Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 7. Ein Hirtenfürst.

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 7. Ein Hirtenfürst.

Abraham dachte sich wohl, daß dies fremde Land nicht fremd wäre seinem Gott, auch von Ihm nicht ferner, denn es Mesopotamien war; und da hieß es dann: Wo mein Gott, da ist mein Vaterland; und wo ich bin, da ist mein Gott; und wo mein Gott, da will ich auch sein; - die ganze Erde ist Sein, und ich bin Sein; - Er ist auch mein. Das sind des Glaubens Gedanken und seine Weise; er weiß sich zu trösten. Wenn dein Glaube dich ganz deinem Gotte gibt, und dich Ihm ergibt, dann gibt er dir auch einen Gott, den ganzen Gott, den Herrn der Heerscharen; und dann heißt es, wo Einem sonst trübe und bange werden möchte: Was habe ich sonst im Himmel? Und bei dir begehre ich nichts auf Erden. Ps. 73, 25.

Siehe da die großen Heerden von Schafen, von Rindern und Ziegen, auch Esel und Kameele auf den Triften umher; und ältere Hirten und jüngere Schäfer hüten derselben, Mancher mit seinem Hunde spielend, dem wachsamen Thiere; Mancher auf seinen Stab gelehnt, und schaut hin in die Ferne, und sinnet nach; - Gott weiß die verborgenen Gedanken. Du kennest wohl den guten Hirten, der sein Leben für die Schafe ließ? Er ist auch nicht fern. - Da sind die Zelte weit und breit aufgestellt; in der Mitte erhebet sich das höchste derselben; darin wohnet Abram, der Freund Gottes, in Hütten des Friedens; doch hören wir, daß Manches um ihn her und auch im eigenen Hause, ihm Unfrieden und Unruh zu Zeiten gemacht; das kommt oft durch fremde, oft durch eigene Schuld: - Gott half ihm aber aus diesem Allen. Dieser Fürst unter vielen Hirten wird von diesen Steppen bald weiter nach andern ziehen; er sucht, so viel es ihm andere Hirtenhäupter gewähren, die besseren Gegenden auf, wo er auch auf neuen frischen Triften, an den frischen Wasserquellen, die selten sind im Lande, - seine Heerden laben kann, und unter dem Schatten der Bäume sich lagern; denn das schöne Land hat auch seine heißen Tage, und manche Steppen sind unfruchtbar und dürre. Ach, mein Freund, jedes Leben hat seine dürren, oft sehr rauhen Steppen, und vergehet auch keines ohne heiße Tage; Wer aber unter dem Schirm des Höchsten sitzet, und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf Den ich hoffe: Ps. 91.

Wie Abraham in das fremde Land einzog, mit Sarai seinem Weibe, mit seinem Neffen Lot, und allen ihren Leuten und Knechten (12, 5.), kam er zuerst nach der Stätte Sichem: heute noch ein blühendes Thal im Mittelpunkte des Landes, voll edler Gemüse und dichter Obstbäume, mit allen Arten von Früchten, bewässert von vielen Wasserquellen; - damals freilich noch nicht so schön, wie es seitdem durch den Fleiß seiner Bewohner geworden, doch schön auch, nicht unähnlich, wie es aus Gottes Händen kam. Hier nun erschien der Herr seinem Freunde, und sprach: Deinem Samen will Ich das Land geben. Und er baute daselbst einen Altar dem Herrn, der ihm erschienen war: 12,6.7.

Wo der Herr Seinem Freunde erschien, ward ihm je die Stätte heilig, und heilig das ganze Land umher; hier dann errichtete er ein Denkmal seinem Gotte, einen Altar aus einfachen Steinen; und hier opferte er, und blickte empor, und fiel mit den Seinigen und mit seiner großen Hirtenschaar vor dem Allmächtigen nieder, daß sie mit ihm allesammt danken sollten, sich fürchten, und anbeten vor dem Herrn des Landes und aller Lande. Hast du auch deinem Gotte einen Altar errichtet, wo Er dir je gerufen und zu dir sprach; wo Er dein Herz bewegte, und dich bald Seine Schrecken, bald Seinen Segen fühlen ließ? Ich habe Ihn oft gesehen, oder Ihn oft gespüret; alle meine Wege sind voll Seiner Spur, und von Seiner Güte bezeichnet; überall .kann ich Ihn erkennen, überall den Reichthum Seiner Geduld und Treue, Sein Führen, Sein Heben, Tragen, Retten und Bewahren erfahren; mein ganzes Leben sollte voll Seiner Altäre, und mein Herz von jeher Sein Tempel sein.

Dann war Abraham südlicher zwischen Beth-El und Ai gezogen, und er kehrte später wieder hin, und baute daselbst mehr als einen Altar, und predigte von dem Namen des Herrn. 12,8.9. 13,3.4. Aber noch südlicher, nicht weit von der Wüste, unter den Eichen Manne in Hebron, dem schönen Thälchen, da hat er am Liebsten seine Hütte gebaut; hier finden wir ihn oft, als angesiedelt, mit seinen Leuten und seinen Gottesdiensten wieder. - 13,18. 14,13.18, 1.23, 2. 17. f. s. 35, 27. f. - Wenn wir also des Herrn überall gedächten, wie würde uns dieser Erdboden heilig werden überall, wo wir nur gehen oder stehen; unser Leben würde dann auch, heiliger geworden, von Heil wissen, von Unschuld und Frieden; wir würden leben vor Gottes Angesicht. Es heißt: Er predigte von dem Namen des Herrn, oder er rief diesen großen Namen an; er beugte sich vor Gott mit der Schaar seiner Knechte, und fiel mit ihnen auf sein Angesicht und betete an: - siehe da, eine Gemeine des Herrn, ein Tempel Gottes auf Erden, eine Predigt, laut und lebendig mitten unter jenen Völkerschaften von Götzendienern und Sündern; - wenig Worte, viel Leben; die Weise einfach und schlicht, der Glaube wach, die Herzen treu: ein Licht auf dem Berge; - und jede Familie, jede Gemeine, jedes Haus, jedes Herz, welches also glaubet, ist dann eine Predigt von dem lebendigen Gott, denn, wie wir's sahen: der Gerechte wird seines Glaubens leben. Röm. 1,17.

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