Quandt, Emil - Der Brief St. Pauli an die Philipper - Vorwort.
Was der dreiundzwanzigste Psalm unter den Psalmen ist, das ist der Philipperbrief unter den Briefen St. Pauli. So klein er ist, so groß ist er: freudvoll, gedankenvoll, glaubensvoll, liebreich und hoffnungsreich und herzlich-erbaulich.
Es fehlt uns weder an gelehrten noch an populären Kommentaren zum Philipperbrief. Ich habe von denselben, besonders auch von den neueren zu lernen gesucht und gelernt. Aber für die Gemeinden sind die gelehrten Kommentare nicht, und die populären werden kaum gelesen. Auch in Bibelstunden und biblischen Besprechungen kann ein biblisches Buch doch nur einem kleinen Teile der Gemeinde ausgelegt werden; denn zum Besuch derselben fehlt zurzeit vielen das Verlangen und vielen Verlangenden die Zeit.
So entschloss ich mich, mit meiner Wittenberger Gemeinde an den am meisten besuchten Hauptgottesdiensten der Sonn- und Feiertage mich an dem köstlichen Philipperbriefe zu erbauen, teils in der Schlosskirche, Luthers Thesenkirche, teils in der Stadtkirche, Luthers Predigtkirche. Nur die Predigt für Prediger wurde im Hörsaal des Bugenhagen-Hauses gehalten.
Die Veröffentlichung dieser Predigten ist von den Hörern derselben angeregt worden. Möge der Herr die Predigten auch bei ihrem Gange auf den Büchermarkt dazu segnen, dass die Epistel Pauli an seine Lieblingsgemeinde vielen Brüdern und Schwestern im Glauben zur Lieblingsepistel werde.
Wittenberg, den 10. Februar 1895.
D. Emil Quandt.