Ökolampad, Johannes - Bibelstunden über den 1. Brief des Johannes - Vierter Vortrag.

Ökolampad, Johannes - Bibelstunden über den 1. Brief des Johannes - Vierter Vortrag.

Unser Evangelist hat die Sorge für die Seelen übernommen, und wahrlich, wenn wir uns nach seinem Rate richten, was kann uns zuverlässiger zu Teil werden als das Heil für sie? Denn er lehrt uns mit Fleiß, wie unsere Seelen durch den Anblick jenes unergründlichen Lichtes geläutert (was das nämliche ist wie gesund gemacht) werden können, wenn sie ihre Unlauterkeit bekennen, und Glauben sehen auf Christum. Wir müssen übrigens sorgfältig wachen, dass nicht Ärgeres folge, und das Spätere (wie der Herr sagt) ärger werde als das Erste, indem der ausgetriebene Teufel in Begleitschaft sieben böser Geister in das geschmückte und gezierte Haus zurückkehrt: oder damit wir nicht, nachdem wir zu Proselyten gemacht worden, doppelt ärger werden als wir es früher waren. Ihr werdet auch hierin, Geliebte, die bewunderungswürdige Sorgfalt Johannes, oder vielmehr des heiligen Geistes bewundern lernen, und seine ausgezeichnete Glaubenstreue. Wir müssen nicht geringere Sorgfalt darauf verwenden, dass wir keinen Rückfall erleiden in der Genesung, als dass wir darin befestigt werden. Selten finden wir die wahre Ausdauer, denn viele unternehmen wohl Vielerlei, aber wie wenige sind es, die eine Angelegenheit bis zum Ende durchführen? Unter vielen Bäumen, die da blühen, bringen nur wenige Früchte. Wenn Judas ausgeharrt hätte bei dem Herrn, wer würde ihn nicht loben? Aber wer tadelt jetzt ihn nicht, weil er, nachdem er recht angefangen, abtrünnig geworden? Lasst uns daher vernehmen, wessen wir bedürfen, damit unser Gebäude nicht unvollendet bleibe und wir den Feinden zum Gespötte werden. Der Apostel fährt fort:

Meine Kinder, solches schreibe ich euch, auf dass ihr nicht sündigt.

Da erkennst du das apostolische Herz. Wie einnehmend redet er hier die Frommen an! Gleichsam als wäre schon zu hart, sie Söhne zu nennen, nennt er sie nur Kinder. Wohl tut er dieses, damit wir nicht glauben, er wolle uns etwas Schwereres aufbürden. Wahrlich er ist einer von jenen wenigen Vätern, von welchen wir neulich Paulus reden hörten: „Denn wenn ihr zehntausend Lehrmeister hättet in Christo, so habt ihr doch nicht viele Väter; denn in Christo Jesu, durch das Evangelium, habe ich auch gezeugt“ (1. Kor. 4, 15). Ich sage, er sei einer von den wenigen Vätern. Denn die Bischöfe unserer Zeit, die sich nicht im Schlafe stören lassen ob dem Verluste der ihnen anvertrauten Seelen, sind fern von dieser zarten Liebe. Sie lassen sich lieber „Herren“ nennen, daher sie auch diejenigen, für deren Seelen zu sorgen sie (wenn sie es täten) übernommen haben, für Sklaven halten.

Solches schreibe ich euch.“ Sonst, will er sagen, ist mein Beruf zu predigen, jetzt aber zwingt mich die Liebe auch zu schreiben, ja ich wünschte es vielmehr euren Herzen mit unauslöschlichen Buchstaben einzuprägen, damit es nie eurem Gedächtnisse entfalle. Und was willst du denn schreiben, o Johannes? Du hast uns Reinigung aller unserer Sünden durch das Blut Jesu Christi verheißen, was willst du nun von uns? Wir haben außerordentlichen und vollkommenen Ablass und zwar ohne um Geld erkaufte Ablassbriefe erhalten, was schreibst du uns noch vor? Befiehlst du uns Tempel zu erbauen? Nach Rom zu reisen, Wallfahrtsörtern zu besuchen, den Leib durch Fasten zu peinigen, oder sonst etwas der Art? Welche Buße schreibst du uns vor? Solches schreibe ich euch, spricht er, auf dass ihr nicht sündigt. Eine schwere Buße, aber auch eine leichte. Und da mit du dich nicht darüber wunderst, so hat er es von Christo gelernt, nichts Anderes uns aufzubürden; denn auch dieser spricht zum ehebrecherischen Weibe: Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr. Desgleichen sprach er auch zum Gichtbrüchigen, der an einer Krankheit darnieder lag: Gehe hin, sündige hinfort nicht mehr, damit dir nicht Ärgeres widerfahre! Überdies lehrt auch der Weise das Nämliche: „Mein Sohn, hast du gesündigt, so fahre nicht fort darin“ (Sirach 21). Fliehe vor der Sünde, wie vor einer Schlange; denn so du ihr zu nahe kommst, so sticht sie dich. Ihre Zähne sind wie Löwenzähne und töten den Menschen.“ Du sagst aber: Mit wie viel leichterer Mühe lebt sich gemäß denjenigen Bußübungen, die bis dahin an den meisten Orten aufgelegt zu werden pflegen. In sofern wir auch aus der gestrigen Rede erlernt haben, dass Niemand ohne Sünde lebe; und dass, wenn wir nicht bekennen, dass wir Sünden haben, wir Gott zum Lügner machen. Ja auch Paulus selbst spricht: „Die Sünde wohnt in mir: und nichts Gutes wohnt in mir. Das Böse, das ich hasse, tu' ich.“ Du wirst sagen: Unmögliches wird mir hier befohlen, wer kann es ertragen? Oder sollen wir frei sündigen, auf dass die Gnade überschwänglich werde? Wahrlich aber bis dahin sind uns Lasten aufgebürdet worden, Johannes aber und wer sonst nur von Christo lernt, tut solches nicht. Eine schwere Last ist alles, was nicht von Christo befohlen wird, was aber von Christo befohlen wird, ist keine schwere Last; und wenn auch unsere Kräfte nicht zu tragen vermögen, so wirkt Christus in uns, und seine Gnade kommt uns zu Hilfe, so dass wir keinen Grund haben es zu verweigern oder uns darüber zu beklagen. Und was will er damit, dass er sagt: „sündigt nicht!“ Er spricht nicht: seid ohne Sünde! sondern: sündigt nicht! das will sagen: wendet von nun an allen Fleiß daran, und bestrebt euch, das Gesetz zu erfüllen. Es sind Einige, die diese Stelle also erklären, dass ihr keine größere Sünde begeht; aber unser Bestreben soll dahin gehen, dass jede Gewohnheit zu sündigen von nun an ausgetilgt werde aus uns und der ganze alte Adam entfernt werde. Obgleich du wohl nicht so glücklich bist, es vollkommen zu erlangen, so musst du doch im Geiste dahin streben, dass du sagen könnest: Ich tue nur das, was ich will. Es ist um uns geschehen, wenn wir uns nicht sorgfältig vor den kleinsten Sünden hüten; ein kleiner Funke wird bei uns einen großen Brand verursachen. Dazu wird es dir, wenn du dich nicht der kleinen Sünden enthältst, unmöglich den großen zu entfliehen. Niemand stürzt sich plötzlich und auf ein Mal in große Verbrechen: die Geringschätzung der kleinsten Sünden ist die Mutter großer Schandtaten. Daher müssen wir dahin streben, dass wir auch nicht den kleinsten Fehler gewähren lassen, bis wir zu jener kindlichen Unschuld zurückgekehrt sind, die Christus seinen Aposteln zum Vorbilde hinstellte. Das will auch Paulus (Röm. 6) sagen: „Wir sind ja der Sünde abgestorben, wie sollten wir noch in ihr leben? Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden, auf dass der Leib der Sünde vernichtet würde, damit wir nicht mehr der Sünde dienen.“ Da wir nicht ganz frei von Sünden sein können, so soll unser ganzes Streben doch dahin gehen, dass wir möglichst wenig sündigen, und dass uns Alles missfalle und als verabscheuungswürdig erscheine, wie gering es auch sein mag, wodurch wir von Gott entfernt werden. Und dieses erst wird jene heilige und ewige Sabbatsfeier sein, indem wir niemals knechtische Werke verrichten. Es folgt nun:

Und so Jemand sündigt, so haben wir einen Beistand bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten; und selbiger ist die Versöhnung für unsere Sünden; nicht allein aber für die unsrigen, sondern auch für die ganze Welt.

Wenn Einer nun hier sagen würde: Was würde aber geschehen, wenn ich nachlässiger würde, und, wie die Hunde pflegen, zum eigenen Auswurfe zurückkehren würde? Würde mir keine Türe der Gnade mehr offen stehen? Dürfte ich nicht wieder zu Christo zurückkehren? Da kommt uns der selige Johannes zu Hilfe und bringt uns Trost, indem er zugleich jene verderbliche Lehre und Sekte des Novatus1) widerlegt. Keinem, der zu Christo, welcher die Versöhnung und Rechtfertigung für unsere Sünden ist, zurückkehrt, wird Gelegenheit zur Buße verweigert. Auch sollst du nicht glauben, dass diese Lehre uns den Weg zur Sünde bahne: denn sonst dürfte man auch nicht vom Verdienste des Kreuzes predigen, und müsste überhaupt von der göttlichen Gnade schweigen: denn auch diese ist für einige Gottlosen Veranlassung zum Sündigen, da sie doch für den, der sie recht zu kosten vermag, die heilsamste Arznei ist. Des Weiteren macht er solches zum Gespötte. Denn offenbar handelt es sich hier nicht von den künftigen, sondern nur von den vergangenen Sünden, von welchen er uns reinigt, wenn wir sie nur bekennen, und an Christum glauben; nun aber will er, dass wir dem nachstreben, was vor uns ist, damit wir uns schon damit zufrieden geben, dass wir aus Ägypten geflohen. Siehe zu, dass du nicht rückwärts blickst, sondern der Feuersäule, die dir vorangeht, nachfolgst. Wenn wir übrigens unser Leben nicht ohne Sünde vollbringen können, so vertritt die Unschuld und Gerechtigkeit Christi unsere Gebrechlichkeit. Und siehe nun, wie unser Evangelist in Allem mit Paulus übereinstimmt, der da sagt: „Es ist nun keine Verdammnis an denen, die in Christo sind.“ Wenn du daher vermöge deiner Schwachheit sündigst, so hast du in Christo den Versöhner, wenn du die Sünde nur beständig bereust und glaubst, und den Gewinn daraus ziehst, dass du täglich sorgsamer wirst in deinem Lebenswandel. Es sagt nämlich Johannes: Gesetzt Jemand sündige, was menschlich ist, denn zu Sündern macht uns dieser dem Tode unterworfene Leib; so sollen wir nicht verzweifeln, noch uns über die Maßen ängstigen, indem ja Christus so gnädig gegen uns gesinnt ist, wenn wir nur in der Folge immer sorgfältiger die Sünde meiden. Hier halten uns jene den Ausspruch der Weisheit entgegen: „Wegen erhaltener Vergebung der Sünde werde nicht sicher, um Sünde auf Sünde zu häufen.“ Dieser Spruch widerspricht aber nicht der Rede des Johannes. Mit Recht jammre ich nicht darüber, und mit Recht jammre ich wieder. Ich jammre nicht so, dass ich in eine Angst der Verzweiflung gerate. Denn wie bei Ezechiel geschrieben steht: Wenn ich vom bösen Wege umkehre, so wird Gott aller meiner Sünden nicht gedenken. Er erhört mich allezeit, wann ich ihn nur anrufen werde. Ich jammre aber auch über die Maßen, und empfinde die innigste Betrübnis ob meines sündlichen Wesens, das noch nicht getilgt ist, und mich noch stets zur Sünde hinreizt. Dies ist aber Aufgabe der Weisheit, dass wir nicht wieder in die alten Sünden zurückfallen; das ist wahre Reue, die nicht in jenen Büßungen besteht, die wir uns selbst auferlegen, sondern in einer Wiedergenesung, im Ergreifen eines neuen Lebens, wie die Bedeutung des griechischen Wortes „μεζανoειν“ es anzeigt. Die Versöhnung für unsere Sünden sind nicht unsere Tränen, unsere Zerknirschung, oder unsere Werke, sondern das Blut Christi, in welchem der Vater versöhnt worden, so dass wir aus Gnade und nicht aus dem Verdienste unserer Werke selig werden. Dieses ist eine von den ausgezeichnetsten und merkwürdigsten Stellen gegen die, welche behaupten, dass wir der Fürbitte der Heiligen bedürfen: und so anstatt uns zu Christo hinzuführen, wie sie es sollten, von ihm wegführen, und doch nicht die den Heiligen mit Recht zukommende Ehre wahren. Er sagt nicht, dass wir Maria, die Engel, die Heiligen zu Fürsprechern haben: sondern wir haben, spricht er, Jesum Christum. Und wenn man die Worte, „wir haben“ im strengen Sinne nehmen will, so geht daraus hervor, dass auch die Heiligen selbst eines Fürbeters und Beistandes bedürfen; denn sie bekennen mit uns ihre Sünden, woraus folgt, dass sie keine überflüssige Verdienste haben, wenn man nicht die ihnen von Gott verliehenen Gaben Verdienste nennen will. Christus aber wird allein im wahren Sinne des Wortes gerecht genannt. Du sollst aber hier nicht die Schrift verkehren wollen, als würde sie das Wort gerecht mit Bezug auf unsere Werke gebrauchen, so dass die Gerechtigkeit der Gnade etwas entziehen, und sich auf unsere Werke beziehen würde. Denn wir vermögen mit all unseren guten Werken nicht vor dem Richterstuhle Gottes zu bestehen. Aber Christus ist gerecht, weil er dem Vater lieb, und kein Fehl an ihm war, wie im Briefe an die Hebräer 7 geschrieben steht: Denn ein solcher Hoherpriester ziemt uns, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und hoch über den Himmel erhaben; der nicht nötig hat, so wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Opfer zu bringen. Er ist wahrhaft das unbefleckte Lamm, welches den Juden sagte: Wer von Euch kann mich einer Sünde zeihen? (Joh. 8.) Es solle daher Niemand sich durch die Größe und Menge seiner Sünden niederbeugen lassen: denn es tilgt sie der Beistand des Blutes Jesu Christi, welches Genugtuung leistet sowohl für unsere Sünden als für die der ganzen Welt, wenn wir sie nur in Wahrheit bekennen, und auf Christum unsere Hoffnung setzen. Über den Beistand Christi sollst du dir aber nicht kindische Vorstellungen machen, und deinem Geiste gleichsam eine Homerische Fabel vormalen, wie die Maler, um nur irgend Etwas darzustellen, hinmalen; dass er sich verneige, das Knie beuge, die Wunden zeige; dass er bald sich setze, bald wieder sich vor dem Vater zu Boden werfe, wie man sich auch von den Heiligen vorstellt, gleichsam als bete bald dieser, bald jener, als trete nun Einer vor und es folge ein Anderer. Vernimm denn, wie es sich damit verhält. Hier auf Erden hat Christus für uns gebeten, und wurde wegen seines Ansehens beim Vater erhört. Mit Einem Opfer hat er für alle Zeiten die Geheiligten zur Vollendung gebracht. Er ging mit seinem eigenen Blute ein für alle Mal in das Heiligtum ein und erlangte eine ewige Erlösung. Und weil er Menschennatur an sich genommen, so ist dieses sein Beistand und seine Bitte. So steht auch 1. Tim. 1, 5: Ein Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich hingegeben als Lösegeld für Alle.“ Es geschah seine Fürsprache in diesem Leben, die Gott auch berücksichtigte. Daher stimmt das hier Gesagte überein mit dem Obigen: „Sein Blut reinigt uns von unseren Sünden.“ Sein Blut vertritt uns und nicht dasjenige irgend eines Anderen. Siehe, wohin dich jene gewinnsüchtigen Redner von Christo weggeführt, und wie sehr sie die Gnade verdunkeln? Es sprechen noch jene Fabler: Aber wir bedürfen der Fürsprecher bei Christus! Der Evangelist dagegen redet anders: „Beim Vater, spricht er, haben wir einen Beistand, beim Vater bedürfen wir eines Beistandes, bei Christo aber nicht, denn, wenn es nötig wäre, würde er nie schweigen.“ Aber wir haben einen Beistand, das heißt, er ist selbst vom Vater verordnet, dass er uns vertrete. Daher bitten weder die Heiligen jetzt für uns, noch wüsste ich irgend eine kanonische Schriftstelle, die lehrte, dass die Toten jetzt für uns beten: aber sie haben getreulich für uns gebetet, bevor sie von hinnen schieden. Und ich zweifle nicht, dass sowohl diese Bitten, als alle ihre gute Werke, weil der Geist Christi sie durch sie gewirkt, Gott angenehm seien. Aber solange sie hier weilen, beten sie eher mit uns, als dass sie uns vertreten. Und es sind weder unsere Bitten mehr offenbar als die ihrigen, noch die ihrigen mehr als die unsrigen vor Gott, dem Vater, in dessen Augen nichts neu ist - seien wir nur so gläubig, wie sie es gewesen. Sie haben aber gebetet, wie es sich ihnen zu beten ziemte, nicht Törichtes und Anders, als Christus will, dass wir beten; ja wahrlich, sie haben Manches von dem verwünscht, was wir nun durch sie erlangen wollen. Wie oft ich daher sage: Heiliger Petrus bitt' für uns, verstehe ich so: dass doch die Bitten, welche Petrus in Glauben und Liebe für uns hier verrichtet hat, dessen Liebe im Himmel vermehrt wurde, und somit die früheren Bitten nicht widerruft, erhört werden. Es ist entsetzlich, welch' Aberglaube, welcher Wahnsinn und welche Gottlosigkeit sich von daher über alle Welt ergossen hat: dass ich von Anderem schweige, welch Unsinn dichten sie nicht der heiligen Barbara, der Jungfrau zu, der zu Ehren man den heutigen Tag feiert: desgleichen dem göttlichen Sebastian, dem Valentin und Anderen. Aber solches rührt von der unwissenden Habsucht und Gottlosigkeit einiger Priester her. Ihr aber, wenn Ihr einen sicheren Weg wählen wollt, so tretet hin zu Christo, dem Throne der Gnade. Dieser ist so fern von Unbarmherzigkeit und Tyrannei, dass er uns zu sich einlädt: Wenn Einen dürstet, der komme zu mir! Und wiederum: „Kommt zu mir Alle, die Ihr mühselig und beladen seid!“ Und wiederum: „Wenn Ihr um Etwas den Vater bittet in meinem Namen, so wird er es euch geben.“ Er selbst ist unser Altar, auf welchem wir unser Räucherwerk darbringen: er selbst ist unser Priester, und zugleich das Opfer für die Sünden der ganzen Welt, das ist, der ganzen Kirche, oder aller derer, die im rechten Glauben zu ihm kommen. Ich sage nicht die Sünden der Welt, welche Christum hasst, und fortfährt sich der Sünde zu rühmen. Denn so wie das Blut Christi hinreichte, den Vater zu versöhnen, selbst wenn mehr als zehntausend Welten auf unzählbare Weisen sündigten: so würde doch, selbst wenn hunderttausend Christi leiden würden, demjenigen kein Heil zu Teil, der nicht von der Sünde abließe, oder nicht sein Heil auf Christum setzte, sondern auf seine Werke, oder auf einen andern Beistand als denjenigen Christi. Daher gereicht dasjenige, was bis jetzt vom Evangelist gesagt worden, den Heuchlern, welche ihre Hoffnung auf ihre eigene Werke setzen, zu ihrer Demütigung und zu ihrer Verdammnis; damit sie sich als Sünder bekennen, und sodann nicht auf ihre eigene, sondern auf Christi Gerechtigkeit vertrauen. Nun kommt der Brief auf Andere zu sprechen, deren Glaube nur Schein ist, und der Frucht ermangelt. Aber von diesen in folgender Rede.

1)
Novatus oder Novatian war Presbyter zu Rom. Ums Jahr 251 erhob er sich gegen den damaligen Bischof Kornelius, der diejenigen, welche in den Zeiten der Verfolgungen vom Glauben abgefallen waren, wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen und wurde von seiner Partei zum Gegenbischofe erwählt. Die nach ihm genannte Sekte stieß alle Todsünder unwiderruflich aus der Kirche, als einer Gemeinde der Heiligen und Reinen, ohne ihnen jedoch die Mahnung zur Buße und die Hoffnung auf die göttliche Barmherzigkeit entziehen zu wollen. Sie hoben die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche auf und tauften die von derselben Übertretenden von neuem. Diese Partei, zum Teile mit Achtung behandelt, dauerte einige Jahrhunderte fort.
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