Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 2. Er war groß vor Gott.

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 2. Er war groß vor Gott.

Das Land wird dir wohl, wenigstens dem Namen nach, bekannt sein: es gibt ein himmlisches und gibt ein irdisches Canaan; in diesem letztern sind wir; hier halten wir uns eine kleine Zeit auf; dann gehet's aus dem irdischen ins himmlische über; wollen ernstlich warten, daß die Stunde schlage, unsere Stunde; heute kommen wir zu einem Manne, der groß war vor Gott.

Groß vor Gott, ein Mensch? Wie ist das möglich? ES ist wahr, das ist wohl kaum möglich; groß vor Gott, der Mensch, die Creatur, die sich nicht selbst erschaffen, die sich selber aus eigenem Vermögen, aus eigener Kraft und Güte so gar nichts gegeben; die lange nicht weiß: woher? und nicht weiß: wohin? auch so wenig fragt: wohin? - der Mensch, der nackend aus Gottes Händen ging, aus Gottes Gaben und Gnaden Alles nahm. Alles nimmt: Fleisch und Blut, und Geist und Leben, und alles Denken, und Vermögen, und Trachten und Thun! Wer wird dann groß vor Gott sein, von Ihm hervorgezogen und bei Ihm in Ehren? Ist's doch, wie ein Mann der Wahrheit spricht: Denn wir haben nichts mit in die Welt gebracht, so ists offenbar, wir können auch nichts mit hinausbringen. 1. Tim. 6,7.

Auch die vor den Menschen groß heißen und groß sind, sind vor Gott oft so klein, oft traurige, armselige Gestalten, davon sich Seine Augen wegkehren, diese Augen, die zu rein sind, daß sie Uebels sehen mögen: Hab. 1,13. Dieser große Eroberer da ist mit großen Schandthaten, jener Krieger ist mit Blut befleckt; ein Reicher hat seine Armuth, ein Starker seine Schwachheit, ein Weiser seine Thorheit, ein Edler seine Blöße; - Gott siehet's, und Er weiß es: der Reine hat seine Flecken, und der Gerechte seine Untugend, und der vergötterte Wohlthäter vieler Menschen wird sich bald vor allem Danken und Rühmen der Leute schämen, wenn er sein Innerstes wahrnimmt, und vor dem Heiligen in der Höhe sich beugt. So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit; ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke; ein Reicher rühme sich nicht seines Reichthums; sondern wer sich rühmen will, der rühme sich deß, daß er verständig sei und Mich kenne: daß Ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden; denn Solches gefällt mir, spricht der Herr: Jer. 9,23,24.

Ja, Er übet Recht und Gerechtigkeit auf der Erde, und also waltet Er in der Welt, der Heilige und Gerechte, wo man es nicht siehet, und wenn man's auch nicht glaubet; sintemal wir hienieden Vieles nicht sehen; droben oder jenseits werden wir es erst im Lichte erkennen, und wird Mancher dort hoch staunen und sich schämen oder zittern; - bis dahin aber und bis dorthin bleibet Seine Barmherzigkeit unsere Hoffnung, und Seine Güte, Seine Gnade ist unser Leben; Ps. 63, 4. Glaubest du das? Groß wie Gott; Was ist der Mensch, Herr, daß Du sein gedenkest, und des Menschen Kind, daß Du Dich sein annimmst? Ps. 8,5.

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