Römheld, Carl Julius - Vorrede zur siebenten Auflage.
In dieser Auflage wurde sprachlich manche Unebenheit geglättet, sachlich manches präziser dargestellt; im Ganzen musste die Sammlung ihrem ursprünglichen Charakter treu bleiben.
Die meisten dieser Predigten entstanden in der Mitte der siebziger Jahre, in einer Zeit kirchlichen und nationalen Niederganges nach ungeahnten Gnadenerweisungen Gottes des Herrn. Wer sein Volk liebte, der trauerte damals. Einige, obschon nicht grade Zeitpredigten, tragen diese Signatur ihrer Entstehungszeit an sich. Zwar haben sich seitdem die Zustände hoffnungsvoller gestaltet, jene wenigen Predigten erscheinen darum für die Gegenwart nicht mehr ganz zutreffend. Doch ist zu besorgen, dass sie es wieder werden „,und was es noch aufhält, wisst ihr“. (2 Thess. 2,6.) Die Geschichte bewegt sich nicht gradlinig voran, sondern in Wellenlinien, die Grundrichtung bleibt dieselbe. Und sind nicht früher akut gewesene Zufälle chronisch geworden? Müssen sie nicht wieder akut werden? Es schien darum nicht angezeigt, jene Predigten durch andere zu ersetzen, was unschwer geschehen konnte. Die Welt vergeht mit Lust und Schmerz, Jesus Christus ist gestern und heute und in Ewigkeit derselbe, unsre Zuflucht für und für. Ihm sei dieses Stammeln von seiner Gnade und Wahrheit aufs Neue als ein Dankopfer geheiligt.
Seeheim im Mai 1885.
Der Verfasser.