Rocholl, Heinrich Wilhelm - Singt dem Herrn ein neues Missionslied.

Missionsfestpredigt am Sonntag Kantate über Ps. 98

von Dr. Rocholl, Militär-Oberpfarrer in Hannover.

„Komme zu uns, halte uns eine Predigt zu Ehren unsers Heilandes an unserm Missionsfest!“, so lautete die Einladung an mich. Und es ist mir eine Herzensfreude gewesen, dem lieben Freunde ein schnelles „Ja“ zu schreiben. Wenn man seit Jahren nicht mehr auf dem heimatlichen Boden wohnt, auf welchem man früher mit innig geliebten Amtsbrüdern und Freunden zusammen am Reiche Gottes bauen durfte, dann hat man oft eine Sehnsucht nach brüderlicher Gemeinschaft; dann spricht das Herz ähnlich, wie es Paulus in seinem Briefe an die Römer tut: „Mich verlangt euch zu sehen, auf dass ich euch mitteile etwas geistlicher Gabe, euch zu stärken, das ist, dass ich samt euch getröstet würde durch euren und meinen Glauben, den wir untereinander haben.“ Ja, wenn überhaupt ein Gefühl in christlichen Kreisen gegenwärtig lebendig hervortreten will, so ist es eben das Gefühl der Gemeinschaft, dass wir zusammengehören als Glieder an dem Leibe Jesu Christi, dass wir uns ins Auge schauen und uns einander die Hände schütteln müssen, um vorwärts zu arbeiten im Werke des Herrn, Gegenüber den vielen Vereinen und Verbrüderungen unter den Kindern dieser Welt, gegenüber den vielen gemeinsamen Unternehmungen auf sozialem Gebiet und in staatlichen Dingen, sollen wir Christenleute nicht vereinzelt dastehen bleiben, sondern in fest geschlossenen Reihen zusammentreten, um zu hören und zu predigen von dem Namen des Herrn. Eine Losung soll immer wieder die große Friedensarmee zusammenrufen:

„Herz und Herz, vereint zusammen,
sucht in Gottes Herzen Ruh,
lasset eure Liebesflammen
lodern auf den Heiland zu;
er das Haupt, wir seine Glieder,
er das Licht und wir der Schein,
er der Meister, wir die Brüder,
er ist unser, wir sind sein!“ 1)

Und gottlob, unsere christlichen Feste, mögen sie der inneren oder äußeren Mission gewidmet sein, tragen gerade diesen großen Wert christlicher Vereinigung in sich. Sie sollen uns zunächst Erquickung und Erholung gewähren. Sind sie doch Höhepunkte im Leben der Gemeinde, und an Höhepunkten bleibt der Wanderer gern einmal stehen, um zu sehen, welch einen Weg er zurückgelegt, und was für ein Weg noch vor ihm liegt. Wir kommen alle aus dem Staube der Arbeitswoche, alle aus den Mühen des tagtäglichen Lebens, mancher hat sich die Falten der Stirn glätten, den Schweiß vom Angesicht wischen müssen, nun, heute gilt es, zu feiern im Angesichte des lebendigen Gottes, uns zu erquicken an dem Gottesodem und Himmelsfrieden, der die Gemeinschaft der Heiligen durchzieht. Aber auch vorwärts soll ein christliches Fest unsern Blicke richten. Wie jeder Sabbat uns zwar entrücken soll der Tretmühle des Alltaglebens, so soll er uns doch neues Feuer geben für die Aufgaben, welche die kommende Woche an uns stellt. Ein Missionsfest soll uns eine Mahnung werden, all unsere Kräfte in den Dienst des Herrn zu stellen, uns gegenseitig zu reizen zur Liebe und guten Werken, betend zu sprechen: „Herr, dein Reich komme“, immer mit neuem Ernst das große Königswort an die streitende Kirche zur Tat umzusetzen: „Geht hin in alle Welt und lehrt alle Völker!“

Was soll nun der Grundton aller unsrer Gefühle, all unsrer Gesänge, all unsrer Reden an dem heutigen Festtag sein? Nun, mit Tränen und Klagen kann man nicht Feste begehen; es muss heilige Freude, geweihter Jubel durch unsere Herzen ziehen. An einem Missionsfeste darf nichts das Wort des Apostels verdunkeln: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich euch, freut euch!“ Zu diesem Zweck habe ich aus dem Schatze des Wortes Gottes ein Lied, einen Psalm, den 98., gewählt; er wird mit Recht ein Missionslied, ein Missionspsalm genannt. Aus dem Leben heraus haben wir ja alle schon die Macht des Gesanges erfahren; wie kann doch ein schönes Lied das darnieder gebeugte Herz erheitern und die müden Knie frisch machen! Nun aber erst im geistlichen Leben die Macht des Gesanges zur Ehre Gottes! Wie kann es uns unserm Gott näher bringen und uns zum Pilgern der Ewigkeit zu Labung darreichen. Wohlan, so möge uns der 98. Psalm eine Mahnung werden:

Singt dem Herrn ein neues Missionslied:

1. Ein neues Lied dem Gott der Wunder;
2. ein neues Lied dem Gott der Gnade.

1.

Singt, rühmt, jauchzt, lobt den Herrn mit Harfen und Psalter; alles, was Odem hat, lobt den Herrn!“ diese Aufforderung richtet der Psalmensänger wohl zunächst an die Krone der Schöpfung, an uns Menschen, die da bekennen müssen: „In Gott leben, weben und sind wir“; aber merken wir es wohl, dass dieselben Sänger, vornehmlich ein König David, einen gleichen Aufruf in immer neuen Ansäßen auch an die ihn umgebende Welt, an die Natur um uns ergehen lässt. Und auch in unserm Psalm heißt es: „Jauchzt dem Herrn, alle Welt; das Meer brause, was darinnen ist, der Erdboden und die darauf wohnen, die Wasserströme frohlocken und alle Berge seien fröhlich!“ Unvergesslich bleibt uns ja der 19. Psalm: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk; ein Tag sagt's dem andern und eine Nacht tut's kund der andern.“ Ja, die Frommen aller Zeiten haben Gesänge, Loblieder zur Ehre Gottes vernommen aus dem Rauschen der Bäume, aus dem Zwitschern der Vögel; sie haben überall, wohin ihr Auge reicht, den majestätischen Namenszug entdeckt: „Gott, der Allmächtige, der Allweise, der Allgütige.“ Und mit Recht sind ihnen unsere christlichen Sänger gefolgt; so singt der fromme Johann Mentzer:

„Ihr grünen Blätter in den Wäldern,
bewegt und regt euch doch mit mir,
ihr schwanken Gräschen in den Feldern,
ihr Blumen, lasst doch eure Zier
zu Gottes Ruhm belebt sein
und stimmet lieblich mit mir ein!“ 2)

Ja, es muss für jeden Erdenpilger, sofern er offene Augen und Ohren für die Gnadennähe seines Gottes hat, das Freudenlied bleiben:

„Dich predigt Sonnenschein und Sturm,
dich preist der Sand am Meere,
bringt, ruft auch der geringste Wurm,
bringt unserm Gott die Ehre!
Mich, ruft der Baum in seiner Pracht,
mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht,
gebt unserm Gott die Ehre!“

Man sollte meinen, ähnliche Loblieder müssten von der Natur und mit ihr von der Menschenwelt zur Ehre des Allmächtigen gerade in den Ländern und Gebieten aufsteigen, wo Gott seine schönsten und erhabensten Wunder offenbart hat. Unsere Missionare und Entdecker wissen nicht genug zu rühmen von der Herrlichkeit der Heidenländer, von den großartigen Urwäldern mit den himmelanstrebenden Palmen und ihren duftenden Blüten und Blumen, mit ihren seltenen Tieren, von den prächtig dahinfließenden Riesenströmen mit dem Gewimmel von Fischen und Krokodilen, von den meilenweiten Seebecken mit ihren geheimnisvollen Inseln, von den großen Reichtümern an Gold und Silber und Edelgestein unter der Erde! Und doch wandeln unter den Palmen, über die Blumen, über das Erdreich voll köstlichen Schätzen Millionen von Menschen, die stumm geworden sind zum Lobe Gottes, die trotz aller Wunder, welche sie umgeben, den Schöpfer aller Dinge verloren haben. Es ist ein furchtbares Geschick der Heidenvölker, dass sie anstatt des Schöpfers das Geschöpf anbeten, dass sie, wo sie Gottes Allmacht auf Schritt und Tritt erkennen sollten, dem Satan opfern. Die meisten Heiden leben in steter Furcht vor bösen Geistern, vor Hexen und Gespenstern; sie rufen die Gestirne an, dass sie ihnen in ihrer inneren Dunkelheit Licht geben, sie beten und beschwören sich im Anblick des Fetisches, des von Holz oder Stein gemachten Götzen. Sie wissen von all ihren Göttern nur allerlei Schlechtigkeiten zu erzählen und doch geben sie, um die Rache derselben abzulenken, alles hin, opfern ihre Kinder, schlachten ihre Gefangenen, ja stürzen sich selbst in die Flammen. Der indische Büßer setzt sich im Schrecken vor seiner Schuld mit nacktem Leibe dem heißen Brande der Sonne tagelang aus und wallfahrtet viele hundert Meilen weit auf Stachelschuhen blutend zum Götzenbild, um sich Gerechtigkeit vor den bösen Geistern zu verdienen. Und wo die Natur ihre herrlichsten Reize offenbart, da sehen wir Millionen von Menschen in Unsittlichkeit und Gemeinheit verkommen; ganze Stämme sind wie vertiert. Das Urteil Gottes ruht auf ihnen, wie Paulus es im Römerbriefe ausspricht: „Darum hat sie auch Gott dahingegeben in ihres Herzens Gelüste, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an ihnen selber.“

O, dass dieses Gottesgericht über der Heidenwelt auch unter uns manche ausschrecke, welche durch diese herrliche Natur einhergehen wie die Heiden, stumm, unempfänglich, ohne Gott. Wie viele sagen heutzutage im deutschen Volke mit jenem französischen Gelehrten: „Ich habe alles durchforscht, Sonne, Mond und Sterne, und habe keine Spur von Gott gefunden!“ Sie sind blinden Auges geworden wie die Heiden; sie sehen keine Gotteswunder weder in ihrem Leben noch in der Natur. Nur ein Rätsel haben sie, das sie nicht begreifen können, es ist das Halleluja, aus dankbarer Brust dem Geber alles Guten dargebracht, es ist das Gebet des frommen Tersteegen:

„Du durchdringest alles,
lass dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumen
willig sich entfalten
und der Sonne stille halten,
lass mich so,
still und froh,
deine Strahlen fassen
und dich wirken lassen!“ 3)

Nein, sie mögen des Psalmsängers Aufforderung nicht: „Singt dem Herrn ein neues Lied!“

Aber, warum können sie nicht einstimmen, obwohl sie von Wundern über Wunder umgeben sind, obwohl sie ja nur Gottesluft einatmen; warum ist ihnen das eigentlich Allernächste das Allerfernste geworden, Gott und nochmals Gott? Ja, warum sind auch wir so oft alle so müde und schläfrig, Gottes Lob zu erhöhen und ihm die Zunge zu weihen?

Es ist ein Missklang hineingefallen in das Jauchzen der paradiesisch geschaffenen Natur, ein Klagelied der abgefallenen Gotteskinder über das zerstörte, verlorene Paradies. Es wird entweder nur in der Tiefe der Seele gefühlt, oder es wird mit bebendem Munde ausgesprochen, dass die Sünde uns geschieden hat von Gott, so dass wir von Natur vor ihm fliehen und uns verstecken möchten vor seinem Angesicht. In unzähligen Seufzern steigt des verlorenen Sohnes Klagelied empor; in unzähligen Tränen fällt es wieder auf die Erde; in unsäglichem Weh verschlossener Herzen wird es mühsam unterdrückt; in unsäglichem Jammergeschrei tönt's über die Welt hin, lauter alte, uralte Klänge vom Elend dieser Erde, von dem inneren Unfrieden, von den Disteln und Dornen auf dem Lebensweg, von dem schrecklichen Sterben. Alle diese unheimlichen Töne aus dem sündigen Menschenherzen wissen die Geister Gottes zu vertreiben, können den Menschen unlustig machen, seinen Gott aufzusuchen, können dem Menschen das Verständnis nehmen, wenn der Gottessänger sagt: „Singt dem Herrn ein neues Lied!“

2.

Aber Gott dem Allbarmherzigen und Freundlichen sei es gedankt, das ist die Missionsfreude der Kinder Gottes, die ihren Gott in Jesu Christo wiedergefunden haben, die vor seinen Gnadenaugen wandeln und ihm zur Ehre leben wollen, das ist der Missionsjubel, dass doch die Nacht des Heidentums vertrieben wird durch die aufgegangene Sonne des Heils, dass die Eiskruste des durch die Sünde erstorbenen Menschenherzens erweicht und gesprengt wird durch die Gluthitze seiner Gnade, und die müde gewordenen Zungen des Götzenanbeters und Spötters doch belebt werden, Gott die Ehre anzutun, die ihm gebührt. Denn, wie wir in unserm Text hören, lässt „der Herr sein Heil verkündigen, lässt er seine Gerechtigkeit offenbaren. Er gedenkt an seine Gnade und Wahrheit dem Hause Israel. Aller Welt Ende sehen das Reich Gottes“. Ja, es drängt sich mitten durch all den Jammer des Menschenherzens und durch das Elend der dahinsiechenden Welt doch noch ein neues Lied hindurch und hervor. Es ist gesungen zunächst von Engelmund in heiliger Nacht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“ Es ist das neue Lied von der frohen, seligen Himmelsbotschaft, von dem heiligen Evangelium: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Von dieser Gnade, dem Israel des alten Bundes zugesagt, sang die benedeite Mutter des Herrn: „Meine Seele erhebet den Herrn und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.“ Und im Israel des neuen Bundes, in der von dem Blute Christi erworbenen und geheiligten Gemeinde des Herrn, steht die große Reihe von Sängern und Herolden da, die mit einem Munde loben Gott und seinen Sohn, die da mit einem Munde predigen: „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt; denn Gott vermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt, lasst euch versöhnen mit Gott!“ Ihre Kunst wird nicht vergehen, ihr Lied wird schallen durch die Jahrhunderte hin bis zu jenem großen Tage, wo diese Sündenwelt vergehen und der neue Himmel nebst der neuen Erde erscheinen wird, wo die Engel und die Seligen droben in der ewigen Welt voll Seligkeit das Lied des Lammes zum Preise unsers Heilandes anstimmen werden. Ja, droben, droben werden wir es verstehen mit neuen Herzen, mit neuen Zungen: „singt dem Herrn ein neues Lied!“

Damit nun auch die allmählich mit einstimmen in dieses Lied von dem neuen Leben in Jesu Christo, unserm Herrn, welche noch in Finsternis und Schatten des Todes sitzen, die noch immer wie die Leute von Duma fragen müssen: „Hüter, Hüter, ist die Nacht schier hin“; und damit die armen Heiden die Botschaft von der Gnade an Israel hören und aller Welt Ende das Heil Gottes sehen, gehen Apostel und Missionare hinaus in die dunklen Erdteile, getreu dem Befehl des Herrn: „Geht hin in alle Welt und lehrt alle Völker!“ Selbst erlöst, wollen sie das Wort von der Erlösung denen bringen, die unter den Banden der Sünde darniederliegen; selbst fröhlich und selig in Gott geworden, können sie das unaussprechliche Elend der Heidenwelt nicht mehr mitansehen; selbst zum Frieden gekommen, wollen sie den verkommensten Menschen predigen: „Ihr sollt und könnt es wohl haben!“ Kein Ort der Erde ist ihnen zu weit, kein Zustand der Menschheit, selbst die Vertierung, schreckt sie ab, keine Sprache ist ihnen zu schwer; sie bringen das Licht des Evangeliums zu allen Menschen an allen Orten, zu allen Zeiten! Und was wollen sie? In einer Negerstadt im Inneren Afrikas schleift man alljährlich einen Menschen aus der Mitte der Einwohner durch die Straßen der Stadt und lässt ihn in den Fluss werfen unter dem allgemeinen Geschrei: „Nimm meine Sünden mit! nimm meine Sünden mit!“ Unsere Missionare wollen den armen nach Erlösung schmachtenden Heiden einen andern predigen, den man auch hinausgeschleift hat vor das Tor, der unsere Sünden mit in den Tod genommen hat, der um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen worden ist, den Heiland und Hohenpriester Jesus Christus. Und wo Jesus Christus gepredigt wird, da ist es, wie wenn der Frühlingswind nach dem eisigen Winter über die Auen dahinfährt, überall die Natur zu neuem Leben erweckend. Wo der Geist des Herrn weht, da ist Freiheit, da werden die Fesseln der Sünde zerbrochen, da bekommt das arme Sündenherz das Labsal des Friedens von Gott, da regelt sich das ganze Leben nach heiligen Ordnungen, da hat man den einzigen Trost im Leben wie im Sterben: „Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“ Wo neue Herzen entstehen, da singt man neue Lieder, neue Glaubenslieder: „Warum sollte ich mich grämen, hab ich doch Christum noch, wer will mir den nehmen?“, neue Liebeslieder von der Liebe, die den Himmel hat zerrissen, neue Gebetslieder: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“

Wo der Geist Gottes waltet, da bricht die Morgenröte des Heils an, man versteht, was die Engel Gottes in heiliger Nacht gesprochen haben: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird“; man merkt, was es heißt: „Singt dem Herrn ein neues Lied!“ Aber wie sieht es aus mit diesem neuen Lied, erschallt es allenthalben, hat die Heidenwelt auch ihren Mund aufgetan, um mit einzustimmen in den volltönenden Accord und in das große Halleluja zur Ehre Gottes?

Ach, Gott sei's geklagt, im deutschen Volke hören wir so viele gottlose Lieder, dass wir sagen möchten: „Ach, Gott vom Himmel, sieh darein und lass dich des erbarmen“ und von den Millionen Heiden klingen zu uns herüber die dumpfen Töne der Sünden und Beschwörungsformeln der Götzen. Wir wissen, dass die Feinde der Evangelisation unsers Volkes und der Mission unter der Heidenwelt an Zahl Legion sind. Mancher unter uns möchte bekümmert die Hände in den Schoß legen, wenn er sieht, wie der Teufel so viele Seelen an sich zieht und dem Herrn Jesu Christo sein Reich und seine Ehre streitig macht.

Aber klagen, mutlos werden, verzweifeln ist nicht die Art der Streiter Gottes und der Jünger Jesu Christi. Nein, sie sollen eben noch ein neues Lied singen, nämlich ein Sieges-, ein Triumphlied. Unser Psalmsänger tut einen Blick in die selige Zukunft, in ein Sabbatreich, in eine Welt der Herrlichkeit. Es erfasst ihn ein Adventsfrohlocken, dass er aller Welt kundtut, dass der Herr kommen wird zu seinem Reich. Aller Welt Ende soll das Reich Gottes sehen; er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht!

Auf diesen seligen Ausgang harrt die bekehrte Seele. „Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig.“ Auf dieses Licht blickt der oft im Dunkeln wandelnde Erdenpilger, er weiß, wann das Morgenrot erscheint, lässt die Sonne nicht lange auf sich warten. Auf diesen Sieg des Herrn hin kämpft der getreue Gottesknecht; droben soll ihm der Ehrenkranz um die Schläfen gelegt werden. Dieser Ausblick ist der Stern in dunkelster Nacht: „als die Sterbenden und siehe, wir leben!“

Und auch in unsrer Missionsarbeit wollen wir immer ausschauen auf die Vollendung aller Dinge, auf die Zeit, wann der Herr mit mächtigem Arm alle widerstrebenden Mächte überwinden und zugleich sein Heil bis an der Welt Ende offenbaren wird, wann die Fülle der Heiden eingehen wird. Der Name des Herrn wird vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang herrlich werden. Dann wird das Lied der Lieder von uns angestimmt werden, das Siegeslied der Mission:

„Da wird sein ein Freudenleben,
Da viel tausend Engel schon
Sind mit Himmelsglanz umgeben,
Stehen dort vor Gottes Thron.
Da die Seraphinen prangen
Und das hohe Lied anfangen:
Heilig, heilig, heilig heißt
Gott, der Vater, Sohn und Geist.“ 4)

Amen.

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