Rieger, Carl Heinrich - Nahum - Das zweite Kapitel.
Darin wird die Verkündigung von Ninives Untergang und dem Gericht über das ganze Assyrische Reich noch weiter getrieben, zuvor aber noch dem Volk GOttes Anweisung gegeben, wie sie es ansehen, und die ihnen darunter geschaffte Hilfe GOttes wohl anwenden sollen.
I. Eine an das Volk GOttes gerichtete Ansprache, wie sie sich GOttes Gericht an ihren Feinden gehörig zu Nutze machen sollen.
1. Sieh, auf den Bergen kommen Füße eines guten Boten, der da Frieden predigt: Halte deine Feiertage, Juda, und bezahle deine Gelübde; denn es wird der Schalk nicht mehr über dich kommen, er ist gar ausgerottet. 2. Es wird der Zerstreuer wider dich herauf ziehen, und die Feste belagern. Aber ja, berenne die Straße wohl, rüste dich aufs beste, und stärke dich aufs gewaltigste. 3. Denn der HErr wird die Hoffart Jakobs vergelten, wie die Hoffart Israels: denn die Ableser werden sie ablesen, und ihre Fässer verderben.
Die Hauptabsicht beim Gericht über Ninive und die Ausrottung des Assyrischen Reichs war, dass dadurch der Glaube an den GOtt Israel kräftig belebt, und die Herzen im Warten auf die Verheißung gestärkt würden; wie Jesaja über den Sanherib geweissagt hat Kap. 37, 22.: Die Jungfrau Tochter Zion verachtet dich, und spottet dein, und die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt dir nach. V. 31. Und die Erretteten vom Hause Juda, und die überbleiben, werden noch wiederum unter sich wurzeln, und über sich Frucht tragen. Man wird also freilich von der Niederlage Sanheribs im Jüdischen Lande, von seinem, bald nach seiner Heimkunft genommenen schrecklichen Ende, und von allem weiter daraus entstandenen Zerfall des Assyrischen Reichs viel gute Botschaft unter dem Volk GOttes gehabt haben, und der Prophet weist sie hiermit an, wie sie sich diesen ihnen hiermit verschafften Ruhe-Stand durch gute Anstalten in der Kirche und in dem gemeinen Wesen zu Nutz machen, ja die Hoffnung fassen sollen, dass der HErr den Schmuck, oder das herrliche Ansehen Jakobs - wieder erstatten werde, wie die Pracht Israels, und also das ganze Volk wieder zu seinem vorigen Flor bringen werde; denn so ist der dritte Vers eigentlich zu übersetzen und zu verstehen; nicht aber als eine Drohung, sondern vielmehr, dass der HErr mit Mitleiden angesehen, was Sanherib bereits für Schaden getan, habe, und noch weiter gern getan hätte, wenn ihm nicht ein solcher Ring wäre in die Nase gelegt worden.
II. Nun kommt der Prophet wieder auf Ninive, und die starken Heere der Meder und Chaldäer, die GOtt über sie schicken, und ihr und ihres Königreichs dadurch ein völliges Ende machen werde.
4. Die Schilder seiner Starken sind rot, sein Heeresvolk sieht wie Purpur, seine Wagen leuchten wie Feuer, wenn er treffen will; ihre Spieße beben. 5. Die Wagen rollen auf den Gassen, und raffeln auf den Straßen; sie blicken wie Fackeln, und fahren unter einander her, wie die Blitze. 6. Er aber wird an seine Gewaltigen gedenken: doch werden dieselbigen fallen, wo sie hinaus wollen; und werden eilen zu der Mauer, und zu dem Schirm, da sie sicher sein. 7. Aber die Tore an den Wassern werden doch geöffnet, und der Palast wird untergehen. 8. Die Königin wird gefangen weggeführt werden; und ihre Jungfrauen werden seufzen wie die Tauben, und an ihre Brust schlagen. 9. Denn Ninive ist wie ein Teich voll Wasser; aber dasselbige wird verfließen müssen. Stehet, steht, (werden sie rufen,) aber da wird sich Niemand umwenden. 10. So raubet nun Silber, raubet Gold; denn hier ist der Schätze kein Ende, und die Menge aller köstlichen Kleinodien. 11. Aber nun muss sie rein abgelesen und geplündert werden, dass ihr Herz muss verzagen, die Knie schlottern, alle Lenden zittern, und aller Angesicht bleich sehen, wie ein Topf. 12. Wo ist nun die Wohnung der Löwen, und die Weide der jungen Löwen, da der Löwe und die Löwin mit den jungen Löwen wandelten, und Niemand durfte sie scheuchen? 13. Sondern der Löwe raubte genug für seine Jungen, und würgte es seinen Löwinnen; seine Höhlen füllte er mit Raube, und seine Wohnung mit dem, das er zerrissen hatte. 14. Siehe, ich will an dich, spricht der HErr Zebaoth, und deine Wagen im Rauch anzünden, und das Schwert soll deine jungen Löwen fressen; und will deines Raubens ein Ende machen auf Erden, dass man deiner Boten Stimme nicht mehr hören soll.
Wo ist ein GOtt unter aller Lande Göttern, die ihr Land haben von meiner Hand errettet, dass der HErr sollte Jerusalem von meiner Hand erretten? war auch eine von den trotzigen Fragen Sanheribs. Aber wie der im Himmel wohnt, seiner damals schon gelacht habe, flieht man aus dieser nachmals über ihn und seine Stadt ergangenen Frage: wo ist nun die Wohnung der Löwen? O wer kann erretten, wenn GOtt sich aufmacht, wenn der im Zorn redet: sieh, ich will an dich. Lasst euch doch weisen ihr Könige, und lasst euch züchtigen ihr Richter auf Erden! Werft aber euer Vertrauen nicht weg, ihr die ihr unter dem Fürsten dieser Welt und unter allen seinen Helfershelfern auf der Erde zu leiden habt; GOtt ist Richter auf Erden, und das Seinem Gesalbten zuerkannte Reich wird Er nicht lassen, denn es ist Sein Werk.