Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 114. Psalm.
1. Da Israel aus Ägypten zog, das Haus Jakobs aus dem fremden Volk; 2. Da ward Juda sein Heiligtum, Israel seine Herrschaft. 3. Das Meer sah, und floh; der Jordan wandte sich zurück; 4. Die Berge hüpften wie die Lämmer, die Hügel wie die jungen Schafe. 5. Was war dir, du Meer, dass du flohst? Und du Jordan, dass du dich zurück wandtest? 6. Ihr Berge, dass ihr hüpftet, wie die Lämmer? Ihr Hügel, wie die jungen Schafe? 7. Vor dem HErrn bebte die Erde, vor dem GOtt Jakobs, 8. Der bei Fels wandelte in Wassersee, und die Steine in Wasserbrunnen.
Der 114. Psalm ist eigentlich ein Opferpsalm zum Gedächtnis des Ausgangs der Kinder Israel aus Ägypten und der Einführung in das verheißene Land. Davon kamen sonst auch, große und ausführliche Psalm vor. Hier aber ist es in einem kurzen Auszug gefasst. Beides hat seinen Nutzen zur Stärkung und Auffrischung des Glaubens. Der Psalm hat zwei Teile: 1) Eine nachdrückliche Vorstellung von dem, was am Volk Israel und zu seinem Besten geschehen, V. 1-4. 2) Erweckliche Fragen, warum das geschehen, samt einer zur Verherrlichung GOttes eingerichteten Antwort. Als ein Haus Jakob, als eine einzig eingerichtete Familie von ungefähr siebzig Seelen war das Volk in Ägypten gekommen, das nachher in mehr als sechs mal hunderttausend Seelen wieder auszog. Auf die geringen Anfänge der Werke GOttes muss der Glaube immer wieder zurücksehen. Ein Heiligtum und eine Herrschaft unter ihnen anzulegen, sie als ein priesterliches Königreich zu distinguieren1), durch ihren Gottesdienst und das sichtbare Bild vom Reich GOttes auszuzeichnen, war ein Hauptaugenmerk von der Führung GOttes mit ihnen. Das Meer floh bald im Anfang ihres Zugs, der Jordan wandte sich zurück beim Eingang ins verheißene Land, die Berge hüpften allermeist bei der Gebung des Gesetzes; mithin ist doch in diesem kurzen Psalm den Hauptgrenzen nach Alles ins Angedenken gebracht, womit GOtt Seine Gegenwart unter Israel bewiesen hat. Luther sagt über diesen Psalm: Wir singen ihn nun Christo zu Lob, der uns nun aus dem Tod und Sünde durch das Wüten der Welt, des Fleisches und des Teufels führt in das ewige Leben.