Rieger, Carl Heinrich - Habakuk - Das dritte Kapitel.
Darin wird die dem Propheten erteilte Antwort nun näher auf die Chaldäer, und GOttes Gericht über dieselben angewendet. Der Prophet bekommt also
I. nähern Bescheid, wie das schnell steigende Kriegsglück und die Eroberungen der Chaldäer in GOttes Gericht angesehen, und schon in ihr Ziel gesetzt seien.
5. Aber der Wein betrügt den stolzen Mann, dass er nicht bleiben kann, welcher seine Seele aufsperret wie die Hölle, und ist gerade, wie der Tod, der nicht zu sättigen ist, sondern rafft zu sich alle Heiden, und sammelt zu sich alle Völker. 6. Was gilt es aber? Dieselbigen alle werden einen Spruch von ihm machen, und eine Sage und Sprichwort, und wer den sagen: Wehe dem, der sein Gut mehret mit fremdem Gut! Wie lange wird es währen? Und ladet nur viel Schlamm auf sich. 7. O wie plötzlich werden aufwachen, die dich beißen, und erwachen, die dich wegstoßen? Und du musst ihnen zu Teil werden. 8. Denn du hast viele Heiden geraubt; so werden dich wieder rauben alle Übrigen von den Völkern, um der Menschen Bluts willen, und um des Frevels willen, im Lande, und in der Stadt, und an allen, die darinnen wohnen, begangen.
O auf was muss ein Mensch, der beim Glauben keine Ruhe in seinem Herzen hat, verfallen, in Meinung, darin Ruhe zu finden. Und wie ist bei einem, der von der Spar, GOtt zu suchen, abkommt, nichts mehr hinlänglich, den Abgrund seiner Seele zu ersättigen, wenn er auch die ganze Welt in sich schlucken könnte. Was hat man an seinen Eroberungen, was hat man an seinem Errungenen und Gewonnenen für Schlamm auf seiner Seele.
II. Darüber fasst der Prophet einen heiligen Eifer, ihnen in einer ausführlichen Strafpredigt dies Gericht GOttes umständlicher anzukündigen.
9. Wehe dem, der da geizt zum Unglück seines Hauses, auf dass er sein Nest in die Höhe lege, dass er dem Unfall entrinne. 10. Aber dein Ratschlag wird zur Schande deines Hauses geraten; denn du hast zu viele Völker zerschlagen, und hast mit allem Mutwillen gesündigt. 11. Denn auch die Steine in der Mauer werden schreien, und die Balken am Gesperre werden ihnen antworten. 12. Wehe dem, der die Stadt mit Blut bauet, und zurichtet die Stadt mit Unrecht. 13. Ist es nicht also, dass vom HErrn Zebaoth geschehen wird? Was dir die Völker gearbeitet haben, muss mit Feuer verbrennen; und daran die Leute müde geworden sind, muss verloren sein. 14. Denn die Erde wird voll werden vom Erkenntnis der Ehre des HErrn, wie Wasser, das das Meer bedeckt. 15. Wehe dir, der du deinem Nächsten einschenkst, und mischst deinen Grimm darunter, und trunken machst, dass du seine Scham siehst. 16. Man wird dich auch sättigen mit Schande für Ehre. So saufe Du nun auch, dass du taumelst; denn dich wird umgeben der Kelch in der Rechten des HErrn, und musst schändlich speien für deine Herrlichkeit. 17. Denn der Frevel, am Libanon begangen, wird dich überfallen, und die verstörten Tiere werden dich schrecken, um der Menschen Bluts willen, und um des Frevels willen im Lande und in der Stadt, und an allen, die darinnen wohnen, begangen. 18. Was wird dann helfen das Bild, das sein Meister gebildet hat, und das falsche gegossene Bild, darauf sich verlässt sein Meister, dass er stumme Götzen machte? 19. Wehe dem, der zum Holz spricht: Wache auf! und zum stummen Stein: Stehe auf! Wie sollte es lehren? Siehe, es ist mit Gold und Silber überzogen, und ist kein Odem in ihm. 20. Aber der HErr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei vor ihm stille alle Welt.
Der Prophet hatte diesen ganzen Aufschluss bei stillem und anhaltendem Warten auf den HErrn bekommen; und nun weist er auch der Ausführung halber die ganze Welt in die Stille vor dem HErrn, der von Seinem heiligen Tempel aus die Vollendung dieser Seiner Reden schon betreiben werde, der aber von den Seinigen auch mit Respekt und mit Mäßigen ihres Einschauens in Seine Gerichte, geehrt sein will. Man sehe Offenb. 15, S. Wie hält man sich doch an Höfen großer Herren zurück, wenn etwas vor ist, wie hütet man sich auch nur mit einem Urteil, dem vorzulaufen, was heraus kommen soll. Seid stille, und erkennt, dass Ich GOtt bin. Wenn das Herz aus seinen tausend Sorgen, Anschlägen, Affekten, parteilichen Neigungen nüchtern wird, so kann es manche Strahlen der göttlichen Erkenntnis erst fassen. Durch stille sein und hoffen wird man stark. Der Glaube ist kein Schlaf, sondern ein wachsames Erkennen, dass der HErr GOtt ist, aber er ist auch kein Eilen und schnelles Selbsthelfen, sondern ein Warten auf den HErrn.