Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 27. Israel?

Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 27. Israel?

V. 28. Und Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft, und bist obgelegen.

Und alles Volk Jakob hat von seinem Vater den großen Namen geerbet, das Volk Israel, das ruhmlos sonst, oft rastlos sich auf unserer Erde beweget; und gibt ein ewiges Israel, ein Volk, das alle übrigen Völker überleben wird; wenn alle Nationen und Heiden, Geschlechter und Zungen, mit ihren Thronen, ihren Kronen, vom Sturm der Zeit längst dahin gerafft sind, wird dieses ewige Israel in dem himmlischen Jerusalem, der ewigen Stadt, ewiglich wohnen: Heilige Gottes, Auserwählte, Geliebte, und unter ihnen und au ihrer Spitze jene Wolke blutiger Zeugen, welche mit Gott und mit Menschen gekämpft (Col. 3, 12. Hebr. 12,1.). Selig, wer einst eingehen wird in die heilige Stadt, Alle, von denen Der da weiß, was in deinem, in meinem Herzen ist, sagen wird: Siehe da, ein wahrer Israelite, in welchem kein Falsch ist s Joh. l, 47.). Mein Freund, wir werden nicht Israeliten geboren.

Du gehest harmlos noch und arglos in der Welt deine Wege; jung noch vielleicht, und mit allen Kräften des jugendlichen Lebens ausgerüstet; hast deine Arbeitsstunden und deine Ruhestunden, deine ernste Zeit und deine Freudenzeit; wandelst munter deine Straße, kummerfrei, sorgenfrei; weißt wenig oder nichts von Anfechtung, von Leiden und Kampf; trachtest Niemanden nach Schaden, lebest, und lassest auch leben; gönnest Jedem seine Freude, sein Gutes, und auch seinen Trost; hilfst vielleicht dem Unglück, wo es dein Mitleid anspricht; bist guter Nachbar, guter Freund, guter Mann und Bürger; - bist aber darum noch nicht von Israel, und darfst nicht Israel heißen.

Du hast vielleicht einen Namen in der Welt, einen Ehrennamen; hast deinen ehrbaren Stand, deinen schönen Beruf, dein Amt, deine Würde, Alles würdig bekleidet, und würdig getragen; du hinderst nicht, wie mancher Andere, das Land, und die Erde träget dich nicht umsonst; hast schon mit Rath und That Manches geleistet; weigerst dich nicht der Arbeit, und wenn sie noch so sauer wäre, wenn es das Wohl deiner Mitmenschen, deiner Heimath, gilt; du gibst jedenfalls Jedermann, was du schuldig bist: Schoß, dem der Schoß gebühret; Zoll, dem der Zoll gebühret; Furcht, dem die Furcht gebühret; Ehre, dem die Ehre gebühret; hast die Leute lieb, fürchtest Gott, und ehrest den König (Röm. 13, 7. 1. Petr. 2, 17.); - bist aber darum noch nicht von Israel, und wurdest auch nie Israel genannt.

Du fürchtest Gott; du kennest seine Rechte, seine Heiligkeit, seine Gerechtigkeit, seine Güte; kennest auch seine Gottesdienste, seine Zeugnisse, sein Wort; hast sie in Ehren und lieb; du willst Ihm, du und dein Haus, dienen, willst ein Christ sein; hältst über Alles, auf Erden, im Himmel, hoch - deines Gottes höchste Gabe, seinen Sohn (Joh. 4,10.); Christus ist dir Heiland, dein Herr und dein Gott (20, 28.); seine heiligen Gedenktage, Weihnacht, Ostern, die Himmelfahrt und Pfingsten, sind dir auch schöne, heilige Tage; du feierst sie mit der ganzen Christenheit, du erscheinest mit würdigem Anstand bei dem Altar des Herrn; hast auch manches Leiden in Geduld, ein schweres Kreuz männlich, im Frieden, im Kriege, getragen; trägst auch davon ehrbare Narben; des Tages Hitze hat dich etwas gebrannt; man wird sich auch seiner Zeit vor deinem grauen Haare neigen; - und bist dennoch darum nicht von Israel, hast auch vielleicht nicht nach diesem Namen verlangt.

Du bist ein Mensch im sündlichen Fleische, ein Bürger der Erden; hast Heimath und Heimathsrecht, deinen Beruf und deine Stelle, dein Theil Gutes und Böses in diesem armen, vergänglichen Leben; hast aber dein Haus hienieden nicht auf ewig gebaut; hast und suchest hier keine bleibende Stadt, suchest die zukünftige (Hebr. 13,14. 11,13.f.); - ein Fremdling hienieden, der sich der Welt nicht gleich stellet (Röm. 12, 2.), der da danket seinem Herrn für jede gute irdische, wie für jede himmlische Gabe, für jedes Labsal, jeden Trost, jeden Bissen Brot, jede Blume, jeden Strahl guter, fröhlicher Tage; doch Einer, der da weinet, als weinete er nicht; und sich freuet, als die sich nicht freuen; und kaufet, als besäße er's nicht; und gebrauchet dieser Welt, als die ihrer nicht gebrauchen; denn die Gestalt und das Wesen dieser Welt vergehen (l. Cor. 7, 29. f.); - arm oder reich, schwach oder stark, deine Blicke himmelwärts, deine Lenden umgürtet, dein Licht brennend (Luk. 12,33.), dein Wandel auf Erden, dein Herz droben, harrend Deß, der einst vom Himmel wieder kommen soll; überall auf seiner Nachfolge, überall bereit dich selbst zu verläugnen, und dein Kreuz auf dich zu nehmen, als die da hassen ihr Leben in dieser Welt, daß sie es bewahren in's ewige Leben (Matth. 16,24. f. Joh. 12,25.); - ringest, kämpfest gern, wo Er an dich kömmt, und dich ringen heißet und kämpfen; lässest dir gerne Manches von deinem Fleische, deinem Wohlsein in der Welt, verrenken, ein Denkzeichen deiner Schwachheit, und der Macht und Gnade deines Herrn; tragest gerne, wie seine Züge, so auch sein Sterben an deinem Leibe, auf daß auch sein Leben, des großen Kämpfers und Dulders, an deinem Leibe offenbar werde (2. Cor. 4, 10. f.); hast auch das große Leid der Seelen, - ein armer und reuiger Sünder, - vor dem Kreuze des Sohnes Gottes getragen, und hungerst und dürstest nach der Gerechtigkeit; barmherzig, sanftmüthig, demüthig, bist in der Welt gleichwie Er in der Welt war (Matth. 5. 1. Joh. 4,17.), weil du, wie jener große Mann unter Jakob's Enkeln, viel lieber erwählest mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde; und achtest die Schmach Christi für größeren Reichthum, denn die Schätze Egyptens: denn du siehest an die Belohnung (Hebr. 11,25. f.); o mein Freund, ich grüße dich, ich grüße dich im Namen aller Kinder Gottes, und jener Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind (Hebr. 12, 22. f.); du bist von Israel's Samen, und Jeder, der also gesinnet ist, und wandelt und kämpfet im Glauben, wie du; auch ich will mit dir gehen, so arm, und so schwach, und so zurück ich bin, und wären eure Wege oft noch so mühsam und rauh, denn ich weiß, daß Gott mit dir, mit euch ist: Dein Gott ist mein Gott, und dein Volk ist mein Volk. Zach. 8,23. Ruth 1,16.

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