Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das dritte Kapitel.

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Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten Hosea - Das dritte Kapitel.

Darin kommt vor: Eine erneuerte Unterhandlung, die der Prophet mit seinem ungetreuen Eheweib eingehen sollte. Dabei ist das

I. der abermalige göttliche Befehl, den er dazu empfangen.

1. Und der HErr sprach zu mir: Gehe noch eins hin, und buhle um das buhlerische und ehebrecherische Weib; wie denn er HErr um die Kinder Israel buhlt, und sie doch sich zu fremden Göttern kehren, und buhlen um eine Kanne Weins.

Ohne diesen ausdrücklichen Befehl GOttes hätte Hosea die auf ihre alten Wege verfallene Gomer immerhin aufgegeben und fahren lassen; so aber hat er in dem aufs Neue befohlenen Buhlen, oder, weil dieses Wort seine alte züchtigere Bedeutung fast verloren hat, sollte man lieber sagen, durch den erneuerten Antrag seiner Liebe und Bekanntschaft, die ausnehmende Liebe und Herunterlassung GOttes abbilden sollen, nach welcher Er nicht wartet, bis der Sünder umkehrt, sondern mit Seinem erneuerten Gnadenantrag zuvorkommt, wenn Er schon auch die Ehre Seiner Heiligkeit an einem so lang ausschweifenden Sünder retten muss.

II. Des Propheten Gehorsam, und wessen er sich dabei mit ihr verabredet habe.

2. Und ich ward mit ihr eins, um fünfzehn Silberlinge, und anderthalb Homer Gerste.

3. Und sprach zu ihr: Halte dich mein eine Zeitlang, und hure nicht, und lass keinen Andern zu dir; denn ich will mich auch dein halten.

Die Absicht war also nicht, dass Gomer wieder in die vorige eheliche Gemeinschaft mit Hosea aufgenommen würde, wie denn auch keines weiteren Kinderzeugens gedacht wird, sondern sie sollte nur die Verpflichtung über sich nehmen, in mehrerer Eingezogenheit zu leben, und die völlige Aussöhnung mit ihrem Mann und Eintritt in die vorige Gemeinschaft abzuwarten. Dafür sollte sie soviel als einen Magdlohn zu ihrem Unterhalt zu genießen haben, und übrigens von ihm versichert sein können, dass er in dem steten Bedacht stehe, sie wieder in den vorigen Bund aufzunehmen. Davon wird nun

III. die Zueignung auf das Volk Israel mit Folgendem gemacht:

4. Denn die Kinder Israel werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Altar, ohne Leibrock und ohne Heiligtum bleiben.

5. Danach werden sich die Kinder Israel bekehren, und den HErrn, ihren GOtt, und ihren König David suchen; und werden den HErrn und seine Gnade ehren in der letzten Zeit.

In der ersten Ehestiftung mit Gomer stellte der Prophet die noch einigermaßen zwischen GOtt und dem Volk Israel obwaltende eheliche Bundesgenossenschaft vor, doch so, dass sich das Volk durch sein Verschulden zur Strafe immer reifer machte. Der hier beschriebene Vorgang aber, kraft dessen sich Gomer ihres vorigen bösen Genusses begab, und doch die eheliche Liebe Hoseä nicht sowohl genoss, als sie vielmehr in einem verschlossenen Zustand abwartete, bildet den Zustand ab, in dem sich das Volk nun besonders seit seiner letzten Zerstreuung befindet. Es ist nämlich ein Halten, Sitzen, Warten, was sein GOtt noch mit ihm anfangen, und wie Er die auf ihm haftende Verheißungen erfüllen werde. Es hurt nicht und ist keines Andern, es enthält sich von der Abgötterei, zu welcher es sonst so geneigt war, es hat keinen weltlichen Arm mehr, mit dem es dem Reich Christi oder den Drohungen GOttes Trotz bieten könnte. hat es schon nicht sein voriges gesegnetes Land zu genießen, so hält es doch auch GOtt im Zeitlichen nicht gar zu kurz, dass es durch Mangel gedrungen wäre, seine Hände aufzuheben zum fremden Gott. Und es fehlt auch sonst nicht an Spuren, wie GOttes Herz noch immer auf dies Volk gerichtet ist. Freilich, wie man sich das Christenvolk nicht nach dem groben, rohen Haufen vorstellen muss, sondern nach dem weniger edlen Teil derjenigen, die GOtt im Geist und in der Wahrheit anbeten; so muss man auch das Judenvolk nicht nach dem schätzen, was von des großen Haufens Betrug und irdischem Sinn meist in die Augen fällt, sondern man muss auch an die Verborgenen unter ihnen gedenken, die unter mancher Bekenntnis ihrer und ihres Volkes Sünden auf den Rat des HErrn mit ihnen merken, und Seinen Verheißungen entgegen gehen.

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