Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 141. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 141. Psalm.

1. Ein Psalm Davids. HErr, ich rufe zu dir; eile zu mir: vernimm meine Stimme, wenn ich dich anrufe. 2. Mein Gebet müsse vor dir taugen, wie ein Räuchopfer, meiner Hände Aufheben, wie ein Abendopfer. 3. HErr, behüte meinen Mund, und bewahre meine Lippen. 4. Neige mein Herz nicht auf etwas Böses, ein gottloses Wesen zu führen mit den Übeltätern, dass ich nicht esse von dem, das ihnen geliebt. 5. Der Gerechte schlage mich freundlich, und strafe mich; das wird mir so wohl tun, als ein Balsam auf meinem Haupt; denn ich bete stets, dass sie mir nicht Schaden tun. 6. Ihre Lehrer müssen gestürzt werden über einen Fels; so wird man dann meine Lehre hören, dass sie lieblich sei. 7. Unsere Gebeine sind zerstreut bis zur Hölle, wie einer das Land zerreißt und zerwühlt. 8. Denn auf dich, HErr HErr, sehen meine Augen; ich traue auf dich, verstoße meine Seele nicht. 9. Bewahre mich vor dem Strick, den sie mir gelegt haben, und vor der Falle der Übeltäter. 10. Die Gottlosen müssen in ihr eigen Net fallen mit einander, Ich aber immer vorüber gehen.

Der 141. Psalm heißt 1) in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids. Dem Inhalt nach schickt er sich wohl zu dem vorigen, denn er geht hauptsächlich dahin, Davids Sinn zu bezeugen: wie gern er von den Gottlosen geschieden sein möchte, und wie ihm hingegen die Gemeinschaft mit den Frommen so lieb sei. Man kann ihn einteilen 2) in einen Eingang, darin David überhaupt um gnädige Erhörung seines Gebets anhält, V. 1. 2. 3) In eine Abhandlung, darin wechselweise die Bitten selbst und dann auch ihre gesegneten Wirkungen vorkommen, V. 3-10. Nirgend ist die Zunge schwerer zu bezähmen als beim Leiden unter Anderer Händen, darum ist die Bewahrung GOttes darunter so nötig. Nirgends ist es nötiger, sich an die Gemeinschaft der Gerechten anzuschließen, als wo man von den Gottlosen viel Nachstellung zu besorgen hat. Die Gerechten aber sollen nicht untereinander heucheln und zu Gefallen reden, oder einander zum unlittigen Wesen auftreiben, sondern einander in der Geduld und im Gebet stärken. Dabei ist oft dem alten Adam etwas ein Schlag, was dem neuen Menschen ein Balsam ist. Der sel. Franke schreibt irgend wo: „Die brüderliche Bestrafung tut wohl dem alten Adam weh, aber ich mache es mit meinen Bekannten vorher aus, dass, wenn sie auch einige Veränderung und Unwillen bei solcher Bestrafung an mir wahrnehmen sollten, so sollen sie sich daran nicht kehren; wenn sich der neue Mensch besinnen und durchkämpfen werde, der werde ihnen tausendmal Dank wissen, wie eine christliche Person einmal gesagt: Sie möchte den Ort küssen, wo Der gestanden, der ihr ihre Fehler entdeckt habe.“

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autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_141.txt · Zuletzt geändert: von aj
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