Reinhart, Martin - Vnterrichte wie sich ein fromer Christ bey den Papistischen Messen, so ytzt noch vil gehalten werden (wen[n] er sich nit mit güte[n] fug absondern kan) halten sol das er sich nit vorsunde, vn[d] die zeyt vnütz vorlier

Reinhart, Martin - Vnterrichte wie sich ein fromer Christ bey den Papistischen Messen, so ytzt noch vil gehalten werden (wen[n] er sich nit mit güte[n] fug absondern kan) halten sol das er sich nit vorsunde, vn[d] die zeyt vnütz vorlier

Jtem ein Christliche betrachtung so du zu dem heyligen Sacrament

Jhen. 1524

Allen heyligen der kyrchen zu Jhen / Gnad und fryd durch Christum.

Außerwelte liebe Gottis Herren. Ich hab offt und viel eur liebe / auß heyliger göttlicher schrifft / den greulichenn mißbrauch und schentlich unehren Christi / so durch die papistischen meßknecht teglicht geschiet / angezeygt. So haben viel hochgelarter hievon wol unnd Christlich geschriebenn. Derhalb es on not / das ich ettwas besonders davon schreibe. Es ist auch khunt / das figuren und beteuttung des alten testaments / in der Messe und opffer / so Christus selbst gethann uffgehört / derwegen die meßhalter nichts für sich uffbringen mögenn. Dieweyl aber ( ap wol auß götlicher gnad solcher mißbrauch alhie bey euch außgetilgt ) jr auch in andre länder / do des Bapstis gepott und alter brauch / höher dan gotis wort / geacht / ziehet / Hab ich eur liebe dießen / ettwan vonn gelerten leutten gegebnen rhat / auß brüderlicher lieb / nicht wollen pergen / euch durch eur kegenwertickeyt / so ir tzu solchem lesterlichen werck khemet / nit zuversundigen / Gott bewar eur herzen / vor bösem vorwilligem in die that. Amen.

Martinus Reinhart Ecclesiastes zu Jhen.

Der herre Jesus in der nacht / da er verrathen ward / nam er das brod / dancket / und brachs / und sprach Nemet / esset / das ist mein leib / der für euch brochen würt. Solchs thut zu meinem gedechtnis Deßselben gleychen auch den kilch nach dem abentmal / und sprach / diser kilch / ist ein new testament ynn meynem blut solchs thut / so offt ir trinckt / zu meynem gedechtnis. I. Cor. II Matth. 26. MAr. 14. und Luce. 22.

Auß dießen worten / mag vornohmen werden / das Christus unser seligmacher / ym sacrament / gegenwertigk ist / allein / das man yhn essen sol / und sein blut trinken. Und so das mit gerechtem glauben öffter geschehe / so vil mehr auch der mensch im geyste ernewert wurd.

So aber durch den unersettigen geyz / des Bapsts bischoffen / pfaffen und mönchen / ein handewerck und teglicher kauff und handel / auß der messe ist worden. Ist auch auffgehebt die frucht / und der ware Christenlich geprauch / von dem hochwirdigsten sacramentt Und das gemein christen volck / gar ereussert / vom tisch gottis / das man nit mehr / dann ein mal un iar / unter einer gestalt / den christen menschen zu lest. Das alles widerwertig der natur / und eigenschafft des sacraments / erkant wirt. Hierumb müssen die fromen Christen / als die armen gefangen / untter den unmilten tyrannen / sich gedulden / und des teglichen hymelischen brots / also hungerig geraten. Darumb auch ich in meinen predigen offt angezeigt habe / die weil die messe / ganz von der ordnung Christi gewent / und mehr zu entehren got / an seinen eygen leyb und blut dienet / wehres vil besser ein yeder fromer Christ keme nimer mehr zu der messen / dann das er / der grossen irrung mit seiner kegenwertikeit beystand thue. So wir aber leyder die sach / nit bessern mögen / und der geprauch / am sontag mess zehören / das christig volck engstiget. Ist von nöten / den armen gefangen gewissen / etwas lufft und trost zu reychen / ordnung geben / wie sie doch etwas frucht / bey der meß erlangen möchte.

Ist also zu mercken / das der leyb Christi und sein heyliges blut / geystlich und ynnerlich / mag zu aller zeyt / unnd an allen stetten / von den Christen menschen gegessen und getruncken werden. Als der herre sagt. Joan. 6. Der do ysset mein fleysch (vorstehe geystlich ym glaubenn) unnd trincke mein blut / der bleybt in mir und ich yn yhm. Also / wenn du begerest ym glauben / gegenwertiger ubung / das Christus mit vollem gewalt seyner genaden / in dir allein vorharrlich pleybe / unnd du mit deynem ganzen Hertzen und willen / yn seynem wolgefallen mögest bestehen. Itzundert ßo hastu geessen den leyb / und getruncken das blut Christi / dann das er yn dir / und du yn yhm alßo würdest bleyben / darumb hat er seyn leyb in todt geben / und sein blut vergossen.

Wann du dann zu der messen komest / dann ist dir not / das du auff den manigfeltigen mißgebrauch / der do gehaltenn würt / ynn singen / klingen / pfeiffen / orglen / oder was do geschicht anders / dann Christus uffgesetzt hat / kein auffmercken habest. Sondern nym dir in ubung ym glauben für / das du von deinem Got und Herren Christo / geystlich erreychenn mögest / das dir von menschlicher unmyltikeyt / sacramentlichen entzogen ist.

Erstlich gedenck also: Almechtiger barmherziger Gott / hie bin ich bey deynem tisch / der mir durch menschlich yrrung gespert ist / doch glawb ich / das yn dem brot un d ynn dem weyn / deyn Heyliger leyb und dein heyliges blut / gegenwertig ist.

Zum andern. Glawb ich auch vestiglich / das du darumb / den leyb unnd das blut / an dich genomehn habest. Adam und all sein nachkomen zuerlößen vonn dem ewigen tod.

Zum dritten Hab ich auch kein zweyfel / das der leyb in todt für mich gegeben / und das blut für mich / yn vergebung der sunde / vorgossen ist worden.

Zum vierden glaub ich auch / das in dießem sacrament / du kegenwertig bist / zu bekrefftigen und zubesteten / dein warhafftige zusage / dez sunder seyne sunde zuverzumfunfften. Das du allein hie dich geben / selbs zu essen und trincken mitteilest / allen denen / die das sacrament / in warem glauben entpfahen / ire sunde zuvorgeben / und dein genad von newen an zuerheben / das vermögen dein wort / die ytzo in der meß werden gesprochenn / als du gesagt hast. Nembt hin und esset mein leib / der für euch gegeben wirt. Nembt hin unnd trinckt mein blut / das vergossen wirt / zu vergebung der sunden.

Diße betrachtung / muß der mensch / nit oben hin uberlauffen / wie mans auß den büchern / on geyst / one herz und one gedancken zelesen / biß anher gepflecht. Sondern / mit ernstem und aller höchstein fleiß yhm selbst / bey der meß einbilden / unnd Got im glauben / herzlich und vortrewlich bitten / das er durch sein kegenwertig genaden / den glauben in yhm also erheben wolle / wie got dann den glauben von uns hoch und groß schetzig haben wil.

Als dann / so magstu dein begirt und betrachtung / zu einem solchen beschlus bringen.

Almechtiger Gott. Ich armer sunder bekenne / das ich mit sunden uberladen bin / und beger von ganzem herzen / meiner sunden ledigung / von dir alleyn. Und als ich weyß / das die speyß deynes leibes / und das tranck deines bluts / zu vergebung der sunden / und mitteilung der genaden / in deynem heyligen testament / mir und allen sundern (ym glauben zuniessen) verordent ist / bin ich des von Herzen begierig. Aber so ich nit zulessig / und von menschen verhindert wirt / bit ich dich mein got und erlöser / du wollest mich nit lehr und hungerig heym lassen gehn / sondern mit yetzundert nach deiner barmherzigen zusagen / mit teylen / daz mir kein mensch geben nach nemen mag / daz ich dich geystlich enphahe / und mir vorgeben werden alle meine sunde / und warer glaub / hoffnung / und liebe / in mir auffgericht / gesterkt und bestetigt werde / das du allein in mir gewaltiglich regirest / und ich unverrückt / mit ganzem gemüt und herzen in dir bleyb.

Ich wil dir auch mein Got und Herre / ynn deynen heyligen worten / ganz ungezweyfelt glawben und als du kegenwertig bist / die sunde zuvergeben / unnd ich vor dir erscheyn / nottürfftig und begirig / deyner barmherzickeyt / so du dann wilt geben / unnd ich wils enpfahen / ßo mags niemands wenden / die frucht der messen / soll in mir volnbracht sein. Darumb almechtiger Got / sey dir lob unnd eher in ewickeyt. Amen.

Hiemit wil ich beschlossen / unnd alle Christen menschen trewlich gewarnt haben / das / wer mit gutem fug sich / vonn den messen ( wie sie noch bepstlicher satzung wider gotis ordnung biß anher gehalten ) eussern mag / laß yhm nit not darnach sein. Dann wan das sacrament anderst tractirt wirt / den wie es Christus hinder yhm gelassen / und selbst geordent hat / so wirt Gotis sohne / in seynem eygen leyb und blut / geunehrt und gelestert.

Nu ist es ye gewißlich / wider Gottis wort / und ordnung Christi / das man die leutt zur messen zesehen oder zehören zwingt / Sintemal Christus nicht gesagt. Venire videte / kupt her und sehet / Er sagt auch nicht. Accipite protate ec. Mempt hin und tragtes hin und wider spacieren / wie wir anher in den procession alle Domstag / und sunst in walfarten gepfleget. Sondern er sagt. Nembt esset und trincket mein leyb / und mein blut. Derhalben / ist die meß unfruchtpar gesehen oder gehört / one solche begirde der geystlichen speys. Hierumb hütet euch ir fromen Christen / vor den Requiem oder selmessen / auch den votiven / dann sie den todten ( die weil sie essen unnd trincken das fleysch unnd blut Christi) auch auß gleycher ursach / den andern für welche die gellt saugen gehaltenn / nicht nütze. Wo du aber anderst dich halten / wirdestu an dem leyb unnd blut Christi schuldig / davor woll euch und uns alle Got / durch sein gnad bewaren. Amen.

So du zu Gottis tisch willt gehn / ßo soltu deyn Herz mit starckem glauben befestigen / und also gedencken.

Almechtiger barmhertziger Got. Ich armer ellender sunder / byn berufft unnd geladen / zu deynem hochen kostreychen nachtmal / do du deinen eygnen leyb / und Heyliges blut / mir zu einer speyß / und zu einem tranck hast genediglich bereit. Nu erken ich mich warlich / eynen armen unwirgiden sunder / auch der wenigsten genaden / bei dir ganz ungemeß. Ich glaub aber onzweyfel das du allein dein leib und blut / gegem mit mitteylest / als ein vehst starck zeychen / deyner warhafftigen zusagung / wie du versprochen hast / dem sunder der sich erkent / und sein vertrawen alleyn zu dir setzet / seyne sund ledigklich zuvorgeben / wie ich dann im glauben verharlich / on irrung vorstehe / das der leyb den ich itzo enpfangen wird / ist der leyb / der für mich hingeben wart / ynn den todt / unnd das blut / daz ich trincken werde / ist daz blut das für meyn sund vergossen ist worden.

Ich weys auch wol / das ich unbereyt / und dein nit wirdig byn / aber ßo ich nit mag / nach verhoffe / von meiner grossen sunden wegen / durch mein eigne rew / beicht und buß / auch yn keiner creaturen / hülff oder macht / gereinigt und bereitt werden mag / So glaub ich und beger / von ganzem meinem Herzen / von dir meinem Got und erlößer alleyn / geledigt und gereinigt zu werden.

Und darumb / das ich auch ein armer / ellender / unwirdiger sunder bin / will ich zu dir fliehen / und dich entpfahen / das ich von dir allein / meynem armen zerrissenen gewissen / rechtfertickeit / trost / und ruhe mög finden. Und das du yn mir zu bleyben / mich bereyttest / durch dich selbst / nach deynem wolgefallen. Hab auch gar kein sorg das deyne krefftige / lebentige wort / warlich an mir armen sunder erfüllet sollen werden.

Und also frölich / wol getröst / und ganz gelassen auff den barmherzigen / getrewen Got / gehe hinzu.

Und ap dir der teuffel einwerffen würde die alte vonzweyflete irrung / als ap du nit nach notturfft / bereyt seyst. So tridt yhm tröstlich uff seinen falschen / verlognen hals / und sprich. Got ist mein helffer / beschirmer / und bereytter / ynn den habe ich mein hoffnung gesetzt.

Unbd darumb das ich ganz ungeschickt bin / und aller unreynickeyt vol / und aller sunde / ubels unnd böses / einen grewel ynn mit befinde / auch mich die schwere bürde / meiner sunden / ynn meinem ellenden gewissen trückt / wil ich den leib essen unnd das blut trincken / meynes erlößers Christi / ynn dem mir warlich zugesagt ist / vergebung unnd ablösung / aller meyner sunde. Und das mein glaub alhie vornewet und gesterckt sol werden.

Alßo würt ich beschaffen / ein new creatur / ynn meynem Got und herren Christo.

Das wil der Heylig Paulus an dem ort / da er sagt. Das der mensch sich selbst probieren und beweren sol und sich wolfülen / aper diesen glauben / zuversicht / und trost in die wort Christi habe / und darnach sol er erst essen unnd trincken den leyb unnd das blut Christi. Deßhalben steht die bewerung nit in eusserlicher rew / buß oder beycht / sondern in der ubung des rechten glaubens also / das der mensch dem sacrament sein werck laß und in yhm zewircken vorgönne / und die ehr der vergebung der sunden / nicht seinen wercken / sondern allein Christo zuayg und gebe. Das ist auch die meynung / das Paulus sagt / wir sollen den leyb des Herren untherscheidlich essenn / das ist / wir sollen bedencken / krefftig im glauben / warumb und worzu uns Christus sein fleysch und blut zu essen und zu trincken gebe. Das heyst dann auch / diz brot essen und den kilch trincken / in seynem gedechtnis / das ist gedencken / was guts uns Christus gebracht do er vonn Hymel abstig / und in seynem todt zur letze und testament gelassen habe.

Welcher sich nu in solchem glauben fült / der esse und trinck das fleisch und blut Christi / so entpfeht ers nit zur verthumbnis / sondern zum ewigen leben. Das vorleyh uns allen Got durch Christum. Amen.

Aus dem Original abgeschrieben.

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