Schlatter, Adolf - Der erste Brief des Johannes - Kap. 2,1-6. Der Gehorsam gegen Christus.
In der Gemeinschaft mit Gott wird uns unsre Sünde klar und das Bekenntnis in uns erweckt, zugleich aber auch die Vergebung uns geschenkt, so dass wir von unsrer Sünde rein geworden sind. Das schreibe ich, sagt Johannes, damit ihr nicht sündigt, V. 1. Er möchte, dass wir seine Absicht nicht missverstehen. Durch das, was uns über die menschliche Sünde und die göttliche Gnade gesagt wird, können wir uns in der Sünde befestigen. So macht es jene halbe stumpfe Reue, wobei wir unsre Sündlichkeit nicht ableugnen, sondern zugeben und bedauern, aber als etwas unvermeidliches betrachten, was sich nicht ändern lasse und womit man sich zurecht finden müsse. Und ebenso macht es jener halbe und unreine Glaube, der sich Gottes Vergebung gern gefallen lässt, und sie immer wieder begehrt, aber nicht, um dadurch von jeder Sünde und Ungerechtigkeit rein zu werden, sondern weil man so mit gutem Trost und fröhlicher Hoffnung das Böse an sich haben kann. Nicht diese Reue und nicht diesen Glauben will Johannes pflanzen, sondern er will uns, ob er von der menschlichen Sünde spricht oder von der göttlichen Gnade, dazu bewegen, dass wir nicht sündigen, sondern von den bösen Dingen loskommen. Lässt er unsern Blick im Licht Gottes klar werden für unsre Sünde, so will er damit einen guten Willen in uns erwecken, der dem bösen Triebe redlich und gänzlich verschlossen ist. Und wenn er uns die Herrlichkeit der Gemeinschaft mit dem treuen und gerechten Gott darstellt, so will er uns damit zeigen, wie wir vom Bösen gründlich und wirksam geschieden sind. Nur das ist der rechte Gebrauch des apostolischen Worts.
Er sagt der Gemeinde, dass er sich zu ihnen, wie zu seinen Kindern stellt. Er hat ihnen den Ernst des Evangeliums sichtbar gemacht, dass es uns als heilige Macht erfasst und das Böse verbietet. Aber er sagt uns das nicht als ein hartes und drohendes Wort. Es ist die reine Liebe Gottes und die Liebe des Apostels, die uns das Böse untersagt und unmöglich macht. Was soll er denn von seinen Kindlein wünschen, als dass sie nicht sündigen?
Unser Inwendiges ist beweglich; wir können uns wenden und dem versuchlichen Trieb uns öffnen, dann tun wir einen falschen Schritt. Ist damit alles verloren? Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, ihn, der gerecht ist. Dann kommt es uns zu gut, dass wir Jesus verbunden sind. Er bricht seine Gemeinschaft mit uns nicht ab, auch wenn wir fallen, und verleugnet uns wegen unsrer Sünde nicht. Er stellt sich vor dem Vater zu uns, heißt uns die Seinigen und macht, dass wir seinetwegen in Gottes Gnade bleiben trotz unsres Sündigens.
Spricht Jesus für uns, so spricht nicht ein Sünder für den Sünder. Ein Sünder entschuldigt gern den andern; denn er entschuldigt damit auch sich selbst. Darum hat solche Fürsprache kein Gewicht. Wenn aber Jesus für uns redet, dann spricht der Gerechte für die, die gesündigt haben, und das ist eine wirksame Fürsprache und ein kräftiger Grund, um deswillen uns Gottes Verzeihung widerfährt. Johannes stellt unsere Zuversicht auf Jesu Gerechtigkeit, nicht weil er den Vater leer an Gnade dächte, so dass er uns nicht in seiner eignen Treue und Barmherzigkeit helfen wollte. Durch Jesus hat er solche Gedanken über Gott verlernt. Er hat aber an Jesus gesehen, wie Gott uns hilft, und das Mittel, durch welches Gott uns Vergebung bereitet hat, besteht darin, dass er uns den Gerechten gab, der vor dem Vater steht und doch mit uns verbunden ist, und seine Gemeinschaft mit uns erhält, auch durch unser Sündigen hindurch. Dadurch ist uns der kräftige Grund gegeben, um deswillen uns Gottes Gnade umfasst und um deswillen wir gläubig vor ihm stehen dürfen auch nach unserm Fall.
Zuerst hat uns Johannes wegen unsrer Sünde damit getröstet, dass Jesus sein Blut vergossen hat; jetzt tröstet er uns damit, dass er beim Vater lebt. Sein Sterben und sein Leben dient derselben Gnade. Jesus hat uns seine Gnade nicht nur einmal erwiesen, als er das Kreuz trug, sondern er ist jetzt der bei Gott lebendige und erwirbt uns, wenn wir fallen, die neue Begnadigung von Gott.
Die Fürsprache, die uns Jesus gewährt, ist ein Teil seines großen Werks, wie er es einst auf Erden und jetzt im Himmel vollbringt. Durch dasselbe ist er die Versöhnung für unsre Sünden, V. 2. Er ist das, was sie deckt, und ihnen die Macht nimmt uns zu verderben, und sie dem Gericht Gottes entzieht und bewirkt, dass wir dennoch mit Gott in Gemeinschaft stehn. Das wird uns alles deswegen zu teil, weil Jesus lebt. Alles was er ist, hilft zu diesem Zwecke mit, sein Leben und Sterben, sein Kreuz und seine Erhöhung, seine Gemeinschaft mit dem Vater und seine Gemeinschaft mit uns. Unsere Versöhnung hängt nicht nur an einer besondern Tat Christi, sondern an ihm, daran, dass Gott uns ihn gegeben hat. Darum haben wir's bei ihm zu suchen, dass unsre Schuld getilgt werde, und haben's ihm zu danken, dass unsre Sünden zergangen und beseitigt sind.
Dazu hat ihn Gott nicht nur mir, sondern der Welt gegeben. Wie meine Sünde durch ihn vergeben und erledigt ist, so auch die der ganzen Welt. Johannes verwehrt es uns, Christi Gnade in enge, dürftige Grenzen zu fassen. Sie ist nicht nur mir, auch nicht nur der gläubigen Gemeinde, sondern der ganzen Welt widerfahren, und hat die Macht, die ganze Welt von ihrer Schuld frei zu machen, und ihre Sünden wegzuheben. Wie sie von einer gemeinsamen Schuld umstrickt ist, so hat sie auch an einer gemeinsamen Gnade teil.
Darin liegt ein kräftiger Antrieb zum Glauben. Es wäre eine bedenkliche Sache, wenn wir für unsre eigne Sünde glauben sollten, dass sie von Jesus gedeckt und vergeben werde, und die andern von Jesu Vergebung ausschließen müssten, weil ihre Sünde zu groß für seine Hilfe sei. Da könnten wir unsern Glauben nicht vom Zweifel frei halten, ob denn unsere Sünde so viel kleiner und geringer sei, als die der Welt, für welche Jesu Versöhnung nicht gültig sei. Nun ist aber die ganze Welt von Jesu Gnade umfasst, so dass es keine Sünde in ihr gibt, für die er nicht die gerechte und vollkommene Tilgung und Heilung wäre. Jetzt darf ich meine eigne Sünde auch nicht von seinem Versöhnen ausschließen, und darf nicht sagen: er vergibt den andern, jedoch nicht mir. Sein Vergeben, das die Sünden der Welt wegnimmt, tilgt auch die meinigen, so dass sie nur dann auf mir liegen bleiben, mir zur Schuld und zum Verderben, wenn ich die Verzeihung, die er mir verschafft hat, verachte und vernichte. Dadurch, dass Jesu Versöhnung etwas ganzes ist, was die Welt umfasst, wird unser Glaube sicher und fest.
Johannes spricht später oft und ernst von der bösen Art der Welt und trennt die Gemeinde von derselben und heißt sie ihren Unterschied von ihr erkennen und bewahren. Das erste, was er von der Welt sagt, ist jedoch dies, dass sie unter Christi Gnade steht, und das Kreuz mit seinem Segen ihr geschenkt ist und ihr für ihre Sünden die Vergebung bringt. Wir dürfen es, wo immer wir in der Welt stehen und gehen, festhalten: wir haben es überall mit Leuten zu tun, deren Sünde durch Jesus versöhnt und vergeben ist.
Sündigen wir, so ist Jesus unsre Hilfe; wir kennen ihn, und dadurch sind wir geborgen. Wer ihn kennt, für den tritt er beim Vater ein, und zählt ihn zu den Seinen, die ihm nicht verloren gehen. So hat. Johannes uns die linde Süßigkeit des Evangeliums bezeugt; nun zeigt er uns seine Kraft und seinen Ernst. Er heißt die Glaubenden sich selber prüfen, ob sie wirklich Jesus kennen, ob ihnen das Auge hell geworden ist zu seiner Wahrnehmung, ob sie's erfasst haben, was er vor Gott und für die Menschen ist, was er ihnen gibt und aus ihnen macht. Wir sollen nicht leichthin sagen: wir kennen ihnen, wir sollen es erkennen, dass wir ihn kennen, und das merken wir daran, dass wir seine Gebote halten, V. 3.
Oder spricht er von Gott? Er sagt nur: wir haben ihn erkannt. Es liegt ihm nicht daran, unsere Gedanken bestimmt und ausdrücklich allein auf Jesus oder allein auf Gott hinzulenken. Der Vater und Sohn sind eins. Wer Jesus erkannt hat, hat Gott erkannt. Wenn wir ein wahres und lebendiges Bild Jesu in uns tragen, so sind wir Gottes gewiss worden und haben verstanden, was er ist und will. Wiederum wenn wir einen lebendigen und wahren Eindruck von Gott in unsrer Seele tragen, dann haben wir in Jesu Wesen, Macht, Herrlichkeit und Gnade hineingeblickt und ihn erkannt. Deswegen gilt es von der Erkenntnis Gottes und Jesu gleichmäßig, dass sie darin ihr Merkzeichen und ihre Bewährung hat, dass wir seine Gebote halten.
Jesus ist der Herr und der Herr gibt den Seinigen seine Gebote, und seine Gebote sind Gottes Gebote und etwas Deutliches und Sicheres. Wir kennen sie durch sein Wort genau und wissen, wie er will, dass wir gesinnt seien. Nun sieh, sagt Johannes, ob du's so machst, wie er es befahl. Was gilt dir Jesu Gebot? Wenn es dir heilig ist und ein herzlicher Gehorsam gegen dasselbe in dir ist, dann hast du's verstanden, was Jesus ist, und ein Blick, der ihn erfasst, war dir geschenkt.
Erst damit ist vollständig ausgesprochen, was Jesus gegen unsre Sünde tut. Er macht uns von ihrer Schuld frei durch sein Versöhnen und gibt uns zugleich sein Gebot ins Herz, wodurch er uns von unserer bösen Art abzieht und auf Gottes guten Weg leitet. Er nimmt uns das erdrückende Joch ab, das wir selbst uns aufgeladen haben, und gibt uns statt dessen sein Joch und zieht uns in seinen Dienst und macht uns dadurch vom Dienst der Sünde los. So wird er uns zum Heiland, der uns vom Bösen hilft.
Es ist nicht möglich, ihn zu kennen und zugleich sein Gebot zu verwerfen. Wer ihn kennt, hat's gesehen, dass er der Herr ist in der Macht Gottes, der berufen und gesalbt ist, uns zu regieren, und dass er der Sohn ist in der Einheit mit dem Vater, so dass sein Gebot nichts andres als der Wille Gottes ist, und dass er der Heilige ist, von allem Bösen getrennt, so dass sein Gebot uns von unsrer bösen Weise hilft, und dass er der Gnädige ist, der's gut mit uns meint, so dass sein Gebot lauter Heil und Segen für uns ist.
Darum lässt es Johannes niemand gelten, dass er Christum kenne, wenn er nicht seine Gebote hält. Wie Jakobus gegen den falschen, unreinen Glauben streitet, der sich dünken lässt, er kenne Gott, und doch seine Gebote vergisst und verachtet, so kämpft Johannes gegen das falsche, unreine Wissen, wodurch wir uns einbilden, wir hätten Jesus und Gott in ihm erfasst, das uns aber nicht bewegt und regiert und gehorsam macht, sondern unwirksam und unfruchtbar in unserm Geiste liegt, abgesperrt von dem, was wir sind und tun. Wer sich der Kenntnis Christi rühmt, und ihr doch verwehrt, sein Gebot uns teuer und heilig zu machen, der ist ein Lügner, V. 4. So kann man nur verfahren, wenn man die Wahrhaftigkeit in sich ertötet, seine Gedanken verdreht und an leeren Worten seine Freude hat. In dem ist die Wahrheit nicht.
So wenig ich Gott, dem ewigen Licht, das Leuchten nehmen kann, so dass es bei mir wäre und mich doch im Finstern ließe, so wenig kann ich Christus von seinem Gebote scheiden, so dass ich ihn haben und kennen könnte, ohne sein Gebot. Wenn wir dieses verachten, dann ist er uns entzogen und verborgen und nicht für uns gekommen, und was uns von ihm bleibt, ist ein leeres, falsches Bild, das uns nicht mit ihm in Gemeinschaft bringt.
Seine Gebote bewahren, und sein Wort bewahren, das ist dasselbe. Wir können von seinem Wort sein Gebot nicht absondern und es beiseite legen, und etwa bloß die Verheißung behalten. Jesus hat sie in seinem Wort zusammengeknüpft und sein Wort ist das Mittel, durch welches uns Gottes Liebe erreicht.
Gottes Liebe hat Jesus gesandt und hat ihm sein Wort vorgesagt und eingeflößt, und sucht durch dasselbe unser Herz. So lange wir uns ihr verschließen, ist sie noch nicht vollkommen, und noch nicht an ihrem Ziel. Aber wenn wir Jesu Wort fassen und bewahren, in dem ist die Liebe Gottes vollendet worden. Um in der vollkommenen und wirksamen Liebe Gottes zu stehen, die keinen Schatten an sich hat und allen Zwiespalt verschwinden macht, dazu bedarf es nur eins, dass wir Jesu Wort haben. Dann ist Gott für uns, Gottes Liebe uns zugewandt, Gottes Gabe uns beigelegt und die Gemeinschaft mit ihm da.
Wie Jakobus das Wort gepriesen hat, als das welches Kraft hat, unsre Seelen zu erretten, Kap. 1,21, so stellt es uns Johannes dar als den Boten der göttlichen Liebe, der sie uns in ihrer Vollkommenheit überbringt und zu eigen gibt, so wie wir es bewahren.
Wenn wir sein Wort nicht bewahren, bloß hören, aber nicht tun, oder nicht einmal hören mögen, so hindern wir dadurch Gottes Liebe, ihr Ziel zu erreichen und vollkommen zu werden. In Gott ist sie freilich ewiglich vollkommen, ein heller Glanz ohne Finsternis, aber sie möchte sich auch in uns vollenden, weil es die Ar der Liebe ist, dass sie an die andern denkt, um sie sich kümmert und in ihr Herz Eingang sucht. Durch unser Widerstreben gegen Jesu Wort stoßen wir sie zurück, lassen sie uns vergeblich suchen und vereiteln ihr Werk. So geht uns ihr Segen verloren und wir fallen aus der Liebe Gottes heraus. So viel bedeutet es, wenn wir das Wort verwerfen; wir haben uns dadurch um Gottes Liebe gebracht.
Immer näher und inniger stellt Johannes Jesus vor uns hin. Er hat zuerst gesagt: ihr kennt ihn. Er ist unserm Blick fasslich und sein Bild enthüllt sich uns. Nun lässt er sein Wort steigen: ihr kennt ihn nicht bloß, ihr seid in ihm. Er zieht nicht nur unsre Gedanken, er zieht uns selbst zu sich; so wird er der Ort, der uns trägt und umschlossen hält, und der Grund unsres Lebens, an dem es hängt. Er nimmt uns an sich und zählt uns zu sich und gibt uns bei ihm Platz und Raum. Sind wir in ihm, so sind wir in Gott. Seine Erhebung in den Himmel und seine Gleichheit mit dem Vater gibt ihm das weite große Herz, das Raum hat alle in sich aufzunehmen, und die herrliche Macht, aller zu gedenken, alle zu lieben, für alle zu leben. Johannes heißt uns aus der himmlischen Art Christi keinen Zweifel ziehen, als wäre er uns dadurch entzogen; wo er ist, da sind auch wir; er trägt und hält uns und hat uns mit sich selber durch ein festes Band verknüpft.
Damit wir uns aber nicht selber täuschen und betrügen, hält er uns das Merkzeichen vor, woran wir erkennen, dass wir in ihm sind, eben daran, dass Gottes Liebe in uns ist mittelst seines Wortes. Ist sein Wort in uns, dann sind wir in ihm, dann besteht dieser kräftige Zusammenhang, der uns mit ihm vereinigt. Wenn wir mit seinem Wort in Zwiespalt sind und es aus unserm Herzen ausstoßen und unsern Willen gegen sein Gebot verhärten, wie sollten wir eins sein können mit ihm? Wenn wir aus der Liebe Gottes herausfallen, wie sollten wir ihm verbunden bleiben? Umgekehrt wenn uns die Liebe Gottes umfängt und sich in uns vollendet, wie sollten wir von ihm geschieden sein?
Darum wer sagt, dass er in ihm bleibe - da steigt das Wort des Apostels noch einmal. Er hat gesagt: ihr seid in ihm, nun fügt er bei: ihr bleibt in ihm. Ich kann mich nicht nur jetzt ihm verbunden achten, kann nicht glauben, dass er jetzt mich hineingepflanzt habe in sein eignes Wesen, aber bald mich wieder von sich ausschließen und entfernen werde, dass er jetzt mir Raum gönne bei sich und ihn morgen mir versage und zuschließe. Unser dankbarer und gläubiger Preis seiner Gnade muss in die Höhe: sind wir in ihm, so bleiben wir in ihm. Er verbindet uns mit sich mit ewiger Festigkeit; es hat uns eine vollkommene, nicht eine schwankende und wechselnde Liebe ergriffen, und was er in sich aufgenommen hat, das verliert er nimmermehr. Das ist des Glaubens Art, dass er im Anfang die Vollendung, in der Wurzel die Frucht, in dem was uns jetzt gegeben ist, das was uns ewig verliehen ist, erfasst, weil er der vollkommenen Gnade ins Auge schaut und sie nicht nach unsrer menschlichen Schwachheit, Armut und Wandelbarkeit bemisst, sondern nach Gottes Art.
Johannes wiederholt auch hier Jesu Verheißung und Gebot: bleibt in mir.
Wer aber mit diesem freudigen Blick vorwärts schaut und mit dem Triumph des Glaubens spricht: ich werde in ihm bleiben, und Christum ergreift als sein unverlierbares Gut und sein ewiges Glück, der ist schuldig, auch selbst so zu wandeln, wie er gewandelt hat, V. 6. Wenn ich sagte: ich bleibe bei ihm, und doch nicht Jesu, sondern meinen eigenen Weg ginge, so hätte ich ja und nein zur selben Zeit gesagt, und aus mir einen Mann mit der doppelten Seele gemacht, Jak. 1,8. Durch den Ort, an den ich mich stelle, empfange ich mein Gesetz. Stelle ich mich zu Jesus, so wird er mir mein Gesetz; stelle ich mich von ihm weg, an meinen eigenen Ort, so nehme ich mein Gesetz und meine Regel aus meinem Eigenwillen. Wie ich mich bewegen muss, hängt ab von dem, der mich trägt. Halte ich mich an Christus, dann muss ich mich nach seinem Sinn bewegen; nach meinem Eigensinn oder nach des Teufels Sinn kann ich mich nur dann bewegen, wenn ich von ihm los und auf mich selbst gegründet bin. Johannes stellt hier Jesu Beispiel neben sein Gebot.
Er leitet uns nicht nur durch das, was er sagt, sondern auch durch das, was er tat. Alles, was wir von ihm wissen, jede Tat, die er vollbringt, seine ganze Weise, wie er sich zum Vater und zu den Menschen stellt, zeigt auch uns unsern Weg. Bei ihm war Wort und Wandel eins. Er hat sein Gebot nicht bloß auf uns gelegt, sondern sich selbst vollkommen unter dasselbe gestellt, und selbst in der Güte gelebt, zu der er uns beruft. Nun hat ihm sein besonderer Beruf, dass er der Sohn Gottes und Herr seiner Gemeinde ist, besondere Werke auferlegt, die ihm vorbehalten sind. Er hat Taten der Macht getan, die wir nicht zu tun haben, und Leiden getragen, die wir nicht zu tragen haben, weil er sie für uns trug. So haben auch wir unsern besondern Beruf, sind Hausväter und Gatten und Handwerker und allerlei, was Jesus nicht gewesen ist. Und doch ist's eine gültige und deutliche Regel, die unsern ganzen Lebenslauf in Ordnung bringt, dass wir wandeln, wie er gewandelt hat. Wir sind nicht er, und werden Toren, wenn wir uns stellen, als wären wir er, und können dennoch an ihm sehen, wie wir an unserm Ort und mit unsrer Kraft unsern Lebenslauf vollbringen nach Gottes Sinn. Wir wissen bei redlicher Besinnung wohl, ob das, was uns bewegt, ihm gleicht oder nicht, ob wir ihn dabei an unsrer Seite haben oder von ihm abgewichen sind.