Passavant, Theophil - Naeman, oder Altes und Neues - 25. Spielberg

Passavant, Theophil - Naeman, oder Altes und Neues - 25. Spielberg

Chasida wußte wohl nicht, zu welchem Werk nach Seinem Herzen, Gott sie nach Damascus hatte kommen lassen; das israelitische Mädchen hat vielleicht, ohne es zu wissen, den Samen des göttlichen Wortes in manches Herz der Heiden zum Leben ausgestreuet, und sie zeigete Naeman mit einem Winke an, wo er von der schweren Plage genesen könnte; Naeman folgte dem Worte des Mädchens, und fand in Israel Genesung, und ein Heil, das ihm noch über alle leibliche Genesung köstlich ward.

Wie oft haben in viel späteren Zeiten die rohen, heidnischen Völker des Nord-Ostens aus den römischen Christen-Landen, aus Italien, Griechenland, die Besiegten, Männer und Weiber, als Sklaven in ihre finstere Heimath gefangen geführet, und des Christenthums Licht und himmlisches Wesen von ihren Sklaven, als Gottes theuerste Gabe empfangen! Diese wußten es nicht, warum der Gott ihrer Väter sie in die Hände ihrer Feinde gegeben; Jene ahneten es nicht, welch einen verborgenen Schatz sie sich mit ihren Sklaven für ihr Land, ihre Herzen, und für ihre Kinder und Kindeskinder erbeutet hatten.

Hier fällt mir ein jener wackere Candidat des Predigt-Amtes, Namens Spielberg, aus der Churmark gebürtig; wie der gute Jüngling, von einem unwiderstehlichen Sehnen nach seinen betagten Eltern getrieben, das Waisenhaus in Halle verließ, da er als Lehrer stand, um das theure Vaterhaus zu besuchen. In der ersten preußischen Garnisons-Stadt wurde er, all seines Bittens und Weigerns ohngeachtet, nach damaliger Sitte zum Soldaten-Dienst mit Gewalt geworben; er mußte sich ergeben. Bei seiner Compagnie fand sich unter Anderen, ein verzärtelter und verzogener Sohn aus einem reichen Hause, durch eigene Thorheit und Schuld mit Spielberg in die gleichen Bande gerathen. Dieser nahm bei unserem Spielberg Unterricht im Rechnen, im Schreiben, und in anderen nützlichen Kenntnissen; die rechte Schulzeit war für ihn gekommen.

Spielberg schrieb ihm einst zum Nachschreiben folgende Worte vor: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn, daß Jemand von Neuem geboren werde, so wird er das Reich Gottes nicht sehen. Joh. 3,3. Der Soldat liest's, und geräth in ein tiefes Nachdenken; dann fragt er seinen Freund: Was ist das, das Sie mir hier vorgeschrieben haben? „Es sind Worte unseres HErrn Jesus Christus, welche Er zu Nikodemus gesprochen“ „Ist es denn wahr?“ „Ja; denn Jesus, die Wahrheit selbst, hat es gesprochen.“ Aber, mein Gott! wenn die Worte Wahrheit sind, so muß ich ja ein ganz neuer Mensch werden, um in das Reich Gottes zu kommen? - So nahm nun Spielberg Anlaß, diesen verlorenen Sohn mit dem einzigen Weg zur Seligkeil näher bekannt zu machen. Gott gab Seinen Segen. Der Soldat lernte sich als Sünder, und Jesus als den Heiland der Sünder erkennen; er suchte Gnade bei Gott, Freiheit von der Knechtschaft der Sünde, und Frieden, und fand diesen einzigen Frieden auch; er lernte nach und nach, was es heißt: von Neuem geboren werden; und nachdem er den großen Schatz gefunden, suchte er auch seinen Mitsoldaten Etwas von der Freude seines Herzens mitzutheilen, wie es in jenem theuern Liede heißt:

O, wüßten das doch alle Leute,
Die Du mit Deinem Blut erkauft.
Wie schad' es ist, daß nicht noch deute.
Dir Alles in die Arme lauft,
Und wie so gut es Jedermann
Bei Dir, mein Heiland, haben kann!

So waren Spielberg und sein Freund, durch Wort und Wandel, Prediger der Gerechtigkeit unter ihren Kameraden geworden; es wirkte Frucht; Manche wurden ernster, sie traten ab von ihrem gewöhnlichen, gottlosen Wesen, sie fragten: Was sollen wir thun, daß wir selig werden? Das gefiel aber den Oberen in die Länge nicht; Spielberg war ihnen ein Dorn in beiden Augen geworden. Sein Abschied wurde ihm ertheilt. - Haben diese Offiziere vielleicht unter Anderm gefürchtet, Frömmigkeit würde ihre Leute zu schlechten Soldaten machen? Dann irrten diese Herren sehr. Ein Wandel auf Gottes Wegen macht das Herz nicht feige, noch der Glaube an Den, Der freiwillig am Kreuze für Seine Feinde starb.

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