichsam mitten in ein Predigtbuch hineingesetzt hat, indem wir vom Morgen bis zum Abend wie in einer Bildergalerie spazieren gehen. Weinberg und Ackerfeld, Senfkorn und Weizenkorn, Licht und Regen, Sauerteig und Salz haben uns etwas zu sagen. Die Lilien sind unsere Feldprediger, die Sperlinge unsere Hofprediger. Der Scheffel, der Groschen, der Weizen, das Unkraut, der Weg, die Tür, sie alle reden zu uns. Mehr als sechsmal hunderttausend Sekunden hat eine Woche, und jede Sekunde bringt uns eine Predigt, ein Bild, einen Liebeszug des Vaters zum Sohne. Er selbst vergibt uns mehr als 70 mal 7 mal und gibt mehr als 700 mal 7 mal. Wie oft hat er auch um dein und mein Vertrauen, um deine und meine Liebe geworben. Wenn uns wieder ein neues Gleichnis im Leben begegnet, so laßt uns dankbar des Herrn Stimme darin hören: „Höret ein ander Gleichnis!“
Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1913