Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 16. Ein theures Wort:

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 16. Ein theures Wort:

Merkwürdig, wie's Einem im Lande Canaan gehet: ich hatte Anfangs nur gedacht hier Eine, dort wieder Eine der Glaubens-Proben Abrahams auszulesen; kann aber nicht also nach Willkühr Dies erwählen und Jenes lassen, und von einem schönen Flecke zum schöneren hinspringen; hier sind Eisen- und Dampf-Bahnen nicht im Brauch, ob sie wohl der Landesherr längst schon und vor uns allen gekannt; und auch auf solche Weise mochte ich in diesen Gegenden nicht reisen; nein, es ist hier zu schön; - sondern durch Berg und Thal, durch Leichtes und Schweres, ja wie es gehet und stehet, also gehen wir lieber an der Hand der heiligen Geschichte fort, so wie sie uns führet; - sie führet uns ja gut.

Nach jenen Geschichten, heißt es, geschah das Wort des Herrn zu Abram im Gesicht; - d. i. wohl in einer Entzückung des Sehens und Hörens, worin der Mann Gottes mit seinen Sinnen hörte und sah, was zu sehen und zu hören den Menschenkindern in ihrem gewöhnlichen Zustand sonst nicht möglich wäre; - und sprach: Fürchte dich nicht, Abram, Ich bin dein Schild, und dein sehr großer Lohn. C. 15,1.

Abraham hatte über die Feinde gesiegt; aber nicht jeder Sieg ist auch Ende des Kampfes; jeder Feind wird nicht so leicht zum Tode besiegt: so von außen, in der Welt, - so auch von innen, da es gilt: gegen das Arge, und gegen den Argen im eigenen Herzen kämpfen, und das Feld behalten: Eph. 6,10. f. Abraham mit seinen 318 Knechten war noch klein, ein Fremdling im Lande, und die Feinde waren zahlreich umher. Gott weiß, daß Seine Sieger auch oft des Trostes bedürfen, und häufiger, täglicher Stärkung; und wie das Wort Seiner Allmachts-Treue dem Sieger, wie dem Besiegten, oft so Noth und wohl thut: Fürchte dich nicht. Er hat es ihnen auch oft und viel, dieses traute, theure: Fürchte dich nicht, den Glaubens-Kindern gerufen: 1. Mos. 26,24.48. ff. 41,43. Jer. 1. Hes. 2. Matth. 10,31. Mr. 5,36. Luc. 1,30. 12,32. Joh. 14,27. Apst. 23,11. Offenb. 1,17. 2,10. u. s. w.

Fürchte dich nicht. Kennest du das Wort? Theurer Laut aus Gottes Stimme, so oft in Seinem Worte wiederholt, Stimme Seiner Allmacht und Seiner Treue; - Fürchte dich nicht: So du durch's Wasser gehest, will Ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du ins Feuer gehest, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht anzünden. Ich bin Jehova, Dein Gott, der Heilige in Israel, Dein Heiland… - So fürchte dich nun nicht, denn Ich bin bei dir. Jes. 43. Dieses theure Gottes-Wort aber, es sagt's der Allmächtige und Treue nicht Allen, ohne Unterschied, ohne Maaß, sondern nur Denjenigen, so auf Sein Wort überhaupt merken, und es verstehen, und die darauf achten, und demselbigen trauen, und bauen und erbauen darauf all ihr Glück, alle ihre Hoffnung, in dieser Welt, in jener; - der Seele Freude, und Frieden und Leben; Er sagt es Seinem Volke: Und nun so spricht Jehova, der dich erschaffen hat, Jakob, und dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn Ich habe dich erlöset; Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist Mein. - Fürchte dich nicht: Jes. 43. 41,10. Das ist Sein Volk, Sein Israel, und in allerlei Volk: wer auf Ihn siehet, oder nach Ihm fragt; wer an Ihn glaubt, und ginge es mit diesem Glauben durch noch so viel Wechsel von Licht und Finsterniß, von Freudigkeit und Angst, von Treue und Untreue; - das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen, bis daß Er ausführe das Gericht zum Siege. - Jes. 42. Matth. 12.

Warum fürchtest du dich nun, so du zu Seinem Volke gehörest? Er rufet ja Seine Schafe mit Namen, und führet sie aus, das Volk Seiner Weide, die Schafe Seiner Hand; - Er gehet vor ihnen her, damit sie Weide finden, daß sie Leben haben sollen, und volle Genüge. Er gibt ihnen das ewige Leben; sie werden nimmermehr umkommen; Niemand wird sie aus Seiner Hand reißen: Joh. 10. f. Ps. 95,7.

Warum fürchtest dich nun? Antwort: Weil dein Glaube noch so schwach, deine Liebe noch so lau, deine Treue noch so mangelhaft; weil das Alte noch nicht vergangen, und nicht Alles neu geworden ist in dir: 2 Cor. 5,17. Ja Freund, traure nur; traue dir nicht, doch traue Deinem Gott, wache, bete, schaffe mit Furcht und Zittern, daß du selig werdest (Phil. 2,12.); doch glaube Dem, der das gute Werk angefangen hat in dir; Er wird es vollenden. Phil. 1,6.

Warum fürchtest dich nun? Weil du nicht einmal weißt, ob du zu Seinem Volke gehörest, ob Er dich berufen, ob Er dich erlöset oder dich wird erlösen? Von Glauben weißt du nichts; hast keine Kraft des neuen Lichtes, des neuen Lebens, in dir, noch Freude, noch Frieden, wie du's an den Christen siebest? Hast doch ein Verlangen nach diesen Gütern, hast ein Gefühl von deiner Armuth und dieser Ohnmacht, und bekennest deinen Jammer, und es ziehet dich doch und immer wieder zu Seinem Worte, zu Seiner Gnade, Seiner Ruh; und willst nicht beim Alten bleiben, sondern verlangst Neues, was die Welt nicht hat, und was die Erde nicht gibt; - Freund, dieß wäre doch ein Zug von oben; von unten ist das nicht; Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbaret, sondern dein Vater, der in den Himmeln ist: Matth. 16,17. O darum fürchte dich nicht, glaube nur.

Warum fürchtest du dich? Dein Kind machet dir Sorgen, dein Mann machet dir bange; du zitterst für mehr denn nur Eine theure Seele; - die Welt liegt im Argen; (1. Joh. 5,19.); ihre Stricke, ihre Netze sind überall auf allen Wegen ausgestreckt, ihre Reize sind mächtig, ihre Versuchung ist groß, der Verführer hat weder Ruh noch Rast. - Das ist wahr: darum wache, bete, warne, mahne, führe, rufe diese Seelen zu Ihm, bete ohne Unterlaß, bringe Ihm diese Seelen dar, gib und übergib sie Ihm: Er hat die Werke des Teufels zerstöret (l. Joh. 3,8.); Er hat auch für deine Geliebten ein unschuldig Blut vergossen; wird doch Seine Liebe größer und mächtiger, denn alle deine Liebe sein.

Warum fürchtest du dich? Weil die Liebe unter Vielen erkaltet, und die Ungerechtigkeit überhand nimmt (Matth. 24,12). - Er hat es uns ja Selber zum voraus gesagt. - Weil rings umher die Gottlosen wandeln, und das lose Wesen hoch kommt unter den Menschenkindern (Ps. 1,9.). Sie vertrauen auf das Eitele, und reden nichts Taugliches; sie gehen mit Unglück schwanger, und gebären Nichtigkeit und Mühe; brüten Basilisken-Eier, und wirken Spinnenwebe. Wahrheit muß vor ihnen auf der Gasse fallen, und Richtigkeit kann nicht einher gehen, und die Treue ist dahin; und wer vom Bösen weicht, der muß Jedermanns Raub sein: Jes. 29. - nicht wahr? Und wie heißt es dann in der Schrift? Solches siehet der Herr, und gefällt Ihm übel, daß kein Recht ist. Und Er siehet, daß Niemand da ist, und verwundert Sich, daß Niemand sie vertritt. - Und sind doch Etliche da, die Ihn anrufen; du bist nicht allein; - darum hilft Er Ihm Selbst mit Seinem Arm, und Seine Gerechtigkeit unterstützet Ihn, denn Er zeucht Gerechtigkeit an, wie einen Panzer, und setzt einen Helm des Heils auf Sein Haupt; und zeucht an die Kleider der Rache, und hüllet Sich in Eifer, wie in ein Gewand; als der Seinen Widersachern genau vergelten, und Seinen Feinden mit Grimm bezahlen will, daß der Name Jehovas gefürchtet werde vom Niedergang, und Seine Herrlichkeit vom Aufgang der Sonne, wenn Er kommen wird wie ein Strom über den Feind, und der Geist des Herrn das Panier wider ihn erhebet: Jes. 59.

Warum fürchtest du dich, so du anders Sein bist, du Mann, Weib oder Kind, Vater, Bürger, Diener, Herr, in Gedräng und Noth? Warum dein Zagen und dein Verzagen, so du Ihm Alles sagen kannst, und darfst all dein Anliegen, groß und klein, alle deine Angst, allen Jammer, alle Sorgen, Wunden und Schmerzen, vor Seinen Thron hinbringen? Wenn Er größer ist, denn dein Herz, denn unsere Herzen (l Joh. 3,20.), und alle ihre Sorgen und Schmerzen, denn alle ihre Schrecken sind; - der Herr, der da war, und der da ist, und der da sein wird, der Allmächtige (Off. 1,8.); alle Welten müssen vor Seinem Hauche vergehen; alle Völker sind vor Ihm, wie ein Tropfen, so vom Eimer fleußt, wie ein Stäublein in der Waage: Jes. 40,15. Er spricht: In der Welt habt ihr Angst; doch seid getrost, Ich habe die Welt überwunden: Joh. 16,33. Alle Mittel, alle Wege, alle Engel, sind Sein, wenn es gilt, den Seinigen helfen, und sie durch Alles hindurch zu einem guten und herrlichen Ende hinführen.

Fürchte dich nicht! glaube nur: Mr. 5,36.

Warum fürchte ich mich, mein Gott, bist mir doch so groß, so gut, so treu? Woher all meine Angst, mein Fliehen, mein Zagen, mein Trauern, diese Unruh in allen Sachen, in allen Freuden, in aller Stille? Das thut mein Unglaube, mein Kleinglaube; wenn ich auf Dich schaue, mein Heil, dann fürchte ich mich nicht mehr; verlasse ich dein Auge, vergesse ich Dein, dann ist Trotzen mein Anfang, und mein Ende: Verzagen. Mein Freund, das Leben hat seine Gefahren und seine Schrecken: Fürchte dich nicht, glaube nur! Doch sei getreu, deinem Glauben getreu; siehe den Jünger Jesu auf dem Meere, was spricht zu Ihm der Herr? Matth. 14,31.

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