Schopf, Otto - Etwas über die Zukunft Christi

1. Thessalonicher 1,10

Spricht die im Einklang mit den Prophezeiungen des Alten Testamentes und Jesu stehenden Wahrheiten aus:

  1. Daß der Zorn Gottes künftig einmal in seiner höchsten Potenz über die Welt hereinbrechen wird;
  2. daß der Zorn einen Teil der Menschheit nicht treffen wird;
  3. daß die Errettung dieses Teils durch Gott und seinen Messias, Jesus Christus, geschieht;
  4. daß der Messias in den Wolken des Himmels erscheinen wird;
  5. daß die Seinen ihn als den Kommenden erwarten
  6. Aus dem Zusammenhang mit Vers 9 «wie ihr euch von Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Wolken zu erwarten,» geht hervor, welch hervorragenden Platz die Erwartung des kommenden Herrn in den Herzen der Gläubigen einnahm und gewiß auch einnehmen soll, sonst wäre nicht so unmittelbar nebeneinander gestellt; bekehrt, um zu dienen» und «um zu erwarten». Daß die Erwartung einen solchen weiten Raum einnimmt, läßt auch in Kapitel 1,3 die Worte «elpidos tu kyriu» (Hoffnung des Herrn) so auffassen, daß die Thessalonicher in einer lebendigen Hoffnung dem Herrn entgegensahen, ihn erhofften und zwar ausdauernd und geduldig.

Als praktischer Wert dieser Hoffnung für die Gegenwart liegen in diesen beiden Stellen zunächst folgende drei Punkte ausgesprochen:

  1. Die Geduld wird in Tätigkeit gesetzt unter den Leiden der Gegenwart;
  2. die Herzen werden getröstet durch das Bewußtsein: es bleibt nicht so, der Herr wird sich der Seinen annehmen;
  3. der Blick wird von der Erde weg und dem Himmel zugewandt.

Kapitel 2,19

zeigt, daß der Apostel von der freudigen Hoffnung erfüllt ist, daß die Thessalonicher als Gläubige bei dem Kommen des Herrn zugegen sein und ihm mit anderen zum Ruhm gereichen werden. Der Begriff «parusia» schließt in sich, daß der Herr als «Erscheinender» sichtbar sein werde.

Daß die Thessalonicher bei der Erscheinung des Herrn des Apostels Ruhm sein werden, legt den Gedanken an eine Prüfung des Werkes der Arbeiter bei dem Kommen des Herrn nahe.

Endlich zeigt die Stelle, wie nahe dem Apostel der Gedanke an das Kommen des Herrn liegt, wie er die Dinge in Beziehung setzt zu diesem Kommen und wie der Gedanke an dasselbe ihn mit Freude erfüllt.

Kapitel 3,13

Der Apostel wünscht in Vers 12, daß die Thessalonicher völlig und überströmend in der Liebe sein mögen, um ihre Herzen tadellos in Heiligkeit zu befestigen vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesu mit allen seinen Heiligen.

Die Hoffnung auf den aus dem Himmel kommenden, die Seinen errettenden, sichtbar erscheinenden Herrn erfährt hier eine weitere Ausdehnung durch die Aussage, daß Jesus mit allen seinen Heiligen kommen wird. Dieser Ausdruck läßt zweierlei zu:

  1. Daß er mit all den früher verstorbenen Heiligen kommt;
  2. daß er mit all den früher verstorbenen und den bei seiner Ankunft noch lebenden Heiligen kommt.

Hier tritt als praktische Bedeutung der Hoffnung folgendes hervor:

  1. Für den Arbeiter im Weinberg des Herrn, daß er mit sorgsamem, prüfendem Blick und regem Eifer die ihm anvertrauten Seelen zu vollenden trachtet.
  2. Für den Gläubigen, daß er sich bereit macht, den kommenden Heiligen gleich zu sein, sein Herz tadellos zu befestigen in Heiligkeit.

Kapitel 4, 13-18 und 5,1-3

Hier haben wir eine bedeutende Erweiterung der Parusiehoffnung. Die Stelle zeigt, daß die Entschlafenen weder bevorzugt noch benachteiligt sind in Bezug auf das Kommen des Herrn.

Die bei der Ankunft des Herrn Lebenden werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen, aber auch die Entschlafenen nicht den Lebenden. Mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Engels und mit der Posaune Gottes wird der Herr selbst herniederkommen vom Himmel, die Toten werden zuerst auferstehen, danach werden die bei seiner Ankunft Lebenden mit ihm entrückt werden, dem Herrn zu begegnen, und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit.

Die Zeit, wann dies geschehen wird, ist unbestimmt. Der Tag wird kommen wie ein Dieb in der Nacht.

Hier ist von dem Kommen des Herrn für seine Heiligen und mit seinen Heiligen zum Weltgericht in solch enger Aneinanderreihung die Rede, daß sein Kommen für die Heiligen und mit den Heiligen zum Gericht in den «Tag des Herrn» mit einbegriffen erscheint.

Durch die klare Hoffnung betreffs der Parusie wurde die Betrübnis der Thessalonicher in Bezug auf die Entschlafenen gehoben, und durch die Ungewißheit des Zeitpunktes wurden sie wachsam erhalten.

Die Einheit des Leibes Christi, der entsprechend Verstorbene und Lebende miteinander dem Herrn entgegengeführt werden, tritt hier hervor.

Das Abscheiden und bei Christo sein, von dem der Apostel anderswo redet, scheint nach unserer Stelle etwas anderes zu sein als das «bei dem Herrn sein» nach der ersten Auferstehung. Anders jedenfalls dadurch, daß hier die Entschlafenen im Vollsinne des Wortes auferstanden, d.h. mit dem Leibe bekleidet sind.

Kapitel 5,8-9 und 23

In Nüchternheit sollen die Gläubigen die Errettung erhoffen, weil sie nicht zum Zorn, sondern zur Errettung gesetzt sind, weil Christus für sie starb, auf daß, ob «wir wachen oder schlafen, wir zusammen mit ihm leben.»

Hier scheint kein neues Lehrmoment vorzuliegen, wenn nicht der Schluß von Vers 10 sagen will, daß die schlafenden Gläubigen mit dem Herrn leben, was aus der Stelle nicht klar zu ermitteln ist. Dagegen ist unbedingt klar, daß die Ermahnung zur Wachsamkeit nochmals in Bezug gesetzt ist zu dem, der Zeit nach ungewissen, der Sache nach ganz gewissen, Kommen des Herrn.

2. Thessalonicher 1,2-12

In diesem längeren Passus wird das Bild der Parusie weiter vervollständigt. Sie wird in Bezug auf die Zeit genauer bestimmt und ihr Verziehen begründet, indem die Bedeutung des antichristlichen Momentes in den Gesichtskreis gebracht wird. Es ist in diesem Abschnitt klar vom Tage des Herrn die Rede. Der Apostel beruhigt die Thessalonicher, indem er ihnen zeigt, daß zuerst der Abfall kommen, der Mensch der Sünde offenbar werden, «das Aufhaltende» weggetan werden müsse, nach dessen Wegtun erst der Gesetzlose offenbart werde, dessen Parusie - ein Gegenbild und Zerrbild - die Parusie des Herrn ein Ende machen wird.

Die praktische Bedeutung dieser verkündigten Wahrheit ist:

  1. Die Thessalonicher in ihren Verfolgungsleiden zu ermuntern, zu stärken und zu trösten durch den Hinweis auf die ihrer wartende Ruhe und auf das den Verfolgern drohende Gericht (1,6-9)
  2. Wiederum ihnen ermahnend nahezulegen, daß der Herr an jenem Tage in den Seinigen verherrlicht werden soll. Er betet deshalb, daß Gott sie der Berufung würdig erachte und das Werk des Glaubens in ihnen in Kraft erfülle. (1,10-12)
  3. Die erschütterten Thessalonicher zu beruhigen und zu befestigen, daß der Tag des Herrn noch nicht da sei und auch nicht kommen werde, ehe gewisse Voraussetzungen erfüllt seien.
  4. Sie vor Müßiggang zu bewahren, d.h. vor allen schwärmerischen Folgen der irrigen Meinung, als sei der Tag des Herrn da, und es sei nutzlos, noch zu arbeiten.
  5. Es wird hier die für alle Zeiten wichtige Wahrheit klar ausgesprochen, daß auch das Böse sich zu seiner höchsten Spitze entwickeln muß.
  6. In die Verkündigung des Evangeliums an die Welt gehören die Verkündigungen der Gerichtsentscheidungen notwendig hinein.-
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