Ich grüße dich, mein lieber Mitpilger, bekannt oder unbekannt, Friede sey mit dir! ich meine: der rechte Friede, den ein Allmächtiger und Allgütiger allein uns gibt. Wo kommst du her? Das Felleisen auf dem Rücken oder auch keines, den Schweiß auf der Stirn, oder Sorgen, oder Fröhlichkeit und Muth, bist du mein lieber Mitpilger. Woher? Wodurch? Wohin? Diese drei Fragen sind nicht unwichtig und unnütz.

Bist wohl vielleicht auf deinen Reisen noch nie weit gekommen? Bist noch junges Blut, und freuest dich des Lebens; oder? Siehe, so alt ich werde, ist mir dennoch oft zu Muthe, ich möchte mir noch den Ranzen meiner Jugend anschnallen, und wieder nehmen den Wanderstab, und weit hin nach Asien, nach Afrika und Amerika ziehen, und mich recht satt an allem Schönen hören und sehen, das da grünet und blühet unter diesem blauen Himmelszelt. Aber mein Beruf hält mich zurück; mein Principal, da droben, erlaubet's mir nicht; das weiß ich, und die alte Reise-Last auf meinem Rücken, die Jahre, die Runzeln, die Schwäche, die Leiden, und über diesem Allen, das graue Haar, - kurz, Altes und Neues, Alles sagt mir: Du hast lange Zeit schon den Pilgerstab in der Hand; was willst du erst wieder anfangen? Bist denn nicht müde? Siehest du nicht das Ziel, das immer näher und ernster dir entgegen rückt? Bald kann dich dein Fuß nicht mehr weit tragen, und der Eimer wird am Born zerbrechen… (Pred. 12.); dann neigest du dein Haupt; -

Alter! wohin neiget sich dein Herz?

Antwort: Zu dem, in Dem allein ich Ruhe fand hier und dort.

Er räumt aus unsern Wegen weg
Des Unglücks scharfen Stein,
Und schafft daß unser Bahn und Steg
Fein schlicht und eben sei'n.

Er führt uns über Berg und Thal,
Und wenn's nun rechte Zeit,
So nimmt Er uns in Seinen Saal
Zur ew'gen Herrlichkeit.

Alsdann werd' ich die letzte Reis'
Und schönste Heimfahrt thun,
Und nach dem sauren Erdenschweiß
In süßer Stille ruh'n.