Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 23. Mein Gott, Dein Weg ist heilig! Ps. 77,14.

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 23. Mein Gott, Dein Weg ist heilig! Ps. 77,14.

Es ist dem Herrn nicht schwer, durch Wenig oder Viel zu helfen: 1. Sam. 14,6, - Worte eines jungen Helden und Kindes Abraham, dessen Glaube gleich seinem Muthe war; und so wahr ist das Wort, so wahr, daß unter allen Menschen, gläubig oder ungläubig, Keiner, der Gott nicht läugnete, demselbigen je in aller Besonnenheit und Redlichkeit widersprach.

Und der Herr sprach zu Abram: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführet hat, daß Ich dir dieses Land zu besitzen gebe. C. 15, 7.

Abraham verstehet diese Worte, ihre Wahrheit, ihre Freundlichkeit und Treue; er hatte es ja auf allen seinen Pilger-Wanderungen gespüret: Es ist der Herr; ja, Er hat mich hieher geführet, und hat mich überall bis hieher geführet, mit starker Hand und ausgestrecktem Arme. - Mein Gott, auch ich habe es auf allen meinen Wegen gespüret: Du bist der Herr, Du warst's, Du bist's, Du wirst es sein: mein Fels, mein Hort, mein Hüter und mein Gott, ja, mein Gott. - Und nun lehnet der theure Mann sein altes Herz so traulich und getrost an seines Gottes Herz, und spricht zu Ihm: Wobei soll ich's merken, daß ich's besitzen werde. V. 8.

Er verlangt ein Zeichen zum Pfande des großen verheißenen Guts; verstehe ihn aber recht, den Freund Gottes: es ist nicht Unglaube, auch nicht Glaubens-Schwäche so wohl, denn nur ein Glaube des Kindes, das sich selber nicht trauet, sich aber an der Macht und der Güte Gottes stärken möchte, und daran sich laben. Des Kindes Herz läßt sich gerne von der treuen Mutter wieder und immer wieder heben, herzen und pflegen; hier ist seine Freude, sein Element, sein Leben. Wir lesen von Gideon, jenem anderen Kinde Abrahams, wie er auch zu wiederholtenmalen sich von Gott ein Zeichen erbat; es war freilich ein Neues und Schweres, was Jehova von dem jungen Manne begehrte. - Da sprach Gideon zu Gott: Willst Du Israel durch meine Hand erlösen, wie Du geredet hast: Siehe, so will ich mein Fell auf die Tenne legen. Wird der Thau auf dem Fell allein sein, und auf der ganzen Erde trocken, so will ich merken, daß Du Israel erlösen willst durch meine Hand, wie Du geredet hast. Und es geschah also. Und da er des Morgens früh aufstand, drückte er das Fell, und preßte den Thau vom Felle aus, eine Schaale voll des Wassers. Und Gideon sprach zu Gott: Dein Zorn ergrimme nicht wider mich, wenn ich nur noch diesmal rede: Ich will es nur einmal noch mit dem Fell versuchen: es sei, ich bitte, allein auf dem Fell trocken, und Thau sei auf der ganzen Erde. Und Gott that also in derselbigen Nacht; und es war trocken allein auf dem Fell, und war Thau auf der ganzen Erde: Richt, 6,36. ff. 2 Kön. 20,8. f. - Wahrlich, ein großer Gott, im Kleinen, im Kleinsten, ein Gott, so ganz, wie Ihn die armen, die schwachen Menschen-Kinder bedürfen.

Und der Herr sprach zu Abram: Bringe mir eine dreijährige Kuh, und eine dreijährige Ziege, und einen dreijährigen Widder, und eine Turteltaube, und eine junge Taube. Und er nahm sich solches Alles, und zertheilte es mitten von einander, und legte ein Theil gegen das andere über; aber die Vögel zertheilte er nicht. Und das Gevögel fiel auf die Aase, aber Abram scheuchte sie davon. V. 9-11.

Abraham thut, wie ihm die göttliche Stimme befiehlt; es ist ein Bund, den Gott mit ihm schließen will, und es soll nach den Opfer-Gebräuchen. und Sitten geschehen, welche wohl unter den damaligen Menschen bei ihren Bündnissen unter sich schon üblich waren; doch so, daß hier Alles, unter dem Lenken und Walten des Herrn, in dem Alles allein zu Wahrheit wird und Wesen, - neue Bestimmungen und eine neue und höhere Bedeutung erhält. Das Menschliche wird hier zum Göttlichen geheiliget und erhöhet, wie überall, wo sich der Mensch vor Gott beuget, und mit seinem Willen in Gottes Willen übergehet. - Die Opferthiere wurden damals zerstückt, und die den Bund mit einander eingingen, gingen zwischen den Opferstücken hindurch, als damit erklärend: so wie diese zertheilten Opferstücke, also wollten sie, im Fall der Treulosigkeit, auch entzwei gehauen werden: Jer. 34, 18.19. f. 1. Sam 11,6. f. - Wo ist aber das Zeichen, welches Abraham sich von Gott erbeten? Wird er Eines erhalten? Ja wohl, doch ein anderes vielleicht, oder auf eine andere Weise, denn er sich's erbeten und es auch geglaubt. Dem Gläubigen ist jeder neue Tag eine neue Schule des Glaubens; er staunet dann und wann, und könnte irre werden und erschrecken; doch die Hand des Herrn hält Seine Leute aufrecht. - Die des Glaubens nicht sind, begehren solcher Schule nicht, und müssen dennoch auch jeden Tag Neues lernen, und gut, wenn sie lernen mögen, und das Ende des Glaubens ihr Ende sein wird: 1. Pet. 1,9.

Das Gevögel fiel auf die Aase, aber Abram scheuchte sie davon. V. 11.

Die Vögel, die Turteltaube und die junge Taube, waren nicht zertheilt worden, und im späteren Opfergesetze finden wir wieder Etwas dieser Art, eine Opfer-Sitte, deren Vorschuft gewiß auch ihren tieferen Grund gehabt, welcher aber nicht mit Worten angegeben wird: 3 Mos. 1,14. f. - Der theure Gottesmann hütet der Opfer. und Gottesdienste seines Herrn; kein Unreines darf sich ihnen nahen und sie ihm beflecken, und was von Gott geweiht wird und Ihm angehöret, darf von jenen Vögeln unter den Himmeln (Matth. 13,4.) nicht angerührt noch geraubet werden. - Heilige Altäre, heilige Opfer, Gottesdienste des Herrn im Neuen Bunde, in Seiner Kirche, wie wenig werdet ihr gehütet, und das lose Gevögel, die leichtfertigen, die ungeistlichen Leute, die Unreinen, die da Gräuel thun und Lügen, von dem heiligen Genuß und der heiligen Stätte verscheucht! - Abraham weiß aber wohl kaum, was jene seine heilige Geberde, seinen Nachkommen und den Kindern seines Glaubens Alles deuten und bedeuten werde, und wie sie durch des Glaubens Kraft in der Furcht des Herrn Herrn, ihre Feinde verscheuchen werden, und auf heilige Weise, das Heilige hüten und bewahren. Wie Gott, schon um ihres noch so schwachen Glaubens willen, gegen die Egypter und die Canaaniter Seinem Israel helfen wollte, also wollte Er auch den Sieg und die Macht über die Welt und Alles, was in der Welt ist, Seinem wahren Israel nach dem Geiste (Gal. 3,29. 6,16.) verleihen; nur daß Israel auch für seinen Gott und für seines Gottes Rechte, Sitten und Gebote, kämpfen, und sich Ihm als Sein heiliges und tapferes Volk bewahren sollte. Das wahre Israel wird über alle seine Feinde - Gottes Feinde - siegen; die kleine Heerde, welche sich Gott, als ein lebendiges, heiliges und Ihm wohlgefälliges Opfer, darbringet (Röm. 12,1.2.),wird auch in Gott siegen, und mit Ihm herrschen: 2 Tim. 2,11. f. Offenb. 3,9. f. u.s.w. Hier gilt's aber heilig hüten, wachen, beten; auf der Hut des Herrn sein, unverrückt. - Hat dein Herz schon über manchen Feind deines Lebens und deines Gottes gesiegt? Hast du auch Unheiliges und Unreines von heiliger Stätte, aus deinem Kämmerlein, aus deinem Innersten, verscheucht?

Und da die Sonne am Untergehen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und siehe, Schrecken und große Finsternis überfielen ihn: V. 12.

„Der Schlaf,“ sagt hier ein Mann Gottes, „unterbricht die Gedanken des Menschen, und machet in den ruhenden Kräften der Seele für Anderes und Neues, Raum und Stille;“ - selig, wer dann in dieser Stille, seinem feindlichen Fleische nicht unterthan, den himmlischen Einflüssen offen stehet, und nimmt rein und helle in sich auf, was ihm von oben her werden will. Gott fand Seinen Knecht bei wachendem und bei schlafendem Zustande bereit; hier aber redet Er zu dem Schlafenden; die göttliche Majestät des nahen, wirkenden Gottes, berühret seine Sinnen mit Schauder und Schrecken; und was wäre es, wenn diese Majestät mit ihrer ganzen, unverhüllten Herrlichkeit dem sündigen Menschen erschiene? der Glanz dieser Heiligkeit und Herrlichkeit hätte den ohnmächtigen Sünder im Nu verzehret, s. 2. Mos. 33,20. - Aber warum mußt auch du, ehrwürdiger Vater, Mann Gottes und Sein Vertrauter, durch diese Schauer gehen? Was will Er dich sehen und fühlen lassen in dieser Finsterniß? Wozu soll deine Seele bereitet werden? Das ist wahr: Gott will auf ernsten Wegen, auch durch das Heilige und das Heiligste, mit Furcht und Grauen Seine Freunde führen, sollen sie anders einst Seine Herrlichkeit sehen, und dort sein, wo Er ist, und Ihn sehen, wie Er ist: Joh. 17. 1. Joh. 3,2. Dorthin sollst du gelangen, Abraham, Gottes Mann. Das ist wahr, du bist ein Mensch, und hast deine schwachen Stunden gehabt, und sie sind auch noch nicht alle vorüber; aber deinen Glauben darfst du dir durch menschliche Gedanken oder Zweifel nicht antasten lassen; kein Mensch darf dir drein reden, und kein Menschenkind dein Herz noch dein Gewissen irre machen; - das sollst du wissen; und der Bund eines Menschen mit dem dreimal Heiligen darf nicht, und unter keinem Vorwande, übertreten werden; das weißest du auch; aber dein Volk wird einmal, dreimal und siebenmal brechen diesen heiligen Gottes-Bund; und wird Schrecken dafür und Trübsal, und Finsterniß über sie kommen vom Herrn Herrn; ahnest du's wohl im Schlaf? Seher Gottes, was hast du in diesem Schlaf gesehen? Was hat Er dir für ein Zeichen gegeben? Sahest du, oder fühltest du der Sünden Abgründe, die finsteren Mächte, den Richter der Welt, die ewigen Gerichte, den Tod? Sahest, fühltest du Etwas von den Schulden, dem Jammer deines Volkes, des abtrünnigen, des verlassenen, dahingegebenen: wo das Aas ist, da sammeln sich die Adler? - Matth. 24,28.

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