Savonarola, Girolamo - Von des Bräutigams herrlichem Namen und wie die Braut ihn verliert, sucht und wiederfindet.

Savonarola, Girolamo - Von des Bräutigams herrlichem Namen und wie die Braut ihn verliert, sucht und wiederfindet.

Sermoni XIX n. prima ep. di S. Giovanni et altri luoghi d. s. Sermone XVIII.

Predigt am 1. Sonntag nach Epiph. 1492 über Hohes Lied 1,3.

Herr unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen! (Ps. 8.)

Meine Lieben! Wenn der anbetungswerte Name des Herrn Jesu Christi so erkannt und geliebt würde, als er unergründlich und liebenswert ist, so wäre in uns eine solche Flamme der Liebe, dass wir, Alles vergessend, was in der Welt ist, nichts Anderes mehr liebten, nichts Anderes mehr suchten, an nichts Anderem mehr Freude fänden. Aber unverständlich bleibt der Name, so lange sein Gegenstand nicht erkannt ist. Was ist der Name Diamant, wenn wir den Diamant selbst nicht kennen? Der Gegenstand des Namens Jesu, nur von Gott wird er erkannt, nur von den Seligen begriffen, aber geglaubt soll er werden von den Pilgern zum Himmelreich. Als der Apostel bis in den dritten Himmel entrückt wurde, hörte er unaussprechliche Worte, die kein Menschenmund aussprechen kann. Denn unerforschlich ist was droben ist und das Wort davon so unbegreiflich, als das ewige Wort selbst, durch das alle diese Dinge geschaffen sind. Darum erforschen wir nicht, was der Name Jesu in sich fasst.

Dennoch, der uns an seinen Namen glauben, der uns ihn nur ahnen lässt, er durchdringt so tief das Menschenherz, dass Viele für diesen Namen sich selbst aufgaben. Erneuert hat er diese ganze Welt, wunderreich wirkt er in allen Herzen, selbst in den Herzen der Engel. Wunderreich ist er an Erhabenheit und Ehre; wunderreich an Sanftmut und Freundlichkeit, an Kraft und Gewalt und des Weiteren genug. Von der Kraft und Gewalt dieses Namens wollen wir nun reden, besonders, wie wunderbar er die Herzen der Gerechten umwandelt. Scheint Jemandem dieses Namens Kraft unglaublich, weil er sie noch nicht erfahren hat, so können wir sie ihm an der Umwandlung der Herzen der Sünder, und wenn er auch da noch nicht glaubt, an den Wunderwerken zeigen, die er tat.

So wendet euer Herz denn zu meinen Worten und damit ihr wisst, was ich beabsichtige, so trete jene Braut in unsere Mitte, die da spricht: Ausgegossenes Balsamöl ist dein Name, darum lieben dich die Jungfrauen. (Hohes Lied 1,3.)

Ja wohl, ein Balsamöl, denn dieses heilt und mildert, stärkt und durchdringt, es verbreitet sich und schwebt über dem Wasser. Ebenso ist sein Name über alle Namen, alle Welt zieht er in seine Liebe. Wenn die Braut aber dieses Namens denkt, so ist sie bald hoffnungslos, bald zur Hoffnung erhoben; bald beschämt, bald voll frohen Vertrauens; bald ist so groß ihre Liebe, bald so klein, als liebte sie ihn nicht mehr; bald fühlt sie sich so fromm, bald so harten Herzens; so selig, froh und doch wieder so tief betrübt. Jetzt sucht sie die Einsamkeit, jetzt das Getümmel; jetzt erfreut sie seine Gegenwart, jetzt sucht sie den Bräutigam, denn er ist ferne. Alle Tage, Stunden und Augenblicke fühlt sie sich verändert. Was beginnt da die Braut? Sie sammelt den Geist, sie betrachtet diesen Namen und ruft hinein in ihr innerstes Herz: Jesu, mein Gott! mein Gott sei du, und ich will dich bekennen; mein Gott sei du, und ich will dich preisen. Das ist mein Gott, er hat mich gesehen von Ewigkeit an und spricht zu mir: ehe ich dich bildete im Menschenleibe, habe ich dich erkannt. Weil er von Ewigkeit an so viel Gutes mir zugedacht, noch ehe ich ihn kannte und liebte, so muss er mich lieben von Ewigkeit. Ja, er hat mich geliebt in ewiger Liebe, sagt Jeremias der Prophet. Und weil er mich liebt, so will er, ich soll ihn wieder lieben, dass uns das Band wahrer Liebe verknüpfe. Er schuf mich, damit ich ihn erkenne, und wenn ich ihn kenne, ihn liebe, und wenn ich ihn liebe, sein genieße, und wenn ich ihn genieße, ihn besitze, auf dass sein Gedächtnis nie aus meinem Herzen weiche. Ich sah ihn nicht und er schuf mich nach seinem Bilde; habe ich also immer das Bild meines Gottes bei mir, so muss ich auch immer sein gedenken. In aller Welt ist er nur mein Sehnen, darin machte er mich den Engeln gleich; meine Vollkommenheit, meine Seligkeit ist nur in ihm allein, daher ist mein Herz immer unruhig ohne ihn; nichts Vergänglichem, nichts Leiblichem soll ich mich unterwerfen, darum gab er mir die unsterbliche Seele, die höher ist, als die Himmelsräume über mir, dazu verhieß er meinem Leib auch seligere Unsterblichkeit, als sie die Sterne haben über mir; ja um mich noch inniger zur Liebe zu rufen, hat er zum Herrn mich gemacht aller leiblichen Dinge, wie er der Herr ist aller leiblichen und geistigen Wesen. Er macht, dass die Gestirne mir dienen, die Tiere, die Pflanzen und die ganze Schöpfung; gesetzt hat er mich zum Mittelpunkt der Welt, denn alle Wesen finden sich in gewissem Sinne in mir, die leiblichen in meinem Leib, die seelischen in meiner Seele, die Engel in meinem Geist. Sie alle rufen mir zu: „liebe den Herrn deinen Gott von ganzem Herzen, über alle Dinge!“ Alle Wesen, die ich schaue, helfen dem Geiste, Gott zu erkennen, und entzünden das Herz, ihn zu lieben. Was soll ich noch sagen, dass er gesunden Geist mir gab in gesundem Leibe und mit unzähligen andern Wohltaten mich erfreut? Dass er mich erlöst hat mit seinem heiligen Blut und mit vieler Mühe! Siehe, nicht schuf er mich für die Zeit nach dem Naturgesetze, sonst hätte der Mensch nicht den Beistand des Schriftgesetzes; nicht schuf er mich nur für die Zeit dieses Gesetzes, sonst wäre mir nicht die Hilfe seiner Gnade geworden, dass ich nicht verblendet sei im Unglauben, wie unter den Heiden, dass ich nicht bleibe ohne seine Erkenntnis, wie in der Wüste wandelnd, dass ich nicht nur ein tierisches Wesen sei, wie rohe Menschen, sondern in seiner Gottesstadt lernen könne; deshalb habe ich die Taufe empfangen, deshalb fehlen mir auch die andern Sakramente nicht, deshalb habe ich so oft die Predigt gehört. Nicht hat er mich zu einem Fürsten, nicht zu einem reichen Herrn gemacht, da diese so schwer in das Himmelreich kommen, aber er ließ mich auch nicht ganz arm und elend, dass ich nicht verzage. Was soll ich weiter sagen von der steten inneren Einwirkung seines Geistes? Geschieht es nicht, um mich zu bessern, zu strafen, zu mahnen, zu unterrichten, zu erwecken, mich zum Guten zu leiten, zu stärken, zu befestigen, mir die Eitelkeit der Welt und die Herrlichkeit des Paradieses zu zeigen? Kurz so viel sind seiner Wohltaten gegen mich, dass ich sie nicht aufzählen kann, aber ich Elender liebe den nicht, der mich so liebte. Er hat mich immer geliebt und ich ihn immer beleidigt, denn ich tat ja nichts Anderes als Sünden. Ja, siebenmal fällt der Gerechte selbst; siebzigmal siebenmal bin ich gefallen; denn meines Gottes Liebe verwerfe ich und suche die Liebe der Menschen. Seele, wo hast du sein Ebenbild? Verachtet hast du's und besudelt. Er sucht es bei mir; doch wes ist das Bild und die Überschrift? Was soll ich ihm antworten, wessen Bild bin ich? Weh, weh mir, des Kaisers, des Fürsten dieser Welt, des Satans. Und das furchtbare Urteil heißt: so gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Ich Elender suche Alles, nur Gott nicht und mein Herz ist ruhelos ohne ihn. Meine Seele, die höher ist als der Himmel über mir, hat sich hinabgeworfen zum Tande der Erde und sich zu ihrer Magd gemacht, zur Magd des Nichtswürdigen, zu der Sünde Magd. Nicht hören will ich seine Mahnungen, seines Geistes Einfluss fliehe ich, kümmere mich nicht um sein heiliges Blut. Das undankbarste der Wesen bin ich, da ich solche Fülle von Wohltaten nicht erkennen und nicht preisen mag. Wie will ich erscheinen vor dem Richterstuhl Christi? Wie werd' ich ertragen all' die Beschämung und Bestürzung, wenn er nun zu mir reden. wird: „wie viel konnte ich vom meinem Weinberge ernten und habe nichts geerntet; ich suchte Trauben und finde Härlinge.“

So sah ich die Seele an Jesu Namen verzweifeln, da sie forschend in ihr Inneres drang. Aber horch: eine Stimme, sie lässt sich hören aus diesem heiligen Namen: „erhebe dich und fasse Mut, o Tochter Zion.“ Wir wandelten alle in der Irre, wie Schafe, und ging ein Jeder seinen eigenen Weg, aber der Herr warf unser Aller Sünde auf ihn. Ist es Jesus nicht, der gekommen ist, die Sünder selig zu machen? Der da gesagt hat: Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Frommen? Ist's nicht er, der mit den Sündern isst? Ist er es nicht, der die Ehebrecherin freilässt, der eine büßende Maria so holdselig, freundlich vom Staube erhebt, der einen Räuber noch aufnimmt und am Kreuze noch für seine Feinde fleht? Warum ist er, da wir noch schwach waren in der Zeit, für die Gottlosen gestorben? Ist er gestorben für die Gerechten, oder für die Ungerechten? Was wollen diese Wunden sagen? Was dies Blut? Was diese Arme, am Kreuze ausgespannt? Was diese Erbarmung und diese Liebe? – „Kehre wieder, kehre wieder, o Sulamith, kehre wieder, dass ich dich schaue. Fürchte dich nicht, weil es der Herr sagt. Du Arme stehest in Sturmes Mitte ohne Zuflucht. Aber siehe, ich habe dir einen Grund gelegt; von Karfunkel sollen deine Wände sein und von Saphir deine Säulen.“ Da erhob sich die Seele, als würde sie aufgeweckt aus tiefem Schlafe, da erwachte sie und tat die Augen auf, zum Himmel seufzte sie, und da sie das Alles bedachte, begann sie zu hoffen. Das Alles, sprach sie, nahm ich zu Herzen, darum hoffe ich. Die Erbarmung des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende. Und im Feuer der Liebe gelobt die Braut, das Bessere zu wählen; schnell, sogleich will ich beginnen, sagt sie.

Ihre Änderung kam ihr von der rechten Hand der Kraft; aber siehst du, wie ihre Feinde gegen sie streiten? Nicht folgt sie mit Liebeseifer den heiligen Eindrücken, oft noch sündigt sie und fällt in die Sünden zurück, ohne die die menschliche Schwachheit nicht leben kann. So manche Zeit verliert sie, sie redet müßige Worte, zerstreut sich so oft in schlimmen Gedanken, unterlässt des Guten so viel und wird lässig im Gebet. Darum schämt sie sich, wieder zu Jesu zu gehen. Wenn sie anschaut die großen Wohltaten ihres Jesus, und bedenkt, wie großes Übel sie wieder getan, da weint sie bitterlich und spricht: „Wie haben meine Schlechtigkeiten mich wieder überwunden und mir meine Last erschwert! Wie bin ich zerknirscht und zerschlagen, schreie vor Jammer meines Herzens! Herr, all' mein Sehnen ist vor deinen Augen und mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Siehe, ich wollte es gut machen und bin gefallen. Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen das Gute finde ich nicht. Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes! Ich schäme mich, zum Herrn zu gehen, den ich alle Tage beleidige. Sein Name ist's, der mich schamrot macht.“

Aber horch, es schallt von Neuem die Stimme des heiligen Namens: „Was fürchtest du nur, o Menschenherz? Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte Mitleid haben mit unserer Schwachheit, sondern der versucht ward allenthalben, gleichwie wir, doch ohne Sünde. Lasst uns vertrauend gehen zum Throne der Gnade, Erbarmen zu finden beim rechten Helfer.“ So fasst die Seele Vertrauen und spricht zu Jesu: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Keiner kann helfen, außer dir. Zu dir, Herr, erhebt die Braut ihre Seele. Herr, auf dich traue ich, lass mich nicht zu Schanden werden.“ Die Liebe Jesu schauend und die in seinem lieben Namen dargebotene Gnade, wird sie entflammt und fühlt mit Entzücken, wie sie von Jesu geliebt wird. „Gott, ich liebe dich und sehne mich nach deiner Liebe. Mein Herz hast du verwundet, es will dein nie mehr vergessen. Neige, o Herr, mein Herz zu deinen Zeugnissen. Nimm mich auf, wie du verheißen hast, und mache mich lebendig, lass meine Hoffnung nicht zu Schanden werden. Hilf mir, und ich genese und will mich immer richten nach deiner Gerechtigkeit.“ Und nun wendet sie sich gegen sich selbst im Unwillen über ihre Sinnlichkeit und spricht: „Was verfolgt ihr mich, ihr verkehrten Neigungen? Weicht von mir, ihr schändlichen Lüste, ich will die Gebote meines Gottes suchen!“ So beginnt sie mit dem Streit gegen ihre Sünden und Laster: Weicht von mir, alle Übeltäter, sagt der Prophet, denn der Herr erhört die Stimme meines Weinens. Und von Neuem betrachtet sie den Namen ihres Jesus, wie er sie erhört hat in der Fülle seines Erbarmens, da er für sie seine Leiden trug. Da beginnt sie weich zu werden, ist bewegt von frommem Mitleid, voll Reue klagt sie und wünscht mit ihm zu leiden, indem sie spricht: fürwahr er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wie vergelte ich ihm das, was er an mir getan? Ich will den Kelch des Heils nehmen und den Namen des Herrn anrufen! Und wenn sie wieder seiner Liebe denkt, so wird sie fröhlich und sagt in jubelndem Danke: Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich! Dann sehnt sie sich nach seiner Herrlichkeit und seufzt: „Wann werde ich kommen und erscheinen vor dem Angesicht meines Gottes? Weh mir, dass mein Wohnen im fremden Lande so lange währt. Ich muss wohnen unter den Hütten Kedars; es wird meiner Seele lange zu wohnen im fremden Lande!“ Deshalb wünscht sie den geliebten Jesus zu genießen, sie sucht die Einsamkeit, dass Jesus zum Herzen spreche. Siehe, sagt der Prophet, ich bin in das Einsame geflohen (die Wüste). Ich harre, dass Er mich errette von dem Unwetter und herausreiße aus den Stürmen.

Aber da denkt sie des Heils und der Verdammnis ihrer Brüder und dass ihr Jesus sie erlöset hat mit seinem Blut. Nun sucht sie das Heil der Brüder und vom Geist getrieben, geht sie hinaus ins Getümmel, freilich nicht ohne Sünden, und spricht: „Komm, mein Freund, (singt das Hohelied 7, 11), lass uns auf das Feld hinausgehen und auf den Dörfern bleiben, dass wir früh aufstehen zu den Weinbergen, dass wir sehen, ob der Weinstock blühe und Augen gewonnen habe.“ Wenn du mir nicht voran gehst, so gehe ich nicht von der Stelle. Und von Neuem kehrt sie in die Einsamkeit, um ihres Lieben sich zu freuen; und wenn sie ihn nicht verloren hat im Getümmel, so führt sie gar holdseliges Gespräch mit ihm, darf ihm danken für seine Wohltaten alle, darf ihn anflehen für das Volk, dem sie gepredigt hat, darf so innig weinen und um Verzeihung flehen, wenn sie wieder Sünde begangen. Aber wenn sie im Getümmel den Freund verlor, so sucht sie ihn wieder in ihren Tränen.

Da aber heute das Evangelium von Jesu verlesen wurde, wie ihn seine Eltern verloren hatten, so erleuchten wir das Verlieren, das Suchen und das Finden Jesu auch am Beispiel seiner Eltern. Der Evangelist zeigt uns die Demut Jesu, indem er sagt, dass er alle Jahre mit seinen Eltern zum Feste zog; und obgleich Gott in ihm war, beobachtete er das Gesetz uns zum Vorbild. Wunderbar, dass die Mutter den verlor, der sich selbst so behütete. Aber die Mutter meinte, dass er wohl bei dem Vater wäre und der Vater glaubte, er sei bei der Mutter. Hier seht ihr, wie man Jesum verlieren kann. Sicher verloren sie ihn im Gewühle. In Wahrheit kann er auf verschiedene Weise verloren werden. Einmal verliert man ihn, wenn man nicht im Entzücken der Seele seine Nähe spürt; schuld daran sind nicht bloß die verzeihlichen Sünden, sondern jede auch kleinste Zerstreuung, besonders wenn der Mensch es liebt im Trubel des Lebens sich herumzutreiben. Höre mich, der du's erfahren hast! Du weißt, dass man ihn so selbst in Gesellschaft der Guten verlieren kann. Erhalten bleibt er uns nur in der Einsamkeit, denn dort will er Umgang pflegen mit der Braut und zu ihrem Herzen reden. Wiederum wird er verloren, wenn die Liebe erkaltet; das geschieht durch den Umgang mit Menschen, die lau sind oder sinnlich gesinnt, und besonders durch Unvorsichtigkeit im Reden und durch Sinnlichkeit im Essen und Trinken. Flugs schwächen da verzeihbare Sünden die Liebe und rauben sie und werden so zur Todsünde. Von denen heißt es: Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Dann wieder wird er verloren durch den Verlust der Gnade und das geschieht durch die Todsünde; sehr leicht kommt's hierzu durch böse Gesellschaft, durch Freundschaft großer Herren, durch weltliche Macht und Ehren. Hiervon sagt der Prophet: „Den Verkehrten bist du verkehrt“. Auch bei euren Festen, glaubt mir, bleibt das Jesuskind gar oft in Jerusalem. Ihr geht aus der Kirche und Jesus bleibt in der Kirche, - ihr nehmt euch nichts Gutes mit, denn ihr seid zerbrochene Gefäße.

Wenn aber nun Jesus verloren ist, sollt ihr ihn nicht bei eurer Familie suchen, denn: „wer Vater und Mutter mehr liebt denn mich, ist mein nicht wert.“ Ihr sollt ihn auch nicht bei Genossen und Freunden suchen, denn jeder Freund dieser Welt wird zum Feinde Gottes. Nicht im Sinnlichen und Fleischlichen such' ihn, sondern in Jerusalem. Willst du Jesum finden, suche den Frieden und habe ihn mit Gott, dir selbst und den Menschen. Geh' zum Gotteshaus, sammle dich zum Gebet und zu andächtiger Betrachtung, höre auf die Schrift und auf die Lehrer. Jesus findet sich auch jetzt noch unter den Lehrern. Wie es im Fortgang des Hohenlieds heißt (3, 1): „Ich suchte des Nachts in meinem Bette, den meine Seele liebt. Ich suchte, aber ich fand ihn nicht,“ so findet er sich nicht in irdischen Dingen, nicht in der Finsternis dieser Zeit. Und weiter: „Ich will aufstehen und in der Stadt umhergehen auf den Gassen und Straßen und suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte, aber ich fand ihn nicht,“ so findet man ihn nicht im Gewühl dieser Welt und in der Öffentlichkeit. Aber im Tempel ist er, unter den wachsamen Lehrern, die sein Heiligtum behüten. Weil sie auf das Wort dieser hörte, fand die Braut in der Einsamkeit den Geliebten. Denn so lautet es weiter: „Es fanden mich die die Wächter, die die Stadt bewachen. Habt ihr nicht gesehen, den meine Seele liebt? Da ich ein wenig bei ihnen vorüber war, da fand ich, den meine Seele liebt. Ich halte ihn und will ihn nicht lassen.“

Siehe, so wird er verloren, gesucht und gefunden, und zugleich haben wir gesehen, wie die Seele sich verschiedentlich ändert durch das Versenken in seinen heiligen Namen, der da Macht hat solch große Veränderung hervorzubringen. Noch erübrigte mir euch die Umänderung des Sünders zu zeigen, aber die späte Abendstunde drängt mich zu enden. meine lieben Brüder, ist's nicht dieser Name, der die Welt umgewandelt, der die Toten erweckt hat? Ja, herrlich ist sein Name in allen Landen! Haben nicht alle Heiligen in diesem Namen die Welt überwunden? Wo der Herr nicht bei uns wäre, so bekennen sie mit Israel (Ps. 124), wenn die Menschen sich wider uns sehen, so verschlingen sie uns lebendig, wenn ihr Zorn über uns ergrimmte. Unsre Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Ihm sei Ehre und Preis immer und ewiglich. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/savonarola/savonarola-der_herrliche_name.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain