Rieger, Carl Heinrich - Nahum - Das dritte Kapitel.
Darin wird die Ankündigung vom Gericht der Stadt Ninive und vom Untergang des Assyrischen Reichs aufs Höchste getrieben, und auch die Verschuldung, womit sie sich solches Gericht zugezogen, am deutlichsten aufgedeckt. Anfänglich führt noch der Prophet im Namen des HErrn die Rede, vom fünften Vers an aber ist es, als ob König, Stadt und Reich vor dem Richterstuhl des Herrn der Heerscharen selbst dastünden, und das davon ausgehende Zorndekret mit allen dazu gehörigen Urkunden selbst anhören müssten.
1. Der Prophet redet im Namen des HErrn.
1. Wehe der mörderischen Stadt, die voll Lügen und Räuberei ist, und von ihrem Rauben nicht lassen will. 2. Denn da wird man hören die Geißeln klappen, und die Räder rasseln, und die Rosse schreien, und die Wagen rollen. 3. Er bringt Reiter herauf mit glänzenden Schwertern und mit blitzenden Spießen. Da liegen viele Erschlagene, und große Haufen Leichname, dass derselbigen keine Zahl ist, und man über ihre Leichname fallen muss. 4. Das alles um der großen Hurerei willen der schönen lieben, Hure, die mit Zauberern um geht, die mit ihrer Hurerei die Heiden, und mit ihrer Zauberei Land und Leute erworben hat.
Vorher sieht sich das Auge nimmer satt, und das Ohr hört sich: nimmer satt an Dingen, die in einer üppigen Stadt zur Reizung aller Lüste aufgestellt werden. Aber was kanns über eine kleine Weile für. ganz andere Spektakel geben, wobei Alles, was das Gehör und das Gesicht mit Schrecken und also das Herz mit Empfindung vom Zorn erfüllen kann, zusammen schlägt.
II. Nun ists, als ob der starke GOtt, der Richter der ganzen Welt, persönlich das Endurteil über diese verschuldete Stadt und Land ausspräche, und ihre unerkannten Sünden ihr ins Licht vor sein Angesicht stellte.
5. Siehe, Ich will an dich, spricht der HErr Zebaoth; ich will dir dein Gebräme1) aufdecken unter dein Angesicht, und will den Heiden deine Blöße, und den Königreichen deine Schande zeigen. 6. Ich will dich ganz gräulich machen, und dich schänden, und einen Scheusal aus dir machen; 7. Dass alle, die dich sehen, von dir fliehen und sagen sollen: Ninive ist verstört; wer will Mitleiden mit ihr haben? Und wo soll ich dir Tröster suchen?
O was braucht man oft im weltlichen Regiment, bei einem gemeinen Wesen, bei einer Familie für Künste, den wahren Zustand zu verbergen, die inneren Schäden zuzudecken, um äußerlichen betrüglichen Glanz zu behaupten; was wird es sein, wenn der HErr all dies Gebräme aufdecken, und Alles in der Blöße darstellen wird. Wenn die Hand GOttes über einen kommt, da fangen auch die Menschen an, ganz anders zu urteilen und zu reden. Auf Seiten der Menschen. kann freilich viel unbefugte Schadenfreude darunter sein, aber GOtt braucht es inzwischen doch zur Strafe über einen.
8. Meinst du, du seist besser, denn die Stadt No der Regenten, die da lag an den Wassern und rings umher Wasser hatte, welcher Mauern und Feste war das Meer? 9. Mohren und Ägypten war ihre unzählige Macht, Put und Lybien waren deine Hilfe. 10. Noch hat sie müssen vertrieben werden, und gefangen wegziehen und sind ihre Kinder auf allen Gassen erschlagen worden; und um ihre Edlen warf man das Los, und alle ihre Gewaltigen wurden in Ketten und Fesseln gelegt. 11. Also musst Du auch trunken werden, und dich verbergen, und eine Feste suchen vor dem Feinde.
Sanherib hat in seinem Trotz so die Völker nachrechnen können, die seine Väter verdorben haben; aber hiermit wird nun eine ganz andere Art zu rechnen und zu schließen angegeben, wovon das herauskommt: wider den HErrn und Seine Gerichte vermag weder Stärke noch Rat etwas.
12. Alle deine festen Städte sind wie Feigenbäume mit reifen Feigen; wenn man sie schüttelt, dass sie dem ins Maul fallen, der sie essen will. 13. Siehe, dein Volk soll zu Weibern werden in dir; und die Tore deines Landes sollen deinen Feinden geöffnet werden; und das Feuer soll deine Riegel verzehren. 14. Schöpfe dir Wasser, denn du wirst, belagert werden; bessere deine Festen; gehe in den Thon, und tritt den Leimen, und mache starke Ziegel. 15. Aber das Feuer wird dich fressen, und das Schwert töten, es wird dich abfressen, wie die Käfer, es wird dich überfallen, wie Käfer, es wird dich überfallen, wie Heuschrecken. 16. Du hast mehr Händler, denn Sterne am Himmel sind; aber nun werden sie sich ausbreiten, wie Käfer, und davon fliegen. 17. Deiner Herren ist so viel, als der Heuschrecken, und deiner Hauptleute, als der Käfer, die sich an die Zäune lagern in den kalten Tagen, wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon, dass man nicht weiß, wo sie bleiben.
Wie kann GOtt alles Vertrauen auf der Menschen Rat, Macht und Reichtum zu Schanden machen; wie steift man sich auf Manches, hält es für ein groß Aufnehmen, wenn Handlungen empor gebracht, wenn sonst reiche Leute mit großem Vermögen in eine Stadt oder Land gezogen werden. Aber wenn es eben überall am Hauptgrund der Furcht GOttes fehlt, so wird zugleich viel Schwelgerei, viel fremde Sünden mit herein geschleppt, und wenn man von dem blühenden Zustand und Reichtum Gebrauch machen will, oder wenn diese weise Herrn raten sollen, so fliegen sie davon; auch unter dem Vorwand des Publikums sucht man mehr sich selbst, und ist mit dem, das man zu erhaschen strebte, immer davon zu fliegen bedacht.
18. Deine Hirten werden schlafen, o König zu Assur, deine Mächtigen werden sich legen; und dein Volk wird auf den Bergen zerstreut sein, und Niemand wird sie versammeln. 19. Niemand wird um deinen Schaden trauern, noch sich um deine Plage kranken; sondern alle, die solches von dir hören, werden mit ihren Händen über dich klappen. Denn über wen ist nicht deine Bosheit ohne Unterlass gegangen?
Das heißt, ich will dich strafen, und will dir es unter die Augen stellen; wohl dem, der unter GOttes Gerichten bei Zeiten nur noch so mürb wird, als Adoni Besek darunter geworden, der Richter 1, 7. Spricht: wie ich nun getan habe, so hat mir GOtt wieder vergolten. O wie viel tausend Schläge, wie viel raue Wege hat GOtt schon an den Menschen brauchen müssen, sie dahin zu bringen, dass der Mensch nicht mehr trotze auf Erden. Wer wollte denn seinen Hals noch steifen gegen den, der Andere vor uns so zerbrochen hat! wie viel besser ist es, anbeten zu Seinen Füßen, und Zuflucht haben unter dem Schatten Seiner Flügel; unter Allem, was ängstiget, sich mit der Erscheinung JEsu und Seines Reichs trösten können!