Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 127. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 127. Psalm.

1. Ein Lied Salomos im höhern Chor. Wo der HErr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wo der HErr nicht die Stadt behütet; so wacht der Wächter umsonst. 2. Es ist umsonst, dass ihr frühe aufsteht, und hernach lange sitzt, und esst euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es schlafend. 3. Siehe, Kinder sind eine Gabe des HErrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk. 4. Wie die Pfeile in der Hand eines Starken, also geraten die jungen Knaben. 5. Wohl dem, der seinen Köcher derselben voll hat; die werden nicht zu Schanden, wenn sie mit ihren Feinden handeln im Tor.

Der 127. Psalm heißt 1) in seiner Überschrift: Ein Lied Salomos im höhern Chor. Er ist auch der anderwärtigen Erkenntnis und Erfahrung des Salomo gemäß, und geht besonders aus dem nämlichen Sinn, aus welchem das Prediger-Buch geflossen ist. Nämlich den Menschen zur Mäßigkeit und Nüchternheit in allem seinem Vornehmen zu bringen, durch den ernstlichen Bedacht: wie es in allen Ständen nicht auf Fleiß, Kunst und natürliche Klugheit ankomme, sondern auf GOttes Segen und Vorsehung. Weswegen man sich ja sein Vertrauen auf den HErrn nicht durch allzu viele und unmäßige Geschäftigkeit verderben oder bei vorkommenden Schwierigkeiten verdrossen, aber auch bei gutem Fortgang nicht auf sich selbst eingebildet werden soll.

Der Psalm enthält 2) eine Vorstellung, was den Menschen überhaupt in allem seinem Vornehmen mäßig machen und bloß an GOtt mit seinem ganzen Vertrauen hinbinden soll, V. 1. 2. 3) hievon macht er hernach eine nähere Zueignung auf die Kinder, über denen sonst Manche, die sich selbst helfen wollen, in so viel Sorgen hineingeraten, V. 3-5. Arbeit, Fleiß und Verstand dabei hat großen Nutzen; es sind auch viele Belohnungen GOttes darauf gesetzt. Doch ists daneben auch nötig, dass GOtt die Menschen demütigt, und es ihnen fehlen lässt, damit sie klug werden und nach GOtt fragen lernen. Und da kann einer über nichts so empfindlich gedemütigt werden, als über den Kindern, deren Wohl einem so nahe liegt, und deren Geraten man doch so wenig in seiner Macht hat, was Salomo selbst an seinem Sohn und Thron Nachfolger Rehabeam erfahren. Wie nötig ists, sie fein oft in die Hände des starken HErrn Zebaoth zu übergeben, darin sie wohl geraten und zum Ziel treffen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_127.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain