Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das vierzehnte Kapitel
macht an der ganzen Weissagung Hoseas, einen tröstlichen Schluss, dass nämlich GOtt Seinem Volk noch einst Buße geben werde, die Wahrheit zu erkennen, und aus des Teufels Stricken nüchtern zu werden.
1. Bei einer eindringlichen Ermahnung zur Buße werden ihnen die Worte zu einem Buß-Gebet ins Herz und in den Mund gelegt.
2. Bekehre dich, Israel, zu dem HErrn, deinem GOtt: denn du bist gefallen um deiner Missetat willen. 3. Nehmt diese Worte mit euch und bekehrt euch zu dem HErrn, und sprecht zu ihm: Vergib uns alle Sünde, und tue uns wohl; so wollen wir opfern die Farren unserer Lippen. 4. Assur soll uns nicht helfen, und wollen nicht mehr auf Rossen reiten, auch nicht mehr sagen zu den Werken unserer Hände: Ihr seid unser GOtt; sondern lass die Waisen bei dir Gnade finden.
Sobald in des verlornen Sohnes Herzen der Ausschlag fest wird: ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen; so nimmt er sich auch vor, wie er zu ihm sagen, wie er sich selbst verklagen, des Vaters Recht erkennen, und nur das Äußerste von seinem Erbarmen ergreifen wolle. Und so legt der Geist der Gnade mit dem Vorsatz, sich zum HErrn zu bekehren, auch die Willigkeit in die Seele der Sünder; ich sprach: ich will dem HErrn meine Übertretung bekennen. O wie gut, wenn nur einmal das heimtückische Stillschweigen gebrochen ist, und man mit einem von der Falschheit befreiten Geist anfängt mit GOtt zu reden. Ein Hauptstück von der Ehre, die man seinem GOtt bei rechtschaffener Zukehr zu Ihm geben kann, ist: dass man alle bei Menschen vorher gesuchte Hilfe, allen von den Kreaturen gezogenen Trost ausspeit, und GOtt den HErrn in seinem Herzen mit Furcht und Vertrauen heiligt, und als ein hilfloser Waise Gnade sucht, wie nachmals der HErr JEsus uns Alle zu solchen Waisen gemacht hat, da Er uns gelehrt hat, unseren Vater im Himmel zu suchen, als Waisen, die keinen Vater auf Erden haben.
II. In der göttlichen Antwort auf dies Bußgebet wird ihnen viel neue Gnade zugesagt, und von deren Wirkungen und Früchten auch viel Gutes gerühmt.
5. So will ich ihr Abtreten wieder heilen, gerne will ich sie lieben: dann soll mein Zorn sich von ihnen wenden. 6. Ich will Israel wie ein Tau sein, dass er soll blühen wie eine Rose; und seine Wurzeln sollen ausschlagen, wie Libanon. 7. Und seine Zweige sich ausbreiten, dass er sei so schön, als ein Ölbaum; und soll so guten Geruch geben, wie Libanon. 8. Und sollen wieder unter seinem Schatten sitzen, von Korn sollen sie sich nähren, und blühen wie ein Weinstock; sein Gedächtnis soll sein wie der Wein am Libanon.
O welche Gnade, o wie viel Erlösung ist bei dem HErrn!
III. GOtt fordert noch einmal Ephraim namentlich auf, von der Gemeinschaft mit den Götzen abzustehen, so lieb ihm die verheißene Gnade seines GOttes und deren Früchte seien.
9. Ephraim, was sollen mir weiter die Götzen? Ich will ihn erhören und führen: Ich will sein wie eine grünende Tanne; an mir soll man deine Frucht finden.
Paulus macht eine ähnliche Ansprache an alle von der Sünde betrogene Sünder: was hattet ihr zu der Zeit für Frucht? Deren ihr euch jetzt schämt. Nun aber habt ihr eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber das ewige Leben.
IV. Endlich empfiehlt der Prophet in einem nachdenklichen Schlusswort Alles zum Bewahren in einem feinen guten Herzen.
10. Wer ist weise, der dies verstehe, und klug, der dies merke? Denn die Wege des HErrn sind richtig; und die Gerechten wandeln darinnen, aber die Übertreter fallen darinnen.
Mit Unverstand und Unvorsichtigkeit hat sich das Volk in viel Not gestürzt. Um so mehr wird nun Alles zum bedächtlichen Nachdenken empfohlen. Wie GOtt von der Welt her gerichtet hat, auf was mannigfaltige Weise Er sich an den Menschen bezeugt hat, wie Er Güte und Ernst bewiesen, in Langmut geschwiegen und zugesehen, aber auch Gerichte und Heimsuchungen verhängt, von solchen wieder auf Gnade umgelenkt hat: ist alles zusammen richtig, GOtt und Seiner Wahrheit gemäß, des Menschen Heil zu erreichen vermögend; aber nur der zur Klugheit der Gerechten Bekehrte merkt es und gibt sich in einen von Schritt zu Schritt bewiesenen Gehorsam hinein, der zum guten Ziel führt. Der unbedachtsame Übertreter zieht die Langmut auf Sicherheit und Mutwillen, wird unter der Schärfe der Gerichte unmutig, und stoßt sich also an Allem, bleibt in seinem Fallen liegen, und verfällt immer weiter.
Luther schreibt im Schluss seiner Erklärung über den Propheten Hosea: „Hiermit tröstet sich der heilige Prophet wider das heftige und große Ärgernis, dass ihrer so wenig das Wort annehmen und demselben folgen. Und also sollen wir uns auch trösten und begnügen lassen, dass nur Etliche weise und klug sind, die nicht mit dem rohen Haufen das Wort verachten, sondern ihre Sünden erkennen, sich bessern, Vergebung der Sünden suchen, und den Verheißungen glauben. Lasst uns danken dem barmherzigen und ewigen Vater unsers Erlösers und Mittlers JEsu Christi, für diese höchsten Gaben, dass Er uns Seine richtigen Wege geoffenbart hat, und bitten, dass Er uns, die wir darinnen wandeln, mit Seinem Heiligen Geist regiere, und in Ewigkeit erhalte. Amen!“