Parry, William Edward - Der Vatersinn Gottes - Vorrede des Übersetzers

Parry, William Edward - Der Vatersinn Gottes - Vorrede des Übersetzers

Die hier dem deutschen Publikum übergebene Schrift erlebte seit ihrem ersten nur für einen kleinen Kreis genauer Freunde berechneten Auftreten in der Originalsprache im Jahr 1841, trotz des hohen Verkaufspreises und der Menge anderer ausgezeichneten Werke dieser Art, womit das auch in dieser Beziehung so reiche England jährlich beschenkt wird, schnell hintereinander drei Auflagen, und im Jahr 1843 bereits eine Übersetzung ins Französische. Hierin scheint uns eine hinlängliche Rechtfertigung des Versuches zu liegen, das, von so Vielen hochgeschätzte Büchlein auch den Christen deutscher Zunge zugänglich zu machen. Dem Übersetzer kam dasselbe zu einer Zeit besonderer innerer Kämpfe direkt aus England zu, und wurde ihm damals recht eigentlich zu „güldenen Äpfeln in silbernen Schalen“ zu einem Worte Gottes in rechter Stunde - ja zu einer Antwort auf manche bange Frage des innersten Lebens, das sich seiner Schwäche in jenen Schwankungen von Hell und Dunkel, von Zuversicht und Verzagtheit während seiner Pilgerzeit so oft schmerzlich bewusst wird. Es war deshalb zunächst ein Gefühl der Dankbarkeit, das ihn bewog, zur Einführung des köstlichen und doch so schlichten Büchleins bei andern angefochtenen Seelen den, des schwierig verflochtenen und dabei gediegenen Stils des Verfassers wegen allerdings nicht leichten Versuch zu wagen, seine Gedanken in Deutsches Gewand zu kleiden und gleichwohl seinem buchstäblichen Sinn treu zu bleiben.

Der Verfasser Sir William Eduard Parry, Royal Navy ist übrigens den Gelehrten sowie der Reisewelt längst bekannt. Seine im Jahr 1818 unter Capitän Ross zuerst gemachte Entdeckungsreise nach den Regionen des Nordpols zur Auffindung einer gehofften westlichen Durchfahrt hat seinem Namen eine Berühmtheit gegeben, und seines persönlich edlen Charakters, sowie seiner hohen amtlichen Stellung wegen, genießt er in England einer Achtung, die jeder seiner Feder entflossenen Schrift von vorne herein eine günstige Aufnahme versichern dürfte. Dass aber der kühne und erfahrene Seefahrer, der kräftige königliche Marineoffizier ein bei aller Einfachheit doch so tief philosophisches Büchlein rein christlichen Inhalts geschrieben das möchte wohl Manchen und auf mancherlei Weise überraschen. Sir Eduard Parry hat - das fühlt man ihm an - seine Theologie eben nicht von den Lehrstühlen menschlicher Weisheit gelernt: bei ihm gilt wohl in voller Kraft das Wort: „Wir haben geglaubt und erkannt.“ Erkenntnis im tieferen Sinne, auf lebendige Erfahrung gegründet, ist die Quelle, aus der in ungetrübter, würdiger und selten anspruchsloser Einfalt seine „Gedanken“ sich dem nicht bloß oberflächlich beurteilenden Leser mit einer Wahrheit und Bündigkeit aufdringen, die ihn gewiss das Schriftchen gerne zum zweiten und drittenmale zur Hand nehmen lassen wird. Gleich seinem edlen Waffenbruder, dem Hauptmann von Kapernaum, versteht es dieser gediegene Engländer von echtem Schrot und Korn, auf kindlich treffende Weise Analogien zwischen dem Verfahren des Menschen und demjenigen des Herrn, und hieraus wiederum Schlüsse zu ziehen, die sich auch dem Ungelehrtesten als durchaus praktisch klar darstellen.

So gehe denn hin, du kleines Büchlein in schlichtem Gewand, und klopfe an die Tür so mancher angefochtenen, betrübten und umhergeworfenen Seele, die sich noch immer nicht zurechtzufinden weiß in den Irrgängen des Lebens; und wenn du sie hörst, wie sie mit bangem Zweifel und zagendem Blick gen Himmel schaut und oft fragt „Warum ach warum noch dieses, o Du mein Gott?“ Dann sei ihr ein stiller Bote des Friedens von Dem, Der es nicht verachtet, der „Tröster“ der Seinen sich zu nennen, von Dem, Der das zerstoßene Rohr nicht zerknickt und den glimmenden Docht nicht auslöschet; ja von Dem, welchem es gleich ist, zu helfen durch Viel oder Wenig, durch Groß oder Klein! - Sein reichster Segen begleite dich überall und lasse auch von dir, du kleines Samenkorn, Garben entwachsen auf den ersehnten Tag, da die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten!

Bern, im Juni 1844.

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