Ökolampad, Johannes - Bibelstunden über den 1. Brief des Johannes - Neunzehnter Vortrag.

Ökolampad, Johannes - Bibelstunden über den 1. Brief des Johannes - Neunzehnter Vortrag.

In jenem schweren Kampfe, den wir gegen die Welt und gegen die Geister der Bosheit im Himmel führen, befiehlt uns Paulus den Schild des Glaubens zu ergreifen; gleichwie auch Johannes sagt: „Das ist euer Sieg, der die Welt überwindet, euer Glaube,“ was wir gestern erklärt haben. Aber der Teufel ersinnt tausend Künste, um uns zu entwaffnen, und zwar stets in heimlicher Hinterlist. Wir werden nämlich nicht mehr gezwungen, öffentlich vor den Altären der Götzen, was Christi Gnade ist, Christo abzuschwören, noch der Gottlosigkeit derer beizutreten, welche lästern, dass Christus nicht Gott sei. Auch der Teufel treibt nicht mehr zu dergleichen an; denn er weiß, dass solche Lästerungen jetzt zu schrecklich scheinen, als dass wir seinen Einflüsterungen unser Ohr leihen würden; sondern er bewirkt durch geheime Ränke, dass wir den Schild des Glaubens freiwillig zurückwerfen. Solches geschieht zuweilen, indem wir uns den berauschenden Getränken ergeben, die den Geist so abstumpfen, dass uns nichts Geistiges mehr gefällt; zuweilen, indem wir um die Notdurft dieses Lebens so besorgt sind, gleich als gebe es keine künftige Welt. Daher kommt jener verdammte Hunger - ich meine die Verachtung des Wortes Gottes, weil wir Christum in den innersten Gedanken des Herzens, das in weltlichen Geschäften verstrickt ist, verleugnen, während wir Heuchler ihn mit dem Munde bekennen. Indem Johannes daher verhüten will, dass der Glaube, den er lehrt, nicht durch die Ränke des alten Feindes zerstört werde, bekräftigt er ihn jetzt durch die zuverlässigsten Zeugnisse, durch so gewisse, dass Niemand mehr leugnen kann, dass Jesus der Christus und der Sohn Gottes sei. Die Stelle ist dunkel und bedarf daher des Aufmerkens. Er sagt nämlich:

Dieser ist es, der gekommen ist mit Wasser und Blut, Jesus, der Christus; nicht mit dem Wasser allein; sondern mit dem Wasser und dem Blute. Und der Geist ist es, der da zeugt; denn der Geist ist die Wahrheit. Denn drei sind die da zeugen: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind einig.

Ist gekommen, will hier so viel sagen, als ist erwiesen, dass er gekommen sei. Durch drei Zeugnisse, obgleich er es auch durch mehrere könnte, beweist er, dass Jesus der Christus sei; gleich als wollte er uns einschärfen: denn jegliches Zeugnis, das aus zweier oder dreier Zeugen Mund bekräftigt wird, ist wahr. Hier bezeugen drei Ein und dasselbe: das ist, sie vereinigen sich, um gewisser und bestimmter das Eine zu bezeugen, und dieses Eine ist, dass Christus der Sohn Gottes sei. Wir haben nämlich Zeugnisse der glaubwürdigsten Männer über die Erscheinung Christi, über seinen Tod, und über sein Ende, das ist, nach dem er in den Himmel aufgenommen worden. Und was Johannes hier von Zeugnissen redet, erhellt aus dem Folgenden, wo er sagt: „Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen rc.“ Und was sind das wohl für Zeugnisse der Menschen? Das Zeugnis Johannis des Läufers ist das Erste, der beim Wasser bezeugte, dass Jesus das Lamm Gottes sei, und dass er größer sei, als dass er ihm die Schuhriemen löse, er sei derjenige, dem der Vater Zeugnis gebe. Groß ist das Gewicht dieses Zeugen, denn er redet nicht nach Gunst. Daher wurde er auch dazu von Gott erwählt, und konnte selbst nicht von den Juden verworfen werden. Auch das Zeugnis des Hauptmanns, das derselbe beim Tode Christi über ihn ablegte, ist ausgezeichnet. Da aus seiner Seite, die durch den Lanzenstich durchbohrt war, zum großen Wunder Blut und Wasser herausfloss, und noch andere Wunderzeichen am Himmel und auf Erden geschahen, indem Luft und Sonne sich verfinsterten, die Felsen zersprangen und noch anderes sich ereignete, sprach dieser Hauptmann: „Wahrlich dieser Mensch war ein Gerechter.“ Und wie es bei Markus und Matthäus geschrieben steht: „Dieser Mensch war Gottes Sohn.“ Dazu kommt das Zeugnis der Apostel am Pfingsttage, die, nachdem sie den heiligen Geist empfangen, in fremden Zungen sprachen. Daher legten auch auf die erste Rede Petri bei Dreitausende Zeugnis ab, dass Jesus der Christ sei. Und zwar ist dieser Geist auch der tüchtigste Zeuge, der am wenigsten trügt. Denn er ist wahrhaftig, ja die Wahrheit selbst. Und es sind noch nie solche Zeugnisse abgelegt worden. Es wurde Johannes durch die Stimme des Vaters vom Himmel herab, welche bezeugte, dass dieser der geliebte Sohn Gottes sei, belehrt, und er sah auch den Geist in Gestalt einer Taube. Es hörte der Hauptmann ihn laut rufen, als würde er, indem er sein Leben aushauchte, noch kräftig sein, und er sah wie bei seinem Tode die Elemente sich empörten, und aus seiner Seite Blut und Wasser fließen. Es sahen auch die Apostel feurige Zungen, und den heiligen Geist sichtbarlich gegenwärtig. Die Gläubigen waren Zeugen, und wurden durch die kräftigsten Wunderzeichen bestimmt, nicht anders zu zeugen. Es scheint aber auch, dass wir hier an die vornehmsten Sakramente erinnert werden, die vorzüglich zur Bekräftigung unserer Gewissen gegeben sind. Und diese rufen uns zu, wenn wir nicht ganz abgestumpft und treulos geworden sind, dass Christus Gott sei. Denn durch die Zeichen der Sakramente wird unser Glaube nicht weniger bekräftigt, als wenn Christus die größten Wunderzeichen vor unseren Augen tun würde. Das Sakrament soll für uns ein eben so gewisses Zeichen unseres Bundes mit Gott sein, als dem Abraham die Beschneidung, und dem Gedeon der Tau und die Trockenheit auf dem Fell (Richter 6.) oder dem Hiskia das Zurückgehen des Schattens waren. Durch die zwei Sakramente will Christus nämlich uns versichern, damit wir an seiner Güte gegen uns nicht zweifeln. Die Sinnbilder dieser Sakramente nennt er nun hier, nämlich Wasser und Blut, was aus der Seite des gestorbenen Christus nicht ohne tiefe Bedeutung floss. Denn wie vormals Eva aus der Seite Adams genommen wurde, so flossen aus der Seite des zweiten Adams, der am Kreuze eingeschlafen war, geheimnisvolle Sinnbilder, aus welchen die Kirche geboren und bekräftigt worden. Durch das Wasser wird uns die Taufe, durch das Blut das Nachtmahl, das uns zum Blutzeugnis stärkt, anempfohlen: und auch aus diesem Grunde soll man den Gläubigen nicht das Blut Christi in der Gestalt des Weines verweigern; weil es sehr kräftig ist zur Ermahnung. Daher dürfen wir mit diesen dem Teufel Trotz bieten, der uns täglich angreift, und unseren Glauben zu erschüttern sucht. Willst du uns noch weiter verfolgen, grausamer Pharao? Wir sind durch das rote Meer gegangen, wir sind getauft auf den Tod Christi, der uns, wenn wir glauben und getauft werden, die Seligkeit in seinem Namen verheißen hat: du aber wirst durch seinen mächtigen Arm mit allen deinen Heerscharen zu Grunde gerichtet werden. Wenn er aber noch jetzt, uns von der Stadt Jerusalem, und von der Liebe zu den Brüdern und nach Ägypten zurückrufen will, indem er uns dessen Gewässer, Knoblauch und Zwiebeln ins Gedächtnis ruft: so vermögen wir ihn zu vertreiben und zu Boden zu schlagen, indem wir sagen: Brot vom Himmel hat uns Gott gegeben, dass uns ganz sättigt: und der Trank vom Felsen genügt uns durchaus; ja wir werden davon trunken, dass wir aus Sehnsucht nach der heiligen Stadt selbst unser Blut zu vergießen und zu sterben für Gewinn achten. Während wir uns von diesem Brote und Trank nähren, ermatten wir nicht auf der Reise. Wir wollen uns nicht vom Leibe Christi trennen lassen, sondern bezeugen, dass wir auch für die geringsten Glieder dieses Leibes unsere eigene Glieder hingeben wollen. So weit sind wir entfernt, uns mit jemandem zu entzweien, jemanden zu beneiden, und gegenseitig zu morden, zu betrügen, und zu beleidigen: was du, Menschenmörder und Vater der Lüge! durch den Lohn irdischen Schmutzes in unsere Herzen pflanzen willst. Wir haben Christum, das Brot des Lebens, an den wir glauben, dass er für unsere Sünden gestorben, den wir glaubend genießen, und durch diesen Genuss werden wir stark und kräftig genug. Die Sehnsucht und der Wunsch mit Christo im Himmel zu leben wird nicht in uns ersterben: und nie wird der von uns verachtet sein, für den Christus gelitten. Im Tode sind wir endlich getrost, da wir uns durch den Glauben an diese Geheimnisse schützen können.

Doch es wird noch das dritte Zeugnis beigefügt, das vor den übrigen notwendig ist, nämlich der Geist, ohne den wir umsonst, ja sogar zu unserem Verderben getauft, und des Tisches teilhaftig werden. Wenn wir nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren werden, können wir nicht in das Himmelreich eingehen. Wir müssen durch die Taufe Christi, die in Geist und Feuer geschieht, wiedergeboren werden: und nicht allein wiedergeboren, sondern auch durch sie erquickt werden. Denn wie könnten wir erquickt werden, solange wir noch nicht geboren sind? Wie erglühen wir in Liebe, wenn wir noch nicht durch die Flamme des Glaubens ergriffen worden? Der Geist aber unterstützt den Glauben, indem er bezeugt, und unsere Herzen versichert, dass wir nicht Heuchler seien, noch fälschlich Glauben verstellen. Durch den Geist sind wir besiegelt, und haben das Pfand des ewigen Lebens empfangen. Der Geist ermuntert uns, und reißt uns durch süße Empfindungen zu Gott hin; so dass wir mit fester Zuversicht in Lobpreisungen und Erhebungen seiner Gnade ausbrechen, und uns selbst gänzlich verleugnen, indem wir nur in Gott sind. Und dieweil Niemand Gott schaut, so bedarf es auch nicht unserer Dienstleistung, daher weihen wir uns auch um Gotteswillen ganz dem Dienste des Nächsten. Siehst du, wie unser Glaube durch diese wunderbare Dreieinigkeit gekräftigt wird, so dass Satan uns nicht zu überwinden vermag? Ein Anderer versteht hier vielleicht unter Geist, die Weihe oder die Handauflegung durch die Apostel: mir ist es aber wahrscheinlicher, was ich gesagt habe. Was nun die Zahl der Sakramente betrifft, so will ich nicht darüber streiten. Jedoch ist nur diesen, die wir genannt haben, die Verheißung Christi beigegeben, durch welche wir allein feste Zuversicht haben. So viel habe ich darüber erinnern wollen. Doch nun kehren wir zu dem zurück, was Johannes schreibt, der der ersten Auseinandersetzung durch folgende Worte beipflichtet:

Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, so ist ja Gottes Zeugnis größer, weil dies das Zeugnis Gottes ist.

In anderen Dingen genügen uns die Zeugnisse der Menschen, die jedoch sich selbst und andere täuschen können. Über Christum haben aber nicht nur diejenigen, die wir genannt haben, Zeugnis gegeben, sondern auch die Propheten, ja wir haben ein übereinstimmendes Zeugnis aller Menschen und glauben daran: wie viel mehr wird das Zeugnis des Geistes, der in uns ist, genügen: dass wir nun nicht mehr um der Menschen willen glauben, wie die Bürger von Samaria sagten: sondern weil wir selbst gehört haben, und er in unseren Herzen selbst gesprochen hat. Demnach bedürfen wir nicht der Briefe und Bücher. Größer ist derjenige, der uns überzeugt und versichert, dass Christus wahrer Gott und der Heiland der Welt sei. Wir werden selbst in den Weinkeller geführt, und unsere Seele erquickt sich an der Stimme des Geliebten. Johannes 3 spricht Johannes, der Täufer: Wer sein Zeugnis angenommen, der hat besiegelt, dass Gott wahrhaftig sei; gleich als wollte er sagen, der glaubt mehr dem Zeugnisse Gottes als allen Siegeln. Wahrlich, das Zeugnis Gottes ist höher, ja am höchsten. Denn was ist gewisser, größer, unwiderlegbarer und wahrer als die Wahrheit selbst? Die Menschen können täuschen, Gott aber niemals. Himmel und Erde werden vergehen, aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Oder wollen wir die Spreu nehmen, und das Getreide wegwerfen?

Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich; wer Gott nicht glaubt, der hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht glaubt an das Zeugnis, das Gott gezeugt hat von seinem Sohne.

Selig sind die da glauben, nachdem sie ein so großes Zeugnis empfangen. Elend sind aber die Ungläubigen, denen nichts genügt, weil ihnen das innere Zeugnis fehlt. Es richten bei ihnen nichts aus weder Drohungen, noch Plagen, noch Wohltaten, noch Verheißungen, noch Schrecken, noch Beispiele, noch Menschen, noch Engel. Denn Gott selbst überzeugt sie nicht; obgleich Er Zeugnis gegeben auf dem Berge, am Jordan; ja selbst unter die Menge erscholl die Stimme vom Himmel: „Ich habe ihn verklärt, und werde ihn ferner verklären.“ So glauben sie dennoch nicht, sondern machen Gott sogar zum Lügner; da Er doch weder jemals lügt, noch auch lügen kann. Was könnten sie wohl Ärgeres tun? Denn halte es nicht für geringe Sünde, Gott nicht zu glauben. Es ist nicht geringer, als wenn du Gott zum Teufel machen würdest. Was aber dieses Zeugnis sei, das die Guten haben, die Ungläubigen aber ermangeln, sagt Johannes, indem er hinzufügt:

Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben in seinem Sohne ist. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.

Vergleiche hier die Rede der Gläubigen mit der der Ungläubigen, und aus diesen Reden erkenne, welches Zeugnis sie in sich haben. Der Wahlspruch der Ungläubigen ist: Lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir. Das allein ist dem Menschen Gutes verliehen. Kurz und voll Verdruss ist unsere Lebenszeit. Aus nichts sind wir geboren worden, und hernach werden wir wieder sein, als wären wir nicht geboren. Ist der Funke erloschen, so wird der Leib Asche und der Geist verfliegt, wie dünne Luft. So kommt denn und lasst uns genießen der gegenwärtigen Güter usw. wie wir in der Weisheit lesen. Und Zacharias 1 rufen die Bösen gegen den Propheten: „Wo sind unsere Väter? Und leben etwa die Propheten ewig?“ Und Johannes 8 sagen sie: „Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sagst: wenn Jemand mein Wort hält, der wird leben und nicht den Tod kosten.“ Aber die Gläubigen, die das Unterpfand des künftigen Lebens in sich tragen, sagen getrost: Ewiges Leben hat uns Gott gegeben. Er gab uns Christus, der uns geboren worden, auf dass wir wiedergeboren werden zum neuen Leben, er ist gestorben, auf dass wir das Leben haben, ist auferstanden, auf dass auch wir auferstehen. Er will uns mit langem Leben sättigen, und uns sein Heil zeigen (Ps. 91). Christus ist uns Weg, Wahrheit und Leben. Und sie sagen solches nicht nur mit dem Munde, sondern sie erfahren es schon hier: denn lebend sterben sie nicht, und gestorben leben sie. Die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes: und wenn sie vor den Menschen Martern dulden müssen, so ist ihre Hoffnung voll Unsterblichkeit. Wer den Sohn hat, spricht er, nicht wer ihn in der Zukunft haben wird, sondern wer ihn nun hat in der Gegenwart. Die Gerechten fangen jetzt an durch den Glauben ewig zu leben und sterben niemals. Lasst uns den Herrn bitten, dass wir mit diesem Zeugnisse zum Voraus bewaffnet seien gegen unsere Feinde, und dass wir diese Rüstung niemals ablegen mögen: sondern indem wir gegen sie kämpfen, endlich ewig mit Christo und allen Heiligen uns freuen mögen. Amen.

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