Rieger, Carl Heinrich - Sacharia - Das zehnte Kapitel.
In diesem Kapitel wird das Reich GOttes, vermutlich wie es in der letzten Zeit wieder im Land Israel unter dem neubegnadigten Volk GOttes blühen werde, noch weiter beschrieben, aber so, dass die Ausdrücke und Bilder von äußerlichen, meist auch kriegerischen Anstalten hergenommen sind, und doch immer wieder Manches dazwischen gesetzt wird, das man von nichts anderem, als von den eigentlichen Gütern des Reichs GOttes verstehen kann. So fängt es an
1. mit einer Ermahnung zum Gebet.
1. So bittet nun vom HErrn Spätregen; so wird der HErr Gewölke machen, und euch Regen genug geben zu allem Gewächs auf dem Felde. 2. Denn die Götzen reden eitel Mühe, und die Wahrsager sehen eitel Lügen, und reden vergebliche Träume, und ihr Trösten ist nichts; darum gehen sie in der Irre, wie eine Herde, und sind verschmachtet, weil kein Hirte da ist.
Man könnte beim ersten Vers nur an leiblichen, zum Wachstum der Erdgewächse nötigen Regen gedenken. Aber so zeigt gleich der zweite Vers, dass es vom Mangel eines wahren Trostes, einer nahrhaften Lehre handle, und dass es also auf ein Gebet ums Reich GOttes und um die mit demselbigen durchbrechende Wahrheit angesehen sei, davon der Menschen Gewissen gesunden Unterricht und Stärkung haben können. Und so gehts dann fort
II. in die weiteren Verheißungen, wie GOtt sich aufmachen und eine Hilfe schaffen werde, die ihrer ehemaligen Erlösung aus Ägypten gleichkommen solle.
3. Mein Zorn ist ergrimmt über die Hirten, und ich will die Böcke heimsuchen: denn der HErr Zebaoth wird seine Herde heimsuchen, nämlich das Haus Juda; und wird sie zurichten, wie ein geschmücktes Ross zum Streit. 4. Die Ecken, Nagel, Streitbogen und Treiber sollen alle von ihnen wegkommen. Und sollen dennoch sein wie die Riesen, die den Kot auf der Gasse treten im Streit, und sollen streiten; denn der HErr wird mit ihnen sein, dass die Reiter zu Schanden werden. 6. Und ich will das Haus Juda stärken, und das Haus Josephs erretten, und will sie wieder einsehen: denn ich erbarme mich ihrer; und sollen sein, wie sie waren, da ich, sie nicht verstoßen hatte. Denn Ich, der HErr, ihr GOtt, will sie erhören. 7. Und Ephraim soll sein wie ein Riese, und ihr Herz soll fröhlich werden wie vom Wein; dazu ihre Kinder sollen es sehen und sich freuen, dass ihr Herz am HErrn fröhlich sei. sei. 8. Ich will zu ihnen blasen und sie sammeln, denn ich will sie erlösen; und sollen sich mehren, wie sie sich vor gemehrt haben. 9. Und ich will sie unter die Völker säen, dass sie meiner gedenken in fernen Ländern; und sollen mit ihren Kindern leben und wiederkommen. 10. Denn ich will sie wiederbringen aus Ägyptenland, und will sie sammeln aus Assyrien; und will sie in das Land Gilead und Libanon bringen, dass man nicht Raum für sie finden wird. 11. Und er wird durch das Meer der Angst gehen, und die Wellen im Meer schlagen, dass alle Tiefen des Wassers vertrocknen werden. Da soll denn erniedrigt werden die Pracht zu Assyrien und das Zepter in Ägypten soll aufhören. 12. Ich will sie stärken in dem HErrn, dass sie sollen wandeln in seinem Namen, spricht der HErr.
So wenig wir im Stande sind, von einem jeglichen Ausdruck in dieser Vorstellung hinlängliche Rechenschaft zu geben, so überzeugend kann es uns gleichwohl sein, dass die immer hervorblickenden Verheißungen: ich erbarme mich ihrer, ich, der HErr, ihr GOtt, will sie erhören: ihr Herz soll fröhlich sein am HErrn, ich will sie stärken in dem HErrn, dass sie sollen wandeln in Seinem Namen usw., das Reich GOttes beschreiben, mit seiner Kraft und Frucht, die es beweist, und bringt, wo das Evangelium davon im Glauben aufgenommen wird. Was mithin die kriegerischen Ausdrücke dazwischen hinein betrifft, so muss man sie entweder auch so verstehen, wie es dieser geistlichen Art des Reiches GOttes gemäß ist, oder man muss dazu nehmen, mit was für Revolutionen und Veränderungen im Weltlauf oft auch ein solcher Anbruch des Reichs GOttes verknüpft ist. Wer z. E. weiß, wie das Evangelium beim Werk GOttes in der Reformation zu uns in unser Vaterland gekommen ist, und durch was für trübe Umstände man zuvor durchlaufen musste, der kann schon merken, wie GOtt oft manches seiner armen Schafe, dems für sich um nichts als um die Weide im Wort der Wahrheit zu tun ist, doch zurüsten muss, wie ein geschmückt Ross im Streit, bis es die Hindernisse durchbricht, und gegen aller Welt Trotz behauptet: man muss GOtt mehr gehorchen, denn den Menschen. Selbst bei eines jeden einzelnen Reichs-Genossen seinem himmlischen Beruf kommt so was vor, dass ihm auch ein Schwert gegeben wird, sich aus seinen verfänglichen Welt-Verbindungen herauszuhauen. Ach HErr JEsu,
Lass bei Deines Namens Schein,
Wer ihn kennt, fröhlich sein;
Und so langs noch streiten gilt,
Sei die Gnade Schirm und Schild.