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Rosenius, Carl Olaf - Von der Ehe

Rosenius, Carl Olaf - Von der Ehe

Eine herrliche Gewissheit in der Ehe

(Es) fehlt vielen die wichtigste Stütze der Geduld und der Liebe, die in der Ehe nötig ist, die herrliche Gewissheit nämlich, dass Gott, der Herr, mich mit diesem Gatten zusammengefügt und gewollt hat, dass ich es so haben soll. Wenn ich nur fest davon überzeugt bin, dass Er meine Ehe als von Ihm gestiftet ansieht, dann ist dies das stärkste Mittel gegen alle Versuchungen des Teufels zum Missvergnügen und zu anderen Abschweifungen von der Liebe, die man seinem Gatten schuldet. Wenn ich nur beständig sehen und festhalten kann, dass mein Gemahl mir von Gott gegeben ist, dass Gott der Herr uns also zusammengefügt hat und nun auch will, dass wir uns zueinander halten sollen, dann gibt es keinen kräftigeren Trost in allen Versuchungen innerhalb der Ehe. Das heißt, in seiner Ehe auf Gott zu sehen. Und das wird schließlich notwendig sein, denn so mannigfach und so schwer können die Versuchungen werden, wie unglaublich es denen auch erscheinen möge, die noch in der ersten, warmen Eheliebe stehen. Sind sie lebendige Christen, so dass ihre Liebe in der ewigen Lebensquelle wurzelt, dann können alle Wunden, die diese Liebe erhält noch immer geheilt werden, denn der Allmächtige ist bei Ihnen. Er herrscht über alle bösen Mächte. Wo die Eheleute zudem das unwiderstehliche Bedürfnis des geistigen Lebens haben, sich täglich ihrem Gott zu nahen, muss auch immer alles vor dem Angesicht des Herrn berichtigt und gutgemacht werden. Dieses wird dem Gewissen eine zwingende Notwendigkeit, da ein Missverhältnis mit meinem Gemahl mich auch immer vom Gebetsumgang mit meinem Gott ausschließt. Wenn ich z. B. im Vaterunser beten will: „Vergib uns unsere Schuld“, dann begegne ich ja auch den Worten „gleichwie auch wir vergeben“ - dann muss ich mich zuerst mit meinem Gemahl versöhnen, denn sonst antwortet der Herr mir: „Gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Gatten; lass die Sonne nicht über deinem Zorn untergehen“. Fürwahr - eine ernste Mahnung!

Auf diese Weise muss gewiss alles gut werden, wenn die Eheleute lebendige Christen sind. Freilich geht es nicht ohne einen schweren Kampf, wenn die rechten Versuchungen kommen. Denn wir dürfen nicht vergessen, welch eine schreckliche Verfolgung des Feindes diejenigen erleiden müssen, die aus seinem Reiche ausgetreten sind und zum Himmel wandern. Während die Ungläubigen „die Häuser sind, die der Starke mit Frieden bewahrt“, so wendet er dagegen seine ganze Macht für die Anfechtung der Gläubigen an. Und in der Ehe hat er doppelt so viele Punkte anzugreifen wie bei einem einzelnen Menschen. Darum ist die Ehe der Christen so vielen Versuchungen ausgesetzt, dass sie bei allen Hilfsmitteln des Christentums zuweilen nahe daran sind, alles zerstört zu sehen und sich nur noch den Tod zu wünschen. Wir wollen hierbei nur auf einige allgemeine Versuchungen aufmerksam machen. In der ersten glücklichen Zeit der Eheliebe erhält man gewöhnlich ganz unbemerkt die Vorstellung, dass der Gatte ganz vortrefflich und ohne jeden Fehler sei, - und dass dies die Bedingung für das Glück in der Ehe sei. Nach einiger Zeit tritt aber bei dem einen Gatten irgendeine angeborene Unart an den Tag, die nie getilgt werden kann, und die dem anderen Teil, der vielleicht zugleich sehr unduldsam, ungeduldig und von reizbarer Laune ist, sehr zuwider und gegen sein Empfinden ist. Nun kommt Gottes Wort dazu und fordert, dass du den widrigen Fehler deines Gemahls nicht nur ertragen, sondern auch mit Liebe und Milde, mit herzlicher Lust und innigem Wohlwollen mit ihm umgehen sollst, - und das nicht nur einen Monat oder ein Jahr lang, sondern dein ganzes Leben hindurch. Wenn nun dieser aufreizende Fehler durch das beständige Sichwiederholen jene Stelle in der Geduld des anderen Teils gleichsam wundreibt - ach, welch ein schmerzlicher, innerer Streit, welch ein unendlicher Herzenskampf kann daraus entstehen!

Aber das ist noch eine menschliche Versuchung. Viel schwerere Anfechtungen können eintreten, so z. B. wenn der Teufel zu gleicher Zeit dem einen der Ehegatten eine andere Person vorspiegelt, die viel liebenswürdiger zu sein scheint, und zu der er dann eine solche Liebe im Herzen anzündet, die geeignet ist, die Liebe zum eigenen Gatten auszulöschen. Neben der Art der alten Natur, dessen, was man hat, überdrüssig zu werden und etwas anderes zu begehren, ist der Teufel nun beschäftigt, lauter Öl auf das fremde Feuer zu gießen, während er beständig eiskaltes Wasser über die Liebe zum Gatten schüttet und hier alles schwarz malt. - Das ist wahrlich eine teuflische Anfechtung! - Einem anderen flößt er zu der Liebe des Gemahls großen Argwohn ein, was teils durch eine gegebene Veranlassung, teils aber auch ohne eine solche geschieht. Denn dem Teufel ist letzteres ebenso leicht, zumal in den Versuchungszeiten die Augen so geblendet werden, dass man darauf schwören könnte, recht gesehen zu haben. - Bedenke, wenn dies nun vorfällt bei Eheleuten von zarter, christlicher Gesinnung, bei denen auch das geringste Übel vom Wort und vom Geist bestraft wird, und wenn der Teufel seine feurigen Pfeile hinzulegt - welch eine höllische Anfechtung, welch eine unbeschreibliche Herzensnot entsteht da. - Das wusste jener alte Lehrer, welcher sagte: „Der Christ, der viel Stärke und Mut besitzt und nicht weiß, was Herzensnot, Anfechtung und Schwäche bedeutet, der begebe sich nur in den Ehestand, so wird er es wohl lernen.“

Wenn viele unerfahrene Menschen dies wüssten, würden sie sich wahrlich nicht so leichtsinnig und eigenwillig etwas Gewisses in dieser Beziehung wünschen, sondern mit mehr Wahrheit und Ernst, als es gewöhnlich geschieht, zu dem Gott ihres Lebens rufen: „Vater, ich will nichts, sei Du mir nur gnädig und gib mir nur, was Dir gefällt!“ Aber viele, die sich in dieser Frage obiger Worte bedienen, heucheln und lügen auf ihre Seele, wenn sie doch fortfahren, eigene Wünsche zu hegen, so dass Gott sie darum strafen muss. Die vielen unglücklichen Ehen, das unerhörte Leiden, das man vor allem in der Ehe findet, - und dies ist ein Leiden fürs ganze Leben, woran doch kein Mensch beim Eintritt in die Ehe denkt, - alles das sollte dich doch bedenken lehren, dass wir hier auf den Herrn achten müssen. Diese wichtige Lebensfrage muss in der Hand Gottes stehen: Wenn Gott dich für die Ehe bestimmt hat, kommst du in dieselbe, auch wenn du nie daran gedacht hast, - wenn Er dich nicht für die Ehe bestimmt hat, sondern einen anderen Ruf für dich hat, ist es am besten für dich, und wenn der Herr Dir einen Gatten gibt, ist es gut für dich; wie es dir jetzt auch scheinen mag. Soll aber nicht Er, sondern sollst du wählen, so muss es immer unglücklich oder wenigstens zur Züchtigung sein.

Hier ist erforderlich, an die Nähe und Fürsorge Gottes zu glauben. Glaubst du wirklich, dass es einen Gott gibt, der hier unten auf der Erde regiert und alles, was Er will, tun kann? Darauf beruht dein Friede und deine Lebensweisheit. Hebe deine Augen auf und schaue um dich her! Wer hat die Sterne geschaffen? Wer hat dich und alle Menschen erschaffen?! Wer hat diese Bäume und Tiere erschaffen? Wer pflegt alle Vögel und gibt ihnen ihr Futter? Glaubst du nicht, was Christus Matthäus 6, 26-34 davon sagt, so glaube auch nicht ein einziges Wort aus seinem Munde. So wahr Christus Gott und die ewige Wahrheit ist, so wahr ist es auch, dass Gott der Herr so genau und treu für ein jedes Wesen auf Erden sorgt, dass nicht einmal ein Vogel auf die Erde fällt ohne Seinen Willen, dass Er auch „unsere Haare auf dem Haupte gezählt“ und „alle unsere Tage in sein Buch geschrieben hat, da derselben noch keiner da war.“ Hat Er aber für unsere kleinsten Angelegenheiten gesorgt, sollte Er dann nicht für etwas so Wichtiges, wie dein ganzer Weg durch das Leben ist, gesorgt haben? Ganz besonders lehrt die Schrift von diesem Punkt, nicht nur, dass Gott Eva für Adam schuf und sie zu ihm brachte sondern auch: Haus und Güter erbet man. von Eltern aber eine vernünftige Frau kommt vom Herrn.„ Du sagst: „Gewiss glaube ich an die Fürsorge Gottes, aber so und so schlecht geht es mir.“ Das heißt nicht an die Fürsorge Gottes zu glauben. Glaubtest du recht daran, so würdest du keine Klagen führen und nicht sorgen“, sondern in voller Bedeutung sagen: „Mein gütiger und mächtiger Vater sorgt für alles, was mich betrifft“, und dann würdest du als ein unmündiges Kind nur jeden Tag das 'Werk deines Berufes besorgen und wissen, dass du notwendig das, was Gott für dich bestimmt hat, erhalten musst, so wahr Christus nicht lügen kann, der gesagt hat: „Auch eure Haare auf dem Haupte sind alle gezählt.“

Ein älterer Christ hat einmal gesagt: Wenn die Vernunft und der freie Wille in rein weltlichen Dingen helfen, wie z. B. ein Haus zu bauen, zu pflanzen, zu pflügen, so weiß ich hingegen zwei wichtige Dinge auf Erden, bei denen sie nichts verschlagen, nämlich bei der Neugeburt und bei. einer glücklichen Ehe.„ Ja, wahrlich, bei diesen Werken werden die Vernunft und der freie Wille zuschanden. Denn hier wird der arme Mensch von gewaltigen Stürmen wie ein Span auf dem Meere hin und her geworfen. Hier werden das Auge und die Vernunft blind, - nicht nur so, wie man von der Liebe sagt, dass sie „blind macht und ebensoleicht auf einen Friesrock wie auf einen Purpurmantel falle“, sondern auch darin, dass, selbst wenn ich die klarste Besinnung bei der Wahl der Person habe, ich ja nicht sehe, was morgen mit ihr geschehen kann, - ein Engel kann zu einem Teufel, ein Jünger Jesu zu einem Judas, Gesundheit zu beständiger Krankheit, der klarste Verstand in Wahnsinn verwandelt werden.

Hier ist ein Punkt, der doch mächtig genug sein sollte, viele unruhige und selbstwirkende Gemüter zu zügeln und sie in stillem Gebet vor die Füße des allmächtigen Vaters zu werfen. Wenn du Ihm nämlich nicht untergeben in allem auf die Finger sehen willst, vor allem, wenn es eine Gabe für das ganze .Leben betrifft, so gehe dann, tue, was dich gelüstet; aber .wisse, dass Gott Dich auf tausend Weisen finden und dein berechnetes Paradies zu einer Hölle machen kann. Bist Du hingegen aufrichtig, so dass du nur auf den Willen deines himmlischen Vaters wartest, so wird er auf die zärtlichste Weise für dich sorgen und dir nur zusenden, was zu deinem Besten ist. Aber dann kann es wohl geschehen, dass Er deinen Glauben und deine Ergebenheit so prüfen wird, dass dein alter Mensch sich darüber wundern wird, ob Er dich nicht ganz vergessen hat, wenn Er z. B. unausgesetzt alles den Wünschen deines natürlichen Herzens zuwidergehen lässt. Aber einmal wird Er nach einer finsteren Nacht der Angst Seine Weisheit und die Gedanken Seiner Treue offenbaren und zu dir sprechen: „Durch diesen Weg deiner Prüfungen habe Ich dich vor einem viel schwereren Weg durch das Leben verschonen wollen. Leidest du mit Meiner Gnade“, dann trägst du reiche Frucht davon (Hebräer 12, 11; 2. Korinther 4, 17); „Ich zähle deine Tränen und fasse sie in Meinen Sack und gedenke des Guten, das Ich dir tun will.“ Ja wahrlich: zum Schluss wirst du sehen, dass das Bitterste, worüber du hast jammern müssen, eine besondere Gnade und Treue Gottes gegen dich gewesen ist, so dass du dieselbe in Zeit und Ewigkeit nicht genug preisen kannst.

Die wichtigsten Bedingungen für das Glück in der Ehe

Das war das erste und wichtigste für eine glückliche Ehe, dass man nämlich nur auf seinen himmlischen Vater sieht und sich Seine gnädige Leitung erbittet. Aber schon das setzt einen christlichen Sinn und ein aufrichtiges Achtgeben auf alle Worte Gottes voraus. Und das ist in Wahrheit das wesentlichste, um glücklich alle Prüfungen und Versuchungen, die der Ehe angehören, durchzumachen. Wie gesagt, dieser Stand führt merkwürdige Versuchungen mit sich; aber ein lebendiger Christ hat auch den Zugang zu unendlichen Kräften, nämlich zu „der Macht der Stärke Gottes.“ Was sonst der bloßen Natur zu überwinden unmöglich ist, dazu hat ein Christ zuerst Gott selbst, danach alle Kräfte und Mittel der Gnade, an die er sich wenden kann. Beachte hier: Die Ehe zwischen zwei lebendigen Christen hat das ganze Gnadenreich Gottes zu Hilfe: Das Wort, das Gebet,. das Sakrament, die Labungen des Heiligen Geistes, die Kraft des Allmächtigen. In der Ehe wird man zu spüren bekommen, dass „die Gottseligkeit zu allen Dingen nützlich ist, beides, für dieses und für das zukünftige Leben.“ Und hiermit haben wir nun die Hauptbedingung für eine anhaltende Glückseligkeit in der Ehe genannt, nämlich eine wahre, lebendige Gottseligkeit, ein göttliches Leben im Herzen, das nicht ohne Christus und die tägliche Nahrung bei dem Gnadenstuhle leben kann. Dann wird alles gut, dann wird das ganze Leben geheiligt, dann muss alles nach dem Worte Gottes berichtigt werden, und das Böse und Betrübende selbst muss zu unserem Besten dienen.

Zu dieser wahren Gottesfurcht muss vornehmlichst gehören, dass Gott, Gottes Wille und Wohlgefallen als die höchste, liebste und entscheidende Richtschnur vor der Seele steht. Aber welch ein wesentliches Mittel gegen alle Versuchungen innerhalb der Seele von Seiten des Teufels und des Fleisches ist es doch, dass ich auf Gott den Herrn sehe, mein Gemahl im Lichte des Wortes Gottes und Seines Willens betrachte und sage: „Diese Frau hat Gott mir gegeben; aus allen Menschen auf Erden hat Er diese für mich aus- gesondert; und was Er mir gegeben hat, ist gerade dadurch das Allerkostbarste. Von der Kraft dieses Mittels gegen die Versuchung hat Luther in folgender Weise geredet: „Die größte Ursache des Ehebruchs ist, dass man nicht Gottes Wort ansieht an seinem Gemahl, als das Gott ihm gibt, sondern dieweil die Augen aufsperrt, wo man eine andere sieht; so hanget denn bald, das Herz den Augen nach, dass auch die Lust und Begierde dazuschlägt, die ich allein zu meiner Frau haben sollte. So ist Fleisch und Blut ohne das vorwitzig, dass es des bald überdrüssig wird und nicht mag, was es hat, gafft immer nach einer anderen und bläst der Teufel zu, dass man an seinem Gemahl nichts sieht, denn was gebrechlich ist, und aus den Augen setzt, was gut und löblich ist. Daher kommt es denn, dass eine jegliche schöner und besser ist in meinen Augen als die meine, ja mancher, der eine recht schöne fromme Frau hat, lässt sich so blenden, dass er ihr gram wird und sich an einen scheußlichen, schändlichen Balg hänget.“

„Darum wäre es die rechte Kunst und stärkste Wehre dawider, wenn ein jeglicher lernte sein Gemahl recht ansehen nach Gottes Wort, welches ist der teuerste Schatz und schönste Schmuck, so man an einem Mann oder einer Frau finden kann, und sich darinnen spiegele, so würde er seinen Gemahl wohl lieb und wert halten als ein göttliches Geschenk und Kleinod, und so denken, wenn er eine andere sähe, ob sie gleich schöner wäre als seine: Ist sie schön, ist sie doch nicht allzu schön, und wenn sie die allerschönste auf. Erden wäre, so habe ich doch daheim einen viel schöneren Schmuck an meinem Gemahl, so mir Gott gegeben und mit Seinem Worte gezieret hat vor allen anderen, ob sie auch gleich von Leibe nicht schön oder sonst gebrechlich wäre. Denn wenn ich alle Frauen in der Welt ansehe, so finde ich keine von der ich rühmen könnte, wie ich von meiner mit fröhlichem Gewissen sagen kann: Diese hat mir Gott selbst geschenkt und in die Arme gegeben, und ich weiß, dass Ihm samt allen Engeln herzlich wohlgefällt, wenn ich mit Liebe und Treue zu ihr halte. Warum wollte ich denn solch köstlich göttlich Geschenk verachten und mich an eine andere hängen, da ich solchen Schatz und Schmuck nicht finde? „O, welch eine feine Kunst wäre das, seine Gattin so in dem Glanz des Willens und Wohlgefallens der göttlichen Majestät zu schauen, sie als ein Geschenk und eine Gabe des himmlischen Vaters zu betrachten! Einem gottesfürchtigen Herzen kann kein kräftigeres Mittel gegeben werden, die rechte Liebe und Achtung vor seinem Gemahl anzuzünden und zu erhalten. Und von dieser Liebe, dieser gegenseitigen Achtung und diesem gegenseitigen Vertrauen hängt die Glückseligkeit der Ehe ab. Wird nur die Liebe warm erhalten, dann ist alles lieblich und leicht, dann ist gegenseitiger Beistand und Trost, häusliches Wohlergehen, Treue und Segen vorhanden; denn die Liebe deckt alle Übertretungen und allen Mangel zu. Verschwindet aber die Liebe, dann herrscht sofort alles Üble in der Ehe, Qual, Unfriede, Zank, Unheimlichkeit, Hölle und Fluch. Darum müssen wir eine besondere Fürsorge für die Aufrechterhaltung der Liebe hegen.

Ach, wenn alle diejenigen, die sich in den Ehestand begeben wollen, dies bedächten, dass das Glück der Ehe von der Liebe abhängt, so würden sie in der Beziehung nicht so geschäftsmäßig handeln und auf so viele äußerliche Dinge wie Reichtum, Stand, Schönheit mit mehreren vergänglichen Umständen, sondern stattdessen auf die rechte Liebe und ihre dauerhafteren Gründe sehen. Von dem geistlichen Grund derselben haben wir oben geredet; wir wollen jetzt einige Worte von der wahren Eheliebe reden. Diese muss notwendig in dem inneren Wesen des Menschen ihren Grund haben! Die rechte Liebe in der Ehe besteht in etwas, was wir ein inneres Füreinandergeschaffensein nennen wollen, das ist ein gewisses Etwas, was unwillkürlich den einen Menschen zu dem anderen zieht und , oft beim ersten Zusammentreffen, ein merkwürdiges Vertrauen einflößt, das bald zu einer gegenseitigen Vertraulichkeit übergeht, zu der deutlich ein durch die Hand des Schöpfers niedergelegter Grund in beider Herzen liegt. Es entsteht so eine Bestimmte Lieber zu der Person selbst, mit deren ganzen Wesen, wenigstens ihrem Inneren, ihrem Verstand, ihrem Herzen und ihrer Denkweise man so zusammenschmilzt, dass man sich von keinem anderen Menschen so eingenommen fühlt Auch davon hat Luther geredet; er sagt: „Die wahre eheliche Liebe ist ein brennendes Feuer und sucht nichts anderes als die Person selbst, sprechend: Ich will nicht das Deine, sondern dich haben; ich frage weder nach Gold oder Silber, sondern ich will dich selbst, dich ganz und gar, oder auch gar nichts.“

Diese Liebe meint auch der Herr, wenn Er deine Frau „deiner Augen Lust“ nennt (Hesekiel 24, 16). Die wahre Eheliebe, als ein bloßes Werk der Natur, kann auch, wie Dr. Spener bemerkt, zwischen weltlichen Eheleuten stattfinden. Reden wir aber von lebendigen Christen, dann verstehen wir nichts anderes, als dass zu der genannten Zusammenschmelzung im Innern, in Gesinnung und Denkweise auch die Gleichheit gehören muss, dass der- selbe Geist in ihnen wohnt. „Denn wie stimmt Christus mit Belial? Was hat der Tempel Gottes für Gleichheit mit den Götzen?“ (2. Korinther 6, 15-16). Wir begreifen darum nicht, wie es zugeht, dass man mit ungleichem Geist im Herzen das innere Zusammenschmelzen erfahren kann, was eine so wesentliche Bedingung für eine wahre christliche Ehe ist. Aber es geschieht vieles, was wir nicht recht verstehen. Und wir sehen doch mit den Augen, dass Gott, wenn auch nicht alles recht zugeht, dennoch Seinen Kindern nicht Seine ganze Gnade entzieht, sondern dass Er nach gewaltigen Stürmen auch das Böse zu einem guten Ausgang führen kann. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen! Auch in Babel war Gott bei Seinem Volk und tat ihnen Gutes, denn „Er zürnt nicht ewiglich“. Auch als sie gegen Seinen Willen Könige begehrten und erhielten, zog Er Seine Hand nicht von ihnen ab. Sieh auch Psalm 107, 10-20! Aber „wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet!“

Aber die Liebe muss gegenseitig sein. Das liegt in der Natur der Sache und ist das letzte und entscheidende Zeichen der Liebe, die von Gott eingegeben ist. Das heißt: Hast Du auch eine noch so starke Liebe zu einem Menschen in deinem Herzen, wird sie aber nicht erwidert, so hast du darin einen Beweis dafür, dass deine Liebe von keiner höheren Bedeutung gewesen ist, sondern nur eine Prüfung deines Herzens war. Solche Fälle sind ja unzählbar.

„Geheimnisse im Gesetz und Evangelium I“ von Magister Carl Olaf Rosenius

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