Rieger, Carl Heinrich - Micha - Das zweite Kapitel.

Rieger, Carl Heinrich - Micha - Das zweite Kapitel.

Auch hier ist Vorstellung der Sünden, Ankündigung der Strafe und Hinauslenken auf Verheißung wie im ersten Kapitel ineinander geflochten, nur mit dem Unterschied, dass da zuvor Übertretung und Höhen, mithin Verfälschung des Gottesdienstes zusammengenommen sind, jetzt mehr das Gewalt- und Unrecht-üben im bürgerlichen Leben bestraft wird. Eins zieht noch immer das Andere nach sich.

1. Der Anfang wird mit Vorstellung der Sünden und ihrer unfehlbaren Heimsuchung durch schwere Strafen gemacht.

1. Wehe denen, die Schaden zu tun trachten, und gehen mit bösen Tücken um auf ihrem Lager, dass sie es früh, wenn es Licht wird, vollbringen, weil sie die Macht haben. 2. Sie reißen zu sich Äcker und nehmen Häuser, welche sie gelüftet; also treiben sie Gewalt mit eines Jeden Hause und mit eines Jeden Erbe. 3. Darum spricht der HErr also: Sieh, ich gedenke über dies Geschlecht Böses, aus dem ihr euren Hals nicht ziehen, und nicht so stolz daher gehen sollt; denn es soll eine böse Zeit sein. 4. Zu derselbigen Zeit wird man einen Spruch von euch machen und klagen: Es ist aus, wird man sagen, wir sind verstört. Meines Volkes Land kriegt einen fremden Herrn. Wann wird er uns die Äcker wieder zuteilen, die er uns genommen hat? 5. Ja wohl, ihr werdet kein Teil behalten in der Gemeine des HErrn.

O was ist es für eine Versuchung, die Macht zu haben zu tun, was einem böse Tücke eingeben. Was täte Maucher, wenn die Macht der Hand so groß wäre, als der Trotz des Herzens. Nun aber richtet GOtt nach dem Rat des Herzens, und bringt an das Licht, womit man auch auf seinem Lager umgegangen ist. Wer in Gottesfurcht und billigem Misstrauen gegen sich selber steht, soll es mit Dank von GOtt annehmen, wenn Er einem nicht viel Macht lässt, und soll auch desto gerner in allen geringen Gelegenheiten seines Herzens Härtigkeit brechen lassen. Äcker und Häuser an sich reißen, schlägt so gar zu Bedrückung des geringeren Nächsten aus. Wer mehr Vermögen hat, sollte es von Rechtswegen an andere Arten des Gewerbes im menschlichen Leben legen, als an das, was den Andern neben ihm so unterdrückt. O wie kann GOtt in Seinen Gerichten allen noch so klug eingerichteten Maximen den Rang ablaufen.

II. Nun beantwortet der Prophet die Ausflüchte, womit sie sich in ihren Sünden trösten, und die Ankündigung der göttlichen Strafgerichte von sich schieben wollen.

6. Sie sagen: man soll nicht träufen; denn solche Träufe trifft uns nicht, wir werden nicht so zu Schanden werden.

Der Ausdruck ist vom Regen hergenommen, womit auch sonst die Rede verglichen wird. Hier mag es bei der Unlittigkeit gegen die Bestrafungen zugleich etwas Verächtliches angedeutet haben, womit sie den Propheten zum Schweigen bringen wollten.

7. Das Haus Jakobs tröstet sich also: Meinst du, des HErrn Geist sei verkürzt? Sollte er solches tun wollen? Es ist wahr, meine Reden sind freundlich den Frommen.

Das ist die alte und noch immer fortgetriebene Weise, den Drohungen GOttes auszuweichen, nämlich, dass man sich so eigenwillige Gedanken von der göttlichen Barmherzigkeit macht, und sich vorspiegelt, es sei nicht zu vermuten, dass GOtt so zürne. Ja, lerne einer vorher den lieben GOtt aus Seiner eigenen Rede kennen; alle außer diesem Wort gefasste, oder gar wider dies Wort behaupteten Einfälle zerfliegen. Den Aufrichtigen, so die Wahrheit tun, und damit an das Licht kommen, gelingt es; wer das Licht hasst, dem ist auch mit erdichtetem Trost eine Weile gedient, aber nicht geholfen.

8. Aber mein Volk hat sich aufgemacht, wie ein Feind; denn sie rauben beides Rock und Mantel denen, so sicher das her gehen, gleichwie die, so aus dem Krieg kommen. 9. Ihr treibt die Weiber meines Volks aus ihren lieben Häusern, und nehmt stets von ihren jungen Kindern meinen Schmuck.

Öffentliche Gewalttätigkeiten aus Zerfall im bürgerlichen Regiment ziehen auch viele Privat - Gewalttätigkeiten in unfriedlichen Ehen, in unbilligen Ehescheidungen nach sich, wodurch besonders die Kinder auf immerhin verderbt, und also der Grund zu allem Verderben in andern Ständen gelegt wird. O gib uns Frieden allenthalben und auf allerlei Weise.

III. Bedenkliche Anzeige, warum diese ernstlichen Vorstellungen nicht mehreren Eingang finden.

10. Darum macht euch auf, ihr müsst davon, ihr sollt hier nicht bleiben; um ihrer Unreinigkeit willen müssen sie unsanft zerstöret werden. 11. Wenn ich ein Irrgeist wäre, und ein Lügenprediger, und predigte, wie sie saufen und schwelgen sollten; das wäre ein Prediger für dies Volk. So steigt die Sicherheit, und die Begierde, sich auf seinen Schlachttag zu weiden, endlich auf das Höchste. IV. GOtt aber denkt ewig an Seinen Bund, und sieht durch alle Gerichte hindurch, wie Er wieder ins Gnadengeleise mit Seinem Volk einlenken wolle. 12. Ich will aber dich, Jakob, versammeln ganz, und die Übrigen in Israel zu Hauf bringen; ich will sie wie eine Herde mit einander in einen festen Stall tun, und wie eine Herde in seine Hürden, dass es von Menschen tönen soll. 13. Es wird ein Durchbrecher vor ihnen herauf fahren, sie werden durchbrechen und zum Tor aus- und einziehen; und ihr König wird vor ihnen hergehen, und der HErr vorne an.**

Wie hat doch GOtt immer dafür gesorgt, dass man unter der Sünde und Sündenstrafe nicht am Reich GOttes und JEsu Christi verzagte, sondern merkte, wie GOtt nach Allem um der Menschen Unglauben und Ungehorsams willen genommenen Umweg, es doch wieder. gern auf Seinen ersten Gnaden Vorsatz mit ihnen oder doch mit ihren Nachkommen hinausführe.

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autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/micha/rieger_-_micha_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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