Schopf, Otto - Ein Tagewerk des Heilands.
Da er aber an dem galiläischen Meer ging, sah er Simon und Andreas, seinen Bruder, daß sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen. Alsobald verließen sie ihre Netze und folgeten ihm nach. Und da er von dannen ein wenig fürbaß ging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, daß sie die Netze im Schiff flickten; und alsbald rief er ihnen. Und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Schiff mit den Taglöhnern und folgeten ihm nach. Und sie gingen gen Kapernaum; und bald am Sabbat ging er in die Schule und lehrte. Und sie entsetzten sich über seiner Lehre; denn er lehrte gewaltiglich und nicht wie die Schriftgelehrten. Und es war in ihrer Schule ein Mensch, besessen mit einem unsaubern Geist, der schrie und sprach: Halt, was haben wir mit dir zu schaffen, Jesu von Nazareth? Du bist kommen, uns zu verderben. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Und Jesus bedräuete ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und der unsaubere Geist riß ihn und schrie laut, und fuhr aus von ihm. Und sie entsetzten sich alle, also daß sie untereinander sich befragten und sprachen: Was ist das? Was ist das für eine neue Lehre? Er gebeut mit Gewalt den unsaubern Geistern, und sie gehorchen ihm. Und sein Gerücht erscholl alsbald umher in das galiläische Land. Und sie gingen alsbald aus der Schule und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes. Und die Schwieger Simons lag und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr. Und er trat zu ihr und richtete sie auf, und hielt sie bei der Hand; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihm.
Markus 1,16-31.
Unser heutiger Abschnitt malt uns in ergreifender Weise ein Tagewerk unseres Heilandes. Hier finden alle etwas: die Tatendurstigen und Vielbeschäftigten, die gesetzliche Engherzigen und die nachlässig Ungebundenen, die Leidenden und Kranken aller Art, die, die ein Familienleid drückt, und die, die des Volkes jammert, die, die in der Oeffentlichkeit stehen und die, die Stille suchen und bedürfen. Möge der Heilige Geist, der Jesum uns verklärt, uns heute das teure Bild unseres Heilandes lebendig machen, so daß wir Trost und Mut und Hoffnung, Anspornung, Zurechtweisung und Belehrung empfangen, kurz, daß Jesus uns köstlicher werde zur Ehre Gottes des Vaters.
Der Anfang unseres Abschnittes führt uns nochmals an den Schauplatz der Geschichte, die wir letzten Sonntag betrachtet haben: Der in Nazareth verschmähte Heiland, vom Volk umdrängt, hatte von Petri Schiff aus zum Volke geredet. Dann hatte er dem Petrus befohlen, auf die Höhe zu fahren, und den Jüngern jenen reichen Fischzug geschenkt, der ein Vorbild dessen war, was Petrus und seine Genossen an Pfingsten und nachher als Menschenfischer erleben sollten. Dem verheißungsvollen Fischfang war auf Petri demütiges, die Empfindungen seiner Genossen mit aussprechendes Bekenntnis die ermutigende Verheißung gefolgt, daß Petrus und seine Genossen Menschenfischer werden sollten. An die Verheißung reihte sich, wie unser heutiger Abschnitt und die Matthäus-Parallele zeigt, die bestimmte Aufforderung an die beiden Brüderpaare, Jesu nachzufolgen. Und alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
Die vier Jünger sollten nun rasch ihren Herrn, von dem sie ja vorher schon manches gehört und gesehen hatten, näher und herrlicher kennen lernen. Es wird immer so sein, daß man Jesum, ehe man ihm nachfolgt, nicht so kennen lernt, als wenn man alles verlassen hat und seiner Einladung, mit ihm zu gehen, folgt. Wie kann man auch gründlich die Wahrheit seines Wortes erfahren, ohne daß man sich selbst darauf verläßt und demselben gehorcht, wie kann man seine Heilands-Macht kennen lernen, ohne daß man mit seinen Mängeln und Gebrechen zu ihm im Gebet kommt und Jesu Antwort darauf empfängt, wie können wir seine Erzieherweisheit mit uns und andern bewundern, ohne daß wir uns in die Erziehung hineingeben, die er durch sein Wort und unser Gewissen und durch die Ereignisse unseres Lebens zuteil werden läßt, vorausgesetzt, daß wir wollen erzogen werden.
Darum ist es so wichtig, daß wir unsere Netze, das heißt unsern täglichen Beruf, uns nur dazu dienen lassen, wozu er den vier Jüngern diente, nämlich dazu, uns zu Jesu zu weisen. Wenn unser Beruf dazu uns gedient hat, dann müssen wir aber Sorge tragen, daß er uns nicht in anderem Sinne zum Netze wird, nämlich so, daß Berufsgedanken und –sorgen, die Berufsmühen und die Berufsleidenschaft, uns ein Hindernis werden, Jesu Worten nachzugehen und zu gehorchen. Merken wir, daß statt Pflichterfüllung die Freude und Sucht, Geld zu verdienen, uns beschäftigt, daß wir nicht Zeit zum Gebet und Lesen des Wortes Gottes behalten, daß unser Sinn sich zu viel mit Irdischem beschäftigt, dann gilt es, die Netze und die Schiffe, kurz alles verlassen und Jesu nachfolgen in Gedanken und Gebeten, Entschlüssen und Taten.
Für einzelne hat dann das Wort vom Verlassen der Netze und Jesu Nachfolgen noch eine weitergehende Bedeutung. Nicht nur, daß es uns mahnt, wenn wir der Vergebung unserer Sünden gewiß und Gottes Kinder geworden sind, nur für Krankenbesuche und Sonntagsschule, für christliche Vereine und Versammlungen, für Mission und Liebesarbeit aller Art Zeit und Geld darzubringen, nicht nur, daß es uns mahnt, in unserer Familie und an dem Schauplatz unserer Arbeit jetzt die Dinge so zu machen, wie Jesus es uns vormacht und durch Wort und Geist lehrt, so daß wir überall fragen: wie gefällt es dem Heiland? und verstehen, daß es Missionsarbeit ist, wenn eine Tochter oder ein Sohn eine Stunde opfern, um den Eltern oder Geschwistern eine unangenehme Arbeit abzunehmen und eine freundliche Stunde zu bereiten. Nein, für den einen oder anderen bedeutet das Wort: Gib deine Zukunftspläne auf, gib deine irdische Arbeit mit ihrem Recht, ihrem schönen Gewinn auf und werde Kolporteur oder Krankenpfleger, Prediger oder Missionar, Diakonisse oder Erzieher von Waisenkindern und dergleichen. Ach, daß der Herr auch zu dem einen oder andern unter uns in diesem Sinn sprechen könnte: „Verlaß deine Netze und folge mir nach.“
Was aber werden wir erfahren und erleben, wenn wir Jesu nachfolgen? Nun, dasselbe was die Jünger miterleben durften: Wir werden ihn immer mehr kennen lernen in seiner Lehre, Macht und Heiligkeit, in seiner Liebe und Gnade und Treue. Wir werden Blicke in Jesu Herz tun und Dinge sehen, die den Augen der Welt verborgen sind.
Als Jesus in Kapernaum in die Synagoge kam, da erstaunten die Leute zunächst über seine Lehre. Petrus hat später einmal es so ausgedrückt: „Du hast Worte ewigen Lebens!“ Die Zuhörer von Kapernaum konnten zunächst gar nicht sagen, wie Jesu Lehre war, sie konnten nur sagen, wie sie nicht war: „Nicht wie die der Schriftgelehrten.“ Ach, es sind keine leeren Worte, Worte, die nur aus dem Kopf und nicht aus dem Herzen kommen, und darum nicht zu Herzen gehen. Es sind wahre Worte, von denen jedem sein Gewissen sagt: sie sind wahr, sie sind gut, sie gehen dich an. Es sind mächtige Worte, von denen jeder spürt: ich bin diesen Worten Gehorsam schuldig. Jesus fragt nicht danach, ob seine Worte den Leuten gefallen oder nicht, er fragt nicht, ob die andern auch so sagen wie er, ob die Worte die Vornehmen und Frommen strafen und entlarven. Er sagt die Wahrheit in Ernst und Liebe, aber seine Worte sind zu hoch und erhaben, als daß sie sich einschränken ließen von Menschenmeinung und Menschenbeifall. Das setzt die Leute in Erstaunen, das gefällt ihrem bessern Ich, sie sehen sich verstanden und erkannt. Aber nun ist die Frage, ob man sich beugt unter diese Worte oder sich entschuldigt, ob man ihnen recht gibt oder widerspricht, ob man ihnen gehorcht oder nicht. Jesu Worte sind auch insofern nicht wie die der Schriftgelehrten, daß sie für die einfachen Leute zu hoch sind; er spricht so einfach, bringt Beispiele aus dem Leben, aus Garten und Feld, Haus und Handwerk, Familie und Bibel, die jeder verstehen kann. Und doch sind seine Worte höher und tiefer, als die Wissenschaft der Gelehrten reicht; sie müssen werden wie ein Kindlein, ihr Geist reicht nicht aus, sie müssen einen neuen, seinen Heiligen Geist, haben, um ihn zu verstehen.
Aber Jesus lehrt nicht nur mit Worten, sondern mit Taten und beweist seine Heilandsmacht. Als ein armer Mensch, von der Gewalt eines bösen Geistes getrieben und gebunden, in der Synagoge laut aufschreit, da bedarf es nur eines Wortes aus Jesu Mund, und der Geist, dem Menschenmacht nicht gewachsen war, fuhr aus. Ja, Jesu Macht, die lernen wir in seiner Nachfolge kennen. Ein Wort Jesu und der Sturm schweigt, der Feigenbaum verdorrt, das Brot vervielfältigt sich unter der Jünger Hände, der Fisch bringt den Stater, der Aussätzige wird rein, der Blinde sieht, der Lahme geht, der Tote steht auf. Ein Wort, und der Spötter schweigt, der Versucher fliegt, der Widersacher verstummt, der Traurige ist getröstet, der Ratlose weiß was tun, der Sünder wacht auf, der Gnadensuchende weiß seine Sünden sich vergeben, der Jünger wirft sein Netz nicht vergeblich aus.
Ach, wie trostreich ist für uns diese erhabene Tatsache von der Macht des Wortes Jesu! Wie sollen wir alle die Stimmen und Stürme in unserm Innern zum Schweigen bringen, wie sollen wir Hoffnung fassen, daß all die Geister in unserer Gemeinde gebannt werden, daß die Geister der Habsucht und Eigenliebe, des Hochmuts und der Verzagtheit, der Eifersucht und Ehrfurcht, der Lieblosigkeit und des Richtens, des Afterredens und Widerspruchs und wie sie alle heißen, gebannt werden? Wir vertrauen der Macht Jesu.
Und unser Vertrauen wird bestärkt, da Jesu Wort und Tat nicht nur seine Macht sondern auch seine Heiligkeit offenbart. Ach, was kein unheiliger Menschengeist entdecken kann, das entdeckt Jesu heiliger Geist. Er lockt die Sünden aus ihren Schlupfwinkeln hervor, reißt ihnen die Maske vom Gesicht, die Sonne seiner Heiligkeit deckt jeden Flecken, jedes Stäublein auf. Das ist unbehagliche Wahrheit für Hochmütige und Selbstgerechte, die sich selbst entschuldigen wollen. Das ist furchtbare Wahrheit für den Sünder, dem es wohl ist in der Sünde und der in der Sünde bleiben will. Aber es ist tröstliche Wahrheit für alle die, die gerne rein sein möchten um jeden Preis. Denn dann haben sie Hoffnung, daß der Herr ihnen zeigt, wo es bei ihnen fehlt. Und mehr noch, sie haben Hoffnung, daß der Herr sie heilt und heiligt, weil ihm die Sünde ein Greuel ist, weil er gekommen ist, die Werke des Feindes zu zerstören. Wie oft habe ich das dem Herrn vorgehalten, wie oft hat mich das ermutigt und getröstet, daß der Herr kam, die Werke des Feindes zu zerstören!
Aber dieses heilige Zerstörungswerk geschieht nicht im Schlaf, geschieht nicht so, daß der Feind abzieht, ohne den geringsten Versuch des Widerstandes zu machen. Der unreine Geist zerrte den von ihm Besessenen, ehe er ausfuhr, er machte nochmals einen Versuch, sein Opfer unglücklich zu machen, ehe er vor dem Worte Jesu das Feld räumte. Und so ist es noch heute. Mancher Trinker hat es erfahren, wie ihm der Saufteufel nochmal besonders zusetzte, ehe er auf immer von ihm ließ. Mancher, der der Welt den Rücken kehren wollte unter dem Einfluß des Heiligen Geistes, hat vorher nochmal alle ihre Lockungen und Reize vor sich vorüber ziehen sehen. Mit manchen Menschen ward es vor ihrer Bekehrung schlimmer als je zuvor. Der Feind machte seine letzten Anstrengungen, sie zu halten. Und in feinerer Weise spüren auch Kinder Gottes etwas von dem Zerren des unreinen Geistes; ich denke daran, wie uns zuweilen eine Abneigung gegen diese und jene Persönlichkeit beschleicht, nicht weil sie unliebenswürdig wäre, sondern weil sie so geheiligt ist, weil uns bei ihrem Anblick alle unsere Fehler oder diese und jene besondere Sünde einfällt, gegen die wir noch nicht ernstlich genug gekämpft haben. Es ist einem peinlich, daß man sich durchschaut weiß, daß der andere nicht einstimmt in den Ton, den wir angeschlagen haben, und dann steigt eine Abneigung in unserem Herzen auf, der bis zu Neid und Haß sich steigern kann. O, wie wichtig ist es da, sich ins Licht der Wahrheit zu stellen! Wie manche Kinder Gottes haben, nachdem der unreine Geist ausgefahren war, bekannt, daß sie darum sich so ferne gehalten haben von dem und jenem Bruder, weil er wissend oder ahnungslos den Finger auf den wunden Punkt in ihrem Herzen und Leben gelegt hatte.
Doch zurück zu unserem Text. Des Heilands Tagewerk war noch nicht beendigt. Der mächtige heilige Lehrer sollte, nachdem er eben den Teufel ausgetrieben, Gelegenheit haben, von anderer Seite seine Persönlichkeit zu offenbaren.
Als er mit Petrus in dessen Haus geht, sagt man ihm davon, daß dessen Schwiegermutter krank darnieder liege. Und siehe da, der bewunderte Lehrer und Wundertäter, er hat ein Ohr und Herz für die Familienangelegenheiten Petri, er hat Zeit und Interesse für das alte Weiblein und tritt an ihr Bett, schilt das Fieber und es weicht, so daß die Frau alsbald aufstehen kann und, von der neugewonnenen Kraft Gebrauch machend, ihm diente.
Wie manche großen Leute, auch große fromme Leute, haben nicht viel Zeit übrig für den Einfachen, Unbedeutenden und Geringen; beim Herrn ist es nicht so. Er ist sofort für jeden zu sprechen, von dem man ihm sagt.
Ach, möchte auch uns dieses Wort ermutigen, Jesu von unseren Angehörigen zu sagen und zwar voll Hoffnung ihm davon zu sagen! Wir haben manchmal mehr Mut in fremder Angelegenheit zum Herrn zu kommen als in eigener. Wir haben zuweilen das Gefühl: ach, andere Leute haben soviel mehr Sorgen und Leid, sollte ich nun meines gleich wieder wegbeten wollen? Kann ich beanspruchen, daß der Herr mich und die Meinen anders behandelt als andere Leute? Allerdings können wir nichts beanspruchen, allerdings soll man nicht gleich alles wegbeten wollen, aber davon steht auch nichts in unserem Text, dort heißt es einfach: Und sie sagten Jesu von ihr, oder wie Lukas sagt: sie baten ihn für sie. Wenn wir das wirklich von Herzen tun, dann können wir den Herrn ruhig machen lassen, dann wird er das beste tun. Ach, wir beten so oft nur zur Zimmerdecke und zu unseren eigenen Ohren, statt zu fassen, daß, ehe wir beten und wenn wir gebetet haben, unser himmlischer Vater weiß, was wir bedürfen. Wenn wir wissen, er weiß es, dann können wir getrost sein, denn er weiß auch wohl, was er für Gedanken über uns hat, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides.
Man kann es unserer kurzen Erzählung anmerken, daß Markus es von einem Augenzeugen hat, was er uns berichtet, so malerisch beschreibt er es, wie er hinzutrat, sie bei der Hand nahm und aufrichtete. O, möchte der Heilige Geist uns dieses Bild lebendig machen, damit wir vertrauensvoll unsere schwache Hand in seine starke Rechte legen, damit wir mutig unsere Glaubenshand ausstrecken zu dem Herrn, der auch heute noch so handgreiflich hilft.
Aber auch der Schluß dieses Abschnittes: „Und sie diente ihnen“ darf immer wieder beachtet werden. Ihr wißt schon alle im voraus die Anwendung, die ich davon machen werde. Sie ist für den Kopf ganz selbstverständlich, aber für das träge, selbstsüchtige Herz nicht. Wäre es so selbstverständlich, daß, die da Jesu Liebe und Macht erfuhren, ihm dienten, ach, wie fruchtbar müßten wir alle sein! Ach, welches Gepräge hätte unser Dienst, nicht das der Last, nicht das des Muß, sondern das der Freude und Seligkeit. Aber nicht wahr, hie und da sind wir doch auch schon aufgestanden und dienten ihm, und wie köstlich war das dann! Ja, wir bezeugen es, das sind unsere seligsten Stunden, wenn wir begreifen, daß, was wir tun und wie wir tun was wir tun, unserem Herrn geschieht, der uns so viel getan hat.
Nun war der Abend herangekommen und der Sabbat vorbei. Hatte der Herr nun auch seine Ruhe? Ach nein! Hört es, ihr Vielbeschäftigten, hört es, die ihr auch durch allerlei Leute um eure freien Abende gebracht werdet: auch dem Herrn Jesu ging es nicht besser als uns. Als es Abend geworden war und die Sonne unterging, brachten sie alle Leidenden und Besessenen zu ihm, und die ganze Stadt war an der Tür versammelt. Statt Ruhe brachte der Abend dem Herrn vermehrte Anstrengung, und er murrt nicht und seufzt nicht. Er ist für all die vielen zu sprechen. Wir wissen, daß es dem Herrn von seiner eigenen Kraft kostete, wenn er die Leute heilte, wir wissen, wie es sein zartes Gemüt erschütterte, wenn er die furchtbaren Verwüstungen ansah, welche die Sünde unter uns anrichtete. Aber der Herr ist barmherzig und er ist treu, er wirkt so lange es Tag ist und er wirkt noch am Abend, und der Vater reicht seinem treuen Sohn und Knecht Gaben und Kräfte dar, wie er sie bedarf, so daß auch am Abend dieses arbeitsreichen Tages nochmals die Liebe Gottes sich herrlich offenbarte.
Des Heilands Verhalten wird uns noch lehrreicher, wenn wir uns fragen, warum kommen diese Leute wohl jetzt am Abend? Ohne Zweifel, weil sie es nicht wagten, während des Sabbats zu kommen, weil sie der Meinung waren, solche Sabbatsarbeit sei nicht erlaubt. Also von ihren verkehrten religiösen Anschauungen, von ihrer Beschränktheit und Geistlosigkeit mußte der Heiland leiden! Nun, er wird es ihnen aber noch gesagt haben? Er wird sie ein wenig gescholten und ihnen angekündigt haben, so etwas dürfe nicht wieder vorkommen? Nichts von alledem! Ach, wie können wir hier von ihm lernen, wie man die behandeln soll, welche noch nicht so viel Licht haben als wir. Vor allem ihnen Liebe, Mitleid und Barmherzigkeit erzeigen.